Fanfic: Kill me with Feeling

Kapitel: Zwei Löwen, die sich erstechen

(Frozen)


Leblos viel auch der letzte Soldat von Danvan’Nones Armee zu Boden. Mit einer lockeren, gekonnten Handbewegung zog ich meinen nachtschwarzen Chakram aus dem widerwärtigen Leichnam, um dann die scharfe blutbefleckte Klinge an dem Umhang des Gefallenen abzuwischen.
Mehr aus Routine heraus als aus Hoffnung ließ ich meinen Blick über die flache Einöde schweifen. Wie ich es erwartet hatte war ich wie fast immer der einzige Überlebende und hatte nich einmal einen Kratzer. Wieder einmal hatte ich die Heere von Davan’None erfolgreich in ihrer Schranken gewiesen.

Weder froh, noch erleichtert über diese Erkenntnis schwang ich mich auf den sattellosen Rücken von Lucien, meinem rabenschwarzen Pegasus. Seine rubinartigen Augen funkelten kurz auf und dann erhob er anmutig seine gefiederten Schwingen und schon schwebten wir in hohen Lüften. Lucien war wie ich - trostlos, gefühlstot, ein einzigartiger Außenseiter, der darüber nicht einmal böse war. Vielleicht sogar ganz froh.

Ich war ein exzellenter Kämpfer, das wussten ich und alle anderen. Ich habe keinerlei Skrupel einem Menschen seines Lebens zu berauben, aber ist mir der Krieg doch egal. Ich befolge einzig und allein die Befehle meines Vaters, wie ich es schon immer tat. Wieso sollte sich das auch ändern?

In Gedanken versunken ließ ich mich von meinem schwarzen Pegasus gen Heim tragen, während die im Wind aneinander schlagenden Metalspitzen der festen Kette um den Hals meines Gefährten hypnotisierende Geräusche von sich gaben.

“Endlich bist du wieder daheim!”, hörte ich meine Ziehmutter erleichtert aufstöhnen, als ich von Lucien abstieg. Freudig fiel mir die kleine, großbusige Frau um den Hals. Desinteressiert starrte ich in irgendeine Richtung und ließ die Tortur über mich ergehen. Nach einer Weile ließ sie endlich von mir ab und richtete ihr Gewand.

“Ich bin so froh, dass euch nichts geschehen ist! Aber... Seid ihr etwa der einzigste Überlebende?”

“Die Armeen von Davan’None sind viel stärker als unsere eigenen. Und ohne die Unterstützung von Lazaroun haben unsere Heere keine Chance... Die einzigen Schlauen waren die Kampftiere... Sie sind schon am Beginn der Schlacht durchgedreht und ausgerissen. Sie haben gespürt, dass sie keine Chance haben.”

Bei meiner Zusammenfassung bemerkte ich, wie meine Amme bei dem Wort “Lazaroun” zusammenzuckte, doch als Antwort bekam ich nur ein ängstliches: “Du sollst dich beim König melden. Sofort, sagte er!”

Wie immer gehorchte ich aufs Wort und machte mich auf den Weg, der mich zwischen zwei riesigen Grünanlagen, stufenartig aufgebaut entlang lenkte, direkt auf das immense Schloss zu. Daran sollte wohl jeder erkennen können, wohin die Gelder, die bei den Heeren fehlten, geflossen sind. Wenn ich ehrlich war, hasste ich dieses Grünzeug. Ist es doch nur ein Trugbild, das irgendwann verwelkt.

Vor dem Schlosstor musste ich noch einige Stufen aus weißen Marmor erklimmen, bis ich endlich den großen Eingangssaal erreichte, um geradewegs auf die purpurne Tür, die zwischen zwei Treppenaufgängen thronte, zuzusteuern. Beide Hände klatschten gegen je einen Flügel der Tür und ohne in meinem Gang zu stoppen, drückte ich sie auf. Dann befand ich mich in dem großen, länglichen Audienzsaal meines Vaters. Der weinrote Teppich, der an den Seiten golden eingesäumt war, führte mich zu dem durch ein Podest erhöhten Thron aus purem Gold, in dem der König saß und mich schon seid meines Eintretens mit seinem Blick fixierte.

