Marisas Test

Ein Waldspaziergang zwischen gelangweilten Gästen

Es war ein sonniger Tag in Gensokyo, als Marisa im Wald spazieren ging. Der Frühling war gekommen und die gesamte Umgebung erwachte langsam wieder zum Leben, während sie dabei von der jungen Frühlingssonne, die die unzähligen Stämme und Zweige in unordentliches Gefunkel verwandelt hatten, begleitet wurde. Sie war mit einem kleinen Notizbuch und einer Feder bewaffnet in die Wildnis gezogen - irgendwo hinter ihrem Haus, in den großen Wald, der Abschnitt, wo kaum jemand wohnt -, um ein paar Leuten, die im Laden rumhingen, etwas zu beweisen.

Einige Stunden früher in Marisas Haus hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet. Es wollte keiner wirklich etwas kaufen, was wegen mangelnden Warenbeständen in den meisten Fällen sowieso nicht möglich gewesen wäre; viel mehr war es ein Auflaufen von gelangweilten Gestalten, manche bekannte Nachbarn, manche seltene Besucher, manche völlig fremd. Irgendwer hatte dann auch noch Tische und Sake beschafft, sodass sich das beschauliche Grüppchen in aller Ruhe unterhalten konnte.
Das fröhlich-gelangweilte Treiben wurde allerdings kurz darauf von einem richtigen Kunden unterbrochen. Plötzlich traten Eirin und dicht dahinter Reisen ein, woraufhin die Gespräche verstummten.

„Schönen Tag, das ist doch der Kirisame Magieladen, oder?“
Marisa war schon etwas eingedöst, weshalb sie die plötzliche Kundschaft noch nicht richtig realisiert hatte.
„Hallo?“
„Marisa! Kundschaft!“, rief jemand aus der Gruppe, woraufhin Marisa erschrocken den Kopf hob und Eirin bemerkte.
„J-Ja! Hier ist Kirisame Marisa vom Kirisame Magieladen, wir freuen uns über Ihren besuch, was kann ich für sie tun?“
„Reisen, sag ihr, was wir brauchen, ich unterhalte mich solange.“
„Okay…“ Sie ging langsam auf Marisa zu.
„Also äh, auf der Liste steht, ich brauche 10g Nachtschatten, 5g Flachs, 14g Gecko - entweder frisch oder als Konzentrat -, eine Phiole mindestens zehnprozentiges Basiselixier und nen guten Liter Gemüsebrühe.“
Marisa wurde leicht rot.
„Also das ist so… Mit meinen Lagerbeständen sieht es momentan nicht so gut aus, deswegen kriege ich schätzungsweise kaum die Hälfte dieser Zutaten zusammen… Wofür braucht ihr das Zeug denn? Statt Null-Zehner-Elixier geht's bestimmt auch mit Null-Fünfer. Einfach ein bisschen mehr Fond rein…“
„Nein, ich will doch nicht, dass mir das Ganze wegen so was um die Ohren fliegt. In meinem Labor wären Kettenreaktionen ziemlich gefährlich.“, rief Eirin von den Tischen, „Ich durchstöbere Momentan nur ein paar von den ganz alten Büchern und probiere die Rezepte aus. Die sind noch aus Zeiten wo Erdkontakt noch relativ groß war, sodass ich mit den Mondkräutern, die wir in Eientei kultivieren, nicht ganz hinkomme. Das ist alles. Aber scheinbar habt ihr einfach keine vernünftigen Läden mehr hier unten…“
„Wie war das? Mein Laden ist doch toll! Das sind nur Lagerprobleme zur Zeit!“
„Das darf nicht sein. Kräuter wachsen regelmäßig und werden regelmäßig gebraucht. Stell dir vor, ich müsste ein wichtiges Heilmittel herstellen und bekomme es wegen dieses Ladens nicht fertig.“
„Ach das Gensokyo von heute ist halt gefährlich. Pech gehabt halt.“
„Davon mal abgesehen machst du nicht wirklich den Eindruck einer erfahren Magierin sondern eher den eines kleinen Mädchens, dass selbst nichts drauf hat.“
Marisa wurde rot und teile ihres Gesichts fingen an zu zucken.
„Dir werd ich's…“
„Das schreit nach einem Wettbewerb!“, schrie Aya plötzlich herein.
„Ein Wettbewerb?“
Beide Parteien schauten fragend zu ihr.
„Macht euren Streit zur Attraktion, indem ihr euch öffentlich in euren Kräften messt. Ich denke, wir gestalten das so, dass jede der anderen eine Aufgabe stellt… Wie wärs mit der Identifikation eines magischen Gegenstandes oder so was?“
„Wir? Seit wann hat Aya was damit zu tun? Ich hab noch was auf dem Herd! Udonge~“
„Klar! Ich werde dir zeigen, wer von uns die Bessere ist!“
„Wenn's sein muss… So schwer kann das nicht sein.“
„Okay! Ich nehme Wetten an. Wetten zu mir!“, rief Aya, die ihre Sitzecke in der Zwischenzeit zu einem kleinen Wettbüro mit Schreibzeug und Kasse umgestaltet hatte.

