Regenkuss
"Weil ich dich liebe"
Gelangweilt saß der junge Nara in seinem Zimmer und spielte Shogi gegen sich selbst. Normalerweise hätte er Asuma gefragt, ob sie spielen könnten, aber das ging aus zwei Gründen nun mal nicht.
Erstens hatte er, Shikamaru Nara, Hausarrest. Ja, Hausarrest.
Er hatte ziemlich dumm geguckt, als seine Mutter ihm diese Strafe aufband. Schließlich nahm sie ihm so seine Lieblingsbeschäftigung, das Wolkenbeobachten. Vom Fenster aus sahen sie nun wirklich nicht so leicht und friedlich aus. Shikamaru seufzte. Es war grässlich nicht aus diesem Höllenhaus heraus zu kommen.
Der zweite Grund aber war weitaus dramatischer. Er konnte Asuma frühestens nach einer Partie Shogi fragen, wenn er tot war. Sein Sensei war auf einer Mission gestorben. Der Junge hatte lange gebraucht um den Verlust zu überwinden. Mittlerweile hatte er aber eingesehen, dass Verzweiflung keine Lösung war. Viel mehr half er jetzt Kurenai, Asumas Frau. Sie war schwanger und brauchte nun Hilfe. Zumindest sah Shikamaru die Sache so.
Er überlegte kurz und setzte danach den entscheidenden Zug. Das war das 21. Spiel heute gewesen. Wie nervig es war, nicht nach draußen zu dürfen.
Er stand auf und legte sich auf sein Bett. Sein Blick wanderte automatisch zum Fenster. An diesem Tag sahen die Wolken besonders schön aus. Wieder entfloh ihm ein sehnsüchtiges Seufzen. Was würde er nicht dafür geben, nur um auf einer Wiese zu liegen und den Wind zu spüren.
Bei diesen Träumereien blitzte plötzlich in ihm ein Gedanke auf. Es gab eine Möglichkeit für ihn aus diesem Gefängnis zu kommen. Vielleicht sollte er….
~~Flashback~~
„Du machst ja nichts, außer zu faulenzen!!”, schrie seine Mutter ihn an. Völlig genervt kratzte er sich am Hinterkopf. „Äh nein. Das stimmt so nicht. Ich spiele auch Sh-” Shikamaru konnte nicht zu Ende sprechen, da eine zornige Frau auf den Tisch schlug.
„Das meine ich nicht!! Denkst du mir ist es egal, was du mit dem Clan machst?! Welches Mädchen will den schon mit einem Träumer wie dir verheiratet sein?! Wenn du so weiter machst, endet der Clan mit dir!!”
Die Beiden stritten nun schon eine geschlagene Stunde darüber, ob der Nara-Sprössling endlich eine Freundin brauchte. Yoshino vertrat natürlich lautstark ihre Meinung, wogegen Shikamaru nur kleinlaute Antworten von sich geben.
„Mendokuse, schrei doch nicht so… Wenn du Enkelkinder willst, hättest du zwei Kinder bekommen sollen.”
„BITTE?! Entweder, du gehst in der nächsten Woche mit einem Mädchen aus, oder du wirst für den Rest deines Lebens dieses Haus nicht mehr verlassen!! Du hast Hausarrest! So lange, bis du eine Verabredung hast!!”
~~Flashback Ende~~
Wenn er ein Mädchen fragen würde, ob sie mit ihm ausgeht, wäre der Daueraufenthalt hier vorbei. Aber das Date wäre verdammt anstrengend … Shikamaru müsste einen ganzen Abend mit ihr verbringen. Vielleicht sollte er mal überlegen, welches Mädchen er fragen könnte. Wen gab es denn hier im Dorf?
Ino, aber die war so laut und nervig. Hmm. Sakura, aber die war genau wie Ino und vor allem würde die nie mit ihm ausgehen. Dann wäre da noch Hinata, aber die war mit Naruto zusammen. Noch jemand? Nein, oder … doch. Tenten. Aber viel wusste er nicht über sie, nur dass sie mit Neji und Lee in einem Team war.
