Butterfly (MMFF)

Flüsterer

Der Krähenmann

Nach so langer Wartezeit, stelle ich dieses Kapitel mit diesen Worten fertig. An alle die mich kennen und den Grund wissen, warum ich jetzt wieder zu schreiben beginne, will ich aus tiefstem Herzen danken. Ich werde noch nicht gleich zurück sein,so wie ihr mich kennt, dazu war der Weg den wir gehen mussten zu lange und kräftezehrend, aber es ist geschafft… Vielen Dank für alles, ich weiß um euer Mitgefühl, es ist nun in Ordnung meine Freunde…

Melina lud die Kisten vom Karren ab. „Willst du nicht auch absteigen?“ Sie blickte zu Ina, die mit angezogenen Knien auf dem Kutschbock kauerte und starr vor sich hin blickte. Sie wandte den Kopf nicht um, sondern schüttelte ihn nur stoisch. „Schau“ Begann Melina und hievte eine Kiste hinab. „Wir haben keine leichte Zeit. Wenn dir etwas Angst macht, musst du es mir sagen, ok?“ Melina stellte die Kiste auf den Boden und trat neben den Kutschbock. „Also was macht dir Angst, Schatz?“ Ihre Schwester lächelte lieb zu ihr hoch, doch Ina blickte sie nicht an, sie hob nur die Hand und deutete in eine Richtung, zog gleich wieder ihren Arm an und versteckte ihr Gesicht so gut es ging hinter ihren Armen. Melina seufzte und blickte um, aber auf dem Dach saß nur eine fette Krähe, die mit ihren schwarzen Knopfaugen neugierig auf die Geschwister blickte. „Komm schon“ Meinte Melina versöhnlich und griff nach Inas Hand, die sich steif machte und nicht zuließ, dass Melina sie vom Kutschbock zog. „Ich sagte, du sollst kommen“ Ina blickte zur Krähe, die sich in die Lüfte erhob, erst als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war ließ sie locker und erlaubte ihrer Schwester sie vom Karren zu holen.

