Rinhs Light

Landir`th und Karasta

Langsam brach die Dämmerung über das Land. Die Sonne lies den Himmel rot aufleuchten, bevor die schwarze Nacht die Ruhe brachte.
„Mamma, erzähl mir die Geschichte von Landir`th und Karasta! Bitte!“, ein kleines Mädchen mit wilden braunen Locken blickte treuherzig zu seiner Mutter auf. Die Mutter lächelte und setzte sich ans Lagerfeuer. „Mutter Mamild erzählt eine Geschichte, kommt und hört zu!“, rief ein grosser Mann, welcher sich sogleich auch ans Feuer setzte. Aus dem Schatten der Zelte, welche rings um das rote Feuer standen kamen Männer, Frauen und Kinder und setzten sich rings ums Feuer. Mamild nahm ihre Tochter auf den Schoss und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann begann sie mit klarer und ruhiger Stimme zu Erzählen und alle lauschten ihr gebannt:

Die Geschichte von Landir`th und Karasta
Vor langer Zeit, im Zeitalter der Sonne lebte der Elbe Landir`th. Gross und Stolz, von edlem Geblüt war er nicht nur in den Elbenländern bekannt, nein, über seinen Mut, Kraft und Klugheit hörte man bis ans andere Ende unserer Welt. Und wie die Gerüchte es erzählten, so war es auch. Er zog durch die Welt und befreite diese vor dem wenigen bösen, dass es damals gab. Er dachte er hätte die ganze Welt gesehen, doch in seiner Grösse und in seinem Stolz, vergass er uns. Wir das kleine, ständig umherziehende Volk, die Zigeuner. Doch woher sollte er wissen, dass auch wir unsere Helden haben? Woher, dachte er doch alles gesehen zu haben…

Mamild legte eine kurze Pause ein. „Erzähl weiter! Jetzt kommt Karasta!“, das kleine Mädchen in ihrem Schoss zappelte unruhig und Mamild flog ein Lächeln ins Gesicht, so erzählte sie weiter…ein letztes Mal:

Karasta, eine Zigeunerin aus den südlichen Ländern. In unseren Reihen wurde sie gefeiert. Es hiess, ihre Schönheit stand der Elben in nichts nach. Mutig und ehrlich, wie ein Krieger, selbstbewusst und verführerisch wie eine Amazone, Treu und liebend wie eine Mutter und natürlich frei wie wir, wurde sie als Göttin der Zigeuner betrachtet. Doch welcher Elbe beachtet schon eine Göttin der Zigeuner, hat er doch seine eigenen, Gilindo, Emeren, Telmins und Mara`thil sind nur die wenigen.
Landir`th zog es in die Welt, so kam es, dass er eines Tages in den Wäldern Karastas umherzog. Er stiess auf ein kleines Dorf und betrachtete es. Mit hoch erhobenem Kopf schritt er zwischen den Zelten entlang. Abschätzig betrachtete er die Frauen und Kinder, welche auf den bunten Decken auf dem Boden vor ihren Zelten sassen. Alle blickten wir auf und schauten dem Elben nach, wie er mit federleichten Schritten durch das Dorf ging. Da sah er Karasta. Ihre dunklen Locken, welche bis zur Hüfte reichten, ihr rotes Gewand, ihre vollen Lippen und ihre schwarzen Augen liessen ihm keine Ruhe mehr. Sie bemerkte seinen Blick. Doch erkannte sie in ihm nichts als einen bleichen, faden Mann ohne Alter, ohne Mackel. Sie drehte sich um und ging. Landir`th war erstaunt, wusste diese Frau den nicht wer er war? Mit wenigen Schritten hatte er Karasta eingeholt. „Sagt, was sucht ihr hier in einem Dorf wie diesem?“ Karasta blickte ihn erstaunt an: „Dies nenne ich meine Heimat…falls es euch nicht gefällt, niemand hält sie hier!“ „Eine Frau wie ihr, gehört nicht hierher. Ihr könntet von königlichem Geblüt sein.“ „Sollte ich mich geehrt fühlen von diesen Worten?“, bevor Landir`th weitersprechen konnte, nahm sie ihm das Wort: „Was macht einen König besser?“, auf dem Absatz drehte sie sich weg und lief davon. Landir`th versucht erst gar nicht ihr hinterher. Dies war ihre Heimat und in den Wäldern hätte selbst er als Elb keine Möglichkeit mehr, ihr zu folgen. Schweren Herzens ging er, doch keine Nacht mehr verging, ohne das er ihre Augen in seinen Träumen sah.
Als er wieder in seiner Heimat war, wurde er herzlich willkommen geheissen. Der Rat seines Volkes liess ihn an den Sitzungen teilhaben, wusste er doch so viel. In einer der Besprechungen wurde über jenes Land gesprochen, in welchem Karasta lebte. Die Elben wollten es für sich gewinnen, war es doch unbewohnt und verlassen. Da horchte Landir`th zum ersten Mal auf. Unruhig verliess er das Zimmer. Was war los mit ihm? Ja, diese Frau hatte ihn gefesselt, doch was war ihm wichtiger…irgend ein Weib, welches er nicht einmal kannte oder sein Ansehen. Sein Herz schmerzte, als er sich für seine Grösse, seinen Stolz und sein Ansehen entschied. Und wie seine Götter es wollten, wurde er in die Truppe berufen, welche die Länder durchsuchen sollten. Täglich näherten sie sich dem kleinen Zeltdorf. Als sie eines Abends ihr Nachtlager aufschlugen hörten die feinen Ohren der Elben Geräusche. Sie kamen aus allen Richtungen und bevor sie etwas unternehmen konnten standen die Männer der Zigeuner vor ihnen, bewaffnet und kampfbereit. Die Elben stellten sich hinter Landir`th und warteten auf seine Befehle, doch er schwieg. Da erkannte er eine Gestalt zwischen den Männern, welche langsam nach vorne kam. Karasta. Sie trug Hosen und ihren nackten Bauchnabel zierte ein Goldenes Band. Sie selbst hielt ebenfalls ein Schwert in der Hand. Langsam kam sie auf Landir`th zu. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht : „So sehen wir uns wieder…Elbe von edlem Geblüt!“, der Spott in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Landir`th konnte nicht anders und senkte den Blick. „ Auch wen ihr von den Göttern abstammt, ihr habt nicht das Recht, uns unsere Heimat zu nehmen! Verschwindet!“ Landir`ths Kopf blieb gesenkt, leise flüsterte er: „Wir werden gehen!“ Die anderen Elben blickten ihn erstaunt an. „Diese Hexe hat ihn verzaubert! Glaubt Landir`th kein Wort! Beschützt aber sein Leben!“, ein Elbe schrie es durch die Nacht und wie auf Komando stürmten alle Elben auf die Zigeuner zu. Ein erbitterter Kampf begann…

