Fanfic: Eiskalte Liebe
Kapitel: Kapitel 4 – Familienglück ? - Eher eine Katastrophe!
Familienglück ? - Eher eine Katastrophe!
Mit einem lauten Knall stieß er seine Bürotüre zu. Er war froh, dass er den Stress des Turnieres hinter sich hatte, doch irgendwie konnte er das Geschehene nicht aus seinen Gedanken verbannen.
Zwar war Sonntag, doch er hatte noch genug zu tun. So saß er in seinem großen ledernen Sessel und starrte auf den Bildschirm seines PCs.
Doch so sehr er auch versuchte sich zu konzentrieren, diese Göre ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.
Sie kam ihm so bekannt vor.
Er wusste nicht wieso ihm das nicht vorher aufgefallen war, aber dieses Gesicht hatte er schon einmal gesehen.
Mehr als einmal hatte er versucht sich einzureden, dass sie ihm wohl mal irgendwo über den Weg gelaufen war – völlig nebensächlich doch irgendetwas in ihm sprach dagegen.
Stundenlang saß er dort in seinem Büro und tippte ab und zu etwas auf der Tastatur herum, löschte es wieder und fing erneut an.
Und dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein …..
Jelana stellte fünf Teller auf den Tisch und mit jedem Schritt schien ihr Seufzen lauter zu werden.
„Das geht jetzt schon seit Stunden so!“ beschwerte sich Joey, der schon am Tisch saß und ungeduldig aufs Essen wartete.
„Was seufzt du hier so herum? Sag mir nicht, dass dich die Sache von Gestern immer noch so beschäftigt?!“
Jelana war völlig in Gedanken gewesen und zuckte deswegen leicht zusammen, als Joey sie ansprach.
„Ehm. Ach die Sache von gestern... Ich mach mir einfach Sorgen, was wenn der Kerl sich wirklich rächt?“ sagte sie zwar, dachte aber etwas ganz anderes.
Sie glaubte nicht, dass Kaibas Ex Mitarbeiter sich wirklich rächen würde.
Was sie viel mehr beschäftigte war, dass sie sich nicht bei Kaiba hatte bedanken können. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, dass dieser eingebildete Firmenchef ihr die ganze Zeit im Kopf herum spukte. Ein Teufelskreis.
Sie konnte sich doch noch immer am Montag bedanken. Was war schon dabei gewesen?
Schließlich war es sein Turnier und es war seine Aufgabe darauf zu achten, wie seine Mitarbeiter mit den Gästen umgingen, auch wenn sie genaugenommen ja kein Gast, sondern eher ein Eindringling gewesen war.
„Ach Quatsch. Wenn dann wird der sich eh erstmal Kaiba vorknöpfen und um den ist es ja nicht schade!“ drängte sich Joey breit grinsend in ihre Gedanken.
Jelana wollte gerade etwas antworten, als sie von einem kleinen rundlichen Jungen beinahe umgerannt wurde. „Man, Aki pass doch auf.“ fuhr sie ihn an ohne darüber nachzudenken.
Ihr kleiner Bruder sah sie mit großen Augen an – sie war doch sonst nicht so gereizt. Selbst wenn sie schlechte Laune hatte ging sie nicht so mit anderen um.
Sie schloss für einen Augenblick die Augen, wollte wieder runter kommen.
„T..Tut mir leid.“
Es war nicht mehr als ein Murmeln gewesen und dann war sie einfach in der Küche verschwunden. Wieso musste sie auch immer in solche Situationen rennen? Sie schnappte sich einen Topf mit Kartoffeln und machte sich zurück auf den Weg ins Wohnzimmer, in dem ihre Familie und neuerdings auch Joey, saßen.
Sie blieb kurz im Türrahmen stehen, atmete einmal tief durch und setzte ein Lächeln auf. Darin hatte sie ja genug Übung. Dieses Lächeln, das all ihre negativen Gefühle überspielte, hatte ihr schon oft nervige Fragen erspart. Es war wie eine Mauer die sie schützte. Auf ihr Lächeln war immer verlass.
