Fanfic: Kill me with Feeling

Kapitel: Schicksal

“Es ...stimmt wirklich? Es war kein Traum?”, würgte der anscheinend blitzschnell um zehn Jahre gealterte König von Aeythien hervor, als er seich aus den Laken des Bettes aufgestützt hatte.
Die Hebamme, die ebenso bedrückt wirkte wie der Herrscher, sah zu Boden und nickte zustimmend:
“Ihr habt es richtig vernommen ... Eure Frau ist bei der Entbindung gestorben, da es einige schwierige Komplikationen gab ...”
“Was für Komplikationen?”
Die völlig in weiß gehüllte Frau trat einen Schritt näher an das riesige, für einen König angebrachte, Bett und nuschelte etwas gedämpft weiter:
“Mein König, ihr solltet es Euch selbst ansehen ...”
Sie machte einen tiefen Knicks und wartete auf die Reaktion des Königs. Dieser starrte sie nur missverständlich an und meinte darauf kopfschüttelnd, so dass sich die verschwitzten grauen Haare aus seinem faltigen Gesicht lösten.
“Gut, gut. Geh schon voran. Ich komme gleich nach.”
Als die Krankenschwester das prunkvolle Gemach durch die Ebenholztür verlassen hatte, ließ sich der König zurück in das Kissen fallen.
Seine geliebte, wundervolle Frau mit der er jetzt schon zwanzig Jahre seines Lebens verbracht hatte, in der Hoffnung endlich einen Erben hervorzubringen, ist tot! Durch diesen so sehnlichste erhofften Erben!
Der Alte schüttelte noch einmal den Kopf, als könnte er das gestern erfahrene einfach herausrütteln und ungeschehen machen. Doch so tief der Schmerz auch saß, er wollte nicht vergehen. So fasste er allen Mut zusammen und kroch unter der Decke hervor. Den dunkelvioletten Morgenmantel hatte er noch von letzter Nacht an und zog ihn jetzt fest um seine schlaksigen Hüften um dann auf demselben Weg wie die Hebamme das saalartige Zimmer zu verlassen.
Missmutig schlurfte er über das helle Parkett des Flures, bis er das Ende erreichte. Um die Ecke gebogen war er an seinem Ziel.
Langsam uns so lautlos wie möglich öffnete er das Zimmer und trat ein. Es war leuchtend hell, was an den großen Fenstern lag, durch welche eine Fülle an Sonnenstrahlen eindrangen und sich an den weißen Wänden reflektierten. In der Mitte stand ein Bett, indem wahrscheinlich seine Frau gebärt hatte. Daneben standen -seltsamer Weise- zwei Kinderbettchen.
Von dem Bild erfasst, stürmte der König sofort auf die kleinen Wägelchen zu und klotzte fassungslos abwechselnd hinein.
In beiden lag jeweils ein Baby. Das rechte mit den zarten vereinzelten blonden Härchen schlief seelenruhig, während das andere, welches kohlenschwarzes dichtes Haar hatte, ihn aus großen rot flimmernden Augen gespannt anstarrte. Bevor der Alte seinen Gefühlszustand in Worte fassen konnte, meldete sich die Hebamme von vorhin:
“Das ist der Grund, wieso es Eure Frau nicht geschafft hat.”
Der König von Aeythien stützte sich auf den Rand eines Stubenwagens, um tief Luft zu holen.
“Da gibt es aber noch etwas ...”, sprach die weiße Frau unsicher weiter. Da der Herrscher nichts erwiderte, fuhr sie fort:
“Mir ist bei der allgemeinen Untersuchung etwas ...”, suchend nach den richtigen Worten ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen, “sehr ungewöhnliches, gar seltsames aufgefallen.” Da der König noch immer nichts erwiderte, immerzu nur in die Bettchen starrte, unterbrach die Hebamme auch nicht.
“...an den Mittelfingern - das eine Kind am Rechten, das andere am Linken haben sie ein hervorstechendes Mal, das wir uns nicht erklären konnten.”
Der Grauhaarige reagierte nicht sofort, wahrscheinlich brauchte er seine Zeit, das Erfahrene zu bearbeiten. Nach einer Weile griff er in einen der Wagen und sah sich die zwei kleinen Hänschen an und tatsächlich: Das blondhaarige Söhnchen hatte am linken Mittelfinger ein narbenähnliches Mal, das an ein Kreuz erinnerte. Das Selbe fand er bei dem anderen Kind, nur rechts.
Ruckartig wirbelte er herum und taxierte die Hebamme. Mit schroffer Stimme befahl er ihr:
“Es geht das Gerücht um, dass sich seit einigen Tagen ein Seher in der Stadt befindet! Bringt ihn mir auf der Stelle her, er soll dieses Zeichen der Götter deuten!”
Mit diesen Worten rannte er aufgebracht aus dem Raum, ohne einen letzten Blick auf seine neugeborenen Söhne.
Zu allem Überdruss kam ihm jetzt auch noch eine Wache entgegen, die ihn aufhielt.
“Was gibt es denn so dringliches?!”, herrschte er den schuldlosen Mann in der azurblauen Uniform an. Dieser salutierte kurz, wie es der Brauch war, um dann seine Nachricht zu überbringen:
“Im Empfangssaal ist ein Seher eingetroffen, der behaupten bei euch bestellt zu sein!”
Ungläubig zog der König eine Augenbraue hoch, äußerte aber nichts zu seiner Verblüffung.
“Lasst ihn in den Thronsaal bringen.”

