Morrigain

Kapitel 1 :Erinnerung

Eine weitere Stunde hatte es gedauert, bis Londons Silhouette endlich am Horizont erschien. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und sogar die Sonne hatte sich entschlossen hervorzukommen. Doch selbst im Sonnenlicht hatte die herannahende Stadt etwas bedrohliches , finsteres. Das mochte wohl an der all zu düsteren Vergangenheit liegen. So oft war hier Blut geflossen, so oft wurden grausame Entscheidungen gefällt. Es gab viele Orte die ihre Geschichte nicht mehr losließen. Wann war sie eigentlich das letzte mal hier gewesen?
Urplötzlich schoss Morrigain eine Erinnerung durch den Kopf. Ja, das war an dem Tag an dem sie „Ihn“ das letzte Mal gesehen hatte. Der Ort, der Friedhof war nicht sonderlich weit entfernt. Im Norden der Stadt, wenn sie sich recht erinnerte. London war gewachsen.
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„Nun, ein kleiner Umweg schadet nicht. Nur eine weitere Zwischenlandung“ dachte Mo und änderte ihre Flugrichtung ein bisschen ab .
Mo musste eine Zeit lang über den Dächern der Stadt kreisen, bis sie ihr Ziel, den Highgate Cemetry, erreicht hatte. In der Nähe einer großen Eiche landete sie auf einem der Grabsteine.
Sie schüttelte kräftig ihr Gefieder aus , wie schön waren die wärmenden Strahlen der Sonne .
Jetzt erst spürte sie, wie erschöpft sie inzwischen war.
Einen Moment schloss sie die Augen und schon begannen ihre Gedanken wegzugleiten....

„Was sagst du jetzt zu deinen Shinigami,Mo?“ . Morrigains Bruder, Nuada, hatte sich vor seiner Schwester aufgebaut und wedelte ihr mit einem Blatt Papier vor der Nase herum. Mit diesem Brief hatte die Shinigami dispatch society Morrigains dringenden Gesuch auf Aufenthalt in der Menschenwelt abgelehnt.
„ Sie wollen DIR verbieten in die Welt der Sterblichen zu gehen. Ist es das was du dir unter Zusammenarbeit vorstellst?“
Morrigain schüttelte den Kopf „ Ich bin zwar enttäuscht, aber ich verstehe die Gründe, warum sie abgelehnt haben“. „Dass wir uns überhaupt eine Erlaubnis bei denen holen müssen...“erwiederte der junge Feenmann. „Das ist zum Teil doch unsre eigene Schuld und auch , dass die alten Bündnisse zerbrochen sind. Nuada, unsre Herrschaft über das Leben und Sterben ist nun mal vorbei und die Shinigami haben unsren Platz eingenommen.“
Nuada gab ein grunzendes Geräusch von sich „ Du nimmst sie auch noch in Schutz?“ zornig warf er den Brief in das nahe Kaminfeuer „ Ich weiß gar nicht warum ich mich so aufrege. Du bist es , die wütend sein müsste.“
Morrigain blickte zu Boden „Schon, aber ich bin es nicht.“ Sie spürte, dass ihr Bruder wieder auf sie zu kam und sie in den Arm nahm. „ Und das alles wegen diesem ...Shinigami....“seufzte er
„Er nennt sich jetzt Undertaker....ganz nach seinem neuen Beruf , nicht wahr?Er ist jetzt Bestatter!“
Morrigain entwand sich dem Arm ihres Bruders. „Du machst dich schon wieder lustig!“
Nuada lachte“ Ja, weil meine schöne ,stolze Schwester, die sonst jeden Mann bekommt den sie will, bei einem einfachen Shinigami schüchtern wie ein kleines Mädchen wird“
Wut kochte in Morrigain hoch. Sie wußte doch selbst nicht, warum sie ihm nie sagen konnte was sie empfand. Warum sie in all den Jahren die sie zusammengearbeitet hatten nie mehr als eine lose Freundschaft entstanden ist.
Wieder spürte sie den warmen Atem ihres Bruder in ihrem Nacken als er sie umarmte.
„Du willst es wirklich, nicht war. Ihn noch einmal sehen. Du willst wissen warum er sich von den Shinigami abgekehrt hat. Und vielleicht hast du auch genug Kraft im zu sagen, dass du ihn liebst“
Seine Worte trafen und Morrigain musste lachen.
„Du kennst mich besser, als jeder andere“
„Wer sonst, wenn nicht ich, Schwester?“ Er seufzte schwer und drehte Morrigain an den Schultern zu sich um. „Ich werde dir helfen. Du reist in die Menschenwelt und ich werde dich decken!“

Morrigain schreckte hoch. War sie etwa eingeschlafen?
Sie brauchte einen Moment, um sich aus dem Traum zu lösen, der sie gerade eben noch umfangen hatte. Ja, so war es passiert...etwa drei Stunden nach dem Gespräch mit ihrem Bruder hatte Morrigain neben dem Mann der sich Undertaker nannte gestanden und sich die Antwort auf ihre Fragen geben lassen. Er hatte bereitwillig geantwortet, ihr gesagt, dass „Shinigami“ nicht mehr dem Weg entsprach den er gehen wollt . Sie hatte ihm ihre Bedenken offenbart, doch die hatte er mit einem Lachen kommentiert. Über ihre Gefühle hatte Mo geschwiegen.

Ob er immer noch hier in London war? Ihr Bruder hatte ihr doch auch unterstellt, nur in London mit der Suche zu beginnen , weil sie hoffte ihn zu treffen.....War das der Grund? Nein, es gab doch eindeutige Hinweise, dass das Schwert hier aufgetaucht war. Aber....

„Jetzt ist es aber genug!“ Morrigain schüttelte sich. „Du bist doch sonst nicht so. Wenn er wirklich hier noch als Bestatter arbeitete, würde Morrigain ihn finden. Mit Sicherheit konnte er ihr helfen.
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