Bus

Bus

"Ich weiß, das meine Eltern schon lange nach LA wollten. Als wir es endlich geschafft hatten, alles zu organisieren wurden sie krank. Nichts schlimmes, wir flogen trotzdem, doch sie wollten dennoch erstmal im Bett bleiben. Ich hielt das für Verschwendung von Urlaubszeit und bat darum mich alleine umsehen zu dürfen.
Ich war unheimlich stolz als sie es mir erlaubten, sie mussten mir wirklich vertrauen, oder aber sie hatten keine Kraft weiter mit mir zu diskutieren.
Ich bestieg einen Bus in Richtung Strand, und sah mich voller Vorfreude im Bus um. Es war ziemlich voll und dementsprechend heiß, neben mir war nur noch ein kleines Mädchen im Bus; etwas jünger als ich und anscheinend auch alleine. Sie lächelte mir schüchtern zu, ich lächelte zurück.
Der Bus fuhr los, es war so eng, das ich mich gar nicht hätte festhalten müssen, da nicht genug Platz zum umfallen gewesen wäre, die Sitzplätze waren schon alle besetzt.
Ich war in Gedanken bereits am Strand, stellte mir die Surfer vor, die Touristen und Spaziergänger.
Was genau passiert ist, weiß ich nicht, ich glaube keiner der anderen wusste es.
Es ging alles so schnell und dennoch schien das geschehen in Zeitlupe abzulaufen, verdammt alles in Einzelheiten wahr zu nehmen, aber nichts tun zu können.
Höchstwahrscheinlich fiel der Bus nicht so quälend langsam auf die Seite, er soll sich sogar überschlagen haben. Doch ich war zu sehr damit beschäftigt mich zusammenzurollen, sonst hätten mich die Leiber der Erwachsenen wohl zerdrückt.
Schnitt
Die Luft war zum schneiden dick, ich konnte die Angst und das Blut der anderen Menschen riechen, beinahe schmecken. Die meisten waren bewusstlos, zumindest regten sie sich nicht, manche stöhnten verzweifelt.
Es dauerte eine Weile bis ich mich zwischen den Leuten frei gekämpft hatte, daran erinnere ich mich haargenau. Ich war verzweifelt, hatte Angst dort sterben zu müssen.
Als ich es geschafft hatte, konnte ich nicht stehen, überall waren Hände oder Füße, ich sah an mir herunter, das Blut hielt ich für das der anderen. Ich spürte keine Verletzungen, keinen schmerz, ich war erleichtert.
Ich suchte nach dem Mädchen, es lag hinter einem rausgebrochenen Sitz.
Woran ich mich ebenfalls genau erinnern kann, ist meine Frage, ob es nicht sein kann, dass der Bus beginnt zu Brennen. Falls der Tank beschädigt ist, wie man es oft im Fernsehen sehen kann.
Ich kämpfte mich zu dem anderen Kind durch, sie war bei Bewusstsein, schien aber sehr bekommen, sie blutete am Kopf, ich vermutete, dass sie sich beim Fallen an den sitzen gestoßen hatte. Ansonsten war sie nicht verletzt.
Doch es blutete so stark, ihre Augen Schienen mir zu sagen 'bitte hilf mir'.
Unfähig mir etwas besseres auszudenken, zog ich mein Shirt aus, selbst wenn es ziemlich blutig war, und drückte es fest auf die Wunde.
Ich versuchte sie zu beruhigen, wartete auf Hilfe.
Schnitt
Ich war ohnmächtig geworden, ich hätte es nicht bemerkt, wenn sich nicht etwas verändert hätte. Das Shirt war komplett blutdurchtränkt, ich rüttelte an der Schulter des Mädchens. Ich konnte ihren Herzschlag nicht spüren, es war meine Schuld. Wäre ich nicht so schwach, wäre ich wach geblieben, hätte ich ihr helfen können.
Schnitt
Es hatte sich wieder etwas verändert. Die gespenstische Stille, die gefühlte Stunden auf dem Unfallort gelegen hatte, war geschäftigem rufen gewichen. Eine Wand des Busses war geöffnet worden, weil sie an die Türen nicht herankamen.
Die anderen Menschen waren fort, doch der Geruch blieb, für mich roch der Bau noch immer nach Tod und Verzweiflung.
Panik stieg in mir auf, sie dürfen uns nicht vergessen, schrie alles in mir. Ich griff die Schultern des Mädchens und Höhe sie mit aller kraft hinter den Stuhltrümmern hervor. Sie war so schwer.
Ich konnte je nicht zurücklassen! Was wäre gewesen, wenn ich mich geirrt hatte, und sie noch lebte?
Ich schaffte es nicht allzu weit, mein Blickfeld war zu verschwommen, ich konnte nicht um Hilfe rufen, meine Kehle war staubtrocken und meine Zunge schien nicht in der Lage Worte zu formen.
Ich löste eine Hand und schlug so fest es ging auf den Boden, zumindest schien es der Boden zu sein, ich wusste nicht wie herum der Bus nun lag. Es klappte man bemerkte uns.
Schnitt
Ich sah an die weiße Decke. Ich bemerkte im Krankenhaus riecht es genauso. Tod und Verzweiflung, wenn auch nicht so stark.
Wo war sie, fragte ich mich. Die Ärztin die neben dem Bett stand versuchte mich zu beruhigen, mein Herz schlug zu schnell. "Wo ist sie?" Fragte ich. Sie schwieg.
Sie war tot, und es war meine Schuld. Es ist mir egal was sie sagen, es ist meine Schuld, sie können nicht urteilen, sie waren nicht dort."
Auszug aus dem Bericht eines Traumaopfers, aus seinem Therapietagebuch

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Ja... Mh...
Ich hab keine Ahnung wo das herkommt, es war plötzlich da. Hab's mal aufgeschrieben. Es ist ziemlich schräg, finde ich...
Falls es nicht ganz herüber kommt:
Protagonist(in) ist so um die zehn Jahre alt, das erklärt ein paar ihrer Reaktionen.
Er/Sie beschreibt das traumatische Erlebnis, daher der merkwürdige schreibstil.
Ich habe keine Ahnung von Traumata und Unfällen, daher kann es unrealistisch wirken.
Hoffe es gibt nicht allzu viele Fehler :)
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