Schicksalstag
späte Erkenntnis
Es war ein typischer Novembertag, die Temperaturen selbst wären noch akzeptabel gewesen, aber ein starker und unbändiger Wind kündigte schon das Herannahen der kalten Jahreszeit an. In Satan City war es ruhig, sogar die Gangster zogen es vor zu Hause zu bleiben.
Als Grat Saiyaman verkleidet überflog Son Gohan die Stadt auf der Suche nach irgendeiner Person in Schwierigkeiten, aber außer einer Katze auf einem Baum konnte er nichts finden. Er war allein, Videl hatte sich vorhin entschuldigt, sie habe etwas Wichtiges und Persönliches zu erledigen, er solle ruhig alleine Wache schieben.
„Uff, langweilig… und was für eine verflixte Kälte hier oben! Fast wie an jenem Tag…“, murmelte Gohan zu sich selbst. Er landete auf einem Hügel und legte sich die Kleidung des Superhelden ab, um sich dann auf den Weg zur riesigen Residenz seiner Freundin zu machen. Seit dem Sieg gegen Majin Buu war schon fast ein halbes Jahr vergangen, schon weit weg waren die Erinnerung an diese furchtbaren Tage entfernt. Während er so ging, dachte er an viele Dinge, besonders aber an diesen so ernsten Gesichtsausdruck Videls vorhin vor der Schule. Was könnte sie wohl zu erledigen haben…?
„Halt! Wer bist du?“, hielt ihn ein Wachmann in Schwarz vor der Residenz von Mr. Satan auf, aber als der Gohan erkannte, wurde er umgänglicher.
„Ist Videl da?“, wollte der junge Saiyan wissen.
„Vielleicht erwischen Sie sie noch…“ antwortete der Mann. „Wenn sie nicht schon weg sind… heute ist ein besonderer Tag…“
„Ein besonderer Tag…?“, wiederholte Gohan verwundert. „Heute ist der dritte November… ich wüsste nicht, was heute so Besonders sein könnte…“ Er erinnerte sich sehr wohl ein Etwas, aber er verscheuchte den Gedanken daran sofort wieder. DAS könnte es sicherlich nicht sein. „Kann ich eintreten?“
„Ehm… bitte… aber ich warne Sie…“
„Danke…“
Gohan trat vor die Haustür und klopfte auf das massive dunkle Holz, das vom Symbol des Weltmeisters verziert war. Es vergingen einige lange Sekunden, bis sich die Tür öffnete. Gohan erwartete wie immer Tami, die Haushälterin, aber diesmal war es anders. Hinter der Tür stand eine sehr ernste und traurige Videl.
„Ehm… Hallo… Videl…“, machte er nun doch etwas verunsichert.
„Hallo, Gohan… Was machst du denn hier?! Habe ich dir nicht gesagt, das hier ist eine persönliche Angelegenheit?!“, war die etwas kühle Antwort der jungen Frau.
„Ja… aber… ich habe mir Sorgen gemacht…!“
„Ah…“, antwortete sie dünn, dann blickte sie ihn einige Sekunden lang streng an, als wollte sie seine wahren Absichten erkennen. Am Ende lächelte sie leise: „Gut, komm rein. Weißt du, wir machen eine kleine Reise…“
„Eine… eine Reise?“, wiederholte Gohan, während er de Einladung annahm. Drinnen war alles wie immer, auch Mr. Satan war schon bereit, für den jungen Saiyan war es das erste Mal, dass er ihn mit einem schwarzen Anzug sah. Auch seine Tochter hatte sich umgezogen, seit sie von der Schule zurückgekehrt war, sie trug nun dunkelblaue Jeans, ein schwarze Hemd und eine ebenso schwarze Jacke.
„Bist du soweit, meine Kleine?“, wollte der Mann mit einer tiefen Stimme wissen, seine Tochter nickte stumm.
