Ausdauer!?
Shinichi
Mittwochabend, 15. März
„Oh, man Mann! Das finde ich echt blöd von dir!“, beschwerte Ran sich. Sie saß mit verschränktem Arm in ihrem Zimmer auf dem Bett. Mit der anderen Hand hielt sie sich ihr Handy ans Ohr.
„Tut mir ja wirklich leid, aber ich kann nun mal nicht“, stand der geschrumpfte Shinichi in der Telefonzelle. Eisern versuchte er sich zu rechtfertigen.
„Wieso denn nicht? Wir haben schon ewig nichts mehr zusammen unternommen!“
„Ran, wie oft noch? Ich kann nicht mitkommen!“, antwortete er langsam aber sicher genervt ein weiteres Mal verneinend.
„Das ist total unfair!“, ereiferte Ran sich darauf sehr enttäuscht: „Du bist früher immer gekommen und ich war auch immer da, wenn du ein Spiel hattest!“
„Das war was anderes!“, schloss er die Augen. Mit der Hand, in der er auch den Hörer hatte, fuhr sich der Shinichi in Miniatur über die Stirn.
„Wieso? Wieso war das etwas anderes?“, hörte er ihre nun eher wütende Stimme, die ihn schon fast anschrie: „Es ist immer das Gleiche“, stellte sie verdrießlich fest: „Dir ist einfach alles egal! Dich interessieren nur noch deine bescheuerten Fälle! Findest du nicht, dass du dir langsam etwas zu viele Freiheiten herausnimmst? Du hast nicht mal die ganzen Klausuren mitgeschrieben!“
Das hatte gesessen. Der geschrumpfte Detektiv atmete schwer aus. Stumm senkte er den Kopf. Dann blickte er jämmerlich zu Boden und hörte sich ihre Vorwürfe an.
„Es tut mir Leid“, sagte er schließlich niedergeschlagen, bevor er einfach den Hörer einhängte. Tief seufzte er die Telefonzellentür geöffnet nach draußen getreten.
Freitag, 17. März (Letzter Tag des Schuljahres)
„Wann schellt es denn endlich!“, murmelte er ungeduldig.
Der Miniaturshinichi verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sehnsüchtig auf die Zeiger der Uhr. Bei deren Anblick sich seine Miene verfinsterte.
Also echt! Ich will nicht mehr, dachte er genervt.
Mit den Worten: „Ich wünsche euch allen schöne Ferien“, verabschiedete sich Frau Kobayashi von der Klasse.
Als dann auch endlich die Schulglocke erklang, seufzte der geschrumpfte Oberschüler erleichtert. Wie die anderen Kinder zog er seinen Schulranzen auf und ging gemeinsam mit den anderen Detective Boys hinaus auf den Flur.
„Ich bin schon richtig gespannt“, meinte Mitsuhiko. Genta lief rechts von ihm und Ayumi links. Darauf schlossen sich erst Conan und Ai an. Wobei die fünf nicht gerade auf einer Linie gingen, sondern Conan etwas weiter hinten ging als die anderen.
„Hm?“, hob er gedankenverloren den Kopf, als Mitsuhiko ihn ansprach: „Conan, du kommst doch jetzt mit zum Professor, oder?"
„Jaja."
Ayumi lächelte fröhlich: „Ich freu mich schon so!"
Der Himmel war mit grauen Regenwolken behangen, als die Detective Boys gemeinsam das Schulgebäude verließen.
Die Jüngsten waren bester Laune. Ausgelassen liefen die drei ein Stück voraus. Ai und Conan dagegen bevorzugten den Bürgersteig in einem gemächlicheren Tempo entlang zu gehen.
„Du-hu, Ai?“, fing Conan nach einiger Zeit zurückhaltend an: „Tust du mir einen Gefallen?"
Seine Freundin blieb stehen. Fragend sah sie ihn an: „Einen Gefallen?"
