- black chains -

in demon's arms

Trust

Kapitel 4: Trust


Noch bevor jemand der Gesellschaft das Blutbad bemerkte, beschlossen Shiro und Hana die Party frühzeitig zu verlassen. Bis zum Parkplatz sprachen die beiden kein Wort miteinander, dennoch beobachtete der Dämon amüsiert den veränderten Zustand seiner Marionette.
Das Sportauto fuhr einsam die spärlich beleuchtete Straße entlang. Während die Braunhaarige ihren Blick starr aus der Seitenscheibe des Wagens gerichtet hatte, zogen sich seine Mundwinkel zunehmend nach oben. Dennoch herrschte Schweigen zwischen den beiden.
Als die vier Räder zum Stillstand kamen, rührte sich Hana das erste Mal seit Minuten wieder und wollte gerade aussteigen, da spürte sie einen starken Druck auf ihrer Schulter. „Ich muss in der nächsten Zeit etwas erledigen, also schau, dass du die freie Zeit nutzt um wieder auf die Beine zu kommen. Ich melde mich dann bei dir.“, sie drehte sich nicht um, doch konnte sie den heißen Atem auf ihrem Ohr spüren. Er musste ihr also nahe sein. Sie entgegnete nichts, sondern öffnete kurzerhand die Tür um auszusteigen. Diese starke Berührung ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Ein so unheimliches Gefühl, dass die Zeit für diese Sekunden der Nähe angehalten hatte. Sie wollte nur schnell von hier weg. Egal wohin, Hauptsache sie konnte weg von diesem grausamen Mann.
Nachdem sie ausgestiegen war, betrat sie ohne zurückzublicken das Wohnhaus und verschwand in dem dunklen Gang. Hastige Schritte führten sie zu ihrer Wohnungstür. Hektisch suchte sie in der kleinen schwarzen Handtasche nach dem silbernen Schlüssel, der ihr endlich Gewähr zur Ruhe verschaffen sollte. Plötzlich brach alles aus ihr heraus und heiße Tränen liefen über ihre Wangen, tropften lautlos auf den harten Boden. Die Kraft in den Beinen verließ sie zunehmend, sodass sie auf den Boden rutschte. Unaufhörlich weinte sie, schluchzte und lehnte sich kraftlos gegen die Holztür direkt neben ihr. Sie konnte nicht mehr so weitermachen, ihre kleine Welt, die sie gerade erst wieder geschenkt bekommen hatte, zerbrach mit jeder tödlichen Tat, die sie vollziehen musste. Wenigstens hatte sie die nächste Zeit Ruhe von all dem. Alleine dieser Gedanke schaffte es, ein kleines, aber sichtbares Lächeln auf ihren Lippen entstehen zu lassen. Als sie das bekannte Geräusch der Eingangstür hörte, schreckte ihre zierliche Gestalt hoch und mit aller Kraft hievte sie sich wieder auf die Beine. Ihre nun ruhigen Finger holten den Schlüssel aus dem Handgepäck und schnell sperrte sie das Schloss auf, flüchtete sich in die vier Wände. Mit dem Fuß schloss sie die Tür hinter sich zu und ging ohne Umwege in das Badezimmer.
Eine Dusche und bequemes Gewand später lag Hana im Bett, dennoch fand sie keinen Schlaf. Den Blick hatte sie auf die Decke gerichtet. Sie fühlte sich so müde, so träge und dennoch wollte ihr das Einreisen in das Reich der Träume nicht gelingen. Für eine volle weitere Stunde blieb sie bewegungslos liegen, behielt dieselbe Position ein und dann reichte es ihr. Sie schlug die Decke mit einer schwundvollen Bewegung zur Seite und erhob sich von der Matratze. Schnell noch