Fanfic: My mind is my castle

Untertitel: It´s always open for me

Kapitel: First session

"Gut, ähm. Wie genau wird das ablaufen? Stellen sie mir Fragen, oder wie? Ehrlich gesagt habe ich keine Vorstellung davon, wie sie das anstellen wollen mit dem erinnern."John lehnt sich entspannt zurück. "Das mit dem 'du' macht dir ziemlich Probleme, oder?" Warum klingt er so amüsiert? Das ist vollkommen unangebracht, ich meine, ich habe ihn was gefragt, und er macht sich über mich lustig.
"Ja. Also was passiert jetzt?", dränge ich ihn.
Ein lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht, das regt mich auf! Es war eine dumme Idee herzukommen! Es war eine dumme Idee anzurufen! Es war eine dumme Idee auf eine Apothekerin zu hören!
"Ich werde dich in Hypnose versetzen und so in dein Unterbewusstsein eindringen." Okay, gut. Moment, Hypnose? Ich soll irgendjemanden in meinen Kopf lassen? Nein! Außerdem, ist das nicht gefährlich? Was, wenn ich nicht mehr aufwache?
"Keine Sorge, ich habe das gelernt, daher ist es nicht gefährlich. Darüber musst du dir keine Sorgen machen."
Ein neuer Grund warum ich keine Psychiater mag, sie können Gedanken lesen. "Aber es kann nur funktionieren, wenn du mir Vertrauen und keine Angst entgegen bringst. Ich verspreche dir, dass dir nichts geschehen wird. Verstanden?"
Ihm vertrauen? Das sagt sich so einfach. Zugegeben, ich habe es nicht so mit vertrauen, trotzdem kann man doch nicht einfach von irgendjemandem erwarten, dass er einem vertraut, nur weil man es ihm sagt. Das geht doch nicht.
Aber ich will nicht umsonst hergekommen sein. "Ja, schon klar. Können wir anfangen? Ich will das schnell hinter mich bringen.", murmle ich. Johns Stirn legt sich in falten, und seine Augen sehen mich überraschend ernst an.
"Eva, dir muss klar sein, dass das nicht schnell geht. So was braucht zeit, du musst es wollen. Deswegen habe ich dir die Wahl gelassen. Denn wenn der Patient die Therapie nicht unterstützt oder nicht an Erfolg glaubt, dann schlägt der versuch fehl."
Wie soll ich denn daran glauben? "Lass dich fallen, ja? Dann geht es leichter.", rät er mir. "John, gibt es, na ja, gibt es Nebenwirkungen?" Der erste Besuch bei ihm, hat schließlich einen Alptraum nach sich gezogen, gerade jetzt kann ich das nicht gebrauchen. Er sollte es mir lieber gleich sagen.
"Nebenwirkungen? Wie meinst du das?" Er wirkt etwas irritiert. Aber wenn ich es ihm erklären soll, muss ich ja gestehen, dass ich einen Alptraum hatte. "Es wird doch bestimmt etwas mit meiner Psyche anstellen, wenn ich meinen Erinnerungen auf der Spur bin oder?" Hat er es durchschaut? John sagt zwar nichts, doch scheint er zu erraten, was ich wirklich meine.
"Also, ich werde dich nicht sofort in Trance versetzen, erstmal stelle ich dir ein paar fragen zu deiner Familie."
Fragen? Na ja, das hab ich befürchtet, hoffentlich sind die nicht zu privat. Anscheinend hat er, mal wieder, meine Gedanken erraten, denn er versucht mich zu beruhigen: "Keine Sorge, wir fangen ganz leicht an. Auch in der ersten Hypnose werden wir uns nicht sofort alles vornehmen. Die Sitzungen werden Stück für Stück arbeiten. Und wenn du es dir irgendwann anders überlegst, kannst du jederzeit aufhören."
Eindringlich sieht er mich an und ich nicke, noch immer etwas verunsichert.
"Also," John lehnt sich wieder lockerer zurück, "wie waren deine Eltern so?" Wie sie waren? Keine Ahnung. Was meint er denn, ich weiß nicht, was ich sagen soll.
"Mh, na ja, ich war noch jung, da habe ich noch nicht so wirklich auf so etwas geachtet." Er lächelt leicht. "Schon gut, sag einfach woran du dich erinnern kannst."
Kurz schließe ich die Augen, was ist das Ereignis woran ich mich am meisten erinnern kann? "Meine Mutter war oft mit mir auf dem Spielplatz hier in der Nähe. Auch als ich schon älter war, bis kurz vor ihrem Tod. Ich weiß noch, ich war total verliebt in dieses Klettergerüst." Bei dem Gedanken an meine Hingabe zu dem Ding muss ich leise kichern. Zu albern. "Damals kam es mir total riesig vor, jetzt weiß ich es zwar besser, aber in meiner Erinnerung ist es immer noch so groß und überragend."
Nach einer kurzen Pause in der John sich eine kleine Notiz gemacht hat, bohrt er weiter nach. "Und dein Vater? War er dabei?"
Langsam schüttle ich den Kopf. "Nein, er musste bis Abends arbeiten, deswegen hatte er nachmittags kaum Zeit. Manchmal habe ich ihn den ganzen Tag nicht gesehen, wenn er später nach Hause kam und ich schon schlafen musste." Ich erinnere mich, dass ich früher immer sehr traurig darüber gewesen bin und manchmal heimlich versucht habe wach zu bleiben, um ihn noch zu treffen.
"Als was hat er denn gearbeitet?" Warum will er das wissen? "Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so ganz sicher, wie gesagt ich war ein Kind und das hat mich nicht wirklich interessiert. Er hat mit irgendetwas gehandelt, ich kann ja zu hause in den Unterlagen nachschauen." Erneut nickt John und ich frage mich was er mit diesen Fragen bezweckt.
