Fanfic: Spiegel meiner Seele
Untertitel: Mirror of my Soul
Kapitel: Spiegel meiner Seele
Lange war sie gelaufen, ziellos durch die Straßen der Stadt geirrt. Hatte sich durch die Menschenmassen gekämpft, ohne zurück zu blicken. Sie wollte nicht sehen, ob sie ihr folgten, es war ihr egal. Diesesmal konnte sie nicht mehr. Wollte nicht mehr.
Keuchend blieb sie stehen und sah in den dunklen Himmel, als die ersten Tropfen zu Boden fielen. Nur noch leise waren die Geräusche der Innenstadt zu vernehmen, nur das leise rascheln der blätter im Wind, und die immer öfter fallenden Regentropfen waren zu hören. Einige Sekunden verharrte sie bewegungslos, den Blick auf den Himmel gerichtet, dann legte sie ihre Umhängetasche zu Boden und ihre Strickjacke darüber. Der kühle Wind und das kalte nass störten sie nicht. Als letztes zieht sie sich die Brille aus dem Gesicht, sodass ihre Tränen sich mit denen des Himmels vereinen konnten.
Auf eine gewisse Art wirkte das Bild friedlich. Doch währte der Moment der einträchtigen ruhe nicht lange. "Warum bist du weggelaufen?" Sie konnte die stimme ihrer Mutter, sowie das schnaufen ihres Vaters hinter sich hören, dennoch rührte sie sich nicht. "Ich habe dich was gefragt!" Mit festem Griff umschlang die Hand ihrer Mutter das schlanke Handgelenk und drehte sie zu sich.
Die Augen ihrer Tochter blickten beunruhigend leer zurück, auch wenn noch immer tränen ihre Wangen entlang liefen. "Seit wann hast du die?" Fassungslos starrte die Mutter auf den Arm des Mädchens. Unter ihren Fingern spürte sie die vier geraden Wunden. "Warum hast du das getan? Warum hast du dich geritzt? Sag es mir!"
Das Mädchen legte ein lächeln auf ihr Gesicht, welches ihre Augen nicht erreichte, welches nichts weiter war als eine schlechte Maske.
"Sie sind zwei Wochen alt. So werde ich ihn nie vergessen, euren größten Streit." Die bitteren Worte schienen nicht zu dem lächeln passen zu wollen, das noch immer das Gesicht zierte. "Warum? Sag mir warum!" Die Stimme klang aggressiv, selbst wenn nur ein Hauch davon zu spüren war.
"Diese Schnitte sind der Spiegel meiner Seele. Wunden die langsam heilen, doch niemals ganz verschwinden. Trotzdem werde Narben zurückbleiben. Solange sie jedoch noch heilen, kann jeder sie mit falschen orten wieder aufreißen und zum bluten bringen. Man braucht keine neuen, die alten werden auch so schmerzen. Wenn sie aber zu Narben geworden sind, schmerzen sie nur noch in der Erinnerung, aber erneut aufreißen kann sie niemand. Sie bleiben ein Andenken an jene Zeit."
Ihr leerer Blick war einem melancholischen gewichen, der immer noch die wütenden Gesichter ihrer Eltern fixierte. "Warum machst du so einen Scheiß? Du bist krank! Das ist alles die Schuld deines Vaters!" Aufgebracht ließ sie den Arm los und wandte sich zum Vater. "Meine Schuld? Du hast sie doch verzogen! Du bist ein Idiot! Sag es deiner Mutter los!" Auffordernd sieht der Mann das Mädchen an. "Nein, hör nicht auf ihn. Ich habe recht! Ist doch so!" Noch immer lächelnd schüttelt sie den Kopf.
"Ich habe jeden eurer Streits ertragen, egal wie er schmerzte. Habe hingenommen, dass du Vater gedroht hast sie rauszuschmeißen, aber ihr könnt mich nicht zwingen mich zwischen euch zu entscheiden."
Das Mädchen dreht sich um. "Damit die Wunden heilen können, dürfen sie nicht immer wieder geöffnet werden." Behutsam hebt sie Jacke und Tasche auf und geht.
"Ich frage mich, wann sie wohl heilen werden."
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Hallo zusammen.
Ich begebe mich auf dünnes Eis mit dem Geschriebenen, oder?
Mh, zur Erklärung: Ich hatte nach dem größten Teil der Folgen des Animes 'Itazura na kiss' diese Spontaneingebung zur Shortfic.
Hoffe niemand ist mir böse.
glg