„Ja… könnte ich etwas vom Gegenmittel haben?", rückte der Detektiv mit seinem Anliegen höflich bittend mit der Sprache heraus. Wobei er das charmanteste Lächeln aufsetzte, zu dem er im Stande war.
„Shinichi, diese Diskussion hatten wir schon“, war die Chemikerin damit nicht einverstanden. Aus festen Augen sah sie ihn eindringlich: „Du kennst meine Antwort!"
„Ai, bitte!"
„Nein!“, blieb sie jedoch hart.
Die beiden gingen für kurze Zeit still nebeneinander her, bis Ais Fassade dann doch bröckelte: „Warum willst du es? Du weißt doch ganz genau, dass es mit enormen Risiken verbunden ist!" In ihren Worten schwang zwar Mitgefühl mit, aber ihr Tonfall unterstrich auch wie ernst sie es damit meinte.
Er nickte ebenfalls ernst: „Ja, das ist mir ja klar, aber ich möchte es trotzdem haben. Ich möchte..." Während er sprach, war er immer leiser geworden. Bis er jetzt ganz verstummte.
„Was?", hakte Ai nun, mit einem nicht zu verkennenden, misstrauischen Unterton in der Stimme, genauer nach.
„Nichts!“, wehrte der Detektiv ertappt mit beiden Händen fuchtelnd und mit kopfschüttelndem Lächeln ab: „Ich glaube, du hast Recht. Es ist wirklich zu gefährlich."
Ai beäugte ihn noch einmal bedenklich, ging dann aber weiter. Er blieb noch für einen Moment stehen und sah ihr seufzend nach: Dann eben doch Plan B, dachte er sich.
Langsam setze auch er sich wieder in Bewegung und schloss zu den anderen auf.
Beim Professor klingelte Genta an der Haustüre. Die Fünf mussten einen Augenblick warten, bis er öffnete.
„Ah, da seid ihr ja. Kommt rein."
Die Kinder kamen seiner Einladung gerne nach und betraten das Haus.
„Und was ist das jetzt für ein neues Spiel das wir testen sollen?“, wandte sich Genta, ungeduldig seine Schuhe ausgezogen, an den alten Erfinder.
Der Professor lachte freudig: „Kommt mit. Ich zeig es euch.“ Gemeinsam mit seinen Testern ging er zum Computer, der bereits eingeschaltet war. Er beugte sich über die Tastatur und schloss ein paar Internetfenster. Danach machte er den aufgeregten Grundschülern Platz.
„Ich möchte anfangen“, rief Ayumi als Erste.
„Nein, lass mich anfangen!“, wollte Genta ungeduldig auch.
Conan verdrehte, seine Hände in den Hosentaschen vergraben, die Augen.
„Du verlierst doch sowieso. Es ist besser, wenn ich beginne“, meinte Mitsuhiko.
„Ladys First. Ich fange an“, mit diesen Worten schob Ai die dicht aneinander gedrängten Kinder auseinander und nahm einfach auf dem Stuhl Platz.
„Ist gut“, gab Mitsuhiko ihr Recht.
„Aber danach bin ich dran!“, meldete Genta sofort seine Rechte an.
Das ist meine Chance, dachte der geschrumpfte Detektiv. Er entfernte sich von den anderen und ging in Ais Zimmer. Dort schloss er gleich die Türe hinter sich. Anschließend steuerte er Ais Schreibtisch an. Er öffnete die Schubladen und durchsuchte diese, dann sah er sich überlegend um. Als nächstes nahm er sich einen Stapel Bücher vor. Erschrocken fuhr der Detektiv zusammen, als er ein Handy klingeln hörte. Es war sein Handy! Schnell legte er den Stapel zurück und nahm eilig ab.
Genervt nannte er seinen Namen.
„He, Shinichi! Hier spricht dein aller, aller bester Freund“, meldete sich ein gut gelaunter Heiji Hattori am anderen Ende der Leitung.
