Das rote Kleid

Death or alive

Ich betrachtete sie.
Wie sie so unscheinbar und ungefährlich in meiner Hand lag.
Diese eine Rasierklinge. Ein im Alltag unterschätzter Gegenstand.
Früher, war mir so ein kleiner Gegenstand unwichtig. Ich wollte immer ein großes Haus, einen riesigen Flachbildfehrseher, sündhaft teure Handys…
Alles überbewertet.
Alles was jetzt noch für mich von Nöten war, war diese Rasierklinge.
Wie ich hier so im Badezimmer saß gingen mir viele Gedanken durch den Kopf.
Sollte eine Rasierklinge nicht ebenso verboten sein wie eine Pistole? Im Günstigsten Falle würde ich auch nicht mehr als 5 Sekunden benötigen um einen anderen Menschen tödlich zu verletzen.
Schon komisch.
Was würden meine Eltern sagen, wenn ich ihnen morgen nicht die Tür öffnen würde, wenn sie zum wöchentlichen Kaffe kämen? Würden sie sich sorgen?
Naja, das wäre das erste Mal das sie dies täten.
Langsam setzte ich die Klinge an. Das Metall fühlte sich erschreckend kalt an. Auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut, mein Herz schlug schneller.
Das flackern der Badezimmerlampe brachte mich aus dem Konzept.
War ich wirklich bereit das zu tun? Ist es das was ich wirklich wollte?
Ich setzte die Rasierklinge wieder ab und legte sie neben mich auf die ebenfalls kalten Fliesen. Es war schon spät. Der leichte Schein des Mondes viel durch das kleine eckige Fenster mir gegenüber.
Milchglas.
Ähnelte nicht das ganze Leben in gewisser Maßen einer Milchglasscheibe?
Man konnte wage erkennen was passieren würde, doch konnte man nicht jedes kleine Detail erkennen.
Wieder glitt mein Blick zu der Rasierklinge.
Hatte ich denn eine Wahl? Er erwartete es doch von mir.
Ich griff nach der Klinge, diesmal stark davon überzeugt es wirklich zu tun.
Langsam näherte sich die Klinge meiner Haut. Ich ließ noch mal die Geschehnisse der letzen Wochen Revue passieren.
Doch, ich war mir sicher. Das war was ich wollte.
Als die Klinge meine Haut berührte durchfuhr mich erneut ein kleiner Schauer, doch diesmal bremste ich nicht ab und ließ die Rasierklinge langsam über meine Haut gleiten. Es war ein befreiendes Gefühl. Ich würde keinen Rückzieher mehr machen.
Zentimeter für Zentimeter ließ ich die Klinge über mein Bein fahren.
Ich würde ihm so gefallen.
Das Rote Kleid an der Badezimmertür betrachtend fuhr ich fort.
Ich würde ihm so gefallen
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