Mamild horchte auf. Auch die anderen Zigeuner blickten sich um. Die Männer griffen zu ihren Waffen, welche im Feuerschein schimmerten. Die Zelte und die wenigen Bäume um sie herum warfen tiefe Schatten, in welchen man kaum etwas erkannte. Die Männer standen auf und stellten sich vor ihre Frauen. Das kleine Mädchen blickte ängstlich zu seiner Mutter auf. Da kamen sie, wie aus dem nichts. Ihre lederne Haut fiel in Falten über das gebuckelte Knochengerüst, die Gesichter waren entstellt und ihre Augen in einem dreckigen gelb blickten die Zigeuner hasserfüllt an. Die Waffen der Unterwelter, der Taalhs, waren dreckig und getrocknetes Blut klebte an ihnen. Doch die Männer wichen keinen Schritt zurück. Das kleine Mädchen begann zu wimmern. Mamild zog sie zu sich und suchte mit ihrer anderen Hand das kleine Schwert an ihrem Gürtel.
„Bringt sie alle um!“, die leise Stimme, welche engelsgleich sprach, liess die Zigeuner zusammen zucken. Die Taalhs stürmten auf die Männer zu. Mamild riss ihre Tochter am Arm und zog sie etwas weg. Als vor ihr aus dem Schatten eine Gestalt kam. Gross und schlank, wunderschön stand die Dämonin vor Mamild. „Lauf mein Kind! Lauf wie Karasta! Die Göttin möge über dich wachen!“, Mamild stiess ihr Kind in den Wald und baute sich vor der Dämonin auf. Die weissen Haare wehten leicht im Wind und ihre helle Kleidung liessen sie in einem mystischen Licht erscheinen. Das kleine Mädchen erkannte nur noch dunkel den Schatten ihrer Mutter. Um sie herum schlugen die Schwerter klirrend aufeinander. Schreie ertönten, die einem durch Mark und Bein gingen. Die ersten Zelte standen in Flammen und dicker Rauch stieg auf. Die Taahl hackten erbarmungslos auf den Leichen herum, verfolgten Frauen und rissen Kinder aus dem Leben, ohne nur zu zucken. Doch das Mädchen bekam dies nur dumpf mit. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr blick war auf die Frau gerichtet. Ihr Blick war eiskalt und ihre dunkle Aura erschütterte den stärksten Krieger, ihre Macht schien unendlich. Mamild drehte sich kurz um und blickte ihrer Tochter in die Augen. Über ihre Lippen kamen Worte, welche das Mädchen nicht verstand. Dann drehte sie sich um. Ein roter Blitz zuckte durch die Luft und danach ein Schrei…ein Schrei welcher ewig im Herzen des Mädchens sein wird. Ein Schrei voller Schmerz und Angst.
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