„Tut mir leid. Ich kann grad nicht!“
Ehe Osakas Detektiv Einspruch einlegen konnte, drückte sein Freund ihn entschlossen weg und setzte seine Suche fort.
Es fing leicht an zu regnen, was Ran, die in Begleitung von Sonoko war, veranlasste nun etwas schneller zu laufen. Das letzte Stück rannten die beiden Oberschülerinnen zur Detektei.
Ran öffnete die Wohnungstüre. Nach ihrer Freundin trat Sonoko ein und streifte sich wie ihre Klassenkameradin die Schuhe von den Füßen. Gemeinsam gingen die beiden in Rans Zimmer.
Hier zogen sie sich ihre Schultaschen von den Schultern und stellten diese ans Bettende.
„Morgen sehe ich endlich Makoto wieder!“, erschöpft und sehr gut gelaunt setzte Sonoko sich auf das Bett ihrer Freundin. Neben ihr befand sich ein Rucksack, den Ran ein wenig traurig dreinschauend aufnahm.
„Mach dir doch nichts daraus!“, meinte Sonoko darauf: „Shinichi ist eben einfach ein Idiot!“
„Ja, das ist er“, sagte Ran enttäuscht zum Schank gehend. In ihren Augen bildeten sich Tränen: „Wir machen rein gar nichts mehr zusammen. Er ruft fast nie an. Und wenn dann streiten wir uns nur noch. Ich glaube wir sind bald gar keine Freunde mehr.“
Tja, Ai, nächstes Mal solltest du dir wohl ein besseres Versteck suchen, grinste der geschrumpfte Shinichi dagegen zufrieden in sich hinein. Von der Küche aus kam er wieder zu den anderen zurück an den Computer und gesellte sich zu ihnen. Genta ließ gerade ein Figürchen über Holzbretter, die über einen Fluss führten, balancieren.
Es klingelte an der Haustüre und Ai ging öffnen. Es war Ran.
„Hallo, Ai. Ist der Professor da?", erkundigte sie sich bei ihr.
„Er ist am Computer."
„Danke."
„Kommst du, Conan? Es ist schon spät“, hörte der Detektiv ihre gut gelaunte Stimme.
Er beendete sein Spiel, mittlerweile alleine, als er sie sah.
Gemeinsam mit ihr ging er nach Hause.
„Na, wie war dein letzter Schultag?", fragte sie interessiert.
„Eigentlich wie immer", gab er gelangweilt zur Antwort.
„Klingt ja nicht gerade begeistert“, stellte Ran darauf ein wenig belustigt über seinen Tonfall fest.
„Und was habt ihr vorhin schönes gemacht?"
Geistesabwesend antwortete er ihr: „Computer gespielt."
Zusammen mit ihr kam er in der Wohnung oberhalb der Detektei an.
„Ich mach dann jetzt essen“, ging sie in die Küche.
„Ist gut.“
Conan ging stattdessen in sein Zimmer. Dort befreite er sich von seinem Schulranzen, den er anschließend in die Ecke hinter der Tür feuerte. Danach machte er es sich auf seine Matratze gelegt bequem, indem er die Arme hinter dem Kopf verschränkte.
Sein Handy klingelte. Er ließ es erst mehrere Male schellen, bevor er sich widerstrebend aufsetzte, um abzunehmen:
„Was lässt‘e mich den so ewig wart’n?“
„Was ist?", erntete Heiji darauf nur Conans Gereiztheit.
„Was’n das für ne freundliche Begrüßung?“, empörte sich Westjapans Detektiv darauf: „Ich wollt dich doch nur nach dem Telefonat frag‘n."
„Was für ein Telefonat?", der Detektiv des Ostens wurde hellhörig.
„Du weißt es also nich", Heiji machte eine kleine, spannungsaufbauende Pause.
„Jetzt sag schon endlich!" Die Ungeduld seines kleinen Freundes war deutlich hörbar, was ihn zu einem Grinsen veranlasste.
„Also, ich mein, das von Kazuha und