Runaway Shooting Stars

Vom Mond auf die Erde

Runnaway

Still, war es im Königreich der acht Monde. Zu still. Eine verräterische Ruhe schien auf etwas kommendes, lautes zu deuten, aber das merkten die Bewohner des friedlichen Ortes nicht. Alle gingen ihre Arbeiten nach, ungestört und begleitet vom Zwitschern der bunten Vögel, die hier heimisch waren. Die Sonne brillierte in ihre vollen Pracht, die hier so viel näher stand, als auf dem Planeten Erde und doch war es keine erdrückende Wärme, sondern sehr angenehm. Ein Arbeiter wischte gerade die glitzernden Strassen vor dem Palast, als daraus ein Schrei zu hören war, der nach einem „WAAAS?!“ klang. Er schreckte auf und schaute auf das vor ihm stehende, prächtig, grosse Gebäude, woher das unüberhörbare Geräusch kam. Wie so viel in diesem Reich, schien es in der Sonne und schimmerte in Regenbogenfarben. Der Schrei kam, wie zu vermuten war, aus dem rechten, der drei hohen Türme, worin sich die Schlafgemächer der Prinzessinnen befand.

„Das kann er doch nicht machen!“, protestierte ein junges Mädchen im zarten Alter von 15 Jahren, mit hellblauen Haaren. Auf ihrer Schulter sass ein schneeweisses Wiesel und döste vor sich hin. Kurz strich sie ihm über den Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren. „Sieht so aus, als könnte er.“, konterte ein etwas älterer Junge, mit braunen Haaren. Er war ihr Cousin. Das Gespräch ging hauptsächlich um den Beschluss des Königs, seinen Nachfolger oder in diesem Falle die Nachfolgerin zu wählen. Nur war es hier nicht Sitte, den erstgeborenen zu wählen, sondern den, oder die Stärkste und Beste. „Und was machen wir jetzt? Ich habe keine Lust mich mit Sera um den Thron zu prügeln. Wäre ja wenig amüsant. Jeder weiss, wer gewinnen würde.“, meldete sich nun die Lila-haarige Schwester, mit kühler Stimme. Sie sass in einem schwarzen Sessel, der mit einigen goldenen Halbmonden bestickt wurde. Auf ihrem Schoss ruhte ebenfalls ein Wiesel, dieses war aber schwarz wie die Nacht und trug ein silbernes Kettchen um den schmalen Hals, mit einem Mondanhänger. „Stimmt, diese Ehre würde mir gebühren!“, zischte Seraphina. „Immer hin bin ich besser im Bogenschiessen als du!“, fügte sie noch laut hinzu. „Na und? Ich bin viel geschickter im Schwertkampf!“ Bevor es zu einer grösseren Zickerei ausarten konnte, mischte sich der braunhaarige Cousin der beiden wieder ein und stand zwischen sie, was mit einem bösen Blick der Thronfolgerinnen bestraft wurde. „Ihr habt zwei Möglichkeiten“, begann er „ Entweder ihr teilt das so eurem verehrten Herrn Vater mit und er wird wirklich, wirklich sehr erzürnt sein und dabei kann ich nur sagen, Luna steh euch bei oder ihr-“, weiter konnte er nicht sprechen, da er von seinem besten Freund, Legon Elfaron sein Name, unterbrochen wurde:“ Jeremy, sie kommen! Wir sollten sie verstecken! Zumindest so lange, bis uns etwas besseres einfällt. Sobald die Wachen weg sind sprechen wir uns weiter.“ Jeremias, hörte sofort auf das gesagte des dunkelhaarigen und drückte die beiden Hoheiten aus Gwendolyns grossem Zimmer. Jeremias, rannte schon in die Richtung, aus der die Wachen kamen, aber Legon blieb noch kurz stehen. Er drehte sich um und sah in kühle lilane Augen, die heller waren, als das Haar der Besitzerin. Er grinste verschmitzt und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er ebenfalls davon rannte und über die Schulter schrie: „ Versteckt euch, meine Prinzessin!“ Während Gwendolyn rot anlief, erstickte Seraphina beinahe neben ihr, da sie lauthals über die Reaktion ihrer älteren Schwester lachen musste. Gwen fing sich wieder und meinte: „ Der hält es wie immer für einen Film! Ich werde schon nicht verscheiden. Und du Sera, hör auf so zu grinsen, oder du tatest es zum letzten Mal, das schwör ich dir!“ „Wusst ich’s doch schon immer, dass unser geehrter Freund ein Auge auf dich warf.“ „Ich weiss nicht ob ich dich für diese Aussage lieben oder doch abgrundtief hassen soll. Aber das ist ja auch egal. Der wird noch was erleben, wenn der mir in die Finger kommt!“ Auch Sera fing sich langsam wieder und so rannten sie in die entgegengesetzte Richtung, wie ihre beiden selbsternannten Beschützer.

Die Treppe hinauf, nach links in den Estrich, bis die blauhaarige vor einer grossen Türe apruppt stehen blieb. „Sera, was zum…? Komm schon. Sie holen uns noch ein! Wir müssen nur in den Taubenturm.“ Doch ihre Schwester blieb stehen und starrte wie gebannt auf die staubige Türklinke. Unbewusst bewegte sich ihre zarte Hand immer näher auf diese zu, bis sie kurz davor von einer anderen, schneeweissen Hand abgefangen wurde. „Sera, du weißt, dass wir dieses Zimmer nicht betreten dürfen. Vater hat es uns allen verboten, seit Mutter verschwunden ist.“ Ihre sonst kühle Stimme wurde nun sanft und liebevoll, als sie sah, wie sich der Blick ihrer jüngeren Schwester trübte. Sie sah wirklich aus wie ihre Mutter, nur die blauen Augen hatte sie von ihrem Vater. Gwen hatte das Gesicht und die Augen der Mutter aber das Haar des Königs. Augenblicklich wurden die Augen der jüngeren wieder wie vorher, und dann entschlossen. „Und genau darum werden sie uns nicht finden.“ Mit einer schnellen Bewegung öffnete sie die Tür und stiess die ältere hinein. „Hey! Sonst bist du noch bei Trost?“, Gwen hielt die Idee für schwachsinnig, wehrte sich aber nicht. Die Türe schloss sich von alleine und es wurde stock dunkel. Langsam wurde es auch Sera ungemütlich und sie wollte die Tür wieder öffnen, doch als sie sie in dieser Dunkelheit endlich fand, klemmte die Klinke. Es war zugesperrt. „Was hast du wieder angestellt?“, zischte ihre Schwester. „Was ich? Ich kann nichts dafür, dass die Tür sich nicht mehr öffnen lässt. Hey, zieh nicht an meinen Kleidern!“ „Was? Ich mache gar nichts…hey…da zerrt was an meinem Rock. Wie unverschämt ist das denn?“ Langsam wurden sie noch weiter in die Dunkelheit gezogen, da half auch das Festhalten an der Kommode, die sie fanden, nichts. Gwens schwarze Flügel waren hier auch nutzlos, im Gegenteil, sie wurde noch mehr nach hinten gezerrt. Die beiden Wiesel namens Isil und Miril, wovon Miril Gwendolyn gehörte und ein Weibchen war, begannen zu quieken, als sie merkten wie an ihnen gezogen wurde. Ein reissendes Geräusch ertönte und Gwendolyns lange Kette, mit einer Mondsichel, das Zeichen der Königsfamilie, blieb an einem Haken hängen. Bevor sie sich beschweren konnte, wie es eigentlich geplant war, wurden die beiden in ein schwarzes Loch gesaugt.
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