Also stellte sie mit fröhlicher Miene die Kartoffeln auf den Tisch und setzte sich zwischen ihre Mutter und Joey. Ihr Blick fiel jedoch auf den fünften Teller und verfinsterte sich erneut.
„Wo ist Takumi?“ fragte sie. Ihr Bruder, welcher ein Jahr älter als sie war, saß nicht an seinem Platz – schon wieder.
Der besorgte Blick ihrer Mutter sprach Bände. „Ich weiß nicht. Treibt sich wieder irgendwo herum.“ sagte sie, kurz und knapp. Es sollte wohl gleichgültig klingen, doch sie kannte ihre Mutter gut genug um zu wissen, dass es ihr natürlich nicht egal war wo ihr Sohn sich herumtrieb.
Frau Ito wechselte schnell das Thema.
„Schlag ordentlich zu, Joey, damit aus dir mal was wird.“ sagte sie lächelnd.
Jelana blendete den Rest des Gespräches aus. Es war ihr egal.
Viel wichtiger war ihre neue Sorge, die aber wenigstens Kaiba aus ihrem Kopf verdrängte oder ihn wenigstens ein wenig nach hinten schob.
Wo trieb sich ihr Bruder nur wieder herum?
Es war nicht das erste Mal, dass er einfach nicht nach Haus kam und niemand wusste wo er war.
In letzter Zeit machte er sowieso viel zu viel ärger. Er war zwar schon immer das Sorgenkind in dieser Familie gewesen, doch seid dem Tod ihres Vaters hatte er schon so einiges angestellt, was nicht mehr als böser Jugendstreich durchgehen konnte.
Schlägereien, Vandalismus und ab und an wurde er betrunken von der Polizei nach Hause gebracht.
Jelana hatte nicht wirklich etwas hinunter bekommen, woraufhin Joey auch noch ihre Portion verdrückte. Dabei versuchte er sie aufzumuntern, aber da er ständig etwas im Mund hatte, verstand sie nicht wirklich was er sagte. Da sie ihm jedoch sowieso nicht wirklich zuhörte, war das nicht weiter schlimm.
Sie beschloss ihn nach dem Essen ein Stück nach Haus zu begleiten und anschließend nach ihrem Bruder zu suchen. Das würde ihrer Mutter wohl nicht gefallen, aber das war ihr Momentan egal. Ihr würde es sicherlich noch viel weniger gefallen, wenn er mal wieder mit der Polizei nach Haus kam.
„Danke, Frau Ito. Das Essen war wirklich lecker.“ bedankte sich Joey, als die Beiden im Hausflur standen.
„Kein Problem. Immer wieder gern.“
Jelana wurde ungeduldig und das ging für andere selten gut aus.
„Ja ja. Wie ich sehe versteht ihr euch super und so. Ich bring Joey beim nächsten Mal wieder mit, wenn er mal wieder vergessen hat sich was zu Essen zu kaufen und dann am Sonntag dumm vorm Kühlschrank steht.... also jeden Sonntag.“ fing sie eilig an, „aber wir müssen jetzt los.“ beendete sie ihren etwas zu lang geratenen Satz und zog einfach die Haustür hinter sich zu, nachdem sie Joey unsanft aus der Tür geschoben hatte.
„Man, was hast du es denn so eilig?“ fragte dieser sie verwirrt. Wollte sie ihn so schnell loswerden?
„Ach, ich will noch kurz in der Kneipe vorbeischauen, in der mein Bruder immer rumhängt. Ich glaub er macht wieder eine Dummheit.“
Ihm konnte sie es ja sagen.
„Ok, ich komm mit.“
Jelana machte große Augen.
