Oh! What a couple!
Prolog: Oh! Wir sind alleine
Lichtstrahlen drangen in Keiichi Morisatos Zimmer. Es war kurz nach Sonnenaufgang und schwaches Vogelgezwitscher drang von draußen in den Tempel. Ansonsten herrschte eine nahezu himmlische Stille. Doch das lag mit Sicherheit nicht an den vier Göttinnen, die zu dieser Zeit ebenfalls im Tempel lebten. Vielmehr war es so still, weil Skuld und Urd noch nicht aufgewacht waren und sich somit noch nicht gegenseitig in die Luft jagen konnten.
Keiichi Morisato hatte vor über einem Jahr noch in einem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim des Motorclubs der Nekomi Universität gelebt. Nachdem er zufällig den Technischen Göttinnen-Notdienst angerufen hatte, war ihm Belldandy, eine Göttin erster Klasse, erschienen. Diese hatte ihm einen Wunsch gewährt. Aus einer Laune heraus hatte Keiichi sich gewünscht, dass sie bei ihm bleiben sollte. Und so war es dann auch geschehen.
Nachdem die beiden etliche Hindernisse überwunden hatten, lebten sie nun schon eine ganze Weile gemeinsam in einem Tempel. Dieser wurde den beiden von einem Mönch übertragen, der ständig auf Reisen ist, um spirituelle Erleuchtung zu erlangen und es mit Belldandy aufnehmen zu können. Dabei hatte er keine Ahnung, dass sie eine Göttin ist. Nach kurzer Zeit waren dann auch Urd und Skuld, Belldandys Schwestern, hinzugekommen und hatten sich ebenfalls im Tempel eingenistet.
Keiichi öffnete langsam seine Augen. Als erstes erkannte er, dass er gar nicht in seinem Zimmer war. Etwas benommen richtete er sich auf und blickte sich um. Dabei lief ihm eine Art Schauer über den Rücken. Schließlich sah er neben sich etwas, was ihn im ersten Moment schockte. Er versuchte sich zu erinnern, was am Abend zuvor geschehen war.
Peorth und Urd hatten irgendwas mit ihm angestellt. Sie, Belldandy und Skuld waren ohnmächtig geworden, als er das Wörtchen suki (Ich liebe dich) benutzt hatte. Dabei wollte er doch Belldandy endlich sagen, was er für sie empfindet.
< Aber was passierte danach? > fragte sich Keiichi. < Belldandy war immer wieder ohnmächtig geworden. Ich glaube, ich wollte sie in ihr Zimmer tragen… >
„Keiichi…“, hörte er die Göttin neben sich im Schlaf reden. Keiichi betrachtete sie, doch er konnte sich einfach nicht erinnern. Wieso lag er mit ihr zusammen auf einem Futon? Er wusste es nicht.
„Belldandy?“, flüsterte er. Sie reagierte zwar, wurde aber nicht wach. Sie näherte sich ihm sogar ein wenig und griff nach seiner Hand. Keiichi, völlig überrumpelt, konnte nicht anders, als zu erstarren.
< Was mache ich nur hier? Und was passiert, wenn Skuld uns so sieht? > dachte er ängstlich. < Sie wird mich mit ihren Bomben wieder über den ganzen Hof jagen… > seufzte er.
Als sein Blick wieder auf Belldandy fiel, musste er schlucken. Ihre Schönheit raubte ihm einfach immer wieder den Atem. Außerdem sah sie noch um einiges friedlicher aus, wenn sie schlief. Keiichi wurde rot und sein Herz pochte wie wild. Er wollte es ihr so gerne sagen, doch solange sich die anderen einmischten, schaffte er es einfach nicht.
< Wenn wir doch nur wieder alleine wären...so wie ganz am Anfang. > dachte er und seufzte. < Das wird wohl nie passieren. >
Er starrte immer noch die schlafende Göttin neben sich an. Strähnen ihres langen blond-braunen Haares unterstrichen ihre zarten Gesichtszüge und bedeckten ihre Göttinnensymbole. Ihr Atem ging flach und regelmäßig und ihre Hand, mit der sie Keiichis Hand hielt, fühlte sich warm an. Keiichi war, wie so oft, verzaubert von Belldandys Anblick.
