Fanfic: Divided Blood
Kapitel: Wir tun dir nichts…
In der kleinen Stadt war es in den letzten Tagen sehr sonnig. Die Sonne brannte förmlich auf meiner Haut, als ich mit Liss auf der großen, saftig grünen Wiese der Schule lag und die warmen Strahlen auf meinem Gesicht genoss. Es wunderte mich, dass Liss diese Hitze trotz ihrer schwarz-pinken Kleidung aushielt. Sara saß neben uns und war in ein Buch vertieft mit dem Titel “Der Untergang”, nicht gerade ein fröhlicher Titel, doch Sara las sowas, obwohl man ihr das nach ihrem Äußeren gar nicht ansah.
Liss sprach mit Sara, versuchte zumindest sie aus ihrer unscheinbaren Trance zu wecken, und beachtete mich auch gar nicht, was mir recht war. Mit dem Gedanken, dass ich nichts von meiner Vergangenheit wusste, fand ich mich mittlerweile gut ab. Besondere Hilfe dabei war Kyle, der mich nicht mehr als zehn Minuten aus den Augen ließ. Ich dachte etwas über die Träume, oder eher den Traum, den ich die letzten Nächte ständig hatte. Ich sah immer wieder, wie der dunkelhaarige Mann ein braunäugiges Baby eine alte Frau übergab. Während ich nachdachte, spielte ich mit meinen Fingern an meiner langen Kette, die ich praktisch nie auszog.
Durch das schöne Wetter war bestimmt die ganze Schule draußen, wie es aussah. Ich hob leicht den Kopf und sah Cassandra, Gina und Ayumi sitzend auf einer Decke ca. hundert Meter von uns entfernt. Alle drei trugen kurze Hosen und verschiedenfarbige T-Shirts. Sie beachteten keinen außer sich selbst und kicherten vorlaut.
Ich setzte mich aufrecht hin und sah Kyle, Holmes und Tucker aus der Ferne auf uns zukommend. Fröhlich lächelnd nahm Kyle meine Hand und zog mich hoch.
“Komm, wir gehen nach Hause.” , sagte er zu mir. Ich zog meine Hand weg.
“Wir haben doch noch Englisch.”
“Mach dir keine Sorgen.” , sagte er lachend. “Der Rektor hat der ganzen Schule Hitzefrei gegeben, wir können nach Hause.”
“Tschüss Takara!” , hörte ich Liss von der Seite rufen. Sie und Tucker gingen zusammen auf die Parkplätze zu und Tucker winkte mir auch fröhlich und weniger durchbohrend starrend. Etwas zögernd folgte ich ihnen mit Kyle.
Ann wartete schon im Auto auf uns. Als ich einstieg, war die Luft im Auto stickig und trocken, was es mir schwer machte zu atmen.
“Du siehst nicht gut aus.” , sagte Ann Kyle anguckend, der locker neben mir saß. Er lächelte nicht mehr. “Bist du sicher, dass es nicht zu viel Sonnen für dich war?”
“Ich werde es verkraften, und ich habe keinen Durst, mach dir keine Gedanken.” Ann schüttelte den Kopf, schaltete den Motor an und fuhr los. Ich schaute Kyle an. Er schaute aus dem Fenster und beachtete mich nicht, was ich nicht gewohnt war. Die ganze Fahrt über schwiegen wir und ich fing langsam an, mir um Kyle Sorgen zu machen. Zum aller ersten Mal, seit ich bei ihm wohnte. Meistens versuchte er, mich davon abzuhalten, doch jetzt hatte ich für ihn kaum eine Bedeutung.
Als wir dann zu Hause ankamen, stürmte er ins Bad ohne auf Strike zu achten, der dann beleidigt zu mir kam, um gestreichelt zu werden. Dieses Verhalten passte gar nicht zu dem Kyle, den ich die letzten Tagen kennen gelernt hatte. Er war wie ausgetauscht. Ann legte ihre Hand auf meine Schulter.
