Seven Moons before dawn

Ungebundene Worte: am Ende des Tages, am stillen Ende des kleinen Waldes

Ungebundene Worte: am Ende des Tages, am stillen Ende des kleinen Waldes


... Dieser Aufruf gilt allen Waffen und Sacrifice dieser Schule. Die Tore werden jetzt geschlossen. Alle werden dazu aufgefordert, ihre jeweiligen Missionen zu erfüllen. Viel Glück!“

So hallte es an jenem Abend durch Hallen, würden die Geschichtsschreiber das Ereignis festhalten. Den jener Abend sollte, zum Unwissen aller, nicht so enden wie ein trainingsübliches Battle Royal, wie man es kannte. Im Gegenteil.

Alles würde sich ändern.


Alles würde so schnell gehen, so dachte er sich. Der großgewachsene, schlanke junge Mann mit den dunklen Haaren. Mit einem Buch in der Hand saß er bereits in der Bibliothek und wartete. Bald würde seine Welt wieder so sein wie sie sollte. Sein Bruder Ritsuka, und er, Seimei.

Doch Ritsuka konnte, als sie letztendlich aufeinandertrafen, Seimei nicht verzeihen, was er ihm angetan hatte: Hatte ihn allein gelassen mit seiner gewalttätigen Mutter, hatte ihn allein gelassen in dem Schmerz; Dem Schmerz der Trauer, der einem alle Luft raubt und der Hoffnungslosigkeit.
Es war eine Tragödie gewesen, doch die war jetzt vorbei.

„Ich bin wieder da, kleiner Bruder.“, sagte Seimei und streckte seine Hand nach Ritsuka aus.
Dieser stürzte sich in des Bruders Arme, doch im entscheidenden Moment sagte er „Nein“. Denn Seimei verlangte absolute Liebe, die Aufgabe von allem anderen Dingen auf dieser Welt und die volle Hingabe an ihn.
Nur noch Ritsuka und Seimei. Das war Seimeis Traum.

„Ich hab dich lieb, Bruder. Ich bin dein Verbündeter.
„Aber ich kann dir nicht verzeihen, großer Bruder.“


„So klärten sich die Fronten.“, erklärte Ritsu-sensei, Direktor der Schule der Waffen. „Und bis heute bleibt es eine Tragödie. Ritsuka wurde viel zu früh gezwungen erwachsen zu werden, und Seimei ist in seinem kindlichen Einvernehmen immer ein Kind geblieben. Nur leider hat es bei ihm viel größere Folgen, als wenn ein kleines, bockiges Kind seinen Willen nicht bekommt.“

Alles war still um Ritsu-Sensei herum und lauschte seinen Worten: Sie alle saßen um ihn herum, erstarrt mit einer Tasse Tee in der Hand und hingen an den Lippen ihres Schuldirektors. Die Teams Hopeless , Lightless , Faithless und Fearless hatten alle die gleiche Aufgabe bekommen.

„Meldet euch beim Direktor.
Fangt die ungebundenen Worte.“

Tari rückte ein Stück näher zu Noe, als Daisuke unwillkürlich seinen Blick löste und sie kurz anblickte, während er die entscheidende Frage stellte.
„Und was hat dies mit unserer Aufgabe zu tun?“
„Nun ja.“, Ritsu-Sensei machte eine Kunstpause. „Theoretisch müsstet ihr die beiden Brüder finden, doch es reicht, wenn ihr es auf euch bezieht.
Ihr seid recht unterschiedlich. Denkt mal drüber nach.“

Ritsu stellte seinen Tee nieder. Damit waren die Teams entlassen.


