Fanfic: Chroniken der Toten

Kapitel: Überlebende einer Schlacht

Ein helles Surren erklang, als ein winziger Bolzen direkt am rechten Ohr von Tiger vorbeischoss.
Diesmal hatte er Glück gehabt, denn wäre der Bolzen nur ein paar Zentimeter weiter links gewesen, wäre sein Ohr unter einem Schwall von Blut abgetrennt worden. Doch war er in diesem Kampf nicht gerade von Glück gesegnet gewesen, denn viele hier erlittene Narben und Wunden werfen einen rötlichen Schimmer auf sein Gesicht.
Und sogar seinen rechten Mittelfinger hatte er in den letzten Stunden verloren. Doch um ein Schwert zu führen reichten ihm neun Finger allemal.
Seinen langen, schuppigen Schwanz musste er in seine etwas zu enge Rüstung stopfen, damit ihn seine Gegner nicht abschlagen konnten.
Zwar wächst einem Drakonier der Schwanz wieder nach, doch nur unter fast nicht auszuhaltender Qual. Jedoch sind sie vergleichbar mit denen die er jetzt auszuhalten hatte, denn seine Rüstung war nicht nur sehr eng, sondern auch ziemlich schwer.
Aber das musste sein, da seine schuppige Haut gegen einen Angriff der Lex eher einen minderwertigen Schutz darstellt.
Dennoch tragen nicht viele der Drakonier solch eine starke Rüstung, denn ihre Herstellung erfordert neben einer gewissen Zeit auch sehr viel Material. Daher ist es einfachen Soldaten nicht einmal vergönnt den geringsten Schutz zu tragen, sondern muss sich voll und ganz auf seinen schwachen Schuppenpanzer verlassen. Denn ihr einziger Zulieferer von Erz, die Zwerge, lassen sich nur selten blicken und wenn, dann haben sie bereits viel dieses wertvollen Rohstoffes an Diebe und manchmal auch an die Lex verloren.
Und so ist einzig den Generälen solch ein Harnisch vorbehalten. Doch auch trotz dieses Panzers blieb der echsenartige Körper von Tiger nicht unverletzt.
Überall in seiner Rüstung waren Schnitte aus denen langsam und vorsichtig rot glänzendes Blut tropfte. Insgesamt wirkte sein sonst dunkelgrüner Körper, durch das Blut seiner Feinde und seiner selbst, heller und schimmerte durch die Sonne, die sich auf seiner Rüstung spiegelte leicht silbrig.
Auf seinen Wangen jedoch war eine Kriegsbemalung zu sehen, die ihm mit Asche aufgemalt worden ist. Auf seiner rechten Wange erkannte man drei wagrechte ´Balken, die allen anderen seinen Rang, den eines Generals, zeigten. Somit war er eine der wichtigsten Personen in dieser Schlacht. Seine linke Wange dagegen zierte ein silbernes Pentagramm.
Dieses war eigentlich nur für den Fall des Todes von Nutzen, denn durch Dieses Zeichen konnte man erfahren woher er kam. Jede Stadt der Drakonier besitzt ihr eigenes Zeichen und ist somit unverkennbar von den anderen zu unterscheiden.
Doch diese Methode ist nicht besonders wirkungsvoll. Zum einen verwischt die Asche äußerst schnell und es können somit völlig neue Figuren entstehen. Zum anderen ist die besagte Asche nicht wasserfest.
Und so passierte es häufig nach einem Wolkenbruch, dass das Schlachtfeld voller Drakonier Leichen war.
Die Lex jedoch konnten ihr Gefallenen auf eine viel simplere Art und Weise zuordnen. Jeder Familienstammbaum besitzt nämlich eine eigene Einfärbung der Chitinhülle, die ihren Körper umgibt.
Dieser Körper ist zwar nur ungefähr dreimal so groß wie der Kopf eines ausgewachsenen Drakoniers und besitzt mehr Haare als ihre Feinde am gesamten Körper, doch ihre acht Beine sind dagegen von einer unglaublichen Größe.
