Fanfic: Halbblut
Kapitel: Kapitel 1
Hallo^^
Hier das 1. Kapitel. Viel Spaß und hoffe es gefällt euch.
LG Cassy
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Ich rannte und rannte. Mein Atem ging keuchend. Lange hielt ich dieses Tempo nicht mehr durch. Ich hatte keine Chance!
Langsam bahnten sich warme Tränen ihren Weg über meine Wangen.
Warum half mir denn keiner? Wo waren meine Eltern? Meine Beine taten weh. Wie lange ich wohl schon rannte? Ich wusste es nicht. Doch eines wusste ich, sie durften mich nicht kriegen.
Mit meinen tränenverschleierten Augen versuchte ich ein Versteck zu finden, doch es war aussichtslos. Ich sah fast gar nichts. Ein Wunder, dass ich noch nicht gegen einen der zahlreichen Bäume gerannt war.
Kaum hatte ich das zu Ende gedacht, stolperte ich über eine Wurzel und landete der Länge nach auf dem Boden. Noch bevor ich mich richtig aufrappeln konnte, hatten sie mich schon eingeholt.
Die drei Männer trugen hellrote Uniformen. Auf ihrer Brust prangte ein blutroter Drachenkopf, der nach unten hin in Flammen aufging. Sie grinsten mich finster an. Einer der drei schnaubte verächtlich.
„Ganz schön flink die Göre! Na, hast wohl gedacht, du könntest einfach weglaufen?“
Zitternd vor Angst stolperte ich ein paar Schritte nach hinten. Er kam auf mich zu und packte mich grob am Arm.
„Du kommst jetzt mit. Wir haben keine Zeit mit einer kleinen Göre wie dir Fangen zu spielen!“
Kaum hatten sich seine Finger um meinen Arm geschlossen, fuhr ein pochender Schmerz durch meinen Kopf.
Was zum … ?
Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende bringen konnte, wurde alles um mich herum schwarz…
Stöhnend öffnete ich die Augen. Was war passiert? Mein Kopf tat höllisch weh.
Vorsichtig setzte ich mich auf und griff nach meiner Stirn. Ich hielt mitten in der Bewegung inne und starrte erschrocken meine Hand an.
Sie war mit einer roten Flüssigkeit beschmiert! Schnell sprang ich auf und sah an mir herunter. Meine ganze Kleidung war damit getränkt. Wo kam das ganze Blut her? Ich suchte mit meinen schock geweiteten Augen die Umgebung ab und blieb mit meinem Blick an drei Gestalten hängen, die vor mir im Laub lagen.
Ein Schrei durchschnitt die Stille. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich verstand, dass ich der Auslöser für dieses Geräusch war. Mein Blick war immer noch auf diese Gestalten gerichtet. Es waren meine Verfolger - und furchtbar zugerichtet. Sah es so aus, wenn ein wildes Tier einen Menschen zerfleischt hatte?
Schon wieder kamen mir die Tränen hoch und mit einem panischen Schluchzer fing ich an zu rennen.
Was war bloß passiert?
Ich wollte nur noch hier weg. In meiner Panik stolperte ich und landete mit dem Kopf auf etwas Hartem.
Erneut wurde mir schwarz vor Augen.
***
Völlig außer Atem fuhr ich aus meinem Schlaf. Schon wieder dieser Traum!
Es dauerte einen Moment, bis ich mich allmählich wieder beruhigt hatte. Meine grünen Augen wanderten zu dem einzigen Fenster in dem kleinen Raum. Die Wolken waren in einem hellen Rotorange gefärbt und schwaches Licht erhellte das spärlich eingerichtete Zimmer. Das Einzige was hier stand, waren ein Bett und ein alter Holzstuhl. Die Wände waren in einem schmutzigen Grau gehalten und der Fußboden sah auch nicht viel besser aus.
Langsam setzte ich mich auf, wobei das Bett leise knarrte. Mein Magen knurrte, wütend darüber, dass er schon länger nicht sehr viel bekommen hatte. Das Leben hier war hart und ich konnte Elena mit meinen zwölf Jahren noch nicht sehr gut helfen.
Die gutmütige Frau in mittleren Jahren lebte ein gutes Stück abseits von den anderen Menschen und pflanzte hier Kräuter an. Sie war die Heilerin der kleinen Stadt.
Jedoch kamen die Leute kaum noch her. Wenn es ihnen möglich war, gingen die Kranken zu der Heilerin im Nachbardorf und das war meine Schuld.
Die Menschen hatten Angst vor mir. Sie glaubten ich sei ein Dämon, der gesandt wurde, um ihnen Tod und Verderben zu bringen. Ich wusste, dass das verrückt klang und ich hatte keine Ahnung, wie sie darauf kamen. Elena hatte mich vor gut acht Jahren blutüberströmt im Wald gefunden und sich seither um mich gekümmert. Sie wollte mir nie erzählen, was damals vorgefallen war. Ich war zwar von oben bis unten mit Blut beschmiert gewesen, aber ich hatte keinerlei Verletzungen gehabt.
Wieder wanderten meine Gedanken zu dem Traum. Ich hatte ihn schon seit einer guten Woche. Ob er wohl etwas zu bedeuten hatte?
Ich konnte mich an gar nichts erinnern, was vor meiner Zeit bei Elena passiert war. Ich wusste nicht, woher ich kam und was mit meinen Eltern war. Ob sie noch lebten? Ob sie sich vielleicht um mich sorgten, mich vermissten? Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab und stand auf.
Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich aus dem Zimmer. Der angrenzende Raum war etwas größer, aber sah auch nicht besser aus als der Erste. Hier standen auch nicht viele Möbelstücke. Nur ein alter Tisch, noch zwei weitere Stühle, ein kleiner Schrank, ein kleiner Ofen und in einer Ecke lagen ein paar Decken auf denen Elena immer schlief.