„Aber… wieso trag ihr Schwarz? Ist jemand gestorben?“, entfloh es Gohan bevor er es verhindern konnte. Hastig hielt er sich mit einer Hand den Mund zu und wurde rot vor Scham. „Entschuldigt… ich wollte nicht…“
Zum Glück schien es Videl nicht negativ zu nehmen, im Gegenteil lächelte sie etwas über seine etwas native Ehrlichkeit. „Naja, fast. Heute ist der Jahrestag des Todes meiner Mutter. Wir wollen heute ihr Grab besuchen…“, erklärte sie dann.
„Oh… noch mal Entschuldigung… und mein Beileid…“
„Geht schon klar. Du konntest es ja nicht wissen…“
Eine unnatürliche und unangenehme Stille trat ein, erst als Videl das Wort ergriff, wurde es gebrochen. „Gohan… willst du mit uns kommen? Ich bin sicher, sie würde dich gerne kennen lernen…“
„W… was? Sicher? Aber… bist du dir wirklich sicher? Ich meine… das ist doch etwa so Persönliches für euch… Ich bin da doch sicherlich nur im Weg…!“, entfuhr es dem völlig überraschten Gohan. Das hatte er sich doch nie und nimmer gedacht, noch war er darauf vorbereitet! Videl schien seine Unsicherheit zu spüren, sie trat auf ihn zu und legte ihre Stirn auf seine muskolöse Brust und umarmte ihn.
„Ja, ich bin mir sicher. Ich bitte dich… ich… ich brauche dich. Seit Jahren… habe ich das niemanden mehr gesagt… ich wäre so froh, wenn du uns begleiten würdest…“
Gohan atmete tief durch und streichelte der jungen Frau sanft durch ihre schwarzen Haare. Um ehrlich zu sein hatte er wirklich keine Lust darauf bei einer Trauerfeier jemanden auf Nerven zu fallen, außerdem hatte ihm die Trauerfeier für seinen Vater vor sieben Jahren mehr als gereicht. Andererseits wusste er deshalb umso besser, wie sie sich im Moment fühlte. Damals wäre er auch froh gewesen, wenn jemand wie sie für ihn da gewesen wäre…
„Gut… ich komme mit. Aber ich sollte besser zu Hause anrufen…“
„Danke…“, lächelte Videl, dann wischte sie sich hastig die aufkommenden Tränen aus ihren stahlblauen Augen.
Zahn Minuten später war Mr. Satans Flugzeug bereit zum Abflug, aber nur er begab sich an Bord, Videl und Gohan wollten aus eigener Energie fliegen. Der Flug würde lang werden, aber Videl wollte einfach nicht von dieser Idee abgehen.
„Ich werde allein dorthin fliegen. Warum habe ich denn sonst fliegen gelernt?“
Nach mehr als vier Stunden Flug konnten sie endlich am Horizont ihr Ziel erkennen: Stadt New East City. Kaum erkannte Gohan diese Tatsache, verdunkelte sich seine Mine.
„Die… östliche Hauptstadt… aber… was das nicht da, wo…? Nein, ich muss mich irren… das kann nicht sein!“, fuhr es ihm plötzlich durch den Kopf. Er blickte kurz zu Videl rechts neben ihm, sie war mit ihren Kräften fast am Ende und tat sich schwer ihm zu folgen; etliche Schweißperlen auf ihrer Stirn zeugten davon.
„Schaffst du es noch? Wir sind fast da!“, wollte er leicht besorgt wissen.
„Ja doch! Alles im grünen Bereich…!“, war die typisch sture Antwort, die Gohan lächeln ließ. Hinter ihnen flog Satan, sein Flugzeug machte sich für die Landung am Landeplatz im Norden der Stadt bereit, sie beide konnten direkt ans Ziel fliegen.
