Spiel mit mir das Spiel
Eine HikaruxKaoru Story
Oneshot
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“Hikaru! Ich liebe dich!”
Endlich habe ich es gesagt. Die drei magischen Wörter, die sich seit Monaten in mein Herz gebrannt hatten und mir ständig auf der Zunge lagen, sobald wir alleine waren. Aber warum, Onii-chan, warum sagst du nichts? Warum siehst du mich so an?
“Ich weiß, Kaoru...” sagst du traurig zu mir, machst auf dem Absatz kehrt und verschwindest in der endlosen Dunkelheit.
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Schweißgebadet schreckte Kaoru hoch. Panisch sah er sich in dem Zimmer um, dass er sich mit seinem großen Zwillingsbruder Hikaru teilte.
°Nur... nur ein Traum....° stellte er erleichtert fest. Er seufzte auf und rieb sich seine schmerzenden Schläfen.
°Schon wieder diese pochenden Kopfschmerzen... Die bringen mich noch irgendwann mal um...°
Mit einem gezielten Handgriff schnappte sich Kaoru den Wecker vom Nachttisch und besah sich die Uhrzeit. 2:34 zeigte die Funkuhr an! Er ließ den Wecker sinken und sein Blick wanderte zu seiner rechten. Dort lag er. Sein großer Bruder. Sein Ebenbild. Sein Hikaru. Er war ihm so nahe, und doch so fern.
Wieder seufzte Kaoru und beobachte Hikaru’s schlafende Silhouette. Sanft hob und senkte sich der Körper unter dem gleichmäßigem Atmen. Mit einem verträumten Lächeln im Gesicht fing der Jüngere an, seinem Bruder sanft über die Wange zu streichen.
Doch er wurde knallhart wieder in die Realität zurückgeholt, als sich seine Kopfschmerzen wieder meldeten. Mit einem leisen Stöhnen griff Kaoru sich wieder an den Kopf.
°Ich brauch ne Tablette, sonst überleb ich die Nacht nicht...° Gedacht, getan. Mit einer eleganten Bewegung schwang er sich aus dem Bett und zog sich den Morgenmantel über.
°Im Bad müsste noch etwas sein...°
Also schlich Kaoru so leise wie möglich ins Bad, dass direkt an ihr Zimmer angrenzte. Doch da hatte er die Rechnung ohne die Türscharniere gemacht. Just in diesem Augenblick meinte das Ding, es müsste ein Quietschkonzert der besonderen Art geben.
Kaoru war auf diese “Konfrontation” nicht vorbereitet und stolperte vor Schreck rückwärts. Mit einem Aufschrei fiel er nach hinten und konnte sich gerade noch an dem Tisch festhalten. Wie eine Skulptur stand Kaoru nun da und wagte es nicht, sich zu rühren. Langsam glitt sein Blick zu Hikaru.
Doch dieser schien von dem ganzen Lärm überhaupt nichts mitbekommen zu haben. Er wälzte sich nur von der einen Seite zur anderen. Mehr war aber auch nicht drin.
°Mann, ich könnte hier ne Herde Elefanten durchtreiben und nicht mal das würde diesen Baka wecken...°
Nachdem Kaoru sich wirklich sicher war, dass sein Bruder noch schlief, setzte er seinen Weg ins Bad fort. Er öffnete dort den Spiegelschrank und holte die Schachtel mit Schmerztabletten heraus. Doch nach ein paar Sekunden schmiss er die Schachtel genervt in den Mülleimer.
°Hikaru... Kannst du nicht mal eine leere Schachtel in den Mülleimer schmeißen?!° Doch er konnte seinem Zwilling nicht wirklich böse sein. Auch wenn er jetzt indirekt Schuld daran war, dass er die Kopfschmerzen noch länger aushalten musste. Aber was sollte er schon tun? Er liebte ihn doch. Und das nicht nur auf brüderliche Art und Weise. Nein, er liebte ihn nicht als Bruder, sondern als Mann, als Mensch. Wie oft hatte sich Kaoru vorgestellt, dass Hikaru dasselbe für ihn empfinden würde. Doch das alles wird für ihn weiterhin ein Traum bleiben, ein viel zu schöner Traum.