Nach einigen Minuten der weiteren Diskussion standen zwei etwa gleiche Aufgaben fest. Eirin bekam eine Art Taucheranzug von Marisa und Marisa bekam einen Teil aus den Zutaten, die Eirin schon beisammen hatte, einen kleinen Pilz. Davon sollten sie nun die magischen Eigenschaften herausfinden… und genau so war es zu dieser Situation gekommen.

Solche Sachen seien am besten in der Umgebung ihrer Quelle zu analysieren, dachte sie sich, obwohl diese Pilzsorte eigentlich gar nicht im magischen Wald beheimatet war. Aber dieser ruhige Platz war jedenfalls besser als das Gerede in ihrem Haus.

„Hoffentlich kommt mir nicht irgendein Youkai dazwischen… So ein schöner Tag. Ich hätte eigentlich noch bei Reimu vorbeischauen können. Ach das wird schon nicht so lange dauern.“

Der Wald wurde dichter, die Schatten wurden wie Nacht. Das einzige, was jetzt noch an die Wärme des ankommenden Frühlings erinnerte, waren einige Lichtungen, die wie Pfützen auf dem Waldboden verteilt waren. In einer dieser Pfützen stand ein Überbleibsel eines abgebrochenen Baums, ein Stumpf, dessen Wurzeln ihn noch auf ein paar Felsbrocken hielten. Sie hatte in dieser Anordnung gleich eine bequeme Sitzgelegenheit entdeckt und rannte sofort los, um sich auf einen der Felsen zu setzen und sich entspannt gegen den Stumpf zu lehnen. Die Lichtung, die sie nun umgab, war etwas größer und heller als die, die sie bisher gesehen hatte, sodass sie hier ohne Probleme ihre Aufgabe lösen konnte. Sogar die Steine waren von der Sonne sanft vorgewärmt. Ein wirklich entspannender Platz, an dem man leicht die Arbeit vergessen könnte, aber obwohl sie nach dem stundenlangen Spaziergang wahrscheinlich am liebsten eingeschlafen wäre, war sie mehr oder weniger wild entschlossen ihre Arbeit zu vollenden.

Sie nahm ihr Notizbuch und den Pilz, der in ein Tuch eingewickelt war, packte ihn aus und legte das Tuch über das Notizbuch. Dann zückte sie ein Messer und schnitt kleine Proben vom Pilzhut ab. Dann hielt sie eine Weile inne, dachte nach… seufzte und ließ sich gelangweilt zurückfallen.

„Jetzt käme die Probiererei… aber es muss doch irgendeinen intelligenteren Weg geben um die Wirkung zu finden, als langweiliges, stumpfes Ausprobieren. Ich bin eher eine soziale Magierin. Zeit, irgendwelche Experimente mit dummen Youkai zu machen! Welche zu finden war ja bis jetzt nie ein Problem.“

Nachdem sie sich einen einigermaßen unterhaltsamen Plan ausgedacht hatte, packte ihre Sachen wieder zusammen und machte sich auf, um im Wald herumzuirren.

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…so weit bis jetzt. Ich muss mal sehen, ob ich in den nächsten weiter mache. Ich bin auf Reaktionen und Nicht-Reaktionen gespannt.
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