- black chains -

in demon's arms

first mission

Kapitel 1: first mission
Es waren die Sonnenstrahlen, die durch das verschmutzte Fenster fielen, die ihn aufweckten. Erst regte er seinen Körper nicht, nur sein Brustkorb hob und senkte sich im Rhythmus. Als er dann seine Augenlider öffnete, spürte er den brennenden Schmerz, durch die Helligkeit verursacht. Sofort hielt er schützend seine rechte Hand vor sein Gesicht und gab ein leises Knurren von sich. Es brauchte ein paar Sekunden, doch dann hatte er sich an das Tageslicht gewöhnt. Mühsam schlug er die Decke zurück und entblößte seinen nackten Oberkörper. Er verweilte in seiner momentanen Position und fuhr sich müde durch das zerzauste Haar.
Erst setzte er einen Fuß auf den harten Parkettboden, dann folgte der zweite. Mit einem Ruck hatte er seinen Oberkörper erhoben und stützte sich am Bett ab. Seufzend erhob er sich dann komplett und streckte erst einmal seine müden Gliedmaßen.
Nächte wie diese war er nicht gewohnt. Mit diesen Gedanken im Kopf schlurfte er in das Badezimmer, welches sich am Ende des anschließenden Ganges befand. Er trat durch den Türrahmen und betätigte beim Vorbeigehen den Lichtschalter. Zuerst war es ein Flackern, doch dann glühte die Lampe und erhellte den kleinen Raum, den er als Badezimmer nutzte. Er stützte sich mit beiden Händen am kalten Rand des Porzellanwaschbeckens ab und wagte nur zögerlich einen Blick in den sich vor ihm befindenden Spiegel. Mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand fuhr er sich vorsichtig an der Narbe, die sich über seinen Oberkörper zog, entlang. Er hatte viele kleine Narben, die ihm die ständigen Aufträge seiner Arbeit eingebracht hatten. Doch war diese mit Abstand am größten.
Er richtete sich etwas auf und fasste mit der Rechten an seinen versteiften Nacken. Es war sein erster freier Tag seit langem, doch wusste er nicht, was er damit anzufangen hatte – seine Arbeit war alles für ihn.
Plötzlich sprang der Ton des Anrufbeantworters an, der sich auf einem kleinen Kästchen neben dem Bett befand. Es war die bekannte Stimme, die ihn aus dem Tief seiner Ahnungslosigkeit holte. „Ein Auftrag, heute Abend. Eine neue Marionette ist aufgetaucht.“, es war eine kalte Frauenstimme, die ihm die notwendigen Angaben präsentierte. „Ich weiß, heute ist dein freier Tag, doch der Chef verlässt sich darauf, dass du den Auftrag annimmst.“, dann war der eigentliche Monolog zu Ende.
Seine Mundwinkel hatten sich schon beim ersten Wort der Sprecherin nach oben gezogen und bildeten ein kaltes Lächeln. Der Rest war Überflüssig. Hauptsache er saß nicht hier fest, gefangen in dem leeren Leben, welches er eigentlich führte.
Während er dastand und sein Spiegelbild betrachtete, tauchten hinter ihm leise Schritte auf. Sie waren schnell, doch leise und würde der Boden unter dem Gewicht der Person nicht nachgeben und ein knarzendes Geräusch machen, so hätte man es kaum gehört. Doch er regte sich nicht. Aus dem Hintergrund tauchten zwei schlanke Arme auf, die sich um seinen trainierten Körper legten. Das Gesicht einer weiblichen Person bildete sich im Spiegel ab. Er kannte dieses Gesicht, doch weder Namen noch Grund des Aufenthaltes der Person. Sie war nur eine von vielen für ihn, doch dafür war er wie geschaffen. Er erfüllte ihre Bedürfnisse und sie stellte dafür keine Fragen, so war es nun einmal.

