Fanfic: Kill me with Feeling

Kapitel: Der Krieger Burnin

(Burnin- sieht man ja schon in der Überschrift!)


Sie sah so ruhig aus, dass man denken konnte, sie schläft nur tief ...aber ich wusste es besser: Sie würde nie wieder erwachen. Mir nie wieder ihr sonnengleiches Lächeln schenken.
Vorsichtig strich ich der so zerbrechlich wirkenden Frau, die vor mir aufgebahrt in einem einfachen Boot lag und dieses engelgleiche himmelblaue Kleid trug, das ich doch so liebte, eine der kastanienbraunen Locken aus dem Gesicht.
Nun sollte letztendlich niemand sie bekommen. So hatte das Schicksal entschieden.
Erst jetzt bemerkte ich die feste Hand, die meine linke, mit einem tief schwarzen Mantel bedeckte Schulter festhielt.
Als ich an der Gestalt hinter mir hinauf sah, trafen mich die warmen braunen Augen, die nun so voller Trauer gefüllt waren.
Langsam richtete ich mich aus meiner knienden Haltung auf. Eigentlich wollte ich dem ebenfalls völlig in Schwarz gehüllten König von Vehuiah etwas sagen, ich wollte ihm Trost über den Verlust seiner Tochter, die gleichzeitig seit geraumer Zeit meine Verlobte war, spenden, doch der feste Knoten, der sich in meinem Hals festgesetzt hatte, wusste es zu verhindern.
So starrte ich ihn bloß hilflos aus meinen rubinfarbenen Augen an.
Ohne ein Wort senkte der König sein Haupt, wendete sich zum Gehen. Und ich stand da, wie ein verlassenes Kind, das seine Mutter verloren hatte. Welch Ironie: Denn ich hatte wirklich keine Mutter. Mein Vater Jadil, Herrscher über Lazaroun, hatte mir nie von ihr erzählt.
Aber im Augenblick war ich ihm recht dankbar darüber ...ein Mensch weniger zum Verlieren ...wenn sie nicht gar schon tot war.
Der Vater meiner verstorbenen Geliebten reihte sich zu den anderen Trauergästen und fand neben meinem Vater Platz. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, was mir frostig süße Schauer über den Rücken jagte.
Schweren Herzens wendete ich mich wieder dem schlagenden Engel zu, um mich über sie zu beugen, zärtlich über ihre Wange zu streicheln, ihre Lippen mit den meinen zu versiegeln. Ein letztes Mal ...
Dann ließ ich von ihr ab, damit der Bestatter herantreten konnte. Der weiß gehaltene Priester der Toten hielt eine brennende Fackel in der Hand, welche er nunmehr nieder sank und das Stroh, auf welches meine Verlobte gebettet war, entzündete.
Das war zu viel. Es hieß zwar, man sollte nicht um Verstorbene Weinen, da sie dadurch nicht zur Ruhe kommen können, doch auch ich brach in stillen Tränen aus.
Gemeinsam schoben der König von Vehuiah, deren Frau, am gesamten Körper bebend, mein Vater und ich das Boot in das offene Meer.
Noch eine ganze Weile sahen wir dem brennenden Boot zu, wie es von dem Meer hinfort gezogen wurde.
Plötzlich begann es zu regnen. Seit heut morgen war der Himmel schon mit dickten Wolken bestückt, dass es uns nicht wunderte.
Wenn es am Totenfest regnete, ist der Verstorbene nicht gern gegangen.
Die ersten Gäste gingen darauf. Sie wollten endlich ins Schloss, da die Kälte fast unerträglich war.
Außerdem war ich mir sicher, dass einige nur wegen des Totenmahles gekommen waren.
Irgendwann standen nur noch ich und mein Vater da.
Eine innere Leere erfüllte meine Seele und die Kälte schien meine Gefühle vereisen zu wollen. Welch süßer Schmerz, der als einziger nicht weichen wollte ...
Ein Räuspern drang an mich, das ich wie durch einen Schleier der Trance wahrnahm.
Als ich mich dem Ursprung zuwendete, sah ich zwei verschiedenfarbige Augen - eines goldgelb, das andere in einem Blaugrün, die mich herausfordert anfunkelten.
Mein Vater war fast einen Kopf größer als ich. Seine Haare waren im Gegensatz zu meinen rückenlang und hatten in etwa die Farbe des Mondes. Sie fielen locker in Wellen um seine männliche Statur, um das spitz zulaufende Gesicht. Die Spitzen waren in einem weinrot gefärbt - ich hatte ihn bis jetzt noch nie nach der Ursache gefragt.
Ich wusste, was kommen würde. Davor gab es kein Zurück, auch wenn ich mich gerade überhaupt nicht in der Verfassung darüber zu diskutieren befand.
Mein Vater kreuzte die Hände hinter dem Rücken und kam ein Stück näher.
“Was wirst du jetzt tun, Burnin?”
Ich hörte es genau, wie der König versuchte den natürlichen arroganten Klang seiner Stimme zu verbergen, um ganz unwissend zu klingen.
“Ich weiß nur zu gut, dass ich einen Rivalen in Aeythien hatte, den Prinzen, der ebenfalls um Jantishas (seine verstorbene Verlobte) Hand angehalten hatte. Aber sie hat sich für mich entschieden und ich bezweifle, dass der Prinz so wenig Ehre im Leib hat und wegen eines Zurückwieses so einen widerwärtigen Mord begeht”
Ungläubig schüttelte mein Vater den Kopf, was mich schon ein bisschen zornig machte, aber das nächste, was er sagte und das mit so einem spöttischen Unterton, trieb es auf die Spitze:
“Bist du denn wirklich so naiv? Glaubst du tatsächlich, das jeder Prinz und König Ehre besitzt? Das Siegel der Mordwaffe ist eindeutig das Wappen des Herrschaftshauses von Aeythien! Du solltest endlich Vernunft annehmen und deine Sichtweise von einer schönen, heilen Märchenwelt ablegen! Spätestens der Tot deiner Märchenprinzessin muss dir doch die Augen geöffnet haben!”
Was bewegte diesen Mann nur, der mir gerade so fremd vorkam, so verbittert zu reden? So ...verletzend zu sein? Ich wusste ja, dass ich meistens nur das Gute im Menschen sehen wollte, da ich davon überzeugt war, dass es auch in Jedem vorhanden war.
Es schmerzte sehr, so qualvoll in die Wirklichkeit gerissen zu werden. Vielleicht hatte der Tod meiner geliebten Jantisha ja einen Grund gehabt. Mir die Augen zu öffnen?
Ich war nicht fähig, etwas zu erwidern, denn ich fühlte wieder diese hoffnungslose Leere in mir... Wie als wäre ein Teil mit ihr gegangen und würde nie wieder zurückkehren...