“Mach dir keine Sorgen, ihm geht’s gut.” Sie ging in die Küche mit den Worten: “Ich mach dir jetzt etwas zu essen.”
Ich folgte ihr und setzte mich auf einen Stuhl. Ich versuchte den Gedanken wegzublasen, doch es ging nicht. Vielleicht kannte ich Kyle zu schlecht, dachte ich mir. Oder es war nicht sein normales Verhalten, was Ann versuchte wegzuspielen.
“Jetzt mach dir keine Sorgen um ihn, er hat wahrscheinlich nur einen Sonnenstich.” , sagte Ann zu mir. Als ich zu ihr hochschaute, merkte ich, dass ich an meinen Nägeln rumkaute.
In diesem Moment kam Kyle runter in die Küche und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber, doch er schaute lächelnd zu Ann. Ich merkte, dass es kein normales Lächeln war, dieses Lächeln sah gespielt aus, und war bestimmt auch gespielt. Seine Haare waren etwas Nass, genauso wie sein milchweißes Gesicht.
Strike setzte sich neben mich und ignorierte Kyle, den störte es aber ganz und gar nicht.
Nachdem wir alle gegessen haben, kam Jake nach Hause. Er schien den schlechten Zustand seines Sohnes garnicht zu bemerken, oder sogar zu ignorieren.
Den ganzen Nachmittag über schauten wir drei, ich, Jake und Ann Football, während Strike auf meinem Schoss schlief. Football interessierte mich nicht wirklich, doch ich schaute es gerne an, denn es lenkte mich von Kyles komischen Verhalten ab. Ich wusste noch nicht mal, wo er war, denn bis zum Abendessen ließ er sich nicht blicken. Ann zu fragen, was mit ihm los war, traute ich mich nicht.
Am nächsten Tag in der Schule hab ich ihn nur bei der Fahrt und in der ersten Stunde gesehen, wo er mich auch ignorierte. Als ich Liss in Mathe fragte , wo er war, sagte sie, dass er gerade mit Lucyanna nach Hause gefahren war und ich mit Liss den Bus nehmen sollte. Die Sorge um ihn wurde noch stärker.
Langsam fing ich auch an unseren Rektor, Mr. Jins, echt zu mögen, denn, so wie der Zufall es wollte, haben wir nach der fünften Stunde wieder Hitzefrei gekriegt. Liss und Tucker zogen mich dann durch die alten Parkplätze Richtung Bus, wo ich mich dann neben Liss setzte. Tucker saß vor uns. Er drehte sich während der Fahrt um und sprach mit uns, oder eher mit Liss, denn ich merkte gar nicht, was er sagte.
Die nächste Haltestelle war etwas weiter von dem Haus entfernt und ich hatte Glück, dass Kyle mir mal den Weg gezeigt hatte. Schnell war ich zu Hause und machte gerade die Tür auf, als ich Ann aufschreien hörte. Ohne zu überlegen rannte ich hoch ins Bad, woher der Schrei kam, und sah, dass Kyle und Ann angelehnt an der Badewanne saßen. Beide sahen eigentlich ganz entspannt aus.
Die Situation hört sich nicht dramatisch an, ich weiß, doch Kyle hielt Anns Unterarm in seinen Händen und Biss rein. Etwas Blut floss aus der Wunde, was mich erschreckte. Doch mein Atem hielt plötzlich an, als Kyle seinen Kopf hoch hob.
Seine Augen waren rot, rot wie Blut und um seinen Mund war er mit Blut verschmiert. Sein Blick war kalt und ausdruckslos.
Ich machte vorsichtig einen Schritt zurück, wie man es sonst nur bei Bären macht. Angst hatte ich, riesige Angst. Ich hätte am liebsten geweint, doch ich war durch die Sonne wie ausgetrocknet. Ich schaute zu Ann, die mich erschrocken und bemitleidend ansah. Es schien ihr nichts auszumachen, dass Kyle gerade ihr Blut trank. Dass ein Monster ihr Blut trank.
“Takara.” , flüsterte Kyle und der kalte Blick wurde zur Traurigkeit.
