Der Fremde an deinem Grab

Geburtstags-OS

Für Danny

Ich habe es erst heute erfahren, und es war auch nur reiner Zufall. Wenn ich Pech gehabt hätte, wäre ich vielleicht wieder gegangen, ohne von deinem Tod zu wissen.
Zwei Jahre liegst du schon hier, hat er mir gesagt.
Noch immer kann ich es nicht glauben. Zuerst habe ich es für einen makareren Scherz gehalten, als dein, nun ehemaliger Nachbar es mir erzählt hat. "Die? Ne, die wohnt nicht mehr hier. Die liegt auf dem Friedhof in der Nebelgasse."
Dann, als er mir die Tür wieder vor der Nase zugeknallt habe, hat mein Verstand wohl bemerkt, dass es doch wahr sein muss. Dennoch hatte sich diese naive Hoffnung noch immer an mein Herz geklammert, losgelassen hat sie erst, als ich deinen Grabstein in den unendlich langen Reihen gefunden habe.
Zwei Jahre.
Unglaublich, dass ich nichts davon gemerkt habe. Ich weiß noch nicht einmal, wie du gestorben bist.
Ob du gelitten hast, geweint; ob du allein warst, oder jemand deine Hand gehalten hat.
Ich weiß garnichts von dir.
Bin ich nicht in der ganzen Zeit meiner Abwesenheit fremd geworden? Fünf Jahre war ich fort, wie konnte ich erwarten, dass alles so sein würde wie zuvor? Tief im Inneren hatte ich ja geahnt, dass es im laufe der langen Zeit Veränderungen geben würde, jedoch hätte ich nie gedacht, das sie solcher Art sein würden.
Wir waren beste Freunde, haben alles gemeinsam durchgestanden, wussten alles voneinander. Doch wäre das jetzt noch genauso, wenn du noch am Leben wärest?
Könnten wir immernoch genauso unbeschwert lachen wie früher?
Ich wünschte es, doch ich weiß, das es wohl nicht so sein würde.
Fünf Jahre sind eben keine Kleinigkeit.
Ich glaube, wir wären einander fremd geworden, durch meine lange Abwesenheit. Es ist ja allgemein bekannt, dass jeder Mensch sich mit der Zeit verändert. Ob er will, oder eben nicht. Wir beide wären behaftet mit den Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten, Zeiten, in denen wir uns ohne Worte verstanden.
Heute hätten wir wohl aneinander vorbeigeredet.
Wahrscheinlich hast du mittlerweile einen neuen besten Freund gefunden gehabt, dass ist, so sehr es mich auch schmerzen mag, gut so. So bist du vielleicht nicht allein gestorben.
Dann war er wohl da, als ich so weit weg war. Kann ich mich eigentlich noch dein Freund nennen, wo doch 'Fremder' viel treffender ist?
Wahrscheinlich nicht.
Es schmerzt, meine Schuld schmerzt mehr, als dein Verlust. Ich hätte niemals gehen dürfen, wieso habe ich es getan? Ich werde es mir nie verzeihen können.
Ich wüsste noch nichteinmal wie du jetzt aussiehst, wenn nicht jemand, vielleicht deine Eltern, ein kleines Foto von dir auf den kleinen Vorsprung des Steines gelegt hätten.
Der Grabstein passt zu dir. Er ist schmucklos und doch elegant, der Marmor fühlt sich kühl unter meinen Fingern an. Wohl genauso kühl wie du es jetzt bist. Leblos.
Du warst nie der auffällige Typ, deswegen hast du dir immer gewünscht ein schlichtes Grabmal zu bekommen, so ohne Engel und anderen Kitsch.
Das gefällt mir auch besser, in so einer Hinsicht waren wir uns auch ähnlich.
Kaum zu glauben, dass deine sterblichen Überreste nur ein paar Meter unter mir liegen.
Ob wir uns je wiedersehen?
Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Früher hättest du es. Du hättest gelächelt und mit diesem Engelsgleichen Gesicht gesagt: "Ja, denn das hier ist viel zu grausam und zu kurz um alles zu sein."
Und, hat sich deine Meinung geändert? Meine schon, früher habe ich nicht daran geglaubt, aber jetzt will ich daran glauben. Denn dann gäbe es Hoffnung dich wiederzusehen.
Die einzige Frage ist die, ob ich dir dann in die Augen sehen könnte, oder würde ich voller Schuld und Scham zu Boden blicken?
Es ist sinnlos darüber nachzudenken, oder?
Die größte Frage die sich mir stellt ist, könntest du noch Leben, wenn ich da gewesen wäre?
Wie es wohl ist zu sterben?
Werde ich es bereuen mir mein Leben zu nehmen, um dich zu sehen? Oder werde ich bereuen mir nicht das Leben genommen zu haben, um dich zu sehen?
Habe ich jetzt eigentlich noch einen Grund zu leben? Die letzten fünf Jahre habe ich mich mit dem Gedanken an dich erfreut. Doch nun ist mein Antrieb fort.
Wie lange kann man ohne so einen Antrieb überleben?
Wir werden sehen.
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Guten Abend *gähn*
Dieser Oneshot ist für mein Bärchen Danny. (Ich nenne ihren Nick mal nicht, weil sie ihn sowieso alle Nase lang ändert.^^)
Zur Feier des Anlasses, habe ich selbst korrigiert, und nicht mein Rechtschreibsystem. (2 mal sogar.) Schande über mich, falls immer noch viel falsch sein sollte.
Danny, tut mir Leid, dass ich erst jetzt uppen kann, mein Körper hielt es für wichtiger mal wieder zu schlafen - auch wenn ich das nicht unterstütze!
Ich wünsche dir ein wunderschönes neues Lebensjahr!
:* Kari
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