Der schwarze Mond
Schulstress mit Hindernissen
Prolog
Es war wieder ein Tag wie jeder andere, dachte Kai als er aus dem Mathe-Unterricht kam. Mal wieder hatte er eine Arbeit verhauen und mal wieder lachten ihn seine Mitschüler deswegen aus. Er fühlte sich einfach schlecht. Warum konnte er nicht einfach zu Hause bleiben und am Computer sitzen oder mit seiner Katze schmusen? Nein, er musste ja in diese Schule. Wo lauter Möchtegerne und Vakuumbirnen rumlaufen.
Auf seiner alten Schule war es so ähnlich aber dort hatte man ihn in Ruhe gelassen, ihn nicht ausgelacht, ihn nicht wegen irgendetwas fertig gemacht. Ja dort wollte er wieder hin, wieder an seine alte Schule. Die nächste Unterrichtsstunde begann und Kai ging zurück in seinen Klassenraum. Diese Unterrichtsstunde verlief genau so wie die anderen, öde, langsam und quälend. Kai versank wie so oft schon in Erinnerungen an seine alte Schule.
Er stand, wie eigentlich jede Pause, auf dem Schulhof unter einer großen Zierkirsche und schaute den Blütenblättern beim Fallen zu. Weiter von ihm entfernt stand eine Gruppe von Mädchen die tuschelnd auf den coolsten Typen der Schule zeigten. Ja es war wie jede Pause.
Kai schrak aus seinem Tagtraum hoch als ihn eine wütende Frauenstimme anmeckerte. "Herr Kai Drasek. Aufwachen! In meinem Unterricht wird nicht geschlafen. Also wie lautet deine Verteidigung?", fragte die Lehrerin sehr unfreundlich. Na toll jetzt musste Kai sich schon wieder eine Standpauke von einem Lehrer anhören. Das wäre dann die vierte an diesem Tag. Die erste hatte er in Kunst kassiert, als ein Mitschüler ihn von oben bis unten mit Farbe 'bemalt' hat. In Sport hatte der Lehrer ihn zusammengestaucht, weil er einfach nicht mit den Mädchen Federball spielen wollte und dann eben in Mathe wegen der vergeigten Arbeit. Und jetzt sollte er sich rechtfertigen warum er im Unterricht schläft. Na Klasse. Kann der Tag eigentlich noch schlimmer werden, dachte Kai während die Lehrerin ihn vor der versammelten Klassengemeinschaft zur Schnecke macht.
Ja der Tag konnte noch schlimmer werden. Erst fing es nach Schulschluss an zu regnen, auf dem Heimweg wurde er von den vorbei fahrenden Autos nass gespritzt und zu allem Überfluss hatte Kai heute morgen seinen Haustürschlüssel vergessen und durfte jetzt im strömenden Regen vor der Haustür 2 Stunden lang auf seine Mutter warten.
Beim Abendessen erzählte Kais Mutter seinem Vater, dass die Klassenlehrerin bei ihr im Büro angerufen und sich über Kais dauerndem Fehlverhalten und mangelndem Interesse am Unterricht ausgelassen hat. Der Vater von Kai, der bis dato noch in seine Abendzeitung vertieft war, schaute auf. Erst schaute er seiner Frau in die Augen und dann blickte er Kai an. Dieser war gerade dabei, mit Mühe und Not, die Katze von seinem Schoss unten zu halten. "Kai. stimmt das was deine Klassenlehrerin deiner Mutter am Telefon gesagt hat?" Ein Schauer lief Kai bei dem tiefen, bedrohlichen Brummton der Stimme seines Vaters über den Rücken. Was sollte er sagen? Glauben würden seine Eltern ihm eh nicht, das war ihm zu 100% klar. Genauso wusste er, wenn er jetzt schweigt und nichts dazu sagt, er noch größeren Ärger bekommen würde. Also was sollte er tun. Schweigen ging ja nicht und die Wahrheit sagen auch nicht und anfangen zu weinen auch nicht. Weinen macht man als 16jähriger Junge nicht. Doch ohne es zu wollen fing Kai am Esstisch an zu weinen. Erst nur wenig, dann immer heftiger. Er wollte doch nicht weinen aber er tat es und es tat ihm gut, sehr gut sogar. Der ganze Frust, der ganze Ärger, einfach alles was ihn belastete löste sich für diesen einen Moment in Luft auf.
Mitten in der Nacht wachte Kai in seinem Bett auf. Wie kam er hier hin, er war doch unten am Esstisch und hatte geweint. Er erinnerte sich nur noch an die Stimme seiner Mutter die ihn fragte was los sei und ob es ihm gut ging. Ihm ging es nicht gut, genau so wie jetzt auch aber es ging ihm ein bisschen besser als am Mittag. Kai schaute auf seinen Wecker, der neben seinem Bett auf einem kleinen Regal stand. Der Wecker zeigte 1:25 Uhr an. Noch mal einschlafen war nicht drin, da Kai keine Müdigkeit spürte. Also stand er auf und ging an seinen Schreibtisch, der genau vor dem Fenster stand, und setzte sich im Schneidersitz auf die Tischplatte. Er schaute aus dem Fenster in die Nacht. Draußen schien ein großer, leuchtender Vollmond und erhellte die Gegend. Seine Mutter hatte wohl seine Katze vor die Tür gesetzt, da diese gerade über die Wiese lief. Kai beobachtete eine ganze Weile die dunkele Gegend. Hier und da schuhute mal ein kleiner Kauz, ab und zu verirrte sich eine Fledermaus in sein Blickfeld aber ansonsten war diese Nacht ruhig. Als er zufällig auf seinen Wecker blickte und dieser 4 Uhr anzeigte, beschloss Kai sich wieder ins Bett zu legen. Nicht um zu schlafen, das konnte er immer noch nicht, sondern um einfach seinem Körper Ruhe zu gönnen. Kaum hatte er sich hingelegt, zumindest kam es ihm so vor, klopfte es an seiner Zimmertür und seine Mutter betrat sein Zimmer. Mit einem Auge schielte Kai auf seinen Wecker. "Was schon 12 Uhr!", schrie Kai fast schon als er die Uhrzeit sah, "Ich muss doch zur Schule. So ein Mist." Seine Mutter, die ihn dabei beobachtete wie er aus dem Bett sprang und sich seine Kleidung aus dem Schrank nahm, stoppte sein Tun in dem sie Kai an den Schultern packte und fest hielt. "Kai du brauchst heute nicht zur Schule. Du brauchst auch die nächsten 2 Wochen nicht in die Schule." Sie schob ihn wieder zurück aufs Bett und erzählte dem verdutzen Jungen vor ihr was sie und sein Vater mit seiner Klassenlehrerin besprochen hatten. Kai konnte es nicht glauben was er da hörte. Er sollte in ein Internat das ihn wieder auf Vordermann bringen sollte. Ja das hatte seine eigene Mutter gesagt auf Vordermann bringen.