Einige Zeit später, saß der König von Aeythien in voller Montur auf seinem hohen, aus purem Gold und Edelstein bestehenden Thron. Er sah noch immer sehr angeschlagen aus und musterte mit müden Augen seinen Besuch.
Vor ihm stand ein Mann, der genauso jung wie alt wirkte. Er trug ein pfirsichfarbenes Gewand, was von einigen weißen und dunkelblauen Perlen verziert wurde. In der gleichen Farbe schlang sich eine breite Binde um dessen Augen, die von hellvioletten, glatten Haaren umspielt wurde. Die Statur des Sehers war eher geschmeidig und grazil, statt gebückt, wie man es vielleicht von einem Weisen gewöhnt war.
“Aus welchen Land kommt ihr?”, begann der Herrscher das Gespräch.
“Ich komme aus Lazaroun, einem Reich östlich von hier.”
Der König kannte dieses Land nur zu gut, denn es wurde von seinem Neffen seit drei Jahren regiert und war der Verbündete von seinem eigenen Land Aeythien. Die Tatsache, dass der Fremde nicht aus Danvan’None kam, beruhigte ihn. Danvan’None war seit je her Feindesland und die Bewohner dieses Reiches genauso hinterhältig wie ihr König.
“Nun gut. Da du nun schon so schnell hier warst, will ich dir auch mit derselben Eile mein Anliegen schildern. Es geht um meine neugeborenen Söhne-”
Mit erhobener Handfläche brachte der Seher den König zum Schweigen.
“Ich weiß bescheid, sonst wäre ich ja auch nicht der Richtige für meinen Beruf. Bringt mich zu ihnen!”
Etwas vor dem Kopf gestoßen über die Unhöflichkeit des Fremden, der ihm anscheinend keinen Respekt entgegen zu bringen scheint, führte der alte König den Seher aus den in Blau und Gelb gehaltenen Saal, um ihn zu den Zwillingen zu geleiten.
Sogleich nahm der Seher vor den beiden Kinderwagen auf dem Geburtbett Platz und streckte die Handflächen über die mittlerweile beide wachen Babies. Der Grauhaarige zeigte dem Violetthaarigen die Male, was eigentlich unnötig war.
Abwartend setze sich der Herrscher auf einen der an der Wand platzierten Holzstühle und beäugte den Seher mit Spannung.
Dieser warf den Kopf in den Nacken, wobei auch seine Haare aus dem Gesicht glitten.
Die Hebammen mussten das Zimmer vorher verlassen, damit sich der Seher voll und ganz konzentrieren konnte. Dann endlich drangen Worte aus dem Mund des Sehers. Wie in Trance hallten sie in dem Kopf des Königs wider:
“Zwei Brüder, unterschiedlicher als Feuer und Eis...
als Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass ...
Verbunden durch die Sippe, verknüpft vom Schicksal,
bedeutet das Kreuz am Finger,
Zeichen der Toten;
Das Ende der Herrschaftslinie durch eigene Hand ...”
Eine totenstille lag in der Luft. So ruhig, dass man schon fast das Flüstern der Naturgeister hätte hören können, wäre der König nicht plötzlich aufgesprungen mit klirrendem Stuhl.
“Was soll das heißen, du Grünschnabel?! Ein Hochstapler! Genau das bist du!”
Vom Zorn ergriffen riss der König den zierlichen Fremden am Kragen des Gewandes in die Höhe und brüllte rot im Gesicht vor rage:
“Willst vom Leid anderer profitieren, was?! Immer das Gleiche mit euch ‘Weisen’!”
Der Seher jedoch schwieg das Schweigen der Toten weiter.
Darauf ließ der König ihn fallen und wütete zur Tür, die er mit großen Schwung aufriss, um die draußen ebenfalls auf Stühlen warteten Hebammen anzugeifern:
“Welches dieser beiden Kinder ist der zweitgeborene? Welcher ist der Mörder seiner Mutter?”
Entsetzt über den letzten Satz ihres Herrschers zuckten die Frauen zusammen.
“Aber mein hoher König, gnädiger-”
“Beantwortet meine Frage sofort, rasch!”
Hin- und hergefunden zwischen Recht und eigenem Leben, wispert eine der Frauen schließlich:
“Ihre Frau ... Sie hatte es im Gefühl und sprach schon Monate davon, dass es zwei Söhne werden würden. Sie wollte Euch eine Freude bereiten ... Den Einen, blonde Zwillingsteil, nannte sie in ihren letzten Atemzüge Frozen, wegen seiner eisgleichen Augen.
Den zweitgeborenen wegen seinem feurigem Temperament, dass sich in seinen aufrichtigen Augen widerspiegelt, solle Burnin heißen ...er ist der, der die Welt um einiges später erblickte ...”
Zunächst nahm der Grauhaarige einen tiefen Atemzug, wobei eine einzelne Träne ihre Bahn auf der faltigen Wange zog, um dann wesendlich besonnener zurückzukehren.
Doch da spürte er eine fremde Kraft an seinem Arm ziehen und eine heulende Frauenstimme drang an sein Ohr:
“Ihr dürft keines der beiden Kinder anrühren! Niemand ist ein Mörder, aber ihr seit einer, wenn ihr ihm wirklich etwas antun wollt.”
Kaltherzig schüttelte er die Frau von sich und trat an das linke Bettchen um das Söhnchen sachte herauszuheben. Dann drehte er sich übergab es den Seher mit den Worten:
“Es ist deins! Mach, was du willst mit ihm! Für das Volk hat es nie ein zweites Kind gegeben...”
Still schwang der galante Fremde auf, verbeugte sich und verließ den Raum ...


18 Jahre verstrichen, indem die beiden Kinder zu stattlichen jungen Männern heranwuchsen, ohne auch nur irgendetwas voneinander zu wissen ...
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