Ein verändertes Leben
Das Gebiet der Wolken
Nach gut zwei Stunden ununterbrochenes Laufen, kamen wir endlich an einem Abhang an. Ich kniete mich am Ende der Klippe hin uns schaute runter. „Wow…“, machte ich. Vor mir befanden sich hunderttausende von weißen Wolken. Sie sahen flauschig und gemütlich aus. „Das ist das Gebiet der Wolken“, erklärte Washiza, der sich neben mich gehockt hat. „Das sieht ja fantastisch aus!“, staunte Romy, die mittlerweile wieder gute Laune hatte. „Unterschätzt es nicht! Das Gebiet der Wolken ist nicht so harmlos, wie es im ersten Moment aussieht!“, warnte uns Marco und Puschi, der neben ihn schwebte, flog den Abhang runter und sauste knapp über den Wolken her. Dann flog er schnell wieder zu uns und kurz darauf kamen unzählige von Monstern aus den Wolken geschossen, schnappten in die Luft und verschwanden wieder. Ich stand mit offenem Mund da. „Sagt mir bitte nicht, dass das da unser nächstes Gebiet ist!“, bat ich. „Ok, dann sag ich es dir eben nicht. Hey Romy! Das da ist unser nächstes Gebiet!“, scherzte Fabian. Ich schenkte ihm einen bösen Blick: „Fabian! Dass war ironisch gemeint!“ „Oh… na wenn das so ist: Lyndsay, das ist unser nächstes Gebiet!“, grinste der Braunhaarige. „Und du bist ein Idiot!“, meinte ich kühl. „Auch wenn du es vielleicht nicht hören willst, Lyndsay, aber wir müssen da runter“, hörte ich Washiza sagen. „Was? Nein! Mich bekommt ihr da nicht runter!“, beschloss ich. „Aber wir müssen da runter! Da lang führt unser Weg!“, meinte Fabian. „Wollt ihr uns umbringen? Es gibt bestimmt noch einen anderen Weg!“, versuchte ich die Jungs zu überzeugen. „Nein, gibt es nicht. Wir müssen hier her!“, mischte sich nun auch Marco ein. „Nein! Ich geh da nicht runter!“, machte ich es noch mal allen klar. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und wie sie mich wegdrückte. Sie schuppste mich von der Klippe. „So, ein Problem weniger!“, stellte Marco fest, der mich geschubst hatte. „Du bist Abschaum! Das hätte man auch anders machen können!“, meckerte Washiza ihn an. „So geht’s aber schneller!“, lachte Marco und sprang ebenfalls von der Klippe. Die anderen hinter her. Noch immer war ich in der Luft und schrie. Wenn da gleich ein Monster raus spring, dann bin ich Geschichte!, dachte ich verzweifelt. Dann spürte ich, wie ich leicht auf den Wolken landete. Sie waren so flauschig, wie sie aussahen. Ich würde es ja genießen, aber ich wusste, was unter der Wolkenschicht war. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich an diese riesigen Bestien dachte. Plötzlich wurde ich nach unten gedrückt und lag Platt auf der Wolkendecke. „Oh… hallo Lyndsay“, begrüßte mich Fabian, der auf mich gelandet war und neben uns saßen auch schon die anderen. „Geh runter von mir!“, schnauzte ich ihn an. „Aber du bist so bequem!“, lachte Fabi und warf ihn mit einem Schwung von mir runter. „Und jetzt?“, fragte ich, „Was ist wenn uns ein Monster entdeckt?“ „Keine Sorge. Siehst du das da?“, Marco zeigte mit seinem Finger in eine Richtung. Ich folgte diesen und sah eine Art Straße. Eigentlich war es nur ein kleiner, dünner Weg, der dadurch sichtbar wurde, dass da nicht so viele Wolken waren. „Solange du da drauf bleibst, bist du sicher“, fuhr Marco fort, „Die Monster kommen da nicht hin.