Fanfic: Clair de Lune
Kapitel: Vergangenheit
Vergangenheit
Disclaimer: Ich besitze weder Ranma ½ noch jene wundervollen Charaktere dieses Mangas; ich leihe sie mir lediglich, um eine Geschichte zu schreiben, mit der ich auf keine Art Geld verdiene noch verdienen möchte.
„[...] Weißt du noch, Ranma? Weißt du noch, was vorher geschehen ist? Weißt du noch?“
„Wie könnte ich das je vergessen?“
„Ranma!“
„Hmm?“, brummte der junge Kampfsportler als Antwort, drehte sich langsam zu seiner temperamentvollen Verlobten um, wartete ungeduldig, als sie vorsichtig über den verschneiten Schulplatz auf ihn zulief und beobachtete interessiert die sich langsam bewegenden Wolken.
Dort oben am unendlichen Firmament war der strahlend blaue Himmel von einer lockeren Schicht weißer Wolken verdeckt, aus deren flaumigen Gebilden sanft kleine Schneeflöckchen auf die Erde segelten, die sich, nachdem sie auf dem durch den kältesten Tag des sich zum Ende neigenden, so ereignisreichen Jahres vereisten Erdboden gefallen waren, mit ihren gefallen Brüdern und Schwestern in Freude wiedervereinten und, wie ihre Väter und Mütter, die Wolken am Himmel, eine undurchdringliche Schicht bildeten, auf der eine schwarzhaarige Frau nun langsam schritt.
Jene junge Kampfsportlerin beobachtete jede einzelne Bewegung ihres Verlobten, während sie sich ihm näherte, sah, wie er gemächlich ausatmete, nur um seinen in der bitteren Kälte sichtbaren Atem neugierig zu betrachten, wunderte sich, dass er nicht fror, obwohl er nur in sein übliches rotes Hemd gekleidet war, während sie mit einem dicken Mantel über ihrer blauen Schuluniform und selbstgestrickten Handschuhen, Mütze und Schal ob der niedrigen Temperatur noch immer am ganzen Leib zitterte, und blieb schließlich direkt vor ihm stehen.
Sekundenlang blickten sich die beiden jungen Erwachsenen an, umgeben von den verschneiten Bäumen, die den Weg von ihrem Schultor zu ihrer Schule zierten, umgeben von ihren sich in vorweihnachtlichem Hochgefühl neckenden Freunden, und doch gefangen in ihrer ganz eigenen Welt. Sekundenlang blickte Akane in jene blauen Augen, in denen sie ihre eigenen braunen Augen so gut wiederzuerkennen glaubte, in jene Augen, in die sie Monate zuvor geblickt hatte, als sie in seinen starken Armen erwacht war, nachdem er sie aus dem ewigen Schlaf zu sich zurückgerufen hatte.
„Was ist denn, Akane?“, fragte der junge Mann ungeduldig und nervös, da seine Verlobte ihn nur anblickte und nichts sagte, während er sich grinsend von seinen besten Freunden verabschiedete und ihnen ein frohes Weihnachtsfest wünschte.
„Du hast deinen Schal liegen lassen“, antwortete sie langsam, nachdem sie sich widerwillig und nachdenklich aus ihren Gedanken gerissen hatte, und bot ihm ihren selbstgemachten, gelben Schal dar.
Mit zusammengezogenen Brauen betrachtete der junge Mann den Schal nachdenklich, ließ den Stoff vorsichtig durch seine Finger gleiten, ertastete jede Unebenheit, jeden Knoten, jeden Fehler, den seine Verlobte bei dem ungeschickten Versuch, ihm ein Weihnachtsgeschenk zu basteln und eine Freude zu bereiten, gemacht hatte. Dann packte er ihn hastig in seinen Rucksack.
„Danke“, flüsterte er mit gesenktem Kopf, um dem fragenden Blick der jungen Frau auszuweichen und starrte auf ihre mit Schnee bedeckten Schuhe.
