Allein wegen dir

Kisara

Das Mädchen hatte keine andere Wahl gehabt, sie ging einfach weiter, immer und immer wieder und tat das, was Goza von ihr wollte. Zwischenzeitlich hatte sie etwas Angst gehabt, da er ihr ein wenig auf die Pelle gerückt war, wenn sie nicht schnell genug ging. Auch wenn sie den versteckten Eingang genommen hatten, schnell waren sie in den normalen Gängen, wo sich alle bereit machten, das große Ereignis einen Tag später zu feiern. Morgen, da würde es soweit sein und der Prinz würde zum Pharao gekrönt werden.
Sie hatte Angst gehabt, davor was solch ein Jüngling mit ihr machen würde, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Wie immer blieb sie ruhig und machte das, was ihr gesagt wurde. De Hoffnung je wie ein normaler Mensch zu leben und wie ein solcher behandelt zu werden, waren bereits verschwunden gewesen und nichts war mehr so gewesen, wie früher.
Früher....damals war sie ein wenig glücklich gewesen. Zwar war ihre Kindheit nicht so toll verlaufen, aber sie wusste, dass es einen Menschen gab, der sie liebte, ihre Ziehmutter. Sie war immer so freundlich gewesen und hatte ihr geholfen, sogar beschützt, aber auch diese konnte nicht überall sein. So kam es, dass die weißhaarige eines Tages in das Dorf musste zum einkaufen und nicht mehr zurück kam, weil sie eine Gruppe Menschen aus dem Dorf jagten, nie wieder hatte sie alte Frau gesehen, sie war sich nichtmal mehr sicher, ob diese überhaupt noch am Leben war.
„Los schneller“, befahl Goza ein wenig wütend. So konnte es nicht weiter gehen, sie mussten schneller gehen, sonst war die Gefahr groß gewesen, dass der Pharao das Mädchen treffen würde.
Weiterhin war sie still gewesen, bisher hatte sie nie gesprochen, wegen bei dem Sklavenhändler noch jetzt. Sie wollte ihre Ruhe und mit Worten konnte man sich auch Feinde machen, Feinde, die sie nicht brauchte. Ihr Tempo erhöhte sich etwas, wie er es wollte und sie ging schneller.
„Stehen bleiben“, sagte Goza und hielt sie fest. Zusammen mit ihr und Shimazu stand er vor einer Tür, jener die dem Hohepriester Akuandin gehörte. Hier sollte die weißhaarige fürs erste bleiben, der Priester wusste Bescheid oder würde bald über alles Bescheid bekommen. „Rein da“, zischte er und stieß sie rein. Dann schloss er die Tür zu und wandt sich an seinen Handlanger. Mit diesem ging er dann langsam los.
„Was passiert nun?“, wollte der Handlanger wissen.
„Wir suchen Akunadin, entweder ist er in der Bibliothek oder aber er ist auf dem Kampfübungsplatz, ich vermute er ist dort“, meinte Goza. Ja, so war Akunadin gewesen, er tat seine Pflichten und dazu gehörte es auch, die Soldaten auszubilden und zur Verteidigung des Landes einzusetzen.
Die weißhaarige hingegen stand die ganze Zeit immer Zimmer herum, sie wusste nicht was sie machen sollte oder durfte. Raus gehen war verboten, das war ihr klar gewesen, nachdem sie so gedrängt worden war, in das Zimmer zu gehen und sich zu beeilen. Langsam trugen sie ihre Beine nicht mehr und sie ließ sich den Boden entgegen gleiten. Einfach nur sitzen, es war besser gewesen, als die ganze Zeit zu stehen und das tat sie fast immer. Immer war es die selbe Leier gewesen, seit Tagen schon. Morgens aufstehen nach einem kurzen Schlaf, ein kleines Frühstück zu sich nehmen, dann schließlich mit auf den Markt kommen und als Objekt ausgestellt zu werden. Wurde man nicht verkauft, dann kam man wieder zurück, bekam ein kleines Abendessen und war dann wieder im Raum eingesperrt. So ging es immer wieder und das Mädchen wurde dadurch schwächer, ihre ganzen Kräfte, die sie am Leben hielten, waren fast aufgebraucht. Sie konnte nicht mehr, wollte sich einfach nur hinlegen und schlafen, solange bis dieser Albtraum endgültig vorbei gewesen war.
Langsam ließ sie ihren Kopf auf den Boden fallen, nicht zu laut, aber auch nicht schmerzhaft. Sie lag einfach nur da, nur noch schlafen, kurz die Augen schließen, schoss ihr durch den Kopf, aber sie durfte nicht. Sie lauschte und immer wieder, wenn sie hörte, dass sich jemand dem Zimmer näherte, schreckte sie hoch und blickte an die Tür. Allerdings kam nie jemand, sie blieb alleine im Raum, dabei hatte sie doch so sehr gehofft, dass sie diesen Akunadin sehen würde, jene Person über den die zwei auf dem Weg vom Dorf in den Palast sprachen.