Als sie langsam die Augen öffnete und ihn bemerkte, lächelte sie ihn sofort an. Keiichi wurde rot, konnte seinen Blick jedoch nicht von ihr abwenden. Sie richtete sich auf, ließ aber seine Hand nicht los. Sie lächelte ihn immer noch an und wurde ein wenig rot.
„Guten Morgen, Keiichi.“, sagte sie höflich.
„M-morgen, Belldandy…“, erwiderte Keiichi, der ein knallrotes Gesicht hatte. „Äh, wie kommt es eigentlich…ähm…“, stammelte er nervös vor sich her.
„Als du mich hierher getragen hattest, bist du vor lauter Müdigkeit eingeschlafen.“, erriet sie, was er fragen wollte.
„Oh, ach so.“, murmelte er. < Deswegen erinnere ich mich wohl nicht mehr… >
„Alles in Ordnung, Keiichi?“, fragte Belldandy besorgt.
„Ähm…“, machte er nur und wurde wieder rot. Er sah ihr in die Augen. Diese blauen Augen, die ihn schon immer in den Bann gezogen hatten. „Äh, klar.“, antwortete er schließlich.
„Dann ist ja gut.“, lächelte sie. „Soll ich das Frühstück machen?“
„Das wäre toll.“, erwiderte er. Doch Belldandy stand noch nicht auf. Stattdessen kam sie ihm noch etwas näher, wobei sie ihn die ganze Zeit über ansah. Er tat es ihr gleich.
„AHHHHHH, NEIN, SO ETWAS PERVERSES!“, schrie Skuld plötzlich, die an der Schiebetür zum Zimmer stand und die beiden entsetzt ansah.
Skuld war kleiner als Keiichi. Sie hatte schwarze, lange Haare und ebenfalls drei Göttinnensymbole wie ihre Geschwister. Diese waren blau und befanden sich auf Stirn und Wangen. Sie trug generell ihr Göttinnengewand, im Gegensatz zu Belldandy.
Skuld war noch ein Kind. Vom Aussehen hätte man ungefähr auf ein Alter von zehn Jahren getippt, wenn sie denn ein Mensch wäre. Aber auch sie war eine Göttin, allerdings war sie noch zu jung, um göttliche Magie zu beherrschen. Doch diese vermeintliche Schwäche konnte sie mit ihrem Bastlertrieb wettmachen. Sie war geradezu ein technisches Genie. Sie hatte sogar einen Roboter entwickelt, der den Tempel vor allen möglichen Gefahren beschützt.
„S-skuld, d-das ist nicht das, wonach es aussieht.“, stotterte Keiichi, der schnell Abstand von Belldandy genommen hatte und nun um Gnade hoffte.
„Was hat das zu bedeuten, Schwester?“, richtete sich Skuld überraschenderweise an Belldandy, ohne vorher Keiichi mit ihren Bomben anzugreifen. Diese lächelte sie an.
„Keiichi hat bei mir geschlafen.“, sagte sie ruhig.
„WAAAAAAAS?!“, schrie Skuld aufgebracht. „AHH, ICH WILL ES GAR NICHT GENAU WISSEN!“, brüllte sie und stapfte davon.
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„Keiichi, das Frühstück ist fertig!“, rief Belldandy fröhlich durch das ganze Haus, während sie das Essen schon servierte.
Keiichi verließ sein Zimmer und war auf dem Weg zum Wohnzimmer. Auf halbem Weg erschien mal wieder Urd völlig überraschend vor ihm und sah ihn mit einem unheimlich wirkenden Lächeln an.
„Na, du bist bei ihr ja doch schon weiter, als ich gedacht hätte.“, bemerkte sie und grinste.
