Die Irrationalität der Gefühle

Lawliet

Wundert euch nicht, ich fange immer mitten drin an. ^^;
Schreibe sozusagen nur Szenen...

ooooooooooooooooooooooooooooooooooo

Er drehte seinen Schreibtischstuhl zu mir und sah mich durchdringend mit einem undeutbaren Blick an. „L?“, fragte ich etwas verwirrt und sein Anblick verursachte mir kribbelndes Unbehagen, ich konnte ihm nie lange in die Augen schauen, aus Angst plötzlich rot zu werden, diesmal tat ich es trotzdem.
„Star, ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“, sagte er urplötzlich. Einfach so. Als wäre es etwas total selbstverständliches, mal eben neben her gesagt. In mir herrschte wahnsinniger Zwiespalt. Hatte er das ernst gemeint? Hatte er das wirklich ernst gemeint? Mein Körper schwankte zwischen heiß und kalt, Zittern bestimmte meine Bewegungen. Ich war so glücklich, ich konnte es nicht beschreiben, er fühlte wie ich, meinte bis dahin unterdrückten Gefühle hatten oberste Priorität, mein Gehirn setzte aus.

Ich war so glücklich, aber gleichzeitig konnte ich einen ohnmächtigen Schmerz spüren, der mich weinen ließ. Dagegen war nichts zu machen, Träne für Träne suchte sich ihren Weg über meine Wangen, ich schluchzte, ohne dass ich es wollte. Es tat so weh. L zuckte sofort zusammen und sprang auf, völlig verunsichert. „Es tut mir leid!“, rief er wie ein Kind, dass zwar nicht wusste was, aber dass es etwas falsch gemacht hatte. „Nein...“, wimmerte ich und wich vor ihm zurück, meine Augen sahen alles nur verschleiert und bei meinem Schritt zurück stolperte ich über irgend ein Kabel und fiel unsanft zu Boden. Wieso sagte er so was? Schlagartig wurde mir bewusst, warum es mir so schmerzte. Es war nicht echt.

Lawliet, L, er hatte genau das gesagt, was ich hören wollte, was meine Träume war hätte werden lassen, aber warum tat er das? Aus seinem Tonfall konnte ich keine Gefühle erkennen. Es war nicht echt, bestimmt nicht. Und ich hatte mich so gefreut, ich weinte über meine eigene Schwäche. Er hatte es sicherlich nicht gesagt um mich zu verletzen, vielleicht wollte er das sagen, worüber ich mich gefreut hatte, viel sicherer war aber, dass es zu einem seiner mir unverständlichen, undurchdringbaren Pläne gehörte.

Wieso sagten mir die Leute, ich wäre intelligent? Wieso nahm mich Wammy in sein Waisenhaus auf, um mich zu einem Assistenten Ls zu machen? Er brauchte so etwas nicht. Sein Intellekt war meinem so überlegen, ich konnte seine Gedanken nicht verstehen, nicht zu ihm durchdringen. Ich spürte meinen gebrochenen Stolz, gebrochen durch die Tatsache, dass ich ihn liebte. Früher fand ich ihn doch nur komisch, ich wollte keine „Assistentin“ sein, nun spürte ich das Gleiche. Er konnte mich manipulieren wie er wollte, denn trotz dem, dass ich nicht untergeordnet werden wollte, war es nun mein sehnlichster Wunsch, wäre ich ihm dadurch nah, ich hatte mich selber betrogen. Ich war so schwach geworden.

Aber ich wollte meine Liebe nicht aufgeben, diese Gefühle waren so unbegreiflich, so schön. Ich wollte L nicht aufgeben. Seine Worte waren für mich die schönsten, die es gab, aber sie konnten nicht echt sein. Er kam wieder einen Schritt näher, verzweifelt, vorsichtig, als wäre ich ein Reh im Wald, dass er bei einer falschen Bewegung verscheuchen würde. L kniete sich vor mir hin, beugte sich zu mir, aber ich drehte mich nur gebrochen von ihm weg. Er durfte mich jetzt nicht anfassen. Ich war so arm, wie ich hier wimmerte und schluchzte, ausschließlich von Gefühlen geleitet, meinen Stolz verraten, mich erniedrigt. Würde er mich jetzt anfassen, wäre mein Wille gebrochen, ich wäre ihm endgültig schutzlos ausgeliefert. Meine Emotionen hatten über meinen Verstand gesiegt.

Und doch wünschte ich mir nichts sehnlicher in diesem Moment, als seine Wärme durch meine Kleidung auf meiner Haut zu spüren. Ich wollte es. Mein Körper und mein Verstand. Nicht meine Gefühle hatten meinen Verstand besiegt, mein Verstand hatte kapituliert. Ich hatte kapituliert. Endgültig verloren. Meine Tränen hörten auf, mein Atem beruhigte sich. Ich sah L wieder an, sein Blick zerriss mich wieder innerlich und im nächsten Augenblick fand ich mich in seinen Armen wieder. Er drückte mich sanft an sich, zögerlich. Er wollt etwas sagen, aber tat es nicht, warum war er so unsicher? Ich konnte mich nicht von ihm abwenden. Ich hatte nicht verloren. „Es tut mir leid...“, flüsterte er, als hätte er Schmerzen durch meinen Anblick gelitten und hielt mich fester. Ich hatte nicht verloren. Denn der Mensch, den ich liebte, hatte zuerst im Kampf gegen die Irratonalität der Emotionen aufgegeben.
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