Alle Mädchen im Dorf waren seltsam. Eigentlich war es ja egal, mit welcher er ausging. Nervig würde es allemal werden.
„Mendokuse. Und das alles nur, um hier raus zu kommen…“
Nach ein paar Minuten des Nachdenkens hatte er sich dann doch für Ino entschieden. Sie kannte Shikamaru am Besten. Vielleicht würde sie ihm helfen, seine Mutter zu täuschen und ihn dann in Ruhe lassen.
Er gähnte. Es war ganz schön ermüdend Fluchtpläne zu entwickeln. Fast so anstrengend wie auf einer Mission.
Shikamaru stand auf und ging langsam nach unten. Auf der Treppe konnte er seine Mutter schimpfen hören, wahrscheinlich mit seinem Vater. Na super. So hatte er nicht gerade gute Aussichten. Bedacht schob er die Küchentür auf und erkannte das vermutete Bild. Der älteste Nara saß am Esstisch, während seine Frau wütend vor ihm stand und ihm irgendwelche Vorwürfe machte.
„Ähm, Mama?“ Shikamaru wartete, bis sie ihn ansah. Ihr Gesicht war ein wenig rot und auf der Stirn pulsierte eine Ader. Sein Vater war dankbar für diese Unterbrechung und schlich sich schnell aus dem Raum.
„Wenn ich Ino frage, ob sie was mit mir unternehmen will, darf ich dann wieder raus?“ Die Nara blickte ihn überrascht an. Nach einigen Sekunden wurde der wütende Ausdruck von einem zufriedenem Grinsen abgelöst.
„Ino, ja? Natürlich Shikamaru. Ich habe dir ja gesagt, wenn du mit einem Mädchen ausgehst, darfst du wieder nach draußen.“ Der Junge nickte und verließ die Küche.
Das war gruselig. Seine Mutter hatte gelächelt.
Ein anderer Gedanke verdrängte die Erinnerung daran. Er musste nur noch Ino anrufen und sie um ein Date bitten, dann war er frei. Die Vorfreude packte ihn und ließ ihn schnell zum Telefon eilen.
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Weit weg von Konoha packte ein blondes Mädchen ihre Tasche. Sie freute sich heimlich auf die Reise, aber vor allem auf eine gewisse Person. Die Kunoichi konnte seit Wochen nicht mehr richtig schlafen. Alles nur wegen diesem Jungen.
Temari war in ihrem Zimmer und traf die letzten Vorbereitungen. Heute Abend würde sie nach Konoha aufbrechen. Für sie hieß das, dass sie Shikamaru in drei Tagen wiedersehen würde. Auch wenn es schwer zu glauben war, aber sie hatte sich wohl ziemlich in ihn verliebt. Deswegen freute es sie so sehr, bald im Feuerreich zu sein.
Aufgeregt setzte sie sich auf ihr Bett und sah sich im Zimmer um. Für die nächsten Wochen würde sie es nicht mehr zu sehen bekommen. All ihre Erinnerungen an ihre Brüder befanden sich hier, nur ein Foto nahm sie mit. Kankuro hatte auf ihm einen Arm um Temari gelegt, während Gaara neben ihnen stand.
Sie musste lächeln. Das Bild wurde vor vier Jahren aufgenommen. Das war bevor Gaara Kazekage wurde. Seit dem hatte Gaara wieder angefangen zu Lachen, auch wenn es noch selten war.
Die Blonde packte das Foto in eine Seitentasche und ging ins Wohnzimmer. Ihre Bruder Kankuro saß auf der Couch und sah in den Fernseher.
„Ich gehe noch zu Gaara”, sagte Temari. Kankuro blickte zu ihr und grinste. „Jetzt schon? Du kannst es wohl kaum erwarten diesen Shikamaru wiederzusehen.”
