Fanfic: Geschöpfe der Nacht
Kapitel: Geschöpfe der Nacht
Geschöpfe der Nacht
Erste Berührungen
Ich trank wie besessen.
Dieser Geschmack war einfach berauschend.
Langsam bildete sich ein kleiner Blutrinsal an meinen Mundwinkeln. Ich spürte, wie die warme Flüssigkeit langsam an mir herab tropfte.
Plötzlich entriss mir der Unbekannte seinen Arm. Da ertönte seine Stimme: "Es reicht. Das ist für`s Erste genug!"
Ich war erstaunt, als ich sah wie sich die Bisswunde, die von mir stammte, sich langsam wieder zu schließen begann.
Obwohl ich ihm eigentlich auf der Stelle widersprechen wollte, ließ ich es lieber sein, denn ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er im Moment nicht zu Kompromissen bereit war.
"Komm, wir müssen hier weg. Es ist zu gefährlich! Sie wittern uns bereits und sind auf dem Weg hier her."
Verständnislos blickte ich zu ihm auf. Innerhalb eines Augenblickes hatte er sich erhoben.
Bevor ich fragen konnte, was los sei und was er da gerade gemeint hatte, zog er mich auch schon an meinem rechten Arm hoch und zerrte mich in den dichten Nebel. Wie lange wir liefen, weiß ich heute nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass die Straße auf der wir liefen, nie zu enden schien. Die Hand vor Augen konnte ich fast nicht mehr erkennen, nur den dunklen Umriss und den schwarzen Umhang, der vor mir durch den Nebel flog, und die dunklen großen Domizile waren für mich sichtbar.
Langsam aber sicher geriet ich außer Puste und auch meine Beine wurden immer schwerer. Mit letzter Kraft quetschte ich ein "HALT!" heraus und schon fiel ich auf die Knie.
"Wir haben aber keine Zeit. Reiß dich zusammen!" Hörte ich ihn damals sagen und da riss meine Geduld. In aufbrausendem Ton schrie ich ihn an:
"Was glaubst du eigentlich *keuch* wer du bist? *keuch* Du kannst mich doch nicht *keuch* quer Feld ein hinter dir herziehen *keuch* und glauben, das ich *keuch* so einfach mitkomm!!!"
Langsam beruhigte sich mein Herz und auch das Atmen viel mir leichter. In ruhigem Ton sprach ich weiter: "Es tut mir leid, aber so gut wie deine Kondition ist meine eben nicht. Entweder du läufst alleine weiter und lässt mich hier oder du nimmst in Zukunft etwas mehr Rücksicht auf mich!"
Da sich der Nebel mittlerweile etwas gelichtet hatte und somit nicht mehr ganz so dicht war, konnte ich sein erstauntes Gesicht sehen.
"Das hat sich bis jetzt keiner getraut, so mit mir zu reden. Ich bin erstaunt, wie mutig du doch bist. Du wirst es bestimmt schaffen! Aber jetzt komm weiter. Die Zeit drängt!"
Obwohl ich noch ein wenig aus der Puste war, rappelte ich mich hoch und wir liefen weiter, er voran.
Mit einem Male war die endlos scheinende Straße verschwunden und wir befanden uns wieder in dem dunklen Wäldchen.
"Wie ist das möglich?"
"Was meinst du?"
"Gerade eben sind wir doch noch in der Stadt gewesen. Wo ist sie?"
"Nunja, du hast diesen Wald niemals verlassen. Die Stadt ist nur eine Illusion, aber für solche Erklärungen haben wir später noch genügend Zeit! Komm jetzt, sie haben uns fast eingeholt."
Gesagt, getan. Wir liefen weiter in den nebelverhangenen Wald hinein. Immer tiefer und tiefer. Ich hätte mich in meiner damaligen Position garantiert verlaufen, aber der Unbekannte führte mich mit fester Hand, bis es plötzlich passierte.
"Aahh!! Verfluchte Scheiße!"
Der junge Mann blieb auf der Stelle stehen, drehte sich zu mir um und kam auf mich zugelaufen.
"Was ist passiert?"
In jenem Moment, als ich es ihm erzählen wollte, blickte ich in seine Augen. Darin lag etwas, was ich nie erwartet hätte. In seinen Augen lag Besorgnis. Er sah mich tatsächlich besorgt an, ich konnte es kaum glauben. Er machte sich allen Ernstes Sorgen um mich. Als er mich abermals fragte, was mir passiert wäre, riss er mich schlagartig aus diesen Gedanken heraus.
"Ich bin über diese dämliche Baumwurzel gestolpert und nun habe ich mir den Fuß verstaucht."
"Denkst du, du kannst laufen?"
Langsam versuchte ich aufzustehen, aber in dem Moment, als ich mit meinem linken Fuß auftrat, knickte ich zusammen. Ich bereitete mich schon auf die harte Bekanntschaft mit dem Waldboden vor, doch diesen berührte ich nie.
An meiner Hüfte befand sich plötzlich eine Hand, die mich aufgefangen hat
"So ein verfluchter Mist. Na gut, dann eben anders!"
Ich wusste gar nicht wie mir geschah, denn mit einem Male befand ich mich auf seinen Armen. Blitzschnell hatte er mich hochgehoben und lief weiter. Mit jedem Schritt durchschritt er ein kleines Stückchen die Nebelwand und wirbelte sie gleichzeitig mit seinem Umhang auf.