Sie hörte Lachen. Dieses schallende Lachen, das ihr so unheimlich war, dass ihr jedes Mal, wenn sie es in ihren Gedanken wiederholte, einen Schauer über ihren Rücken lief und doch war es auf eine ihr unbekannte Art angenehm. Das heiße Wasser lief ihren nackten Körper entlang und ließ diesen mehr und mehr entspannen. Es war ihr immer noch einem Alptraum gleich. Die Geschehnisse der letzten Nacht wirkten so unreal, als wäre es ein Produkt ihrer kranken Fantasie gewesen. Jedoch musste sierealisieren, dass all dies geschehen war. Ihr Blick glitt auf ihre Handgelenke. Seit dieser Nacht hatte sie seltsame Narben in Form eines Sternes. Weitere von diesen waren über ihren gesamten Leib verteilt. Beine, Hals, Herz, Bauch, selbst auf dem Rücken befanden sich diese seltsamen Zeichen. Noch hatte sie keine Ahnung von dessen Funktionen, jedoch ahnte sie, dass es sich dabei um nichts Gutes handeln konnte. Von dem weihaarigen Mann, dem sie ihr Leben zu verdanken hatte, hatte sie bisher nichts gehört.
Gedankenabwesend drehte sie das Wasser ab und blieb in dieser Position. Ihre Augen fixierten die Fliese direkt vor ihr, doch nahm sie diese nicht wahr. Es waren die Gedanken, die sie quälten und ihren Alltag dominierten. Sie konnte nicht klar denken. Mit einer Bewegung drehte sie sich um die eigene Achse und trat aus der Dusche. Ihre linke Hand schnappte das weiche Handtuch, das sich vorbereitet auf einem Haken befand. Sie wickelte es um ihren nassen Körper und strich sich die feuchten Strähnen zurück, damit diese nicht mehr stören konnten bis sie getrocknet waren. Mit vorsichtigen Schritten bewegte sie sich vorwärts, bis sie den Wandspiegel erreicht hatte. Mit der Handfläche wischte sie über die glatte Oberfläche und die angeschlagene Sicht zu klären. In der Sekunde, als sie ihre Bewegung vollendet hatte, weitete sich ihr Blick und sie wich sofort, reflexartig, zwei Schritte rückwärts, doch stieß sie gegen jemanden.
Es war jener Mann, dem sie so vieles zu verdanken hatte. Sie verkaufte ihm ihre Seele um weiterleben zu dürfen, doch dafür zahlte sie einen hohen Preis. Wieder wurde ihr klar, dass all das hier Realität war und kein Produkt ihrer Einbildung. Scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht, stand er nun hinter ihr, ein breites, kaltes Grinsen formten seine Lippen. Die kalten Augen hatten ihr blasses Gesicht im Spiegelbild fixiert.
„Hallo, Hana.“, für eine Sekunde hielt sie ihren Atem an, als sein heißer Atem ihr Ohr streifte. Ihr war, als würde ihr Herz aussetzen, doch blieb sie ruhig stehen. Sie wollte ihm antworten, etwas entgegensetzen, doch schien ihre Kehle wie zugeschnürt. Sofort wanderte ihre Augen nach unten, denn dort hielt ihr Hintermann seine Hand an ihren Hals gedrückt, die Finger um den Bereich geschlungen. Es war nicht fest, sodass sie noch genug Luft zum Atmen bekam. Als würde er nach etwas unsichtbarem Greifen, zog er seine Hand ein Stück weg. Es sah so aus, als würde er etwas zwischen seinen Fingern halten.
Schmerz durchzog ihren gesamten Körper. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen und versuchte sich zu befreien, doch er berührte sie ja nicht. Als sie diese Tatsache realisiert hatte, hoben sich ihre Lider. Sie wollte wissen, was mit ihr geschah, dass er solch eine Macht über sie, ihren Körper, hatte. Es brauchte ein paar Sekunden, die scheinbar wie Minuten vergingen, da hörte sie das Rasseln von Ketten. Ein leises Lachen verließ seinen Mund. Er hob die Hand, in welcher er den unsichtbaren Gegenstand hielt und hielt diese vor ihr Gesicht. Die Braunhaarige wusste nicht wie, doch materialisierte es sich direkt vor ihr. Es waren Ketten, in pechschwarz gehaltene Ketten. Sie schien direkt aus ihrem Hals zu entspringen, umgeben von jener sternförmigen Narbe. Er hielt sie zwischen seinen langen Fingern. Es reichte, wenn er sein Handgelenk etwas bewegte und somit Zug auf die Stelle ausübte, entstand erneut dieser stechende Schmerz, der ihren Körper zusammenzucken ließ.