„Ich wusste, dass ich Euch hier treffen werde“, sagte Goza und sah Akunadin an. Er hatte ein kleines Grinsen auf den Lippen gehabt, wovon man schon ausgehen konnte, das es nur künstlich war und nicht so gemeint. Das Goza überhaupt lächeln oder grinsen konnte, das konnte sich keiner im Palast vorstellen.
„Wie weit bist du?“, wollte Akunadin wissen und sah ihn an.
„Ich habe das gemacht, was Ihr wolltet. Das Mädchen hat weiße Haare, helle Haut und hellblaue Augen, außerdem wird sie von den Bewohnern gemieden und mit hasserfüllten Blicken angesehen“, erzählte Goza über die weißhaarige. „Warum wolltet Ihr, dass ich ausgerechnet, so ein Mädchen herbringen?“, wollte er noch wissen. Ihm war zwar klar gewesen, dass die zwei Seth als neuen Pharao auf den Thron setzen wollten, aber was das Mädchen da für eine Rolle spielte, das wusste er nicht.
„Nun“, fing Akunadin an. Dann sah er sich um, er musste sicher gehen, dass keiner hier war, der die zwei hören würde. Und auch, wenn keiner da war, flüsterte er zur Sicherheit. „Das ist doch ganz einfach. Atemu wird dem Mädchen kein Haar krümmen und sie auch nicht als Sklavin halten, er wird sie eher zur Dienerin, vielleicht auch zur Tänzerin machen und sie wird normal am Hofe leben. Dann kommst du ins Spiel und wirst im Dorf darüber erzählen, die Bevölkerung wird natürlich dagegen sein, dass so ein Mädchen im Palast ist, immerhin hassen sie sie und wir schüren diesen Hass weiter. Alles wird in einem Aufstand ausarten und da kommt mein Sohn ins Spiel. Er wird das Mädchen aus dem Land vertreiben oder gar umbringen und danach wird er zum Pharao gekrönt, weil das Volk enttäuscht von Atemu sein wird“, erklärte Akunadin und sah Goza an, welcher nickend zustimmte.
Nun hatte auch er verstanden, was die ganze Sache mit der Sklavin sollte und wofür diese nützlich gewesen war.
„Damit wird der Pharao in die Geschichte eingehen“, grinste Goza. Ihm war klar gewesen, dass Atemu damit der Einzige Pharao sei, dessen Reich wegen einer Sklavin zerbrochen war und seine Amtsdauer würde nur einen, maximal zwei Tage dauern, dafür würden sie schon Sorgen.
„Das werden wir sehen. Der Prinz ist nicht dumm...wir müssen uns sehr vorsichtig und klug anstellen, sonst kommt er noch dahinter und damit wäre unser schöner Plan Geschichte“, meinte Akunadin und sah ihn an.
„Sag mir, wo ist das Mädchen?“
„Ich habe sie in Euer Gemach gebracht, alle Priester wissen, dass ihr den ganzen Tag über nicht in Euren Räumlichkeiten seid, deswegen fand ich diesen Ort am Besten“, meinte Goza.
„Gut, dort kann sie bleiben“, nickte Akunadin und strich sich seine Haare hinter das Ohr. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen.

„Das gibt es nicht“, murmelte Seth wütend. Zusammen mit dem Magierlehrling Mana war er in der Bibliothek gewesen und bearbeitete Schriftrollen, während sie übte.
„Was ist passiert?“, wollte das Mädchen wissen. Sie war schon lange mit dem Pharao befreundet, aber auch mit Seth, weil dieser oft mit Atemu zusammen gewesen war. Mit der Zeit aber änderte sich das und Seth ging seine eigenen Wege, was die Pflichten als Priester anging und dennoch versuchte Mana, so oft wie es nur ging, bei ihm zu sein. Genau wie heute. Sie musste üben und am Abend Mahado zeigen, wie gut sie zaubern konnte. Nur damit würde sie am nächsten Tag bei der Krönungszeremonie mit dem Zaubermeister zusammen einige Zaubertricke vorführen dürfen.
„Die Zeichnungen der Grenzflächen passen nicht zusammen. Sie sind unterschiedlich“, murmelte der Priester und sah weiterhin auf die Rollen. „Der Zeichner hat einen Fehler gemacht“, seufzte er. Und wenn es ein Fehler war, so durfte er diesen wieder ausbaden.
„Das hört sich nicht gut an. Kannst du den Zeichner nicht ausfindig machen und den Fehler damit beheben?“, fragte sie nach und legte ihren Zauberstab auf den Boden. Nachdenklich musterte sie den Priester, es tat ihr wirklich Leid, aber sie wusste nicht, wie sie da helfen konnte.
„Das werd ich wohl machen müssen...wenn es aber nicht so einfach gehen wird, werde ich selber an die Grenzen reiten müssen und schließlich die Zeichnungen selber korrigieren“, sagte er und stand auf. Er musste mit Akunadin reden und das alles mit ihm abklären.
„Warte, ich hab eine Idee“, grinste Mana ein wenig. Sie war doch Zauberlehrling und würde es vielleicht schaffen, die Karten miteinander abzustimmen. „Lass mich das lassen, ich kann zaubern, dann haben wir dein Problem schnell gelöst“, sagte sie freudig und hob ihren Stab wieder auf.
Ehe Seth auch nur Ja sagen konnte, richtete sie diesen auf die beiden Schriftrollen und konzentrierte sich. Doch es passierte nichts, rein gar nichts. Alles blieb wie es war. Seufzend sank Mana auf den Boden. „Es tut mir Leid“, murmelte sie leise und sah den Priester an.
„Es muss dir nicht Leid tun...ich werde zu Akunadin gehen und sehen, was wir da machen können. Und du, üb einfach weiter, dann wirst du besser“, meinte Seth aufmunternd. Ihm war bewusst, dass Mana sich schämte, dass sie es nicht schaffte und er litt mit ihr. Auch er wünschte sich, dass es klappen würde, zum einen, weil es weniger Arbeit für ihn hieß und zum anderen, weil sie sich anstrengte und dafür hätte belohnt werden müssen.
„Versuch ihn dazu zu bringen, dass du nicht weg musst“, rief ihm Mana nach. Sie hatte wieder neuen Mut gefasst und wollte nicht aufgeben. Ihr Ziel war es, bei der Feier zusammen mit Mahado alles mögliche zu zeigen und dadurch auch einmal ein wenig Ruhm zu ernten.
Lächelnd ging der Priester aus der Bibliothek, einfach gerade aus, solange bis
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