Ein neues Leben?
Respekt, Ruhe, Wahrheit
Alltag
“Na, jetzt ist keiner da, der dir helfen kann, was?” höhnisch grinsend, schlug ein Junge dem schwarzhaarigen Mädchen in die Magengrube. Stöhnend sackte diese auf den Boden. Laute Zurufe von den anderen die um sie standen ertönten. “Lass das! Hör auf damit, Toki!” flehte das Mädchen. Es war, seinem äußeren nach zu urteilen, 12 oder 13 Jahre alt. Der Junge trat ihr noch einmal in ihre Seite, dann verschwanden er und seine anderen Kumpel.
Das Mädchen blieb noch eine weile liegen. Stille Tränen rannten ihre Wangen hinunter. Zitternd und schluchzend stand sie schließlich auf. Warum konnten sie sie nicht in Ruhe lassen, weshalb machten sie ihr das Leben zur Hölle? Sie wankte zu einer Hausmauer, wischte sich ihre Tränen ab und humpelte nach hause.
Der Name des Mädchens war Sorana. Ihr Zuhause war ein Heim. Ihre Eltern waren angeblich schon früh gestorben und genaueres wusste auch niemand. Alles an dem Haus war grau. Die Wände, der Boden, die Möbel, ja sogar die Kleidung der Betreuer.
Sie musste nicht auf den Weg achten, denn ihre Füße fanden den Weg allein. Tief in ihrem Innersten sträubte sie sich dorthin zurückzukehren, doch Sorana wusste das sie sonst nirgends hingehen konnte.
Als das Mädchen schließlich ankam, rannte es schnell durch den großen Torbogen, durch den kleinen Innenhof die Stufen der Eingangstür hinauf und verschwand ohne ein Wort leise die Treppen hinauf, alle Schmerzen vergessend. Ja den Schmerz ausblenden, die Wunden ignorieren, das hatte sie schon früh gelernt.
Sorana riss die Tür zu ihrem Zimmer auf. Ein stürmischer Luftzug wehte ihr entgegen, umspielte ihre Haare, liebkoste ihr Gesicht und verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Etwas verwirrt blieb Sorana im Türrahmen stehen. Irgendetwas war anders als sonst. Aber was? Die Bettdecke lag auf einem Haufen. Ihre ganzen Bücher und Zeichnungen lagen überall in dem kleinen Zimmer herum verstreut. Hier und dort lag Gewand. Es war genau so unordentlich wie immer. Einzig das Fenster stand weit offen und lies die kühle Abendluft des Spätsommers hereinströmen.
Sorana ging langsam auf das Fenster zu und lehnte sich ein wenig hinaus. Von ihrem Zimmer aus hatte man einen guten Überblick auf die Stadt, da es der höchste Raum des Heims war. Gleich unter dem Dach. Früher war es wohl eine verstaubte Rumpelkammer gewesen, doch diese hatte man inzwischen ausgebaut. Des Weiteren lag das ganze Heim insgesamt auf einer kleinen Anhöhe.
Die Stadt lag wie ein Teppich ausgebreitet vor ihr. Der letzte goldene Strahl der Abendsonne schien auf Soranas Gesicht. Wie oft hatte sie sich gewünscht in einer anderen Welt leben zu können, wo sie respektiert werden würde, oder einfach in Ruhe gelassen. Sie lächelte leicht und vergas für einen Moment die Wirklichkeit.
DONG! Das Läuten der Glocke holte sie wieder zurück. Die Glocke läutete zu den Essenszeiten dreimal. Solange hatte man Zeit sich im Speisesaal einzufinden und auf das Essen zu warten. Nach dem Läuten wurden die Türen zugemacht und wer zu spät kam hatte Pech und musste hungern.
Geräuschlos rannte Sorana die Treppen hinunter, in den Saal, wo sie sich Still in eine Ecke verzog. Man könnte meinen, das die Waisenkinder untereinander zusammenhalten würden, aber dem war nicht so. Yuri war der selbsternannte “Anführer” und machte es vor allem Sorana nicht leicht. Tori und Aydo waren so etwas wie seine Handlanger. Oft schon hatte sich das Mädchen gefragt, wie dumm man sein musste, um alle diese Befehle von Yuri auszuführen. Oder wie blind die Betreuer sein mussten, das sie die ganzen Schikanen von der Bande übersahen.
Sie schüttelte den Kopf.
Nicht mucken und unauffällig verhalten, das waren die Regeln hier im Heim. Wer sich gegen Yuri oder die Heimbetreuer auflehnte wurde bestraf. Wer versuchte wegzulaufen, kam spätestens am dritten Tag wieder angekrochen und bat um einlass.
Nach dem Essen, ging Sorana noch einmal in ihr Zimmer. Sie packte Papier, Stifte und ihre Zeichenmappe in eine schwarze Tasche ein. Als sie ihre Sachen gepackt hatte, ging sie aus dem Gemäuer hinaus.
Sie bog von der Straße ab und steuerte geradewegs auf einen Hügel zu.
Hier war einer ihrer Lieblingsplätze. Von da aus konnte man immer noch ein paar Sonnenstrahlen erspähen. In der Nähe war ein kleines Wäldchen. Auf einen dieser Bäume setzte sich die Schwarzhaarige nun. Um zu zeichnen war es zu dunkel, also ließ Sorana ihre Füße baumeln und starrte in den Himmel. Die ersten Sterne waren schon zu erkennen und eine riesige Scheibe strahlte vom Himmel. Es war bald Vollmond. Wie sehr sie den Vollmond doch liebte. In den Vollmondnächten hatte sie sich schon immer wohl gefühlt und der Mond gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Schließlich stieg sie wieder vom Baum herunter. Sorana tapste durch die Dunkelheit und stolperte plötzlich über etwas. Als das Mädchen sich die Stelle genauer ansah, erkannte sie einen schwarzen Stein, welcher an einer Kette hing.
Zögernd hob sie ihn auf und steckte ihn ein. Sie würde ihn sich später noch genauer ansehen.
So ging sie zu dem Heim zurück.
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Tja also das ist meine erste FF und ich hoffe sie hat euch bis jetzt gefallen. Bitte lasst mir viele Kommis da, ja? *ganzliebguck*
Eure Yuki