Wieso Herr?

Eine Was-wäre-wenn-FF

One Shot

Wieso Herr?

(the ROOTLESS – One Day, miwa – chAngE, miwa - I don't cry anymore )

Ein kleiner Was-wäre-wenn-One Shot..

Die Idee ist mir spontan beim Abwaschen gekommen, als One Day kam.

Ab der Mitte des FF hab ich geheult, während dem schreiben, weil das hier alles aus meiner Sicht ist...

Ich hoffe sie gefällt und ich würde mich über Kommis freuen!

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Es war Sonntag morgens, ich quälte mich auf.

Ich hatte mir vorgenommen heute in die Gemeinde zu gehen.

Ich ging sehr selten, sehr zum Leidwesen meiner Freunde, die mich gerne öfters dort sehen würden, doch gestern hatte ich mir vorgenommen heute zu gehen.

Ich weiss nicht wieso, beim abwaschen kam mir einfach der Gedanke und ich dachte das ich schon lange nicht mehr war, würde es nicht schaden heute zu gehen.

Widerwillig, da ich so früh aufstehen musste, zog ich mich an, ass Frühstück und setzte mich dann auf mein Fahrrad, es war schon 9 Uhr 15, und in einer viertel Stunde würde der Gottesdienst anfangen.

Nach fünf Minuten war ich auch schon da, schloss mein Fahrrad ab und fand schnell meine Freunde im Saal wieder.

Im Nu war der Gottesdienst zu Ende. Besonders der Worship hatte heute alle mitgerissen, denn im Gegensatz zu sonst hatten sie auch schnelle Stücke gespielt.

Langsam gingen wir die Treppen runter, natürlich die ganze Zeit redend.

Meine von mir selbst-ernannte Zwillingsschwester und ihre selbst-ernannte Tochter gingen rüber in der Buchladen, um zu sehen ob er etwas neues hatte.Im Gegensatz zu normalen Geschäften durfte er, als Teil der Gemeinde, am Sonntag offen sein.

Ich und meine Zwillingsschwester waren wieder auf das Thema Haarfarbe gekommen. Ihre Ansätze waren inzwischen um die zehn Zentimeter lang. Ich hatte ihr schon lange gesagt, sie solle endlich zu meiner Mutter, die diplomierte Coiffeuse war, kommen, da wir unseren Haarfarbton immer da hatten.

Ich hatte meine Haare zwar öfters getönt als sie, doch meine Mutter hatte meine Haare schon wieder auf Naturfarbe runter färben können, nachdem sie sie auf hellstes Hellblond färben musste, um den letzten Rotstich hinaus zu bekommen.

Im vergangenen Jahr hatte ich viele Haarfarben. Lila, auch bekannt als 'Dunkle Kirsche', dann wusch die Farbe nicht richtig raus und deshalb und weil ich schon immer schwarze Haare wollte, obwohl ich blond war, kam dann 'Schwarz-Braun' dran. Im Sommer ging ich dann mit meinem Zwilling zum Coiffeur, dieses eine Mal ging ich nicht zu meiner Mutter, um denselben Haarschnitt zu machen.

Nachher durfte meine Mutter aber ausbessern, was sie bloss mit einem Lachen quittierte. Noch heute erzähl sie Bekannten die Geschichte.

Dann, kurz vor dem Sommerlager, hatte ich sie mir dann noch rot gefärbt.

Und irgendwann im Herbst musste meine Mama sie dann wieder zurück färben, was mit viel Mühe verbunden war.

Nun war mein Zwilling dran.

Schnell machten wir aus, dass sie mit mir nach Hause kommen konnte, da wir ja beide mit dem Fahrrad da waren, war das auch kein Problem.

Nachdem sie die Erlaubnis ihrer Mutter hatte, fuhren wir auch schon los. Gemächlich nebeneinander nahmen wir die längere Route unten am Fluss entlang.

Die Sonne schien uns an und wir lachten über Insider-Witze aus der Schule.