eine etwas weitere Jogginghose angezogen, wollte Hana an der frischen Luft einen klaren Gedanken fassen. Aus diesem Grund holte sie sich ihren Schlüssel und zog sich ihre Schuhe an. Gerade, als sie den ersten Schritt auf den kühlen Gang gesetzt hatte, wollte sie absperren, doch da vernahm sie leise Schritte, die deutlich näher kamen. Sofort drehte sie ihren Körper um die eigene Achse um und sah mit ernstem Blick in die Richtung der Stiegen, aber als sie realisiert hatte, wer es war, wurden ihre Gesichtszüge ungewohnt sanft.
„Guten Abend, Nachbarin. Ein bisschen spät um noch auf die Straße zu gehen nicht?“, es war die vertraute Stimme des neuen Nachbars, der ihr mit einem freundlichen Lächeln entgegenkam. „Besser, als schlaflos im Bett zu liegen.“, entgegnete sie ihm und beobachtete seine Bewegungen. Er musste ihre Augenringe oder die blasse Haut bemerkt haben, denn erstaunt sah er sie an, musterte sie, als würde etwas mit ihr nicht stimmen – womit er vermutlich auch Recht behalten sollte. Dennoch sprach er diese Anzeichen nicht an, stattdessen ging er lediglich auf seine Wohnungstür zu und sperrte diese ohne weitere Worte auf.
„Wenn du Lust hast, ich mache einen guten Tee. Willst du mit reinkommen?“, gerade wollte sich die junge Frau wieder in Bewegung setzen, doch als sie Harutos Frage hörte, stoppte sie schlagartig ab und drehte sich zu ihm. Überraschung prägte ihren Blick. Ihre Gedanken spielten in diesem Augenblick ganz verrückt, dennoch bewegte sich ihr Kopf zu einem leichten Nicken. Sie dachte sich nur ‚Was soll’s‘ und folgte ihm in seine Wohnung.
Erstaunt ließ sie ihren Blick durch die fremde Wohnung gleiten. Im Vorraum zog sie sich ihre Schuhe wieder aus – immerhin wollte sie einen Spaziergang beginnen – und wagte sich weiter in den Raum hinein. Hinter ihr konnte sie die Schritte von Haruto hören, drehte sich aber nicht um. Sie fühlte sich nervös, unsicher und das war etwas, das ihr absolut nicht gefiel. Doch jetzt hatte sie zugestimmt, nun musste sie auch durch.
„Komm, ich zeig dir mal alles.“, seine Worte waren so sanft, es war ungewohnt. Ihre Finger umklammerten das Ende ihrer Ärmel der Weste, versuchten die Male an den Handgelenken zu verbergen. Es würde nur unangenehme Fragen aufwerfen und dem wollte sie schon vorbeugen. Der junge Mann, welcher sich zuvor noch hinter ihr befand, überholte die stehende Gestalt und entfernte sich ein paar Schritte von dieser. Seine Bewegungen fanden aber den Stillstand, als er bemerkte, dass Hana nachwievor, wie angewurzelt, an ihrem Platz stand, den Blick hatte sie dabei gesenkt.
Er legte den Kopf schief, ein unschuldiges Lächeln zierte seine Lippen. „Wir können auch hier stehen bleiben.“, schlug er vor, allerdings zeigte der Ton seiner Stimme, dass dies keinesfalls ernst gemeint war. Ihr zierlicher Leib schreckte plötzlich hoch, sie tauchte wieder in die Realität ein. Sofort prägte ein sanfter Rotschimmer ihre Wangen, denn so offensichtlich in ihren Gedanken zu versinken war nicht ihre Absicht. Ein hastiges Nicken folgte und die Braunhaarige schaffte es sich von der Stelle zu lösen, ließ den Abstand zwischen sie und ihm immer geringer werden.