Melina wischte sich die mehligen Hände an der Schürz ab. „Vielleicht sollten wir die nächsten Tag mal ein wenig kürzer treten“ Seufzte sie und blickte durch das Fenster, hinaus auf den in Dunkelheit liegenden Hof. Ina saß zusammengekauert auf einem der Stühle und kaute auf ihren Lippen, was sie nur machte, wenn sie etwas beunruhigte. Melina musterte ihre kleine Schwester. Im fahlen Licht der einen Öllampe, wirkten ihre Haare grau und sie noch blasser. „Ich meine eine kleine Pause würde uns beiden nicht schaden, außerdem können wir wieder ein wenig Zeit mit Spaziergängen verbringen und endlich wieder zu Atem kommen“ Erzählte Melina weiter, ohne darauf zu hoffen, dass ihre Schwester ihren Worten folgte. „Die Pachtzahlung werden wir so und so nicht erbringen können, weißt du“ Sie blickte zu Ina um, die sie nicht einmal anschaute. „Aber du hast recht“ Meinte Melina unbekümmerter als ihr zumute war. „Gemeinsam schaffen wir das schon“ Fügte sie bitterer hinzu. Sie blickte auf das Brot, dass sie gerade knetete und wünschte sich weit weg von diesem tristen Ort.
Ina zuckte zusammen, als es an der Türe klopfte. Melina blickte zu ihrer Schwester um, die mit großen ängstlichen Augen die Türe anstarrte. „Schon gut“ Beruhigte sie die Kleine und wischte sich ihre mehligen Hände an der Schürze ab. Wahrscheinlich war es nur einer von Obigs Handlangern, die er mal wieder wegen der Pachtzahlung vorbei schickte, er wollte sie mit allen Mitteln unter Druck setzen. „Komme gleich“ Rief Melina und lächelte ihrer Schwester aufmunternd zu. Sie öffnete die Türe und musterte den dunkelhaarigen jungen Mann, der vor ihr stand. „Ich werde die Pacht morgen vorbei bringen, das habe ich dem Herrn heute selbst erklären können“ Meinte Melina, so unhöflich wie es ihr möglich war. Der Mann blieb stumm und musterte Melina eingehend, was ihr unangenehm war. „Sie sollten nicht so leichtfertig jedem öffnen“
Es klang wie ein gutgemeinter Tadel, der Melina eher zornig machte, als vorsichtig. „Was wollen Sie?“ Fragte sie abweisend, denn allem Anschein war er keiner von Obigs Knechten. „Ich suche ein Lager für die Nacht und etwas zu Essen, ich bin auf Wanderschaft“ Melina musterte das schäbige Erscheinungsbild des hochgewachsenen Mannes. Im ersten Moment wollte sie ihn abweisen, aber irgendetwas an diesem Mann sagte ihr, dass er nichts Böses von ihnen wollte und als ihre Mutter noch am Leben war, gewährte man in ihrem Haus jedem Wandersmann die Gastfreundschaft. „Wir haben selbst nicht viel“ Meinte Melina kühl. Sie deutete auf die Scheune. „Aber in der Scheune ist es windgeschützt“ Der junge Mann blickte zu dem Stadel und nickte. Er wandte sich ab, sah jedoch noch einmal zu Melina, nur um sich mit einem schlichten Danke zu verabschieden.
Melina balancierte die dünne Suppe und die alte, schon hundertmal geflickte Decke, in die Scheune. Ihr Gast saß mit verschränkten Beinen am Boden. Melina stellte die Schüssel mit etwas Abstand auf den Boden und legte die Decke daneben. „Danke“ Melina nickte leicht und entschloss sich die kleine Öllampe, die an ihrem Arm baumelte auch hier zu lassen. Sie trat zurück, als der Fremde nach der Schale griff und gierig zu löffeln begann. „Es ist sehr gut“ Meinte er zwischen zwei Bissen und blickte auf. Melina wusste nicht so recht, was sie von dem Mann halten sollte. „Danke“ Antwortete sie zögerlich. „Doch kann ich Ihnen nur eine Nacht unsere Gastfreundschaft anbieten.“ Er sah zu ihr auf und seine wachen Augen ließen Melina sich unwohl fühlen. Sein Blick ging an ihr vorbei, zum Scheunentor. „Sie sollte besser hinein gehen“ Meinte er ruhig. Melina drehte sich um, Ina lugte vorsichtig ins Innere. Ihre Augen wirkten ängstlich. „Schatz“ Meinte Melina besorgt und näherte sich Ina, die sich sofort an sie kuschelte. „Keine Angst“ Meinte sie und strich durch die weißen Haare. „Nur ein Wanderer, der Hunger leiden musste“ Sie blickte lächelnd zu dem Fremden, der wieder stumm seine Suppe löffelte. „Eine gesegnete Nacht“ Meinte Melina und schob Ina vor sich her aus der Scheune. Ina klammerte sich verkrampft an Melinas Hand. „Er wird bald kommen“ Fiepte sie. „Schon gut“ Seufzte Melina und schloss hinter ihnen die Türe zum Haus, legte vorsichtshalber den Riegel an, auch wenn sie den Fremden nicht für gefährlich hielt, war die Welt schlecht. Sie blickte zu ihrer Schwester. „Willst du heute Nacht bei mir schlafen?“ Ina nickte stürmisch und Melina musste lachen. Früher erlaubte der Vater nicht, dass sie zusammen in einem Bett schliefen. Aber oft genug schlich sich Melina zu ihrer kleinen Schwester, damit sie schlafen konnte.