"Warum wollen sie das wissen?" Zu meiner Empörung kann ich das Misstrauen nicht aus meiner Stimme zurückhalten. Mal abgesehen davon, dass ich schon wieder aufs Sie gewechselt habe.
"Es ist wohl etwas zu viel verlangt, jetzt schon um Vertrauen zu bitten, oder?" Zum Glück scheint John nicht böse. "Ich will das wissen, da die genaueren Lebensumstände vielleicht etwas Licht ins dunkel bringen, mögliche zusammenhänge aufdecken, oder eine Erinnerung herbeiführen könnten." Ja, das klingt nachvollziehbar, doch allmählich schleichen sich wieder meine Kopfschmerzen an.
"Was ist das letzte an das du dich mit deinen Eltern erinnern kannst?"
Diesesmal muss ich länger überlegen. Zwar fallen mir viele Dinge ein, doch weiß ich nicht wann genau sie stattgefunden haben, und scheitere somit an der richtigen reihenfolge. Etwas ratlos bedenke ich den Psychiater mit einem Blick, der ihm mein Problem wieder genau zu zeigen scheint.
"Dann erstmal was anderes, hat sich etwas vor ihrem Tod geändert? War einer der beiden krank oder so ähnlich? Vielleicht können wir so herausfinden, ob sie Krankheitbedingt oder vielleicht durch einen Unfall gestorben sind.", erklärt er mir.
Ja, das wäre hilfreich, aus Altersgründen kann es ja nicht sein, schließlich waren sie noch lange nicht alt genug für so etwas.
"Ich kann mich nicht erinnern, dass einer der beiden krank war." Kurz halte ich inne. "Obwohl, meine Mutter hat mal eine Tablette geschluckt, aber das muss ja nichts heißen.", fällt mir ein. Ich nehme schließlich auch Tabletten, ist ja nichts dabei.
John scheint das anders zu sehen, wiederspricht mir jedoch nicht, sondern macht sich eine weitere Notiz. Wenn ich wüsste, was er da aufschreibt.
"Gut. Das reicht erstmal, glaube ich. Sollen wir es jetzt mit einer einfachen Hypnose versuchen, um dich daran zu gewöhnen?" Ich dachte wir wollen es langsam angehen lassen? "Nur um auszutesten wie du darauf reagierst.", setzt er schnell hinzu.
Zögerlich stimme ich zu, nochimmer habe ich nicht wirklich eine Vorstellung von dem was mich erwartet.
"Es gibt verschiedene Möglichkeiten jemanden oder sich selbst in Trance zu versetzen.", beginnt der Psychiater. "Wir werden sehen welche bei dir die effektivste ist. Die gängigsten Methoden sind die Augenfixation, gleichmäßige Rhythmen, Gerüche aber manchmal auch Medikamente. Wir werden die Augenfixation benutzen."
Er erhebt sich kurz um etwas aus seinem Schrank zu holen. Ich nutze die Verschnaufpause um einmal tief durchzuatmen. Als er sich wieder in den Stuhl fallen lässt, wird er genauer: "Eigentlich versuchen wir die 'Augen-Zähl Methode'. Hier. "Er hält mir eine Karte in zwei verschiedenen Farbtönen hin. Sonnengelb und violett, Komplementärfarben hieß das, glaube ich.
"Diese Karte fixierst du mit deinen Augen, dadurch ermüden die Augenmuskeln was den Übergang in die Trance vereinfacht, genauso wie die beiden Farben. Dann werde ich von hundert rückwärts zählen, und du schließt bei jeder geraden Zahl die Augen."
John wirft mir einen prüfenden Blick zu. "Verstanden." Ich bestätige das und versuche mich mental auf das kommende vorzubereiten. Erfolglos.
Sollte mich jemals eine Apothekerin um etwas bitten, werde ich lauthals ablehnen und nie mehr wiederkommen. Man sieht ja, was passiert.
Hastig richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Kärtchen, dann beginnt John auch schon mit dem runter zählen.Wie ich es gewohnt bin verschwimmt alles außerhalb der Ränder der Karte, sobald ich meine Augen auf sie fixiert habe und bald muss ich nicht mehr darüber nachdenken, wann ich meine Augen schließen, und wann ich sie öffnen muss.
Alles geht wie von selbst und ich kann spüren, wie mein Körper sich ohne mein Zutun entspannt. Ein merkwürdiges Gefühl und dennoch angenehm. Langsam werden meine Gedanken langsamer und etwas umhüllt mein Bewusstsein wie eine Wand aus Watte.
"...2...1"
Aus starren Augen sehe ich auf die Karte herunter, alles ist gefroren, nichts schient sich in mir zu regen. "Eva, denk nach. Erinnerst du dich an deine liebste Erinnerung mit deinen Eltern?" Beinahe überhöre ich Johns Worte in der dröhnenden Stille die ohrenbetäubend laut in meinen Ohren wieder zuhallen scheint.
Doch sehe ich plötzlich nicht mehr das gelb-violette Muster vor mir, sondern ein Bild, welches mir vage bekannt vorkommt.
"Was siehst du? Sag mir was du siehst, Eva." Ohne einen Befehl geben zu müssen, formen meine Lippen wie von selbst die Worte:
"Ich bin auf den Spielplatz, die Sonne geht bald unter, und meine Eltern wollen nach Hause. Ausnahmsweise ist Papa auch da. Ich will aber noch nicht gehen, ich zeige auf die Schaukel. Der
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