Die Zeit schritt voran, zwischen den beiden entstand ein intensives Gespräch, welches die beiden näher brachte und sie wurden sich vertrauter. Dies wirkte sich auch auf die bestehende Stimmung aus. Beide lachten sie vergnügt und Sorgen und Stress waren für Hana während dieser Minuten der Konversation wie vergessen. Seit langem konnte sie wieder unbeschwert sein, er gab ihr dieses Gefühl und sie genoss es in vollen Zügen. Die Themen waren ganz banal, alltägliche, sowie private Gebiete wurden in diesem Gerede durchgenommen.
Der Zeiger der Wanduhr bewegte sich zunehmend, aber keiner achtete darauf. Erst, als Haruto dabei war, die leeren Tassen des gemachten Tees zur Abwasch zu bringen, fand er Hana liegend auf der Couch auf. Ihr Gesicht nahm friedliche Züge an, die Augen geschlossen - sie war eingeschlafen.

Auf einmal wurde sein Blick ernst, die Mundwinkel zogen sich nach unten als er sich auf seine Unterlippe biss. Das war die Gelegenheit, eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen sollte. Wehrlos lag die Marionette da, schlief seelenruhig und wusste nichts von der bestehenen Gefahr. Er könnte seinem Auftrag, die Marionetten der nervenden Teufel zu vernichten, hier und jetzt beenden.
Seine Hand wanderte seinen Körper nach unten, bis zu seinem linken Unterschenkel. Dort schoben die ruhigen Finger den Stoff der Hose nach oben, sodass der Griff einer Waffe sichtbar wurde. Ohne einen Laut von sich zu geben holte er diese aus dem Versteck hervor und blickte kalt auf die eiserne Klinge. Auf dem silbernen Metall war die goldene Rose, das Symbol seiner Organisation, abgebildet. Diese speziell entwickelte Waffe, welche in diesem Fall ein Messer war, sorgte dafür, dass auch die, für Menschen, unsichtbaren schwarzen Ketten durchtrennt wurden. Das Gift an der Klinge würde dafür sorgen, dass dieser weibliche Körper auf der Couch ein Ende fand.
Der Arm bewegte sich in die Höhe, seine kühlen Augen fixierten Hana wie ein Jäger seine Beute. Jede Bewegung, jedes noch so kleine Zucken, wurde von ihm festgehalten. „Warum machst du es mir so leicht?“, seine Stimme war leise, kaum hörbar und er spürte die Spannung in seinem Körper aufsteigen. Der Griff um das Messer wurde fester und als die Hand den höchsten zu erreichenden Punkt eingenommen hatte, trennten nur mehr wenige Sekunden ihn von seinem erfolgreich ausgeführten Auftrag. Somit war die Welt einen weiteren Schritt näher, von all dem Bösen befreit zu werden. Dennoch war es für ihn schade, eine junge Frau wie sie umzubringen. Sie war süß und das Gespräch mit ihr hatte ihm gezeigt, dass sie viel gemeinsam waren. Wäre sie keine versklavte Puppe eines Dämons, dann hätte er sich vorstellen können, sie auszuführen. Aber der Hass in ihm verhinderte dies zunehmend. Er musste es beenden, hier und jetzt.
Mit einem schnellen Ruck fuhr sein Arm nach unten, bereit die scharfe Klinge in den wehrlosen Körper zu treiben.

Gerade, als nur mehr ein Zentimeter das Metall von der Haut trennte, stoppte der Angriff ab. So sehr er Druck ausübte, sein Messer bewegte sich keinen Millimeter mehr. Ratlos sah er von diesem zur Schlafenden, fragte sich gleichzeitig, wie das möglich war. Eigentlich hätte der Angriff tödlich enden sollen, doch nun war sein gesamter Arm, wie erstarrt. Den Grund fand er schnell dafür. Eine schwarze Aura, die von Hana ausging, umhüllte den Leib und diente als eine Art Schutzpanzer, unverwüstlich, dass nicht einmal die präparierte Schneide einen Effekt ausübte. Er kam einfach nicht weiter. Haruto beugte sich über sie, seine freie Hand fuhr
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