Wait until I follow you
Wait until I follow you
Die Straße ist belebt. Menschen hasten an mir vorbei, mit schnellen Schritten und gehetzten Gesichtern. Es regnet. Schmierige Pfützen auf der Straße, tropfende Vordächer, Wasser spritzt von den vorbeifahrenden Autos.
Ich klappe den Kragen meiner Jacke hoch und trabe weiter die Straße entlang. Meine nassen Haare hängen mir ins Gesicht. Ich streiche sie weg und blicke geistesabwesend die Straße hinunter. Die Leuchtschilder der Geschäfte spiegeln sich auf dem nassen Gehweg.
Während ich in eine weitere Straße abbiege, schweifen meine Gedanken ab.
Die Blumen waren rot gewesen. Frisch und leuchtend hatten sie auf dem Grab gestanden, als ob sie den Tod verhöhnen wollten.
Sie hätten dir gefallen. Rot war deine Lieblingsfarbe. Rot war auch dein Kleid gewesen, als ich dich das letzte Mal sah. Du hattest mich umarmt und geküsst. Du warst geschwächt von der Krankheit, wolltest aber dennoch nicht klein beigeben.
Der Arzt hatte dir noch maximal ein paar Tage gegeben.
Wir redeten eine Weile, bis du vorschlugst, noch etwas spazieren zu gehen.
Es regnete. Wir liefen gemeinsam durch den Regen. Nach einiger Zeit musste ich dich stützen, und schließlich auch tragen, da deine Kräfte immer schwächer wurden.
Als wir schließlich am Strand ankamen, wussten wir beide, dass du den Rückweg nicht mehr schaffen würdest. So stand ich dort und starrte auf das Meer hinaus, dich in meinen Armen haltend.
„Ich liebe dich.“ Deine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Ich liebe dich auch.“
Wir küssten uns zum letzten Mal.
Keine Minute später machte ich mich mit deinem leblosen Körper in den Armen auf den Rückweg.
Es regnet nicht mehr. Die schwarzen Wolken ziehen langsam weiter. Helle Sonnenstrahlen brechen durch die Wolkendecke und am Horizont leuchtet ein Streifen des Abendrots.
Ich blicke nach oben. Irgendwo dort bist du, wartest auf mich.
Ich muss lächeln. Irgendwann werde ich dir folgen.
Irgendwann…
Aber bis dahin musst du dich noch gedulden.