Wie durch einen Reflex hervorgerufen drehte ich mich um und rannte nach unter zur Tür, doch als ich sie aufmachen wollte, blieb ich stehen. Wo hätte ich denn hingehen können? Hier, dieses Haus wurde mein zu Hause. Ich hätte auch zu Liss gehen können, doch ich konnte ihr nicht erzählen, dass Kyle zu einem Monster wurde. Oder sogar schon länger eins war.
Von hinten nahm jemand meine Hand, eine Berührung, die ich schon kannte. Dieser Jemand umarmte mich und Kyle flüsterte mir flehend ins Ohr:
“Bitte verurteile mich nicht.” Ich kriegte Tränen in die Augen. Ich versuchte mich loszureisen, doch ich fand nicht die Kraft dazu. Umdrehen wollte ich mich auch nicht. Ich wollte nicht seine blutdurchtränkten Augen sehen. Doch er zwang mich, mich umzudrehen. Ich schaute trotzdem nach Unten. Schnell zog er mich zum Sofa und setzte mich drauf. Er selber ging weg.
Als ein Arm mich umschlang, schrak ich zurück, doch dann merkte ich, dass es Ann war, die mich anlächelte. Ich schaute auf ihren Arm, der vorher so blutig war. Sie hatte nur einen Pflaster drauf, es sah auch nicht schlimm aus.
“Tut mir Leid, dass du´s so erfahren musstest.” , flüsterte sie. Ich hätte am liebsten schon gut gesagt, doch ich brachte kein Wort über meine Lippen. “Wir wollten es dir sagen.” Ann versuchte, mir Mut zu machen.
“Was bist du?” ,fragte ich leise an Kyle gerichtet, der in der Ecke stand und mich nicht ansah. Seine Augen haben mittlerweile wieder ihre ursprüngliche leuchtend grüne Farbe angenommen. Ann sprach für ihn.
“Ich fang lieber von ganz vorne an.” Ich schaute sie noch nicht richtig an. Ihr verletzter Arm vergruselte mich immer noch ein wenig.. “ Es gibt vieles, was ich dir erzählen könnte, doch ich fang mal mit dem Simpelsten an. Vor tausenden von Jahren, als es schon Menschen auf der Welt gab, entstanden auch die von Menschen genannten “Drecksblüter”. Die Drecksblüter sind nichts anderes als Menschen, bei denen die Genetik, also die DNA, verändert ist, so dass man bestimmte Fähigkeiten bekommt. Kannst du mir folgen?” Ich nickte. Zu wissen, dass Kyle immer noch eine menschliche Seite hatte, beruhigte mich, nachdem ich das Monster in ihm gesehen hatte. Ann fuhr fort: “Drecksblüter, die ähnliche Fähigkeiten hatten, haben sich in Gruppen zusammengeschlossen und ihre Fähigkeiten erweitert. Zum Beispiel haben Vampire…” Ich schluckte bei dem Wort “…die Fähigkeit entwickelt, unsterblich zu sein und auch andere zu ihres Gleichen zu machen.” Das ergab Sinn. Ich schaute zu Kyle, der mich hoffnungsvoll anschaute.
“Wir vermuten, dass du auch eine von uns bist.” , sagte er und diese Worte trafen mich wie ein Schlag. Er kam langsam näher und setzte sich auf den Sessel.
“I-Ich bin auch ein V-Vampir?” , kam aus mir zitternd. Ann lächelte hell. Die Stimmung wurde wieder besser… zum Glück.
“Nein, du bist kein Vampir… glauben wir zumindest. Von Drecksblütern kommt immer eine Energie, die manche erspüren können, und von dir kommt eine sehr starke.”
“Hast du mich deswegen aus dem Wald mitgenommen?” Ich hatte so viele Fragen, doch die war mir gerade am Wichtigsten. Kyle schüttelte den Kopf, schaute mich aber noch nicht an..
“Ich habe das erst später erfahren. Ich merke im Gegensatz zu Ann diese Energie nicht.”
“Aber wie kommt es dazu… dass ihr ihr