Als wir dann endlich in meiner Strasse ankamen traf mich der Schlag. Vor meinem Haus standen mehrere Feuerwehr und Polizeiwagen und das Haus brannte lichterloh.

Ich beschleunigte, obwohl der Weg recht steil nach oben ging, meine Zwillingsschwester direkt hinter mir.

Am Haus angekommen, schmiss ich erst einmal mein Fahrrad hin und suchte die Masse draussen nach meiner Familie ab.

Ich fand sie nicht.

Ich rannte zum nächst besten Polizeibeamten und fragte ihn, wo die Familie aus dem zweiten Stock war.

Er erzählte mir, dass das Feuer sehr plötzlich ausgebrochen war, durch den Kurzschluss eines Toasters, und niemand, der sich noch im Haus befunden hatte zu diesem Zeitpunkt, eine Chance gehabt hatte zu entkommen.

Meine Augen brannten bereits. Doch ich kämpfte dagegen an.

Wer war unter den Opfern. Wer war sicher schon tot, fragte ich dann.

Er sagte, dass inzwischen die Feuerwehr versuchte zu den möglichen Überlebenden durch zu dringen. Ich müsse abwarten was sie sagen würden.

Wann, hatte ich als nächstes gefragt. Ich wollte wissen wann das Feuer ausgebrochen sei.

Er antwortete mir sehr vage. Er meinte, es wäre zwischen halb zehn und zehn ausgebrochen.

Ich hatte unsagbares Glück gehabt. Wäre ich heute nicht in die Gemeinde gegangen, wäre ich noch dort drinnen.

Ich tauschte einen Blick mit meinem Zwilling, der inzwischen neben mir stand.

Sie sah wie sehr es an mir nagte, dass meine Familie verletzt oder gar tot sein könnte und sprach mir Mut zu.

Gott würde das nicht zulassen, meinte sie zuversichtlich. Sie würden sicher gleich vor mir stehen.

Minuten vergingen, wichen Stunden.

Die Hoffnung schwand langsam, meine Zwillingsschwester stand die ganze Zeit neben mir und versuchte mich abzulenken, doch es half nicht viel, meine Gedanken schwirrten immer wieder zurück zu meiner Familie.

Meine Mutter hatte mir letzte Woche versprochen heute mit mir zu nähen, ein Kleid für einen besonderen Anlass. Ich hatte den Stoff schon lange gekauft.

Gestern hatte ich sie daran erinnert, als sie gerade dabei war einen goldenen Umhang, den sie mir mal als Faschingskostüm gemacht hatte, nach Mass, wegschmiss, da er gerissen war. Ich hatte ihr das versprechen abgenommen, dass sie mir nächsten Fasching einen Schwarzen nähte als Ersatz.

Es waren schon drei Stunden vergangen seit ich nach Hause gekommen bin, die Kirchenglocken läuteten drei.

Plötzlich kam der Polizist, den ich vorhin befragt hatte, auf mich zu.

Es täte ihm Leid, hatte er mitleidig gemeint, aber es gäbe keine Überlebenden.

In diesem Moment brach eine Welt zusammen.

Meine Welt.

Mein nerviger kleiner Bruder, der mich immer wieder umarmte und viel zu viel Zeit mit seinem Laptop verbrachte.

Mein fast nie anwesender grosser Bruder, der heute zur Abwechslung mal zu Hause gewesen war.

Mein immerzu nörgelnder Vater, der heute Ausnahmsweise mal ausgeschlafen hatte.

Meine liebe Mutter, die mir das Gefühl gab ich wäre die schönste auf der Welt und mich über alles liebte.

Weg.

Sie waren alle weg.

Ich würde sie erst wiedersehen, wenn auch meine Reise zu Ende war.

Erst wenn auch ich starb.

Oder das Ende der Welt gekommen war.

Sie waren ohne mich gegangen.

Hatten mich zurückgelassen.