„Warum trägst du ihn denn nicht?“, fragte Akane enttäuscht. „Morgens, wenn wir zur Schule gehen, trägst du ihn doch auch! Warum hast du ihn denn dann nachmittags nie um, wenn du wo auch immer hingehst?“
„Weil, weil es morgens eben kalt ist und jetzt nicht mehr“, antwortete er ausweichend, sie seltsam berührt anblickend. „Gibt es sonst noch was?“
Den Kopf verneinend schüttelnd, sah sie zu, wie er sich mit einem angedeuteten Lächeln und einem kurzen Nicken bei ihr verabschiedete und sich, genau wie jeden Tag der letzten vier Wochen auch, umdrehte, um sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, in der großen Stadt wie eine der kleinen Schneeflocken bei der leichtesten Berührung zu verlieren. Doch als er gerade hinfort laufen wollte, da lasteten der jungen Frau all jene Fragen, die sie ihm so oft gestellt hatte und auf die er ihr keine Antwort gegeben hatte, auf dem Herzen; schnell griff sie nach seinem Hemd und hielt ihn fest, den Blick abwendend, denn sie fühlte, wie ihr Herz trotz der schweren Last, das es trug, das Blut in ihre Wangen beförderte.
„Akane?“
„Eh, musst du, ich meine, morgen ist Weihnachten“, stammelte sie ungeschickt und nahm einen tiefen Zug der frischen, klaren, kalten Luft, um sich zu beruhigen, bevor sie schließlich fortfuhr: „Wollen wir heute nicht mal wieder zusammen heimlaufen?“
„Ah, ich kann nicht, ich muss noch was erledigen“, antwortete er hastig, doch seine Verlobte ließ ihn nicht los.
„Was denn?“, fragte sie mit ruhiger Stimme, obgleich sie das wilde Biest in ihrem pochenden Herzen nur schwerlich bändigen konnte. „Was machst du denn jeden Tag nach der Schule? Warum kommst du immer so spät nach Hause? Wo bist du?“
„Das erzähle ich dir wann anders“, wich er ihr aus und riss sich sanft von ihr fort.
„Und morgen?“, rief sie ihm nach, während er langsam durch das Schultor lief und um eine Ecke bog.
„Bin ich den ganzen Tag zu Hause!“
Erschöpft seufzend warf die junge Frau ihren Mantel in eine Ecke ihres Zimmers und ließ sich mit einem weiteren, tiefen Seufzer auf ihr weiches Bett fallen. Gedankenverloren betrachtete sie die hell scheinende Sonne, die sich ihren Weg durch die zahlreichen Schichten der weißen Wolken gekämpft hatte, um die Erde mit ihrem wärmenden Licht zu beschenken, während noch immer kalte, sternenförmige Schneeflocken erhaben auf den eisigen Boden glitten.
Eine einzelne, heiße Träne rann an ihrer Wange herab, die sie, wie ihre feuchten Augen auch, mit ihrer linken Hand trocknete, während sie über den tröstlichen Rat ihrer großen Schwester, ihrem Verlobten zu vertrauen, nachdachte. Sie wollte ihm vertrauen, gerade nun zur Weihnachtszeit, doch wie konnte sie, da sie doch von zahllosen Schichten Verehrerinnen und Verlobten von ihm getrennt war. Wütend hieb sie mit ihren Fäusten gegen ihre Matratze. Plötzlich klopfte es leise an ihrer Türe.
„Akane? Bist du da?“, drang die sanfte Stimme ihrer großen Schwester an ihr Ohr.
„Du kannst reinkommen, Kasumi“, antwortete die Kampfsportlerin so gelassen wie möglich, setzte sich auf und blickte erstaunt, als ihre Schwester die Türe hinter sich schloss.
„Was ist los, Akane?“, fragte die ältere Frau mit mütterlicher Güte und setzte sich zu ihrer kleinen Schwester auf das Bett.