Ein wenig erstarrt waren sie immer noch alle, doch dann standen alle Paare nach und nach auf und verließen schweigend den Raum. Gerade Tari vermied es, Daisuke anzugucken. Gedankenverloren wollte sie gerade zur Tür hinaustreten, als sie plötzlich jemand anrempelte: Daisuke, wie hätte es anders sein können.
Schnell wich sie wortlos seinem forschenden Blick aus und trat einen Schritt zurück. Um die anderen nicht aufzuhalten, passierte er wortlos. Doch auch als Tari später Noe folgte und Daisuke immer noch am Eingang zum Zimmer des Direktors stand, auf Alex wartend, spürte Tari seinen Blick weiterhin auf sich ruhen, bis sie um die Ecke verschwand.

Gedankenverloren stand Daisuke dar, und starrte der Orangehaarigen hinterher. Er spürte den Stich in der Brust, seit sie seinem Blick ausgewichen war. Und der Schmerz wurde immer größer ... Aber irgendwas stimmte mit Tari nicht, soviel stand für ihn fest. Sie war nicht der schüchterne Typ Mädchen, der Blicken nicht standhielt. Was war aus der Tari geworden, die er kannte? Mit der er Scherzen konnte und Schmerz teilen? Die immer da gewesen war? Er fand sie nicht mehr.
In der Dunkelheit, in der er war, war seine Liebste nicht mehr auffindbar. Immer wieder erlebte er das gleiche Szenario: Sie ging durch die Tür, wich ihm aus, ging davon. Berührte ihn nicht: nicht mit Blicken, nicht mit ihrem Lächeln. Und schon gar nicht mit Liebe.

Dort, wo seine Gefühle sein sollten, war Nichts. Und so ließ er sich fallen.

Gab er sich der Dunkelheit hin.


Faithless saß währenddessen still vor dem Eingang der Bibliothek, unschlüssig ob sie jene betreten sollten. „Was meinst du?“, fragte Hana. Kohkau schreckte auf, war in Gedanken gewesen.
„Ob wir die Worte dort finden?“
„Ich denke schon. Und wenn nicht, dann wenigstens einen Hinweis.“

„Mhmm ...“

So tönte es nachdenklich nach einer Pause von Hana. Si spürte ein fragendes Ziehen in ihrer Brust, spürte aber gleichzeitig auch Kohakus Drang, seine Neugierde zurückzuhalten. Die beiden waten immer um Diskretion bemüht gewesen, ließen ihrem Partner die ebenstmögliche Freiheit. Nicht, dass sie es nicht mögen würden, aneinander gebunden zu sein: Es war schließlich ihr Schicksal. Ändern konnten sie es sowieso nicht. Vielmehr ging es darum, Platz für sich selbst zu lassen. Die Angst, die sie alle beherrschte: Sich Selbst in seiner Aufgabe und in der Einheit miteinander zu verlieren.
Und so war es auch hier. Kohaku versuchte, Hana Freiraum zu lassen, doch diese zuckte nur gelassen mit den Schultern.
„Mir ging dieser Junge durch den Kopf.“, sagte sie, warauf Kohaku fragend aufschaute. „Na du weißt schon, Jener stille, unscheinbare mit den grauen Haaren.“ Kohaku nickte. Natürlich hatte er ihn gesehen, Kohaku entging schließlich nichts. „Achja, der mit dem komisch verschlafenen Blick.“
Irritiert sah Hana ihn an. Was nahm Kohaku sich da eigentlich heraus? Sie vertrat nich die Ansicht, dass die Sacrifice absolut über ihre Waffe zu herrschen hatten, doch sie gab ungerne die Kontrolle aus der Hand. „Ich weiß nicht was du meinst.“, antwortete sie kühl und stand auf. Darauf trat sie in die Bibliothek. Kohaku lächelte nur still und wandte sich wieder den Wolken zu. Er würde einfach hier auf sie warten, schließlich hatte die Bibliothek nur einen Ein- und Ausgang. Bis sie wiederkommen würde.

Hana jedoch wurde schon in der Bibliothek erwartet, als sie Hopeless und Lightless dort sitzen sah, in eine heftige Diskussion verwickelt. Tee- und Kaffeegeruch umwehten ihre Nase, und sie stockte in ihrem selbstbewussten Gang. Offensichtlich hatten die vier ihr Kommen gar nicht bemerkt. Kurz entschlossen nahm sie sich das erstbeste Buch, was im Regal stand, und fing an darin wahllos zu blättern.