Alleine.

Was sollte ich nun tun?

Ich wusste es nicht.

Tränen rollten mein Wangen hinunter. Ich konnte sie nicht mehr unterdrücken.

Ich hatte alles verloren.

Alles was heute Morgen noch so alltäglich gewesen war für mich.

Heute Morgen waren da nur die Sorgen gewesen, dass ich für die Deutsch Klausur noch lernen musste. Und Französisch Vokabular.

Ich hatte mich auf die Ferien Woche im Tessin gefreut. Mit meinem Zwilling und ihrer Tochter.

Ich hatte geplant, die erste Woche der Frühlingsferien damit zu verbringen, meine Matura-Arbeit endlich ins Rollen zu bringen. Auch meine Musik-Matura-Vorspiels Stücke zu üben. Meine Singtechnik zu verbessern.

Mit meiner Mutter mein Kleid weiter zu nähen.

Und jetzt ging das nicht mehr.

Die Menschen, die mich am besten kannten, mir selbst in der Grundschule als ich gemobbt wurde, den Rücken gestärkt hatten, waren nun nicht mehr da.

Meine Zwillingsschwester nahm mich in den Arm. Ich konnte nicht mehr. Ich sank auf die Knie.

Was sollte ich nun tun?

Wo sollte ich hin?

Wie soll ich nur ohne meine Familie weiterleben?

Wieso hatte Gott mir das angetan?

Wieso nur?

Was hatte ich falsch gemacht, dass ich das verdiente?

Nur am Rande bekam ich mit, dass mein Zwilling ihre Mutter anrief und diese uns dann abholte.

Ich durfte für's Erste bei ihnen übernachten. Morgen würden sie sehen was aus mir wurde.

Mein Zwilling brachte mich zum Auto, während ihre Mutter das mit der Polizei klärte.

Ich fühlte mich unendlich leer.

Als hätte man mir alles entrissen ausser dem Schmerz.

Jegliche Gefühlsregung war verschwunden.

Nur der Schmerz war übrig und auch der stumpfte langsam ab.

Ich wurde apathisch.

Bekam fast nichts mehr mit. Schottete mich von der Welt ab.

Aber es schmerzte nicht mehr.

Ich war glücklich in meiner Fantasiewelt, wo meine Familie noch lebte.

In der Nacht schlief ich, Alpträume suchten mich heim. Plötzlich war der Schmerz wieder da.

Ich erwachte mitten in der Nacht.

Tränen liefen wieder an meinen Wangen herunter. Ich schluchzte leise.

Ich wollte meinen Zwilling nicht wecken, die neben mir schlief und ging leise aus dem Zimmer in das Wohnzimmer.

Alle Lichter waren aus, doch es störte mich nicht.

Ich setzte mich auf das Sofa und liess den Tränen freien Lauf.

So ging das bis der Morgen anbrach.

Meine Tränen waren nach einer Weile versiegt. Ich hatte schlichtweg keine mehr, die ich vergiessen hätte können. Nur meine roten Augen zeugten noch davon, dass ich geweint hatte.

Nachdem sie aufwachten schauten mein Zwilling und ihre Familie besorgt nach mir.

Ihre Mutter rief die Schule an, dass wir heute nicht erscheinen würden wegen des Feuers.

Sie rief ausserdem bei ihrer Arbeit an und meldete ebenfalls, dass sie nicht kommen würde.

Dann rief sie der Polizei an. Ich müsste noch eine Zeugenaussage machen. Und dann würden sie schauen was aus mir werde.

Sie brachten mich zur Polizei und blieben die ganze Zeit in meiner Nähe.

Es war tröstlich, doch es führte mir immer wieder vor Augen, dass meine Familie nun nicht mehr da war.

Wäre ich alleine, könnte ich mir vorstellen, dass ich der Polizei einfach eine dicke, fette Lüge auftischte.

Doch dann waren ihre mitleidigen Blicke, die mir deutlich
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