Fanfic: Whispering In Your Heart

Kapitel: Die Wahrheit

Es blieb stehen. Ein Umhang verhüllte ihn vollständig. Doch seine Hände konnte ich sehen. Nein, es waren keine Hände sondern Klauen. Die Haut war dunkel, als wäre sie schon längst verfault und die Knochen und Sehnen traten unnatürlich hervor. Meine Knie fingen an zu zittern und ich erschauderte, alle Haare meines Nackens stellten sich auf. Zum ersten Mal lernte ich was Angst wirklich bedeutete. Eine dieser Hände griff unter den Umhang und holte eine Peitsche hervor. Was hatte er damit vor? Wir hatten ihm nichts getan! Ich begriff schnell, er wollte nichts von den anderen, er wollte mich. Sie standen einfach nur im Weg und er würde alles tun um an mich ran zukommen.
Er holte aus. Shane, der Dummkopf, musste ja immer im Weg rumstehen. Immer! Ein schrecklicher Laut ertönte. Klagender Schmerzensschrei. Er fiel zu Boden. Dieses Etwas holte noch einmal aus. Ich sprang über Shane hinweg und breitete die Arme aus, damit er nicht mehr getroffen wurde. Ein stechender Schmerz schoss in meine linke Wange. Wenigstens nicht das Auge. Verdammt, dass ich immer so optimistisch sein muss. Ich griff mir an meine Wange und fiel auf die Knie, versuchte, nicht umzukippen. Es brannte und pochte, ich spürte schon wie der Schriemen dick wurde und sah den Rand meines Blickfeldes verschwommen, außerdem noch viele, unendliche Lichtpunkte aufblitzen, die die Sicht noch erschwerten. Er holt aus und ich versuchte nicht mich zu wehren, wie dumm. Stattdessen strecke ich mein Bein aus und riss ihm die Füße vom Boden. Wenigstens ist das nicht schief gegangen. Er verlor die Peitsche, ich wollte aufstehen und nach ihr greifen, als der Schmerz stechend zurückkam. Ich erstarrte und versuchte mich zu konzentrieren, doch zu spät. Er rappelte sich auf und wollte nach der Peitsche greifen. Mike hatte sie bereits in der Hand und ging einige Schritte rückwärts. Er sah Jake und Nick an, die sich ihm näherten und seine Hand schnellte hervor. Mir wurde die Luft abgeschnürt. Er hatte mich am Hals gepackt und hob mich hoch, als wäre ich ein Sack voller Federn. Verzweifelt versuchte ich den eisernen Griff zu lockern, doch er schien meine Bemühungen nicht einmal zu bemerken.
Er sah mir in die Augen und ich sah nur zwei hässliche, pechschwarze Pupillen, die tief in den Augenhöhlen lagen. Einige Lachfältchen bildeten sich in seiner genauso hässlichen Haut um den Augen und er sagte:
"Die Zeit wird kommen. Bald musst du dich entscheiden und deine kleinen Freunde können dir dann nicht mehr helfen. Entscheide dich lieber schon jetzt Kleine!"
Sein verschleiertes Gesicht wurde verschwommen, ich versuchte vergeblich nach Luft zu schnappen. Er hatte eine schreckliche Stimme, als würde er ununterbrochen den ganzen Tag rauchen. Sie war rau und tief und kratzig und einfach unheimlich.
Er ließ mich los, ich fiel zu Boden und merkte noch wie ich nicht in den Dreck fiel, sondern in warme, weiche Arme. Verzweifelt saugte ich Luft in mich hinein, hob erschöpft den Kopf und sah gerade noch Jakes Gesicht bevor alles schwarz wurde.


"Hey, hol mal noch einen Eisbeutel für sie."
Ich erkannte die Stimme und öffnete mühsam die Augen. Wunderschöne, braune Augen sahen mich mitleidig an. Es war Jake. Ich versuchte ihm zu zulächeln, doch ich bekam nur eine Grimasse zustande. Er legte etwas kaltes auf meine Wange und ich atmete erleichtert auf. Es war als stünde mein halbes Gesicht in Flammen. Ich griff nach dem Beutel und setzte mich auf, suchte nach Shane und fand ihn vor mir auf einem Stuhl. Ein dicker Verband war um seinen linken Oberarm gewickelt und er hielt ebenfalls einen Eisbeutel dort hin.
"Ja, sag schon, ich war mal wieder die Blöde und musste ja, erstens nicht auf euch hören, zweitens mich unbedingt einmischen und drittens nicht versuchen weg zulaufen."
"Hey, wenn du nicht da wärst würde ich jetzt wie ein zerschnittenes Stück Fleisch aussehen.", versuchte Shane mich aufzumuntern und lächelte mich an.
"Ne, wir waren ja die Blöden und haben einfach zugeschaut.", sagte Nick, setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schultern.
Ich sah sie an und alle schwiegen.
"Ey, hol mal schnell nen Spiegel.", sagte Shane zu Mike. Dieser sah fragend zu Jake und der nickte ihm zu.
Er stand auf und ging in mein Bad. Es war der Spiegel, der immer am Waschbecken lehnte, er war ungefähr so groß wie ein Din A4 Blatt. Zuerst sah er die anderen skeptisch an und ging dann langsam zu mir. Zögernd reichte er mir den Spiegel.
Bevor ich hinein sah sagte ich:
"Ich weiß, ich sehe bestimmt aus wie eine, die sich gerade geprügelt hat."
Damit hatte ich recht, es sah schlimm aus, meine Wange war rot und richtig angeschwollen, mein Auge wurde allmählich blau und es tränte wie verrückt, doch all das hätte mich nicht gestört, wenn da etwas nicht stimmen würde. Ich kam nicht drauf.
"Deine Augen sind nicht mehr braun.", sagte Shane.
Langes Schweigen.
"Wieso?"
"Du erinnerst dich."
"Woran soll ich mich erinnern?"
"Du bist nicht Kate Chucki, du bist Kate Conner."
"Jetzt versteh ich gar nichts mehr."
"Du hast bei einem Kampf dein Gedächtnis verloren und dein Onkel hat dich adoptiert."
Ich stand langsam auf. In der einen Hand der Spiegel, in der anderen der Eisbeutel. Er tropfte bereits den Boden voll.