Temari drehte den Kopf zur Seite, damit er nicht sehen konnte, dass sie rot wurde.
„Nein, du Baka! Ich hab nur keine Lust durch die Wüste zu latschen, wenn es dunkel wird. Hast du vergessen, dass es nachts kalt wird?!”
Kankuro fing freudig an zu Lachen und schaute wieder zum Fernseher. „Na klar. Viel Spaß in Konoha, Schwesterchen.” Immer noch rot um die Nase schnappte sie sich ihren Fächer und machte sich auf den Weg zum Kazekageturm.
Manchmal konnte Kankuro sie zu gut durchschauen. Sie hatte ihm zwar nie gesagt, dass sie wirklich in Shikamaru verliebt war, aber vielleicht hatte man es ihr angemerkt. Nein, Temari hatte es bisher sehr gut verbergen können. Und so genau achtete ihr Bruder nicht auf ihr Verhalten. Viel eher hatte sie jetzt Angst davor, dass auch Gaara sie durchschauen könnte. Er war nämlich, im Gegensatz zu Kankuro, sehr gut darin.
Als sie am Turm ankam, erkannte sie Baki. Ihr Sensei kam gerade aus dem Gebäude und begrüßte sie kurz, bevor er weiter lief. Temari ging direkt auf Gaaras Zimmer zu. Sie war schon so oft hier gewesen, dass sie sich hier genauso gut auskannte wie Zuhause. An der Tür klopfte sie kurz und trat nach einem „Herein” in das Zimmer.
Ihr rothaariger Bruder saß an einem riesigen Tisch, der bedeckt von unzähligen Stapeln Papier war. „Temari.”, begrüßte sie Gaara. Er sah ein bisschen gequält aus. Vielleicht bekam ihm die Arbeit nicht …
„Entschuldigung, ich wollte dich nicht stören.” Sie lächelte ihren Bruder leicht an. Ihr Blick schweifte kurz durch den Raum. In der Mitte stand Gaaras Schreibtisch. Hinter ihm befanden sich zwei große Fenster, durch die man über ganz Suna blicken konnte. Links und rechts standen viele Regale mit Büchern und verschiedenen Akten. Ansonsten war das Zimmer recht leer.
Temari sah den Kazekage an und ging auf ihn zu. „Ich werde wohl früher aufbrechen.”, sagte sie. Gaara beobachtete sie, wie sie das Foto auf seinem Tisch nahm und es betrachtete. Es war das gleiche wie ihres. „Sei vorsichtig.” Die Blonde schätzte es sehr, dass er sich sorgte. Sie stellte das Foto wieder weg.
„Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen. Gib du lieber auf das Dorf acht. Und besonders auf Kankuro.” Sie scherzte, aber gleichzeitig lag auch eine gewisse Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme. Mittlerweile wusste Temari wie sie ihm zum Lächeln bringen konnte. Wie erwartete zogen sich Gaaras Mundwinkel nach oben.
„Sicher. Bestell Naruto schöne Grüße.”
Das Mädchen nickte. Seit Gaara er Oberhaupt des Dorfes war, hatte er den Chaosninja nicht mehr gesehen. Da war es verständlich, dass er etwas von sich hören lassen wollte.
„Für dich doch immer. Ich geh dann mal, bis bald Gaara.” Genannter sah ihr nach, als sie sein Büro verließ und sich auf den Weg ins entfernte Konoha machte.
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„Nein, kein richtiges Date. Wir müssen nur so tun als ob, damit meine Mutter zufrieden ist.” - „Genau. Du kreuzt hier ein bisschen zurechtgemacht auf und gehst mit mir nur so weit weg, bis sie uns nicht mehr sehen kann. Danach kannst du wieder verschwinden”, erklärte der junge Nara seiner Teamkollegin.
Er hielt das Telefon dicht an sein Gesicht gedrückt, damit er so leise wie möglich sprechen konnte. Ino war von der Idee, ein Date mit ihm zu haben, nicht sehr begeistert gewesen. Wie sie