„Du wurdest also ohnmächtig und kamst ins Krankenzimmer?“

„Ja.“

„Und dann kam Daisuke mit Alex und verhält sich seitdem immer noch so komisch?“

„Ja.“

„Mhmm ... bei mir war es ganz anders. Ich sah Takuya beim Einkaufen und ... es fühlte sich an, wie ich mir immer Liebe auf den ersten Blick vorgestellt habe.“

„Wie? Liebst du mich etwa nicht?“

Hana blickte überrascht auf. Das musste der Neue sein, Takuya. Ein wenig enttäuscht schaute sie auf das Buch. Ohne dass sie es sich eingestehen wollte, hatte sie wohl unbewusst nach Alex Ausschau gehalten. Auf einmal bestand kein Grund mehr, für sie hierzubleiben. Der Gewohnheit folgend, horchte sie in ihrem Inneren nach Kohaku und stellt ein klein wenig überrascht fest, dass er immer noch draußen vor der Tür saß, und vernahm ein leises Zufriedenheitsgefühl seinerseits. Leise lächelte sie. Ihre Waffe änderte sich wohl nie.
Sie verließ die Bibliothek genauso wie sie gekommen war, leise und unbemerkt.


„Bitterer Wind in den Segeln, die voranpeitschen ... Ein starker Wind aus den Blättern antwortete Alex, doch plötzlich schreckte er zusammen.

„War das etwa ein Spell?“

Erschrocken fuhr die Waffe von Fearless zusammen und fuhr herum, wobei er fast an einer Baumwurzel hängen blieb und stolperte. „W-wer ist das?“, fragte er zaghaft. „Eigentlich solltest du mich doch kennen, kleiner Alex. Waffe von Fearless .“, hörte man nur die Stimme. Und dann trat eine Gestalt aus dem Waldrand hervor.
Schwarze Haare, und eine leuchtende Hand, auf deren Mittelfinger ein Schriftzug leuchtete.

„Beloved?“ , wisperte Alex leise. Und dann dämmerte es ihm.

Seimei. Ritsuka. Soubi. Ritsukas Entscheidung. Ritsu-senseis Geschichte.
Alles war wieder da. Hatte sich lebendig in sein Gehirn eingebrannt, als Ritsu es erzählte.

„Akame Nisei. Waffe von Seimei.“

„Von Beloved .“, kam es nur zurück.

Und dann las Alex es auf seiner Hand, und zuckte zusammen. Tatsächlich, jener Name leuchtete auf seiner Hand. Die Waffe machte einen kleinen Schritt zurück, stolperte diesmal wirklich über die knorrige Wurzel und prallte gegen einen Baum. „W-was macht ihr hier?“, versuchte er seine Stimme zu beruhigen, „sucht ihr etwa Loveless ?“ Dabei waren Ritsuka und Soubi gar nicht hier. Und Alex glaubte nicht, dass Beloved dies nicht wusste. Alex wartete. Doch von Nisei kam keine Antwort. Stillschweigend betrachtete jener sein Gegenüber, verschränkte lässig die Arme und beobachtete ihn. Nisei brauchte nichts zu tun, zu jenem Schluss kam er. Wieso auch? Der Kleine war schon alleine durch seine Anwesenheit so verängstigt, dass er über Baumwurzeln stolperte und nach seinem Sacrifice rief.

Angst machte sich in Alex breit. Wo war Daisuke nur, wenn man ihn brauchte? Er hatte nach der Besprechung bei Ritsu versucht, ihm zu folgen, doch auf einmal war Daisuke weg gewesen. Auch auf Alex stilles Rufen hatte er keine Antwort bekommen

Auch nun, in Alex' höchster Not, ruf dieser unwillkürlich nach seinem Sacrifice. 'Daisuke! Ich
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