Dirmist - Dreckige Geheimnisse
Wo Nerven aus Stahl gefragt sind...
Beginn
Jack fuhr die Landstraße entlang, es war ein sehr heißer Herbsttag, eigentlich war es schon fast Winter und es wurde für die kommenden Tage bereits Schnee angesagt, aber Heute sah es nicht danach aus. Das Thermometer zeigte satte 25°, dies gab Jack allen Grund ein Fenster, begleitet von Quietsch-Lauten, herunterzukurbeln. Bäume und Felder zogen an ihm vorbei, das alte Radio spielte, vermischt mit einem monotonen Dauerrauschen, Hotel California ( man muss die links nicht anhören, aber ich werde zu bestimmten Szenen Hintergrundmusik schaffen, dann wirkt es einfach besser http://www.youtube.com/watch?v=kv6Vy4Hr30s ) von den Eagles. Jack pfiff ein wenig die Melodie mit Während er dem eintönigen Straßenverlauf folgte. Am Straßenrand wurden die Felder weniger und es war immer mehr Gestrüpp und noch mehr Bäume die dort emporragten.
Nach einiger Zeit erstreckte sich vor ihm ein riesiger Wald. Die Bäume waren hoch und hatten breite Kronen, sodass es der Sonne schwer fiel durch die Blätter zu scheinen. Schlagartig sank die Temperatur und Jack kurbelte sein Fenster hoch, doch kurz bevor es komplett geschlossen war brach ihm die Kurbel ab. „Schrottlaube!“ fluchte er und zog seine Jacke hoch. Sein Renault Clio war nicht mehr der jüngste, er hatte ihn vor 3 Monaten zusammen mit seinem Führerschein von seinen Eltern geschenkt bekommen. Eine alte, ausgeblichen rote Karre, die drohte bei jedem neuen anlassen auseinanderzufallen. Er hasste das Ding, aber es bewegte ihn von Ort zu Ort, zumindest bis er genug Geld für einen neuen fahrbaren Untersatz hatte.
So fuhr er ungefähr eine Stunde weiter durch den Wald und bekam langsam das Gefühl das dieser nie enden würde, aber genau in diesem Moment war er durch. In dieser Stunde im Wald hatte sich das Wetter geändert. Eine graue Wolkendecke zog sich über den Himmel und es war ziemlich kalt draußen. Er fuhr rechts ran und versuchte die Kurbel zu reparieren um das Fenster schließen zu können. Als er es geschafft hatte klopfte es energisch an der Scheibe seiner Beifahrertür. Er zuckte zusammen, dann schoss er in die aufrechte Haltung, gleichzeitig klappte seine Sonnenblende herunter und er stieß sich den Kopf. Er stöhnte und guckte dann zur Scheibe. Ihn grinste ein Junge an, vielleicht ein Jahr jünger der Auf den Türriegel deutete. Jack schaute ihn verwirrt an, da hob der Junge ein Pappschild auf dem drei Buchstaben standen „W E G“, da verstand Jack und ließ den Jungen rein.
„Hi, ich bin Ben, ich trampe, weil meine Eltern scheiße sind, nimmst du mich mit?“ „Ähh…“ war das einzige das Jack auf die schnelle herausbrachte, aber er verriegelte das Auto und fuhr weiter, was wohl ungefähr mit einem ‚Ja’ zu vergleichen war. Das Radio spielte What it’s like von Everlast (http://www.youtube.com/watch?v=SwoNQvSOxM8 ) und Ben fing plötzlich an zu reden. „Mein Vater trinkt und schlägt meine Mutter, ab und zu auch mich. Meine Mutter war schon oft im Krankenhaus wegen Knochenbrüchen oder ähnlichem, aber sie muss bei ihm bleiben, denn er schafft das Geld ran. Er dealt verschiedenes Zeug, hat deswegen auch viele Feinde. Es waren schon oft düstere Gestalten um unser Haus herum. Mir hat’s gereicht. Ich war denen sowieso egal. Für mich haben sie sich nicht mehr interessiert. Essen musste ich mir ja auch selbst beschaffen, also habe ich mich entschieden einfach abzuhauen, auf dass ich in ein besseres Leben gerate.“
( http://www.youtube.com/watch?v=2vgBaRGKSpo&feature=related )
Thess, oder besser gesagt Theresa saß im Bus. In ihrer Hand ein Umschlag der unordentlich aufgerissen war. Sie laß die Nachricht jetzt zum zehnten Mal: „Sehr geehrte Theresa Waltz, hiermit möchten wir ihnen mitteilen, dass ihre letzte Verwandte, ihre Großtante Irmtraud Moose, verschieden ist. Wir möchten ihnen hiermit unser aufrichtiges Beileid mitteilen. Außerdem hat ihre Großtante ihnen ihr Haus in ihrer Heimatstadt hinterlassen. Wir bitten sie deshalb den Ort Dirmist zu besuchen und das Haus zumindest anzusehen. Bei Desinteresse können sie den Schlüssel im Dorfgemeinschaftshaus abgeben. Mit freundlichen Grüßen Anwaltskanzlei Greenert, Alfred Greenert“
°Dirmist, bestimmt so ein zweihundert Seelendorf, was will ich denn da?° Thess war eine Vollwaise, ihre Familie kannte sie nicht und ihr wurde nur erzählt sie könne glücklich darüber sein das sie noch am Leben sei. Der Meinung war sie nicht, denn vollkommen allein zu sein ist fast genauso schlimm wie tot, fand sie zumindest. Sie schaute zwischen ihre Füße, wo ein kleines Täschchen lag mit ein paar verwaschenen Klamotten darin, mehr hatte sie nicht. Der Bus in dem sie saß war bereits sehr alt. Bei jeder Bodenwelle hatte sie das Gefühl gleich durchs Dach zu springen. Oft genutzt schien diese Linie auch nicht. etwas weiter vor ihr saß ein dicklicher Mann in blauer Latzhose und kariertem Hemd der auf seinem Nachbarsitz zwei schwere Säcke abgelegt hatte. Und ganz hinten saß eine sehr alte Frau im dicken Mantel mit Hut und einem kleinen Hündchen auf ihrem Schoß, der Hund winselte die ganze Fahrt lang und die Frau streichelte ihn langsam mit ihrer alten, faltigen Hand.
Der Busfahrer war auch schon relativ alt, er trug eine dicke Hornbrille und sein Hemd, das vermutlich mal weiß war hatte mittlerweile einen unschönen gelben Farbton angenommen. Immer wieder wischte er sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und schniefte dabei unangenehm laut. Zwischendurch keuchte er mit seiner trockenen aber tiefen Stimme dir Namen der nächsten Orte heraus.
Nach einiger Zeit döste sie ein und wachte erst wieder auf als eine Hand sie ruppig schüttelte „Endstation junges Fräulein, sie sind in Dirmist“. Thess schreckte auf, sah den Busfahrer vor sich und mit welcher Hand er sie angefasst hatte. Unweigerlich schüttelte es sie. „Ja, danke…“ brachte sie hervor. Dann nahm sie ihre Tasche und stieg aus dem Bus. Draußen fegte ein eisiger Wind durch die Straße und sie zog ihre Jacke enger an sich und das wo sie doch bei so schönem Wetter eingestiegen war. °Nunja, der Winter steht ja vor der Tür…° Dann drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse und ließ dabei einen Blick über das Dorf schweifen in dem sie sich befand, beziehungsweise auf das was sie sehen konnte. Dann nahm sie den Zettel aus ihrer Tasche und las die Adresse. „Endstation…“ wiederholte sie das erste Wort des Busfahrers.