Rabenherz

Erinnerungen der Vergangenheit

Schatten der Vergangenheit

Seit jeher war es den Kindern des Lichts und den Kindern der Finsternis verboten, Kontakt zueinander zu haben. Zwar mussten sich Licht und Finsternis das Gleichgewicht halten, waren sie doch wie Bruder und Schwester, aber dennoch ebenso die schlimmsten Feinde.
Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Kriegen zwischen Licht und Schatten.
Es war ein ewiger Teufelskreis. Weder gewann die eine Seite, noch verlor die andere. So war es schon immer gewesen.
Doch auch unter den Göttern und Dämonen gab es jene, die mehr Ausnahme denn Regel waren.
Die Tochter Visuels, des Herrn über das Licht und der Sohn Nocturnals, auch Mutter der Nacht genannt, waren diese Ausnahmen.
Am Abend des 16. Geburtstages von Aeonis, so lautete der Name Visuels Tochter, trafen sie sich zum ersten Mal.
Visuel gab ein grosses Fest für seine älteste Tochter. Mit Tanz und Wein. Ein Maskenball hatte es sein sollen. So waren sämtliche Anwohner des Reiches zum Fest geladen.
Doch auch Angelus, jüngster Sohn von Nocturnal, hörte von dem Fest. Auch er wollte dabei sein. Wollte tanzen, den Mädchen den Kopf verdrehen, wollte Aeonis nur ein einziges Mal sehen.
So kam es, dass er sie zum Tanz aufforderte, mit ihr sprach und scherzte.
Diese Nacht blieb beiden auf ewig im Herzen.
Es war die Nacht, in der Licht und Schatten einander das erste Mal berührten.
Doch auch diese Nacht ging vorüber und so musste Angelus sich schweren Herzens von Aeonis trennen.
Lange Zeit verging, ehe sie sich wieder sahen. Wieder auf einem Maskenball. Wieder tanzten und scherzten sie. Wieder kamen Licht und Schatten einander näher.
So nah, dass ein einziger Kuss ausreichte, um beide Kinder auf ewig zu verfluchen.
Wie es das Schicksal einst vorhergesagt hatte. Licht und Schatten würden einander nie gehören.
Und so sollte es sein.
Der Krieg kam und Angelus musste Seite an Seite mit seinen Brüdern kämpfen, während Aeonis von ihrer Familie behütet und beschützt wurde.
Jedoch wusste noch niemand etwas von dem Geheimnis, das sie mit sich trug.
Ein Geheimnis, das nur allzugut von der Liebe zwischen ihr und dem Sohne der Dunkelheit zeugte. Ein Geheimnis, das schon bald keines mehr sein würde.
Die Zeit verging und noch immer hörte sie nichts von ihrem Geliebten.
Monate verstrichen, beinahe ein Jahr.
Auch der Säugling konnte ihr kaum den Kummer nehmen. Jedes Mal, wenn sie das Kind anblickte, fühlte sie sich an ihren schwarzen Engel erinnert, der dort draussen irgendwo für sie kämpfte.
Es wurde ruhiger in den Reichen und noch immer traf kein Lebenszeichen von ihm ein, bis eines Tages ein Bote vor der Residenz Visuels zusammenbrach. Als er wieder zu sich kam, berichtete er von dem Krieg, den er miterlebt hatte. Berichtete davon, wie die Brüder fielen. Einer nach dem anderen.
Für Aeonis brach eine Welt zusammen. War dies der Preis den sie beide zu zahlen hatten? Die Strafe für eine Liebe, die nie hätte sein dürfen?
Kummer zerfrass das junge Herz, bis sie letzten Endes keinen Ausweg mehr sah. Das Kind, einen Knaben legte sie behutsam in die Arme ihres jüngeren Bruders Janus, ehe sie sich auf die Suche nach ihrem Geliebten machte. „Wo du bist, will auch ich sein“ waren die letzten Worte, die sie sprach.
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