Why now?
SasuSaku
Wege, die kreuzen
Das Gras knirschte staubtrocken unter ihren Sohlen. Die grünen Halme waren vertrocknet und gelb.
Seit Wochen nun hatte es nicht mehr geregnet und die Erde war teilweise rissig.
Die Sonne schien gnadenlos vom Himmel und nicht eine Wolke war zu erkennen.
Es war später Nachmittag geworden und die Temperatur sank minimal um ein paar Grad. Eine angenehm sanfte Brise strich nun über die Frau hinweg, die über den von kleinen Kraterlandschaften durchzogenen Boden schlenderte. Die Sonne war nun bald am Beginn, sich über den Horizont zu senken und die Nacht regieren zu lassen. Ganz langsam wurde die Welt um sie herum in gleißendes, rötlich-gelbes Licht getaucht. Es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis es zu dämmern anfing.
Sie schritt weiter, blind für ihre Umgebung. Alles was sie wollte, war zurück nach Konoha. Ihr Auftrag war erfüllt und dementsprechend müde war sie nun. Alles was sie wollte, war ins Bett.
Aber zuerst würde sie Tsunade die gute Nachricht zur erfolgreichen Beendigung ihres Auftrages überbringen. Erschöpft, schmutzig und durstig nahm sie die Abkürzung durch den Wald, bis sie Konoha endlich erreichen würde. Sie war nicht mehr weit vom Tor entfernt.
Doch trotz ihrer zahlreichen kleineren Wunden, die sie noch nicht wegen Chakramangels behandeln konnte, vergaß sie keine Sekunde lang, aufmerksam zu sein und nach möglichen Feinden Ausschau zu halten.
Sie lebten in schwierigen Zeiten. Die Lage zwischen den Akatsukis, den übrigen Oto-Nins und Konoha hatte sich weiter zugespitzt. Zwar wurde vom Tod Orochimarus berichtet, den einer seiner Anhänger an ihm verübt haben soll, aber so richtig glaubte keiner daran.
Konoha hatte nach den letzen paar Attentaten, die allesamt Naruto betrafen, ein novelliertes Friedensabkommen mit den übrigen Großmächten getroffen, um den höchstmöglichen Schutz für die Bevölkerung zu garantieren.
So sehr sie sich auch bemühte, ihre Schritte wurden immer langsamer und schwerfälliger.
Die Müdigkeit schlich sich plötzlich über ihre Augenlider, doch mit aller Willenskraft die sie aufbieten konnte, zwang sie sich die Augen offen zu halten. Ihr Blickfeld verschwamm immer mehr und bald würde sie nicht mehr in der Lage sein, nach Konoha zu gelangen. Nicht in diesem Zustand.
Sie schwankte zu einer nahegelegenen Eiche auf der rechten Seite des unbenutzten Pfades.
Plötzlich stand dort eine Gestalt. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ließen ihn mit den immer länger werdenden Schatten verschmelzen. Komplett in schwarz gehüllt, stand sie da und beobachtete sie. Sie stolperte weiter, zu der unbekannten Person. Was machte es schon, ob Feind, ob Freund. Die Schmerzen verblassten allmählich, das Licht trübte sich viel zu schnell und ihre Atmung verlief flach und unregelmäßig.
Anscheinend war eines der Kunais vergiftet gewesen, von dem sie getroffen worden war.
Und anscheinend war es ein langsames, beinahe qualvolles Gift.
Der Fremde fing sie auf, als sie in seine Arme stolperte. Er ließ sie zu Boden gleiten, ihr Kopf auf seinen Beinen ruhend. Mit einem letzten Blick in ihre fantasierenden Augen schlug er die Kapuze zurück und offenbarte sich ihr nun.
Mit Schrecken geweiteten Augen und einem Hustenanfall, der sie Blut spucken ließ, fiel ihr Kopf zur Seite und Stille machte sich breit.
Die Person runzelte die Stirn, hob sie hoch und trug sie fort, bis nichts mehr als ein Windhauch daran erinnerte, dass dort gerade noch zwei Menschen ruhten.
Schwarzes Meer.
Nichts als kalte, emotionslose Schwärze umgab sie.
Ein stechendes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit.
Ihre Augenlider zuckten, und öffneten sich anschließend. Das Bild war verschwommen und nur mit mehrmaligem Blinzeln klärte sich ihr Blick. Es war dunkel. Sie konnte nicht erkennen wo sie war.
Sie spürte etwas Weiches unter ihren Fingern und eine wohltuende Brise strich von irgendwoher über ihren Körper und kühlte ihren Kopf und ihre Gedanken. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das schummrige Licht. Zumindest konnte sie erkennen, dass sie in einem Zimmer lag. Um genau zu sein, auf einem weichen Bett, dessen Geruch sie an etwas erinnerte. Sie wusste nur, dass sie diesen Duft schon lange nicht mehr gerochen und schon immer geliebt hatte.
Mit einer ruckartigen Bewegung setzte sie sich auf und ihr ganzer Körper dankte es ihr mit einem plötzlichen, qualvollen Schmerz, der sie stöhnend wieder auf das weiche Laken zurücksinken ließ.
„Ruh dich erst aus.“ Die Stimme kam von rechts. Dunkel und samtig war sie. Und augenblicklich hatte sie eine Vorahnung in wessen Bett sie genau gelandet war. Diese Erkenntnis riss sie wie eine Woge mit sich. Unsicherheit, Scham, Wut, Trauer und Angst vermischten sich und drohten aus ihr herauszubrechen. Mit aller Willenskraft die sie aufbringen konnte, verbot sie sich diese Gedanken, und zwang sich stattdessen ruhig zu bleiben.
„Sasuke Uchiha.“, antwortete sie, einmal tief aus und einatmend.
In ihrer Stimme lag keinerlei Emotion die vermuten ließ, wie aufgewühlt sie in Wirklichkeit war.
Irgendetwas lief hier gewaltig schief. Sie sollte nicht hier sein, genau genommen durfte sie nicht hier sein. Er war ein Abtrünniger, ein Nuke-Nin. Es gab viele Bezeichnungen für so etwas wie ihn, doch keine davon schien ihr zu genügen.
„Sakura Haruno.“ Ah, er wusste also noch, wer sie war.
„Warum hast du mich hierher gebracht?“.
Ein Zucken umspielte die Lippen des Uchihas, aber nichts als ein „Tz“ verließ seinen Mund.
Er wandte sich um, sah aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenlos und klar, der sichelförmige Mond leuchtete gelb vom Himmel und offenbarte ein seltenes Spiel aus Makellosigkeit und Macht.
Sakura stockte der Atem. Sasukes wilde Schönheit, sein Profil im Schein des Mondlichts, ließen ihr Herz höher schlagen. Seine halblangen Haare, die im Nacken ständig wie elektrisiert aussahen, sein langer Pony, der ihm verwegen in die Augen fiel, seine schmalen, feingeschwungenen Lippen.
All das und noch mehr verursachte ein kribbeliges Gefühl in ihrem Magen.
Sie dachte nicht, dass sie auf diese Frage jemals eine Antwort bekommen würde.
„Du solltest nicht sterben.“ Als er das sagte, wandte er sich ihr wieder zu, seine Augen blickten sie an.
Fragend. Leer. Vielleicht auch mit Hoffnung.
„Und warum nicht?“. Es kostete sie einige Überwindung diese Frage zu stellen, dennoch musste sie es tun.
„Um das herauszufinden, habe ich dich geheilt.“