Entgeistert blickte ich ihn an. Als er mich daraufhin anlächelte, blinkten wieder seine Eckzähne heraus und automatisch fuhr ich mit der Zunge über meine. Eigentlich wollte ich ja protestieren, aber ich musste mir damals eingestehen, dass ich dieses Gefühl irgendwie mochte. Er lief und lief, immer weiter. Mit der Zeit stieg mir sein Duft langsam in die Nase. Er roch so gut. Als ich mich bei diesem Gedanken ertappte, lief ich rot an und hoffte, dass er es nicht bemerkte.
Nichts geschah, weder änderte sich die Umgebung, noch hörte ich ein Geräusch. Immer deutlicher spürte ich, wie sich die Müdigkeit sich langsam wie ein Schleier über mich legte. Schließlich schlief ich ein. Ich weiß noch heute ganz genau, was ich damals geträumt habe:
Ich befand mich in einer Stadt. Sie war schwarz, egal wo ich auch hin blickte, alles war schwarz. Die Straßen waren schwarz, die Häuser waren schwarz, in den Laternen befand sich Schwarzlicht und selbst die Kleidung der Leute, die sich in meiner Sichtweite befanden, war schwarz. Selbst der Himmel war Kohlrabenschwarz, denn kein einziger Stern strahlte herab. Nur der Vollmond zauberte ein helles silbern glänzendes Licht auf diese düstere Umgebung.
Mit einem Male rannte aus der Dunkelheit ein großes Tier auf mich zu. Ich bekam ein wenig Angst, doch genau vor meinen Füßen blieb es stehen und starrte mich mit seinen blutroten Augen an. Seine schneeweißen Zähne schimmerten im Mondlicht und nun viel mir auch auf, dass dieses Tier nicht völlig schwarz war. Es hatte ein leicht bläulich schimmerndes Fell. Es sah wunderschön aus und auf einmal fühlte ich diesen Drang es zu streicheln. In jenem Moment, als ich es sacht mit meiner Hand am Kopf berührte, erwachte ich aus meinem Traum. Ich registrierte, dass der junge Mann mich noch immer auf seinen Armen trug und durch den Wald lief.
"Na, welches Tier war es?"
"Woher weißt du...?"
"Jeder träumt beim ersten Mal von einem Tier in der schwarzen Stadt. Bei mir war es ein Wolf. Er hatte pechschwarzes Fell, blutrote Augen und schneeweiße Zähne. Was hattest du? Einen Falken? Eine Fledermaus? Eine Eule?"
"Ich ... nichts der gleichen und das Tier war auch nicht vollkommen schwarz."
Er blieb stehen und sah mich fragend an.
"Wie meinst du das, es war nicht vollkommen schwarz?"
"Nunja, es hatte auch schneeweiße Zähne und blutrote Augen, aber sein Fell enthielt einen bläulichen und schimmernden Glanz."
"Bläulich?"
Langsam ließ er mich runter und ich stellte erstaunt fest, dass ich wieder auf meinem linken Bein stehen konnte. Probehalber lief ich ein paar Schritte, doch alles ging gut. Ich strahlte über`s ganze Gesicht. Jedoch verflog diese Freude sofort, als ich ihn ansah.
"Was hast du?" Fragte ich ihn damals verwundert.
"Was war es für ein Tier? Konnte es überhaupt fliegen?"
Nein, es ..."
"Das ist unmöglich! Jedes weibliche Wesen bekommt einen fliegenden Schutzgeist und alle sind schwarz wie die Nacht. Du lügst! Was war es wirklich?"
"Ich lüge nicht. Ich lüge nie!"
Er machte ein paar Schritte auf mich zu und langsam bekam ich Angst vor ihm, denn seine Augen glühten vor Zorn. Er packte mich mit seiner rechten Hand am linken Oberarm und sagte in einem strengen Tonfall:
"Ich frage dich ein letztes Mal: Was war es für ein Tier?"
"Lass mich los, du machst mir Angst!"
"Was war es verflucht noch mal für ein Tier?"
"Aua, du tust mir weh! Lass mich los!"
Doch er hörte nicht auf mich. Im Gegenteil er drückte meinen Arm immer fester und seine Wut schien stetig anzusteigen.
"Es ... Es war ein ... Es war ein Puma, mit schneeweißen Zähnen, blutroten Augen und bläulich-schwarz schimmernden Fell!"
"Was sagst du da? Ist das wahr?"
Durch meine Angst versagte meine Stimme und ich nickte nur noch mit dem Kopf.
Plötzlich knackten hinter uns die Äste.
"Versteck dich dort hinter den Bäumen und komm auf keinen Fall raus, egal was du hörst!"
"Aber..."
"GEH!!!"
Vor lauter Schreck, weil er mich so angebrüllt hatte, huschte ich hinter den nächstgelegenen Baum und versteckte mich dort.
Die Schritte kamen immer näher.
Ich wusste nicht woher, aber ich konnte genau erkennen, dass es drei Personen waren. Außerdem konnte ich am Klang der Schritte hören, dass es drei Männer waren, denn sie klangen etwas schwerfällig.
Obwohl ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wer sie waren, wusste ich doch instinktiv, dass sie dem jungen Mann nichts Gutes wollten.
Da ertönten ihre Stimmen:
"Wo versteckst du sie?"
"Ich weiß nicht, was du meinst!"
"Stell dich nicht blöd