Wettlauf gegen die Zeit

Wie kann ich dich nur beschützen?

Ein junges Mädchen, kaum älter als 8 Jahre und zerzausten braunen Haaren, bahnte sich ihren Weg durch das dichte Unterholz des abendlichen Waldes.
Ab und zu blieb ihr Kimono an den Zweigen hängen, aber er hielt stand.

Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Baumkronen in ein an Feuer erinnerndes rot.
Aber das Mädchen hatte keine Augen für diese Schönheiten der Natur: sie hatte Hunger! Und sie musste sich beeilen. Sie musste schnell etwas Essbares finden und zum Lager zurückkehren.

Ihr Meister wäre sonst wütend auf sie und der immer mies gelaunte Krötendämon bei ihm würde sie wieder als unnütz und störend bezeichnen.
Aber das Gezeter dieses nervigen Kröten-Youkai konnte sie gut ignorieren; solange sie nur bei ihrem Meister bleiben durfte.

Ein Lächeln hiuschte über ihr junges und unschuldiges Gesicht. Ja, sie verehrte ihren Meister, diesen großen und gefährlichen Dai-Youkai.
Er mochte noch so kalt und gefühllos erscheinen, doch sie liebte ihn. Er war ihr Meister, ihr Beschützer und Retter; und sie war sich sicher, dass auch er sie, wenn auch ganz verborgen, doch irgendwie mochte.
Er duldete sie und ließ sie ihm folgen. Mehr verlangte sie nicht.

Sie schüttelte das Lächeln und die Gedanken ab und suchte weiter nach Essen. Sie hatte schon wieder getrödelt!
Schnell pflückte sie ein paar Beeren vom nächsten Strauch und suchte noch ein paar essbare Wurzeln zusammen.
Insagesamt ein recht bescheidenes Essen, aber sie war daran gewöhnt und vermisste nichts.

Sie war einfach zufrieden mit dem, was sie hatte und beeilte sich nun rasch zurück zu gehen.
Sie musste noch Ah-Uhn den zweiköpfigen Drachen für die Nacht versorgen und füttern.

Kurz vor dem Lager hörte die Kleine plötzlich, wie aus dem Nichts, Kampfgeräusche.
Ängestlich und doch auch neugierig näherte sie sich dem Lagerplatz.
Vor Entsetzen weiteten sich ihre Augen. Sie konnte nicht fassen, was sie dort sah:
Blutüberströmt lag ihr Meister, ihr großer, starker Meister, auf dem Boden und wehrte verzweifelt die Schläge eines riesigen Oni (*Japanischer Teufel*)ab.
Jaken, die kleine Kröte auf zwei Beinen, lag bereits ohne Bewußtsein am Boden und rührte sich nicht.
Sie ließ ihr karges Essen auf den Boden fallen und schlug die Hände vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
Ihre Augen hatte sie nur auf ihren Meister gerichtet, der mit jedem Schlag des Oni schwächer wurde.

Plötzlich stellte der Oni seine Schläge ein und starrte auf sein Opfer hinab. Sein ohnehin schon hässliches Gesicht wurde durch ein Grinsen noch weiter entstellt.
Dann begann er zu sprechen uns jedes seiner Worte jagte einen Schauer nach dem anderen über ihren Rücken und ließ das Mädchen leise aufstöhnen.
"Meinen Gebieter verlangt es nach Lebensenergie. Ich soll ihm Menschenkinder suchen und bringen. Und wer läuft mir über den Weg? Der angeblich stärkste Dai-Youkai, der immer in Begleitung eines kleinen Kindes ist. Du hast für meinen Herrn nur unbrauchbare Energie, aber das Kind, das mit dir reist, das wird meinen Meister erfreuen! Sag mir, wo ich das Mädchen finde und ich lasse dich am Leben. Andernfalls..."
Der Angesprochene zog entsetzt die Augenbrauen hoch. Er wollte das Kind?

Das Mädchen verstand sofort: Wenn der Oni sie nicht bekommen würde, würde er ihren geliebten Meister töten!
Sie benötigte keine Zeit, um eine folgenschwere Entscheidung zu treffen:
Wenn der Meister verschont bliebe, würde sie mit dem Oni gehen. So würde sie ihren Meister beschützen können.

Sie atmete tief durch und versuchte ihre Angst nieder zu kämpfen. Mit allem Mut, den sie aufbringen konnte erhob sie sich und trat einen Schritt hinaus auf den Lagerplatz.
"Hier bin ich! Nimm mich mit und lass Sesshoumaru-sama in Ruhe!"

Grinsend drehte sich der Oni zu ihr um: Da ist sie ja! Wie bestellt! Der Meister wird zufrieden sein!"

Alles was das Mädchen noch hören konnte als der Oni sie fort brachte, war das erschreckte Murmeln ihres Meisters: "Rin."
Sie schloss die Augen und flüsterte: "Sesshoumaru-sama. Hauptsache, ihr lebt."
Suche
Profil
Gast
Style