„Nichts! Warum fragst du?“
„Akane“, tadelte Kasumi sie und deutete auf eine nasse Spur am Boden und den Mantel in der Ecke. „Du bist, ohne ein Wort zu sagen, mit den nassen Straßenschuhen in dein Zimmer verschwunden! Selbst wenn ich dich nicht so gut kennen würde, wäre mir doch klar gewesen, dass etwas mit dir nicht stimmt. Ist es Ranma?“
„W-wa-was?“, stotterte Akane, von der plötzlichen Frage ihrer Schwester überrascht. „N-ne-nein, natürlich nicht! Was sollte mit diesem Vollidioten schon sein?“
„Nun gut“, sagte Kasumi, stand auf und lief zur Türe zurück. „Wenn du nicht reden willst, musst du nicht, aber wenn du willst, weißt du ja, wo du mich findest.“
Betrübt und wütend zugleich starrte Akane Kasumi, die noch einen kleinen Moment auf der Türschwelle verweilte, an, während sie in ihren Gedanken mit sich kämpfte, ob sie ihrer Schwester erzählen sollte, konnte und wollte, was sie fühlte, was sie dachte, und entschied sich letztlich dafür.
„Ich denke, ich verliere ihn“, flüsterte sie und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Was?“
„Ich denke, ich verliere ihn“, wiederholte sie leise und unterdrückte einen schweren Schluchzer, während stille Tränen, die sie verfluchte und wegzuwischen suchte, an ihrer Wange hinabliefen.
„Ach, Akane!“, tröstete Kasumi ihre kleine Schwester, die sich, nachdem ihre ältere Schwester die Türe wieder geschlossen und sich zu ihr gesetzt hatte, an sie lehnte und ihr Gesicht, wütend auf sich selbst und den arroganten Kampfsportler, in ihrer Schulter vergrub. „Du verlierst ihn doch nicht! Das ist alles bestimmt ganz anders als du denkst! Vertraue ihm doch einfach ein bisschen mehr, dann...“
„Vertrauen?“, rief sie wütend und wischte sich die Tränen erneut aus dem Gesicht. „Vertrauen soll ich ihm? Das habe ich doch schon die ganze Zeit! Und nichts ist passiert! Morgen ist Weihnachten und er soll hier sein! Zu Hause! Bei mir!“
„Akane“, beruhigte Kasumi die aufgebrachte junge Frau, strich ihr eine Strähne des schwarzen Haares aus dem Gesicht und flüsterte leise in ihr Ohr: „Ich verspreche dir, es ist nicht so wie du denkst. Und ich verspreche dir, er wird morgen zu Hause sein.“
„Aber was soll ich denn“, begann sie aufgebracht, hielt plötzlich inne und starrte ihre Schwester ungläubig an. „Was weißt du, was ich nicht weiß?!“
„Ich, nichts“, bestritt die ältere Frau, ihr Antlitz vom durchdringenden Blick ihrer Schwester abwendend und schließlich beschämt zu Boden starrend. „Bitte, Akane, ich kann es nicht sagen, ich habe es versprochen!“
„Kasumi“, drängte die Kampfsportlerin eindringlich, nahm das Gesicht ihrer Schwester in beide Hände und zwang sie, ihr in die Augen zu blicken. „Kasumi, du musst es mir nicht erzählen, du sollst mir nur zwei Fragen beantworten. Bitte, Kasumi! Bitte, Schwester! Bitte, nur dieses eine Mal! Bitte! Es ist Weihnachten!“
Widerwillig nickte die braunhaarige Frau.
„Ist er bei Shampoo?“, fragte Akane sogleich und sah mit einem zufriedenen Lächeln, wie ihre Schwester den Kopf schüttelte. „Ist er bei Ukyo?“
Ausweichend blickte Kasumi zur Seite und Akane wusste, dass ihre schlimmste Befürchtung Wahrheit geworden war. Ihr