Jake nahm mein Gesicht behutsam in seine großen Hände.
"Hey, nicht weinen."
Entsetzt fasste ich an meine unverletzte Wange und spürte, dass es nass war. Dabei begriff ich auch, dass ich die Sachen in meinen Händen bereits fallen gelassen habe. Ich hatte es nicht einmal gehört. Nick sammelte die Scherben auf und brachte sie weg. Ich sah Jake in die Augen und erkannte mein Spiegelbild. Meine braunen, normalen Augen waren verschwunden. Stattdessen waren sie jetzt grün, ein wunderschönes, leuchtendes Grün. Um die Pupille herum waren sie aber blau. Ich erkannte mein Gesicht nicht wieder. Dann kamen die Kopfschmerzen, beißende, stechende Kopfschmerzen. Eine Flut von Bildern jagte durch meinen Kopf, einzelne Gesprächsfetzen hörte ich heraus. Und viele bekannte Gesichter, die ich bis dahin längst vergessen hatte, tauchten immer wieder auf. Ich erkannte nur eines davon. Es war das Gesicht meines Bruders.

Ich fiel Jake um den Hals, umarmte ihn zum letzten Mal, ging zu Mike, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann lief ich zu Nick, der auf dem Sofa saß und gab ihm ebenfalls einen. Dann setzte ich mich neben Shane. Wortlos umarmte ich ihn und stand langsam auf. Als ich zur Tür stürmte hielt mich Mike am Arm fest und fragte mit panischem Ausdruck in den Augen:
"Wo willst du denn hin?! Egal wohin, wir gehen mit, klar? Außerdem solltest du jetzt nichts überstürzen, ..."
"Halt die Klappe, ich muss meinen zu meinem Bruder und ihr kommt ganz sicher nicht mit."
"Aber ..."
"Nix aber, ich geh jetzt, nicht nachher, nicht morgen, oder erst in einer Woche. Ich. Muss. Jetzt. Gehen."
"Gut, wir packen alle unsere Sachen und kommen mit, wir haben versprochen auf dich aufzupassen.", warf Nick schnell ein.

Alle sahen Jake an, der mit gerunzelter Stirn dastand. Ich konnte nicht gehen, Mike hielt mich eisern am Arm fest. Dann ging er ins Nebenzimmer und holte eine Kiste. Er legte sie vor mir hin und ich sah ihn an. Zögernd öffnete ich sie. Es waren Bilder von mir un meiner Familie. Sie wurden ermordet. Jetz wusste ich es wieder. Ich war losgezogen um dessen Mörder ausfindig zu machen und umzulegen.

Tränen tropften auf ein schön gerahmtes Foto. Es zeige meine Eltern, meinen Bruder und mich.

Der Zorn stieg wieder auf. Was für ein Monster konnte eine Familie einfach auseinander reißen und sich dann feige verziehen?!
"Es gehört dir. Wir wollten es dir geben, wenn du dich erinnerst."

Ich machte mich fertig um wieder loszuziehen.
"Bist du sicher?", fragte Nick leise.
"Ich muss."
"Klar Kleine.", sagte er lächelnd und legte mir eine Hand auf den Kopf.

Ich wollte gerade los gehen, als ich einen harten Schlag im Nacken spürte und sah wie mir der Boden entgegenkam. Ich fühlte Arme, die mich davor bewahrten, mit dem Gesicht auf dem Boden aufzukommen.

Als ich aufwachte sprang ich auf und wollte schon zur Tür rennen als mich Jake am Handgelenk packte und festhielt.
"Wieso hast du das gemacht?", brüllte ich ihn an und versuchte mich lozureißen. Ich zog und zerrte, doch es hatte keinen Sinn. Dummerweise kamen mir auch noch die Tränen, da ich so wütend war und nichts machen konnte. Ich fühlte mich einfach total nutzlos. Er zog ein gequältes Gesicht und zog mich an sich. Ich versuchte ihn wegzuschieben, drückte mit aller Kraft gegen ihn, doch er hielt mich fest. Erschöpft und ergeben lehnte ich mich an seine Brust und weinte einfach nur. Er strich mir sanft über den Rücken und redete beruhigend auf mich ein, doch ich hörte es nicht, ich konnte nicht klar denken. Bilder wirbelten ziellos durch meinen Kopf und ich versuchte sie zu ordnen, doch es gelang mir nicht.

Mit pochenden Kopfschmerzen wachte ich auf und rieb mir meinen schmerzenden Nacken. Ich lag neben Jake, der mich immer noch festhielt.
"Alles in Ordnug?"
"Nee, mir tut alles weh! Mein Hals tut weh, ich hab Kopfschmerzen und meine Augen sind total angeschwollen.", jammerte ich und verkroch mich in seinen Armen. Ein leichtes Stechen war in meinem Arm zu spüren, doch das kümmerte mich nicht.
Lange lagen wir so da und ich hörte seinem langsamen Atem zu und versuchte mich damit zu beruhigen. Erst als ich die ersten Sonnenstrahlen sah, stand ich auf und ging in mein Bad. Meine karamellbraunen Haare standen in alle Richtungen ab und ich beschloss zu Duschen.
Mit nassen Haaren ging ich in die Küche und aß mit Jake. Er sah mich besorgt
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