„Eh. Was? Aber du kennst meinen Bruder nicht mal.“
„Na und? Glaubst du ich lass dich allein im Dunkeln in so ne Kneipe gehen? Es laufen Abends viele komische Gestalten auf den Straßen herum. Außerdem wird es ja mal Zeit, dass ich deinen großen Bruder kennenlerne, wenn ich mich schon bei euch durchfutter.“
Wieder setzte er sein breites Grinsen auf. Er war wohl unermüdlich.
Nachdem er sie ein paar Minuten bearbeitete stimmte sie schließlich zu. Eigentlich hatte er recht. Es war viel zu gefährlich in diesem Viertel Dominos. Andererseits war sie hier groß geworden und kannte das schon...
Sie waren einige Zeit lang schweigend nebeneinander her gegangen und kamen schließlich an der Kneipe an.
Auf dem Bordstein saßen mehrere betrunkene Männer und Frauen.
Wieso trieb ausgerechnet ihr Bruder sich in solchen Gegenden herum?
Jelana ging einen Schritt schneller, schnurstracks auf die Eingangstür zu, als Joey sie plötzlich am Arm festhielt.
„Ich geh vor. Bleib hinter mir.“ sagte er. Diesmal grinste er nicht und seine ernste Miene erschrak sie im ersten Augenblick ein wenig – sie hätte nicht gedacht, dass er solche Blicke drauf hatte.
Sie tat wie ihr befohlen und lief hinter ihm her. Es war sehr eng in der Kneipe, so hielt sie sich hinten an seiner Jacke fest um nicht verloren zu gehen.
Ihre Augen wanderten über das Chaos in diesem Schuppen: Zerbrochene Bierkrüge, kampflustige Männer und freizügige Frauen. Doch was war das?
„Da! Das ist er.“ rief sie aufgebracht.
Da saß ihr Bruder. Im hintersten Teil der Kneipe, auf seinem Schoß eine Frau mit schwarzer Wuschelmähne, die ihrer Meinung nach viel zu alt für ihn war. Sie war ihm sehr nahe und schien ihm ein kleines Tütchen zuzustecken.
Jelana trat aus Joeys Schutz hervor und stürmte an ihm vorbei zu ihrem Bruder.
„Was machst du hier? Bist du bescheuert?“ sie war so aufgebracht, dass sie ihn anschrie.
Joey war mittlerweile wieder hinter sie getreten und versuchte sie zu beruhigen, was gar nicht so leicht war.
„Was war das, was sie dir gerade gegeben hat?“ bohrte sie weiter.
Takumi jedoch machte keine Anstalten ihr eine Antwort zu geben. Er zwinkerte der Frau auf seinem Schoß zu und bedeutete ihr, dass es besser sei wenn sie nun gehen würde.
Sie stand sofort auf und trat an Jelana vorbei, natürlich versäumte sie nicht sie angewidert von oben bis unten zu mustern.
Jelana platzte fast die Hutschnur. Fing er jetzt auch noch an Drogen zu nehmen?
Sie befreite sich aus Joeys Griff und stürzte auf Takumi zu, den sie sofort am Arm packte.
Er stand langsam auf und sah auf sie herab, schließlich war er ein ganzes Stück größer als sie. Seine kurzen schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen, was ihn wirklich rowdyhaft aussehen ließ.
„Mein Gott. Was willst du hier? Das ist ja peinlich. Glaubst du echt, ich lass mir von meiner kleinen Schwester nen Vortrag halten?“
Der gelangweilte und gleichgültige Unterton, der in seiner Stimme mitschwang brachte sie fast zum Nervenzusammenbruch.
„Dafür, dass ich die jüngere von uns Beiden bin verhalte ich mich bei weitem Erwachsener als du.“ fauchte sie ihn an.
Doch sie merkte, dass sie damit nicht weiterkam.
Joey, der neben ihr stand um im Notfall eingreifen zu können, sah die Verzweiflung in ihrem Blick, die sich langsam bemerkbar machte.
„Hey, alter. Tu euch Beiden einen Gefallen und komm mit. Das könnt ihr alles zu Hause regeln.“, sagte er ruhig.
Jelana hatte geahnt, dass das ein Fehler war.