Nachdenklich betrachtete sich Kaoru im Spiegel.
°Wie kann man sich auch in sich selbst verlieben? Ist ja auch ganz schön egoistisch. Wir sind ja kaum voneinander zu unterscheiden.° Wieder seufzte er und strich über das kalte Glas des Spiegels.
°Ob sich Hikaru auch so kalt anfühlt...?°
“Kaoru? Kaoru, wo bist du denn?”
Erschrocken fuhr Kaoru zusammen. Langsam blickte er zur Tür des Badezimmers. Hikaru stand nur mit seine Boxer bekleidet im Rahmen. Mit dem linken Arm am kalten Holz anlehnend blickte er fragend seinen kleinen Bruder an.
“Was tust du denn da?”
Mit einem leichten Rotschimmer um die Nase fing der Jüngere an zu stammeln.
“Ähm... ich äh... Ich hatte... so... furchtbaren.... öhm... Durst! Und da bin ich ins Bad gegangen, um was zu trinken!”
Unglaubwürdig blickte Hikaru seinen Bruder weiter an. Dann zeigte er nach hinten, ohne ein Wort zu sagen. Kaoru folgte seiner Geste mit den Augen und stellte entsetzt fest, dass auf dem Tisch alle möglichen Arten von Getränken standen. Vom Fruchtsaft, bis zum stillen Wasser war alles da.
Nun nahm der Rotschimmer um Kaoru’s Nase einen deutlicheren Ton an.
Langsam ging Hikaru auf seinen kleinen Bruder zu. Als er nur noch zwei Schritte von ihm entfernt war, machte er halt. Besorgt musterte er Kaoru.
“Du, Kaoru, irgendwas stimmt mit dir nicht...“
“Wa... Was sollte denn nicht stimmen? Ist doch alles in Ordnung...“
“Geht’s dir nicht gut? Bist du krank?“
“Na ja... Ich hab ein bisschen Kopfschmerzen...“
Mit einer schnellen Bewegung packte Hikaru seinen Bruder an den Schultern und zog ihn zu sich in die Arme. Die eine Hand legte er an Kaoru’s Hinterkopf, die andere auf seinen Rücken und drückte sein Ebenbild an sich.
Kaoru erschrak fürchterlich. Nun, sein Bruder hatte ihn schon oft in seine Arme geschlossen, aber nicht so!
“Hi... Hikaru... Was machst du da?”
“Warum lügst du mich an? Warum sagst du nicht gleich, dass es dir nicht gut geht? Du kannst mir doch alles erzählen, dass weißt du doch...”
Erschrocken weiteten sich Kaoru’s Augen, aus denen kurz darauf Tränen kullerten. Er vergrub sein Gesicht in Hikaru’s Brust.
“Weil... weil das meine Schmerzen sind... Ich möchte nicht... dass du dir ständig um mich Sorgen machen musst, nur weil ich schwächer bin als du...”
“Du bist doch nicht schwächer als ich! Was erzählst du nur wieder für einen Unsinn...”
Eine Weile standen die beiden einfach nur da, ohne sich zu bewegen. Hikaru wusste, wenn er jetzt einfach gehen würde, würde sein Bruder ihm das nie verzeihen. Doch er wüsste auch nicht, was er hätte sagen können. Also blieb er still und ließ den Mantel des Schweigens über sie gleiten. Der einzige Laut, der zu hören war, war manchmal das Schluchzen Kaoru’s, der sich an der Brust seines geliebten Bruders ausweinte.
“Kaoru... Lass uns wieder ins Bett gehen. Vielleicht vergehen dann auch deine Kopfschmerzen wieder.”
Dieser nickte nur. Also löste sich Hikaru wieder von ihm und ging zurück ins Zimmer. Kurz betrachtete sich Kaoru noch einmal im Spiegel. Er sah sich selbst in die geschwollenen, verheulten Augen.