Am Nord-östlichen Ende de Stadt zeigte Videl Gohan an zu landen, vor ihnen erhob sich ein zehn Meter hohes Monument inmitten eines kleinen Parks. Das Denkmal hatte die Form eines Obelisken, an seiner Basis stand in goldenen Lettern:
„Gewidmet den Toten des dritten November 762. Wir werden euch niemals vergessen“
Gohan erschrak etwas, nachdem er diese Worte gelesen hatte, sein Herz begann schneller zu schlagen. Dieses Datum… seine Gedanken kehrten zurück in die Vergangenheit, bis vor zwölf Jahren. Zu jener Zeit war er gerade fünf Jahre alt gewesen… seine erste große Schlacht.
„Gohan? Erde an Gohan! Aufwachen! Komm schon!“, weckte ihn Videl aus seinen Tagträumen. Er musste wohl so finster dreingeschaut haben, dass sich Videl Sorgen machte, als sie ihn am Ärmel zog. „Los, komm, bitte… dorthin…“
„Ja, ich komme! He!“
Videl zerrte ihn bis zu einer Marmorplatte am Rand des Parks, auf der viele Namen eingraviert waren. Ein Grabstein. Weiter oben las Gohan, dass es sich um die Toten der fünften Kompanie des ersten Distrikts der Polizei von East City handelte. Am Fuße der Platte hatten Verwandte und Bekannte etliche Fotos und Blumen gelegt.
„Lies bitte den dritten Namen von oben. Das ist Sie. Leutnant Masei…“
Gohan tat wie ihm geheißen, er war immer mehr getroffen von dieser Wahrheit, die sich ihm gerade eröffnete. Er war wieder so ernst, dass er Videls verwunderten Blick nicht spürte, er starrte einfach immer weiter auf das Foto der jungen Frau. Strahlende grüne Augen und lange pechschwarze Haare.
„Gohan… aber… was hast du? Bist du… so getroffen davon..? Wusstest du etwas nichts von dieser Tragödie?“, fragte sie dann endlich. Der Saiyan schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick.
„Nein… ich meine… nicht so genau… Erzählst du es mir?“
In der Zwischenzeit gesellte sich auch Mr. Satan zu ihnen, er trug dunkle Sonnenbrillen und eine Hut, um seine Identität zu verbergen. Kaum hörte er diese Frage, begann er mit einer für ihm unbekannten Ernsthaftigkeit zu erzählen.
„Also… du musst wissen, dass ich und Masei hier aufgewachsen sind. Wir waren sogar in derselben Klasse. Ich wollte immer schon ein Profikämpfer werden, sie hingegen Polizistin… Wir haben uns nach der Schule aus den Augen verloren, um uns dann Jahre später wieder zu finden. Naja, wir sind dann zusammen ausgegangen… dann hat unsere Geschichte zusammen angefangen…“
„Paps… ich glaube Gohan will wissen was DANACH passiert ist…“, unterbrach ihn seine Tochter.
„Lass ihn, Videl… so erfahre ich etwas mehr über deine Mutter…“
„Gut… ehm… am Ende hat sie mich vor den Traualtar gezerrt… Aber wir haben leider wenig Zeit miteinander verbracht… Sie war bei der Arbeit, ich gewann viele Meisterschaften… aber das änderte sich, als wir eine Tochter bekamen…“, fuhr er fort und legte stolz eine Hand auf Videls Schulter. „Es war perfekt… ich kämpfte um den Titel als Landesmeister und sie war kurz davor zum Commander befördert zu werden…! Aber leider… kam dann dieser verdammte Tag…“
Gohan hörte schweigend zu, mittlerweile schlug ihm das herz bis zum Hals, er ahnte schon, was nun folgen würde. Er war kurz davor zu schreien, er solle nicht weitererzählen, es reiche, aber er konnte es nicht. Er hatte es wissen wollen und nun konnte er keinen Rückzieher machen.
„Ich hatte Videl das erste Mal zu einem meiner Kämpfe mitgenommen, ich habe erkannt, dass ihr das