“Bist du endlich zurückgekehrt? Erstatte mir Bericht.”, befiehl er mir sogleich, ohne irgendeine weitere Begrüßung. Wie ich es gewohnt war, kniete ich mich in einem gewissen Abstand vor meinen Vater und begann meinen Bericht: “Nun, wir haben alle feindliche Truppen besiegen können, jedoch waren die geforderten Truppen von Lazaroun nicht gekommen, was einem Bruch des Abkommens bedeutet-”

Forsch viel mir mein Vater ins Wort: “Du solltest mir nicht sagen, was es bedeutet, sondern einfach nur das Geschehen wiedergeben!”

“Jedenfalls gibt es keine Überlebenden außer meiner Wenigkeit, eure Hoheit.”

Die rauen Gesichtzüge des Königs glätteten sich etwas und er erhob sich, um auf mich zuzulaufen und mir eine seiner gebrechlichen Hände auf die Schultern zu legen. Tiefschürfend sah er mir in die Augen und verdeutlichte mir mit seiner kränklichen Stimme: “Weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin? Du bist ein ausgezeichneter Krieger und weißt dein Land zu verteidigen! Und selbst wenn sich Lazaroun gegen uns stellt, habe ich keine Furcht, dass wir verlieren werden.
Weißt du, während du im Krieg warst, ist die bezaubernde Prinzessin Jantisha von uns gegangen...”

Ich wusste, dass ich jetzt hätte sollen betroffen sein, denn immerhin war ich einer ihrer Freier, aber es bedeutete mir nichts. Die Idee, Jantisha zu ehelichen stammte sowie so von meinem werten Vater. So könnten wir das zurzeit noch neutral eingestellte Vehuiah auf unsere Seite bekommen. Aber der Prinz von Lazaroun kam uns zuvor - ob nun aus Liebe, oder aus denselben Beweggründen wie die meinigen - sei’s drum! Da ich dachte, dass mein Vater seine Rede nicht beendet hatte, schwieg ich weiter und lauschte seinen Worten, die folgten.

“Natürlich ist mein Neffe sofort in der Annahme, dass wir den Mord zu verantworten haben! Wie kann er unsere Sippe nur so hinterhältig verraten! Vielleicht war er es gar selbst, damit er endlich einen Grund hat gegen mich zu ziehen!”

Euphorisch richtete sich der alte König auf und lief erregt im Saal umher. Auch ich änderte meine kniende Haltung in eine stehende, jedoch ließ ich mich nicht von meinen Gefühlen mitreißen. Von welchen sollte ich es auch?

“Hat man denn Beweise, dass der Mord an Jantisha von Aeythien ausging?”, warf ich in den Raum. Eilends taxierte mich mein Vater wieder und donnerte: “Das ist es ja eben! Die Mordwaffe soll angeblich ein Dolch mit dem Königssiegel gewesen sein! Aber außer dir und mir besitzt niemand mein Wappen! So erkläre mir bitte...” Mein Vater kam mir bedrohlich nahe, was mir überhaupt nicht zusagte, doch wich ich nicht zurück.

“... Woher kommt dieser Dolch, Frozen?”

Natürlich hatte ich keine Antwort auf diese Frage. Meine Hand glitt an den Tragering meines Gürtels, um sich zu versichern, dass mein Dolch noch an seinem rechtmäßigen Platz war. Und dies war er! Sicher zog ich ihn aus der silbernen Scheide und reichte ihn meinem Vater. Dieser konnte nur fragend auf den Gegenstand starren und war nicht fähig eine Antwort zu geben.

In diesem Moment schwangen die großen Flügel der Saaltür auf und einer der Grenzboten stolperte in den Saal. Hinter ihm erkannte ich eines der weißen Pegasustiere in den Saal schielen. Wie ein Wasserfall sprudelte es aus dem völlig außer Atem seienden Mann heraus: “Feindliche Truppen haben die Grenzen überschritten! Lazaroun hat und den Krieg erklärt!”

Mit zitternder Hand zog er einen Gegenstand, eingewickelt in einem blassen Tuch, aus seiner Tasche und entfernte die Textile. Zum Vorschein trat ein einfacher Dolch, an dessen Spitze der eingetrocknete Lebenssaft haftete. Im goldenen Griff waren zwei Löwen, die sich gegenseitig erstachen eingraviert. Das Siegelzeichen vom Königshaus Aeythien!
Suche
Profil
Gast
Style