Ihre Länge geht bei älteren Exemplaren ihrer Rasse von dem 25fachen ihrer Körperlänge, bis hin zu den Jüngeren, deren Beine gerade einmal so lang sind wie die Armlänge eines Drakoniers.
Zusätzlich sind sie messerscharf.
Obwohl ihre Beine eine gefährliche Waffe ist, ist es gleichzeitig ihre größte Schwachstelle und somit natürlich besonders gut geschützt, durch die Ausrüstung die sie von den Zwergen erbeuten konnten.
Dieser sehr gute Panzer macht es für die Drakonier schwierig einen Lex zu fall zu bringen, doch finden sie immer wieder Mittel und Wege ihr Rüstung zu durchbrechen.
Und das ist das Beste was sie tun können, denn wenn ein Lex einmal ein Bein verloren hat, dann geht er zu Boden und ist allem ausgeliefert, was die Drakonier ihnen antun könnten. Doch je mehr Verluste die Lex erleiden, desto schlauer werden sie und schützen sich genau da, wo sie das letzte Mal stark getroffen wurden.
Da sie sechs separate Augen besitzen, mit denen sie ihre gesamte Umgebung jederzeit im Blick haben, ist es ihnen schließlich auch möglich, sich nicht nur auf ihre Verteidigung zu konzentrieren, sondern auch die Taktiken ihrer Gegner im Auge zu behalten.
Und genau aus diesem Grund dauert dieser Krieg nun auch schon mehrere Jahrzehnte an. Und auch diese Schlacht scheint nach den zwei bereits verstrichenen Stunden noch immer kein Ende nehmen zu wollen.
Zwar gibt es auf beiden Seiten bereits viele Verluste, doch schienen die Drakonier langsam die Oberhand zu gewinnen.
Der Bolzen, der an Tigers Ohr vorbeigeschossen ist traf in das Bein eines hinter ihm stehenden Lex. Er kam von Andor, einem Krieger einer Spezialeinheit, die Draks, wie die Zwerge sie nennen, die sich auf den Umgang mit der Armbrust spezialisiert hat und einem sehr guten Freund von Tiger.
Ein leises „Danke“ murmelnd sprang Tiger zur Seite, um nicht von dem fallenden Körper des Lex erschlagen zu werden. Ein weiterer Lex raste mit gewaltigen Schritten auf seinen Kumpanen zu, um ihn zu beschützen, doch ein weiterer Bolzen schoss auf diesen zu und bohrte sich in eines seiner Augen. Doch das schien ihm nichts auszumachen und er lief einfach weiter.
Tiger hatte keine Wahl.
Mit einem gewaltigen Satz brachte er sich zwischen die beiden Lex und erwartete den herannahenden mit gezücktem Schwert in der einen und einem kleinen Rundschild in der anderen Hand.
Der Lex war bereits fast bei Tiger angekommen, da flog ein weiterer Bolzen über ihn hinweg. Trotzdem brachte ihn auch dieser nicht zu Fall. Allerdings dieses Mal lieferte der Schuss einen bedeutenden Vorteil für Tiger.
Wiederum war ein Auge verletzt worden. Und zwar das zweite des unteren Paares. Und somit blieb dem Lex kein Auge um direkt vor sich auf den Boden zu sehen. Tiger bemerkte seine Chance und rannte auf ihn zu.
Der Lex blieb trotz seiner verletzten Augen nicht stehen und lief unbeirrt weiter.
Tiger jedoch wich den vorderen Beinen des Lex aus und schaffte es sich exakt unter dem Körper seines Feindes zu platzieren.
Laufend um dem Tempo des Lex gleichzukommen hielt er seine Position unter dem Körper des Lex lang genug, bis dieser endlich an dem Körper seines verletzten Kameraden angekommen war, der eins seiner Beine in die Luft gestreckt hatte um ihm anzuzeigen, wo genau er war.