Melina lag noch lange wach, sie konnte an Inas angespannten Atemzügen erkennen, dass ihre Schwester auch keine Ruhe fand. „Kannst du nicht schlafen?“ Fragte sie beruhigend und Ina kuschelte sich an ihre Schwester. „Der Schmetterling hat mich um Hilfe gebeten, aber ich mag nicht.“
Melina strich seufzend durch das Haar ihrer Schwester. „Wenn man um Hilfe gebeten wird, sollte man auch helfen“
„Aber es ist gefährlich“ Fügte Ina ernst hinzu. „Dann muss man wohl nein sagen“ Räumte Melina müde ein. Sie wollte nur noch schlafen, aber die Sorgen ihrer kleinen Schwester waren auch ihre, so belanglos auch ihre Träumereien wirken mochten. „Wenn er heute Nacht kommt und wir sterben müssen, glaubst du der Schmetterling wird jemand anderen finden“ Melina seufzte gequält. „Jetzt ist es genug, schlaf endlich“ Meinte sie mild. „Es wird niemand kommen und wir sterben noch lange nicht“ Melina schloss die Augen und hörte, wie ihre kleine Schwester schwer ausatmete, aber still blieb. Und tatsächlich übermannte sie der Schlaf.

Sie schreckte hoch, der Mond schien zum Fenster herein, es war schwül und heiß, es hatte seit Wochen nicht geregnet und die Temperaturen waren ungewöhnlich hoch für diese Jahreszeit. Schlaftrunken fasste Melina auf Inas Seite und saß ruckartig im Bett, denn die Seite war leer. Auch wenn sie es nicht erklären konnte, griff Panik nach ihr. Sie sprang aus dem Bett, mit Leinenhemd und ohne Schuhe, riss die Türe auf. Ina saß mitten im Hof, auf ihrer Fingerkuppe ein großer Nachtschwärmer, der sanft brummte. „Er kommt“ Meinte Ina und blickte zu Melina um. „Ich wollte alleine mit ihm sein, wieso bist du aufgestanden?“ Fragte sie ungewöhnlich dunkel und blickte den Nachtschwärmer in die Augen. Melinas Starre löste sich, sie trat zu ihrer Schwester und zog sie auf die Beine. „Lass den Unsinn“ Meinte sie schrill, der Falter drehte einen Kreis um das Geschwisterpaar, ehe er in die Nacht verschwand. „Er ist weg“ Meinte Ina traurig und blickte um, ihre Augen wurden weit. Melina folgte dem ängstlichen Blick ihrer Schwester und zuckte zurück, als auf der anderen Seite des Hofes ein Schemen stand. Angespannt beruhigte sie sich, dass es ihr Gast sein musste, der zum Abtritt unterwegs war. „Komm wir gehen rein“ Meinte Melina noch immer argwöhnisch und schob Ina vor sich her, sie spürte den Blick des Fremden auf sich ruhen. Plötzlich setzte er sich in Bewegung, er war unglaublich flink und unerwartet stand er im nächsten Moment zwischen ihnen und dem Hauseingang. Im fahlen Licht erkannte sie, dass es ein anderer Mann war, kleiner und mit seltsamen Gesichtszügen. „Verschwinden Sie“ Keifte sie den Mann an, Melina fühlte das flaue Gefühl von Angst in ihrem Magen. „Weit geflogen, hoch gezogen, bin gestolpert, bin gefallen, bin gelandet, niemand ewig im Himmel wandelt“ Begann der Mann gackernd.
Instinktiv schob Melina ihre Schwester hinter sich. „Was wollen Sie hier. Wir haben nichts, verschwinden Sie“ Der Gedanke, dass Obig den Kerl schickte, schoss ihr durch den Kopf. „Sagen Sie Ihrem Herrn, er kann uns keine Angst machen“ Der Mann antwortete mit einem seltsamen heiseren Lachen.


Er machte einen Schritt auf die Schwestern zu, Melina wich unwillkürlich zurück, Ina fest an der Hand, sie spürte wie ihre Schwester zitterte. „Hinauf, hinauf, wollt ich rauf, ohne Flügel gab ich auf“ Meinte der Mann dunkel und Melina war sich sicher, dass es sich um einen Verrückten handeln musste. „Ich werde schreien“
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