Urd war Belldandys ältere Schwester, allerdings nur zur Hälfte. Sie hatte zwar den gleichen Vater, aber eine andere Mutter. Daher sah sie ihren Schwestern auch nicht ähnlich, denn sie hatte das Aussehen ihrer Mutter geerbt. Sie hatte lange, weiße Haare und eine dunkle Hautfarbe. Ihr Göttinnengewand war ziemlich gewagt und sie war die einzige Göttin, die lügen konnte. Das lag natürlich daran, dass ihre Mutter Hild war, die hochrangigste Dämonin in der Hölle und somit das Gegenstück zu Gott.
„Es ist nicht so, wie du denkst.“, erwiderte er nur und ging an ihr vorbei.
„Nanu? Muss ich etwa doch schon wieder nachhelfen?“, murmelte Urd. < Na ja, es hat noch etwas Zeit. Erstmal frühstücken und dann kommt auch schon die erste spannende Fernsehsendung. > dachte sie und folgte Keiichi zum Wohnzimmer.
Belldandy saß schon am Tisch und schaute zu ihnen auf. Sie lächelte wie üblich und strahlte dabei die pure Herzlichkeit aus. Keiichi setzte sich neben sie, während Urd ihm gegenüber Platz nahm.
„Du hältst gefälligst Abstand von meiner Schwester!“, raunte Skuld ihn an, während sie sich zwischen ihm und Belldandy drängte.
< Solange Skuld hier ist, werden die beiden nie näher zusammen kommen. > dachte Urd und seufzte. < Wieso versteht dieses Kind nicht, dass sie ihrer Schwester nur schadet? >
„Itadakimasu!“, rief Keiichi und begann zu essen. Belldandy beobachtete ihn und lächelte.
„Und, schmeckt es dir, Keiichi?“, fragte sie freundlich nach, obwohl sie die Antwort schon längst kannte.
„Natürlich! Alles, was du kochst, schmeckt einfach klasse!“, antwortete Keiichi und lächelte zurück.
„Das freut mich.“, erwiderte Belldandy ehrlich.
„Ah, das ist ja nicht auszuhalten hier!“, beschwerte Skuld sich und stand auf. „Ich gehe auf mein Zimmer.“, sagte sie trotzig und verließ den Raum.
< Dieses Kind…Ob sie wieder an irgendetwas herumbastelt? Dem muss ich auf den Grund gehen. > dachte Urd. < Aber zuerst wird ferngesehen! >
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Es war mittlerweile Nachmittag, als Keiichi und Belldandy von der Uni zurückkamen. Während Keiichi sein Mottorad mit Beifahrerwagen parkte, machte sich Belldandy schon mal auf, das Abendessen zuzubereiten.
Keiichi betrat das Tempelhaus und wollte zu seinem Zimmer gehen. Doch kurz nachdem er am Telefon vorbeigegangen war, dass am Eingang installiert war, begann dieses zu klingeln. Er drehte sich um und nahm den Anruf entgegen.
„Keiichi Morisato hier.“, stellte er sich vor und bekam kurz darauf einen Schock. „O-okay, ich hole sie. Einen Moment, bitte.“, antwortete er und lief wie von einer Tarantel gestochen durch das ganze Haus.
„Urd! Skuld! Telefon!“, rief er dabei. „Es ist Gott!“, fügte er etwas später hinzu, um die Dringlichkeit des Telefonats zu verdeutlichen.
Als sie das hörten, kamen Urd und Skuld fast gleichzeitig aus ihren Zimmern gestürmt und hätten Keiichi beinahe umgerannt. Sie beeilten sich und erreichten schließlich den Apparat.
„Hier ist Urd. Was gibt’s denn?“, fragte sie überraschend lässig, während Skuld gespannt wartete. „Aha. Okay, ich verstehe. Wir machen uns sofort auf den Weg.“, sagte sie und legte auf.
„Was wollte er?“, fragte Skuld ungeduldig.
„Wir beide sollen sofort wieder zurück in den Himmel, sonst verlieren wir unsere