Kaum dort angekommen blieb er abrupt stehen und drehte sich um, um seinen Kameraden zu schützen. Doch genau in diesem Moment nutzte Tiger die Chance.
Er schlug mit aller Kraft die ihm noch geblieben war zu und hieb dem Lex den unteren Teil gleich zweier Beine ab.
Dieser konnte sich, durch den Verlust zweier Stützen nicht mehr halten und brach zusammen.
Tiger, obwohl er kaum noch Kraft hatte, streckte sein Schwert mit beiden Händen über seinen Kopf, da nun der Körper des Lex auf ihn hernieder zu stürzen drohte.
Als der Lex auf die empor gerichtete Klinge fiel entfuhr ihm ein Ton, heller als alles was Tiger bisher gehört hatte.
Völlig erschrocken lies er die Klinge los und hielt sich die Hände an die Ohren, in der Hoffnung, dass es bald aufhören würde.
Doch bevor dies geschah brach der Lex zusammen und begrub Tiger unter sich.
Tiger selbst wurde ohnmächtig und bekam vom Rest der Schlacht nichts mehr mit.

„Hier liegt noch einer!“ hörte Tiger als er aufwachte.
Noch immer lag der Leichnam des Lex auf ihm, doch da sein Körper nicht besonders groß war, gelang es Tiger ihn weg zu schieben um erst einmal auszuruhen.
Er blickte sich um.
Überall lagen Leichen beider Parteien, doch schienen die Lex bereits dabei zu sein ihr Brüder wegzuschaffen.
„Hier lebt noch einer!“ rief einer derer die „aufräumten“.
„Von uns?“
„Nein einer dieser Bastarde!“
Der Lex trat neben Tiger und sah mit dem unteren Augenpaar auf ihn herab.
„Aufstehen!“, befahl er ihm, doch hatte Tiger keinerlei Kraft mehr sich in irgendeiner Hinsicht zu bewegen.
Der Lex trat ihn mit der Vorderseite seines Beines in die Seite, doch das einzige, was Tiger tun konnte, war Blut husten und genau das tat er auch.
„Also gefährlich isser nich mehr. Vielleicht sollten wir ihn mitnehmen.“
„Oder wir essen ihn direkt hier.“, lachte einer der Lex.
Auch die anderen Lex begannen nun zu lachen, doch plötzlich erschien ein weiterer dieser und gebot ihnen zu schweigen.
„Wir haben eine Abmachung! Vergesst das nicht. Kämpfen ja, Gefangene nehmen oder noch Lebende mitnehmen, nein!“
„Da kümmert sich doch eh keiner drum. Außerdem, wem würds schon auffallen? Die meisten von diesen Bastarden bleiben doch eh hier liegen und verrottet!“
Nun wurde der scheinbare Befehlshaber wütend.
„Wagst du es meine Autorität in frage zu stellen? Wenn ja, ich habe kein Problem damit, einen weniger wieder zurückzubringen.“
Mit den letzten Worten warf er seinen Untergebenen auf den Boden und brachte eins seiner Beine gefährlich nahe über dem Hals dessen zum stehen.
Sofort wichen die Übrigen einen Schritt zurück und beobachteten das Schauspiel von weiter weg.
Tiger hatte sich indes mit Mühe aufgerichtet und lehnte an dem Körper des toten Lex.
Er hatte immer noch ein Pfeifen im Ohr von dem Ton, den der Lex ausgestoßen hatte, doch konnte er den Streit der beiden vor sich gut mitverfolgen.
Sein Schwert steckte noch immer in der Brust seines Feindes und sein Schild lag zerborsten neben ihm. Tiger hielt sich den rechten Arm, da der Lex ungünstig auf ihn gefallen war.
Obwohl er zusammengebrochen war, schienen seine Beine keine größeren Schäden davon getragen zu haben.
Seine enge Rüstung zwängte ihn weiterhin sehr ein und aus diesem Grund begann er nun sich
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