“ „Kommst wir gehen“, sagte Washiza und ging los. Dann kam ich, danach Fabian, danach Romy und zum Schluss Marco mit Puschi. Wir mussten hinter einander her gehen, weil der Weg so schmal war. Wie gingen ungefähr fünf Minuten, als auch schon das erste Monster auftaucht. Es war eine Art Wurm und hatte gefährliche, rote Augen. Es kam direkt aus den Wolken, ohne, dass man etwas ahnen konnte. Ich zuckte zusammen, als das Monster über uns hinweg flog und wieder in den Wolken verschwand. Ich schluckte: „Seid ihr euch sicher, dass die Monster uns hier nicht erreichen können?“ Washiza nickte nur. Irgendwie hat er schlechte Laune... ob das an Marco liegt? Oder nerve ich ihn?, dachte ich. Wir gingen noch gut ein Stunde, bis wir an einer langen Brücke ankamen. Unter ihr erstreckten sich wieder riesige Wolken. Aber sie waren nicht weiß. Sie waren schwarz, grau und in ihnen sah man manchmal einen Blitzt oder man erkannte die Umrisse von Monstern. Diese tiefe Schlucht ließ mich schon schaudern, aber als ich mir die Brücke an sah erstarrte ich. Das war ja kaum eine Brücke. Das waren einfach nur Seile, die mit Hölzern verbunden wurden. „Da…da wollen wir rüber?“, erkundigte ich mich, ohne auch nur noch einen kleinen Funken Hoffnung zu haben, dass wir einen anderen Weg einschlagen würden. „Mensch, Lyndsay! Was ist denn heute mit dir los? Sonst ist Romy doch immer die jenige, die sich sofort in die Hosen macht!“, lachte Fabian und kassierte gleich zwei böse Blicke von mir und Romy. Als Antwort auf meine Frage vorhin ging Washiza auf die Brücke, die noch schmaler war, als der Wolkenweg. Ich seufzte: „Wetten, mit euch komme ich noch schneller um, als mit einem Hollock?“ Dann ging ich den Schwarzhaarigen aber hinter her. Die Brücke war verdammt lang und man musste aufpassen, wo man hintrat, denn überall waren Lücken. Ich hielt mich krampfhaft am Seil fest, was wohl zur Abgrenzung dienen sollte, damit man nicht runter fällt. Washiza ging lässig und schaute auch nicht, wo er hintrat. Warum ist der Kerl nur so ruhig. Der guckt nur nach vorne und ist trotzdem noch in keine Lücke getreten!, bescherte ich mich innerlich. Plötzlich wurde ich aufmerksam, als Washiza stehen blieb und ich gegen ihn lief. „Was ist denn?“, fragte ich und schaute über seine Schulter hinweg. Mir stockte der Atem. Am Ende der Brücke standen zwei Gestalten. Diese gefährlichen, rot glühenden Augen würde ich immer wieder erkennen. Das waren Hollocks. Sie lächelten und fies an. „Ähm…Leute“, murmelte Marco leise und deutete nach hinten. Dort standen auch zwei Hollocks. Wir sind umzingelt!, dachte ich und ich spürte, wie sich Angst und Panik in mir ausbreitete. Immer noch stand ich genau hinter Washiza. „Was mache wir jetzt?“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Wir müssen wohl kämpfen“, antwortete diese kühl. „Was? Ist das dein Ernst?