Wir hatten nur ein Bett und das wollte sie unbedingt mir überlassen. Eigentlich war das Bett für die Patienten, aber solange keine da waren, konnte genauso gut auch ein anderer darin schlafen.
Gähnend setzte ich mich an den Tisch und sah auf das kleine Frühstück, welches mir Elena wohl hingestellt hatte. Es bestand bloß aus einer Scheibe Brot und einem Becher mit Wasser. Das war das Einzige, das ich bis heute Abend bekomme würde. Schon wieder knurrte mein Magen. Seufzend biss ich in mein Brot rein und kaute langsam darauf herum.
Nachdenklich sah ich aus dem Fenster und beobachtete ein paar Vögel, die munter von einem Baum zum anderen flogen und dabei regelrecht umeinander tanzten. Mein Blick wanderte zu der Sonne, die immer höher stieg. Ich musste noch zur Stadt und dort ein paar Besorgungen machen. Ich hatte es Elena versprochen.
Ich aß noch mein Brot fertig, trank mein Wasser aus und räumte mein Teller und meinen Becher weg. Anschließend schnappte ich mir den Korb, welcher auf dem Boden stand, und den kleinen Beutel mit Münzen, der im Schrank versteckt war, und lief nach draußen.
Elena saß auf dem Beet vor unserem Haus, pflanzte ein paar neue Kräuter ein und rupfte dabei noch unerwünschtes Unkraut heraus. Als sie die Tür zuschlagen hörte, sah sie kurz auf und ein warmes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.
„Guten Morgen, Leyla! Auch schon wach?“, fragte sie, während sie versuchte ihre kastanienbraunen Haare mit einem Band zusammen zu knoten.
Ich merkte wie sich ein Grinsen auf meinem Gesicht breit machte und erwiderte: „Ich gehe in die Stadt und komme spätestens in zwei Stunden wieder.“
Ich wandte ihr den Rücken zu.
„Ach was! Du brauchst dich nicht zu beeilen. Ich bin hier gleich fertig und habe dann den restlichen Tag nichts mehr zu tun. Du kannst auch ruhig den ganzen Tag unterwegs sein. Sei nur bitte heute Abend vor Sonnenuntergang wieder hier.“
„In Ordnung, mach ich. Bis später!“
Und schon war ich im umliegenden Wald verschwunden.
Langsam lief ich zwischen den Bäumen hindurch. Das Licht der Sonne schimmerte grünlich durch das Blätterdach und über mir huschte ein Eichhörnchen schnell von einem Ast zum anderen.
Ich schnupperte in der frühherbstlichen Luft. Es roch nach feuchtem Laub, da es vergangene Nacht geregnet hatte, und ich konnte einige Meter rechts von mir ein Reh ausmachen. Ja, es war schon eigenartig, wie viel ich im Gegensatz zu anderen Menschen wahrnahm.
Ich konnte Dinge riechen, die ein Mensch normalerweise nicht wahrnehmen konnte. Ich konnte Dinge sehen, die ein Mensch erst viele Meter, wenn nicht sogar Kilometer, weiter ausmachen konnte. Hören konnte ich auch um ein vielfaches besser.
Manchmal fragte ich mich, ob die Leute hier nicht vielleicht doch recht hatten. In gewisser Weise zumindest. Was war, wenn ich wirklich kein normaler Mensch war, sondern irgendetwas anderes?
Nicht unbedingt ein Dämon. Nein. Ich glaubte nicht daran. Naja, wer würde schon so etwas von sich selbst denken?
In solchen Momenten wie diesen hier dachte ich immer viel darüber nach, wer oder was ich war, woher ich kam oder wer meine Eltern waren und warum sie es nicht waren, die sich um mich kümmerten. Ich wüsste zu gerne die Antworten auf diese Fragen. Das Einzige, das ich wusste, war mein Name.
Leyla.
Wobei ich mir da auch nicht ganz sicher war. Es war nur das Erste, was mir auf die Frage nach meinen Namen eingefallen war.
Es dauerte nicht mehr lange und ich verließ das Labyrinth von Bäumen und trat mit meinen Füßen nun auf einen festen trockenen Weg. Das Rascheln des Laubes unter meinen Füßen ließ nach und gleichzeitig verklangen auch sonstige Geräusche.
Ich konnte mich so ruhig bewegen, dass nicht einmal eine Katze mich bemerken würde, selbst wenn ich direkt hinter ihr stand.
Allmählich sah ich die ersten Häuser mit ihren schmutzigen rotbraunen Dächern und hörte auch schon ein paar Leute miteinander sprechen.
Als ich die kleine Stadt betrat, starrten mich alle an. Es waren verächtliche Blicke. Blicke, die man nicht einmal einer Ratte zuwerfen würde. Aber daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Ich konnte diese Blicke und das Gefühl der Wertlosigkeit, das mich jedes Mal überkam, mittlerweile ignorieren.
Zielstrebig ging ich weiter. Ein paar Kinder, die ungefähr so alt waren wie ich, blieben stehen und einer von ihnen rief: „Verzieh dich! Wir wollen so eine Höllenbrut wie dich nicht in unserer Stadt!“
Sofort sogen alle Erwachsenen in der Umgebung scharf die Luft ein und starrten mich ängstlich und zugleich erwartungsvoll an. Ich warf dem Jungen nur einen giftigen Blick zu und ging dann einfach weiter. So leicht würde ich mich nicht auf sein Niveau herablassen und solange sie nicht handgreiflich wurden, sah ich keinen Grund darauf zu reagieren.
Ich beschleunigte meine Schritte etwas und lief zielstrebig