„Diese Ketten dienen als Symbol, dass du meine Sklavin bist, die nur mir gehorchen wird. Deine Seele gehört mir, dafür, dass ich dein jämmerliches Leben vor dem Tod gerettet hatte.“, es war ein leises Flüstern von ihm, doch konnte sie jedes einzelne Wort vernehmen. „Sieh es als eine Art Leine. Bist du ungehorsam, dann…“, weiter sprach der Weißhaarige nicht. Stattdessen riss er seinen gesamten Arm nach unten. Ihr war, als würde jemand mit einem Messer auf sie einstechen. Es fühlte sich grausam an und sie hatte keine Macht. Dies wurde ihr nun schmerzlich bewusst. Ihre Hände schnellten sofort zum Waschbecken und klammerten sich an dieses, damit sie nicht drohte, dagegen zufallen. Keuchend versuchte sie sicheren Halt zu finden, was ihr jedoch nicht wirklich gelingen wollte.
„Vergiss nicht, ich bin in der Lage alles mit dir zu machen.“, der Ton seiner kalten Stimme hatte ins arrogante gewechselt. Als Antwort, sie habe verstanden, gab Hana nur ein kurzes Nicken von sich. Mit einem Mal ließ er von den Ketten ab, die bei dem Kontaktabbruch mit seiner Handfläche wieder verschwanden, als wären sie nie dagewesen. Alles war blieb war der Schmerz, doch auch dieser ließ langsam nach.
Shiro entfernte sich von ihr, verließ das Bad und betrat ihr Schlafzimmer, welches direkt an den Waschraum anschloss. Mit interessierten Augen betrachtete er das liebevoll eingerichtete Zimmer, das nur ihr alleine gehörte. Er drehte sich nicht um, sah nicht nach seiner Spielfigur, warum auch. Erst musste er ihre Kräfte testen. Er schnippte mit seiner rechten Hand. Bei der entstehenden Reibung bildeten sich schwarze Schatten, die sich zu einem weißen Brief formten. Diesen warf er bedeutungslos auf das gemachte Bett ehe er selbst nach einem weiteren Schnippen verschwand.

Langsam wurde der Griff um das Porzellan schwächer, die Schmerzen verschwanden, bis sie nichts mehr davon spürte. Erst jetzt schaffte sie es auszuatmen. Wieder Herrin ihres Körpers drehte sie sich ruckartig um und sah sich um. Ohne zu zögern rannte sie schon aus dem Badezimmer, direkt auf ihr Bett zu. Ihr Blick erfasste den weißen Brief. Sofort nahm sie diesen in ihre Hände und öffnete das Kuvert. Mit zittrigen Händen holte sie den eigentlichen Inhalt hervor und begann, mit den Lippen mitlesend, Zeile für Zeile zu lesen. Nachdem sie den Brief fertig durchhatte, senkte sie entgeistert ihre Hand. Das Blatt Papier glitt durch ihre Finger und landete sanft auf den mit Teppich bezogenen Boden. Ihre Aufmerksamkeit galt einer großen Schachtel, auf welcher ihr Name in kursiver Schrift stand.

Mittlerweile war die Nacht angebrochen.
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