°Kaoru Hitachiin, du bist ganz schön egoistisch...°
Nachdem er sich noch kurz das Gesicht gewaschen hatte, ging er ebenfalls zurück ins Zimmer.
Hikaru hatte sich schon längst wieder ins Bett zurückgelegt. Als er bemerkte, dass Kaoru wieder da war, hob er die Bettdecke ein Stück an und bedeutete ihm, sich zu ihm zu legen. Leicht verwirrt, was sein Bruder denn jetzt wieder vorhatte, legte er sich zu seinem Zwilling. Nach einer kurzen Stille ertönte leise Hikaru’s Stimme.
“Hast du immer noch Kopfschmerzen?”
Die hatte der jüngere doch fast vergessen! Jetzt meldete sich auch wieder das Pochen in seinem Kopf. Er stöhnte wieder leise auf und schloss verkrampft die Augen.
Das war für Hikaru Antwort genug. Mit einem schnellen Griff zog er sein Ebenbild an sich. Er wusste nicht, welches Chaos er damit in seinem kleinen Bruder auslöste.
Für Kaoru war dieses Gefühl, in seinen Armen zu liegen, gleichzeitig wunderschön, aber er verabscheute es auch. Tat er es nur, um ihn zu trösten? Oder steckte ebenfalls mehr dahinter? Kaoru war sich seiner Gefühle für seinen Bruder schon lange bewusst. Er wusste, dass er ihn liebte, aber tat es Hikaru auch?
Die Schmerzen in seinem Kopf wollten kein Ende nehmen und wurden immer unerträglicher. Langsam wurde Kaoru davon richtig benebelt. Er bemerkte nicht mal, dass er anfing, Selbstgespräche zu führen.
“Was soll ich nur tun? Das ist doch gegen jede Norm. Vater würde mich enterben, wenn er das wüsste...”
Hikaru wurde hellhörig. Was erzählte Kaoru da nur?
“Kaoru... Was erzählst du da?”
Mit einem Schlag wurde dem Kleinen bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Er schubste Hikaru von sich, setzte sich auf und sah beschämt aus dem Fenster. Hikaru setzte sich nun ebenfalls auf und besah besorgt seinen Bruder an.
“Was ist los?”
Traurig schweifte Kaoru’s Blick zu dem Menschen, den er so sehr liebte.
“Es ist gegen jede Norm. Es geht einfach nicht...”
Hikaru’s Augen weiteten sich. Er verstand! Da konnte er noch einmal Kaoru’s Stimme vernehmen.
“Ich liebe dich, Onii-chan. Ich liebe dich so sehr... Nicht als Bruder, sondern als der Mensch, der du bist. Ich möchte für immer bei dir sein. An deiner Seite. Ich möchte dich berühren, dich küssen... vielleicht auch darüber hinaus, ich weiß es nicht...”
Hikaru lauschte dem Vortrag seines kleinen Bruders. So war das also. Darum sah sein Onii-chan in letzter Zeit immer so bedrückt und traurig aus. Kurze Zeit überlegte er, dann schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht.
“Du, Kaoru... Hast du immer noch Kopfschmerzen?”
“Hä? Ähm... Ja, wieso?” °Warum gibt er mir keine Antwort, dieser Baka?!°
Plötzlich wurde Kaoru von seinem Ebenbild auf das Bett zurückgedrückt. Nun lag Hikaru halb über ihm. Er strich ihm durch das Haar.
“Ich kenne da ein Spiel, dass deine Kopfschmerzen verschwinden lassen kann...”
Noch bevor Kaoru irgendwas erwidern konnte, hatte Hikaru seine Lippen auf seine gelegt. In ihm drehte sich alles. Was tat sein Zwilling da nur? Er war nicht in der Lage, den Kuss zu erwidern. Kaoru war einfach zu verwirrt.
Langsam löste Hikaru den Kuss wieder und betrachtete das verwirrte Gesicht seines Bruders.
“Hi... Hikaru, was sollte das?”
“Wonach sah es denn aus?”
“Du... du hast mich geküsst...”
“Stimmt. Und? Immer noch