So folgte ich meinen Vater zurück in unser Schloss. Dort war der riesige Garten, der sich vor dem Schloss erstreckte, indem Jantisha sich so gern aufgehalten hatte. Jetzt waren die Pflanzen von einem frostigen Tau umwoben, der ihnen Blätter und Blüten herunterdrückte, so das es aussah, als würden sie alle mit mir trauern.
Langsam schritt ich über den breiten, gepflasterten Weg, der sich durch den Garten zum Schlosstor bahnte.
Ich sah sie noch immer zwischen den hohen Rosenbüschen springen, mit ihrer gazellenhaften Art und in ihrem himmelblauen Gewand. Sie rief mich, ganz leise. Rief meinen Namen, ihr zu folgen.
Zu folgen...

In dieser Nacht, als mich Alpträume davon abhielten einzuschlafen, fasste ich einen Entschluss:
Der Tot von Jantisha durfte nicht ungesühnt bleiben! Und wenn ich dafür in den Krieg ziehen müsste.
Doch erlangte ich auch noch einen anderen: Ich wollte endlich meinen Pflichten als Thronfolger nachkommen, den Träumer Burnin ablegen, für den Krieger Burnin, dessen Herz kälter als Eis sein sollte.
Was hatte das Träumen gebracht? Ich allein war an Jantishas Tod verantwortlich. Als zukünftiger Gatte hätte ich meinen Engel beschützen müssen vor den reißenden Dämonen, die uns unser Glück nicht gönnten.
Wo war ich, als sie in den Wald ausritt, um die Waldtiere mit Früchten, vorwiegend Kastanien, zu füttern, weil bereits der Winter anstand!
Es war unumstößlich meine Schuld. Und der Preis dafür war die finstere Leere, die sich um ein Herz wand, es zu zerdrücken drohte.
Um nie wieder die Wärme der Liebe zu spüren...
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