“, flüsterte ich etwas lauter. Der Junge nickte nur knapp und ging dann seelenruhig weiter. Ich blieb verdattert stehen, wurde jedoch von Fabian weiter geschoben. Das darf doch nicht sein Ernst sein! Wir schaffen das nie uns da durch zu kämpfen! Dachte ich wieder. Ich sah, wie auch die Hollocks anfingen auf uns zu zulaufen. Immer noch grinsten sie fies und zeigten ihre riesigen, spitzen Zähne. Plötzlich wurde die Brücke so heftig angestoßen, dass wir alle nach rechts fielen. Genau neben mir war ein weiterer Hollock aufgetaucht. Mit seinen riesigen schwarzen Flügeln hielt er sich in der Luft. Dann flog er auf mich zu, doch ich konnte mich gerade noch zurück werfen, so dass er mich verfehlte. Washiza drehte sich erschrocken zu mir um und er bemerkte nicht, wie einer der Hollocks los flog und genau hinter ihm landete. Nun erschrak ich. Der Hollock war drei Mal größer als Washiza und er funkelte den Jungen gierig mit seinen roten Augen an. „Washiza! Hinter dir!“, schrie ich panisch. Gerade als der Hollock zubeißen wollte, schmiss Washiza sich nach links. Der Hollock hatte wohl damit gerechnet und holte mit seiner linken Hand aus und schubste Washiza von der Brücke. Dieser hangelte jetzt an dem Seil, wo ich mich vorhin so festgeklammert habe. „Mistgeburt!“, hörte man ihn grummeln, dann schwang er sich wieder hoch und trat mit seinen Füßen nach dem Hollock. Als ich mich für einen kurzen Moment umdrehte, sah ich, wie auch Marco mit einem Hollock kämpfte. Da spürte ich plötzlich, wie mich zwei Hände an den Schultern packen und mich hoch zogen. Ich hatte die Brücke unter meinen Füßen verloren und hing nun in der Luft. Ich schaute nach oben und erschrak. Ich wurde von einem Hollock gehalten, der mich mit seinen roten Augen anfunkelte. „Deine Seele riecht gut!“, sagte er mit einer tiefen gefährlichen Stimme. Ich konnte nicht mehr atmen. Alles in mir zog sich aus Angst zusammen und ich fing an zu zittern. „Lyndsay!“, hörte ich Washiza rufen. Doch ich reagierte nicht. Ich starrte nur auf den Hollock. „Lyndsay!“, schrie er wieder. „Hey, dein Kumpel ruft dich“, grinste der Hollock. Ich muss mich wehren! Ich muss mich irgendwie befreien! Ging es in meinem Kopf rum. Dann fing ich an wild um mich herum zu schlage und zappelte mit den Beinen. „Was hast du denn jetzt vor?“, fragte der Hollock erstaunt, „Ist dir klar in welcher Situation du dich befindest?“ „Ja, das ist mir klar, du Hohlbirne! Ich muss meinen Freunden helfen!“, schrie ich den Hollock an. Dieser lachte nur. „Wenn du Angst hast, schaltet dein Verstand wohl aus, was?“ Ich grummelte hörbar. Er hatte recht. Ich hatte Angst. Sogar ziemlich große. Doch was nutzte es mir, wenn ich jetzt nichts unternehmen würde. Plötzlich hörte man einen Schrei. Es war der Schrei eines Hollocks. Ich und der Hollock, der mich hielt, wurden aufmerksam. Wir schauten in die Richtung aus der der Schrei kam und sahen, wie Washiza und Marco gleichzeitig ihre Schwerter in die Herzen ihrer Opfer rammten. Ich musste lächeln. Zwei Hollocks weniger! Der Hollock, der mich hielt, war wohl anderer Meinung. Er gab ein gefährliches Grummeln von sich. „Hey!“, schrie er lautstark zu den beiden Jungs rüber, „Vergesst nicht, dass ich eure kleine Freundin habe! Wenn ihr noch einen meiner Leute tötet, ist das Mädchen auch tot, klar!“ Ich riss die Augen auf. Dieses Schwein benutzt mich als Geisel! Das ließ ich mir nicht gefallen und zappelte wieder mit meinen Beinen. Ich kniff, biss und schlug nach dem Hollock. „Lass mich los! Lass mich sofort los!“, schrie ich. Der Hollock grinste. „Wenn du es so willst“, meinte er und ließ mich langsam los. Ich spürte, dass ich keinen Halt mehr hatte