Truth or dare? [MMFF]
Love or friendship?
St. Valentine
„Ich habe es dir doch schon gesagt! Wir können so nicht weitermachen. Entweder … wir ändern etwas zusammen oder … wir hören auf … uns was vorzumachen.“, antworte ich ziemlich laut ins Handy. Mein Freund Kiba ruft mich schon wieder mal an. Es geht wieder um uns. Schon seit Wochen geht es so. Es hängt mir zum Hals raus! Ich habe oft gesagt, dass wir zusammen etwas ändern müssen. Alleine geht es einfach nicht. In einer Beziehung gibt es immer zwei Personen.
Unser Problem ist, dass ich in ein Internat geschickt werde – und ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Natürlich ist es keine schöne Sache. Es ist für uns beide schwer, schließlich werde ich wahrscheinlich länger als ein Jahr dorthin gehen müssen.
Ich bin schwererziehbar, wie meine Mutter zu sagen pflegt. Jeden Tag streiten wir. Jeden Tag wird die Tür zugeknallt. Jeden Tag wird am Ende verziehen.
Viel zu oft ist es schon passiert. Sie ist der Meinung, dass sie langsam nicht mehr kann und deswegen schickt sie mich nach Dublin. Raus aus London. Weg von ihr, von Papa und von Noah, meinem Bruder. Sie sagt, ich hätte mich ins Negative verändert. Sie fragt, wo mein altes Ich hin ist. Was mit mir los wäre. Und innerlich lautet meine Antwort immer: Ich weiß nicht, Mama. Sag du es mir. Du musst es doch wissen.
Seufzend blicke ich aus dem Fenster. „Wie lange müssen wir denn noch fahren?“, erkundige ich mich leicht genervt beim Chauffeur, der nur ein „Mh“ von sich gibt. Augen verdrehend kommentiere ich: „Ist sich der Herr zu gut, um zu antworten?“ Danach wende ich mich dem Fenster ganz zu, als wäre es spannender, die vorbeirauschende Landschaft zu beobachten.
St. Valentine, das Internat, das schwererziehbare und vom Weg abgekommene Jugendliche erzieht und zum Erfolg bringt.
Mal ehrlich, die können mich mal. Bestimmt bekommt dort jeder eine Gehirnwäsche. Wahrscheinlich ist es irgendein verlassenes Drecksloch, in dem mal ein uralter Graf seine letzten Jahre dahin gegammelt hat.
Nach einer weiteren Ewigkeit fahren wir in eine enge Einfahrt, die mehr einem Schleichweg gleicht und so aussieht, als würde man sie nicht gerade oft befahren. Wahrscheinlich ist sie deshalb nicht gepflastert.
Und dann taucht vor uns ein gigantisches Schloss auf, doch das, was mich zusammenzucken lässt, ist die Stacheldrahtmauer drum herum. „Sicher, dass wir richtig sind?“, frage ich ein wenig verunsichert und blicke in den Rückspiegel.
„Ja, Madame. Wir sind richtig. St. Valentine’s Internat.“ Kurz nachdem er das sagt, fahren wir auch schon durch die geöffneten Tore hinein bis nach vorne zum Eingang.
Er steigt aus und öffnet mir die Tür bis ich selbst ausgestiegen bin und leicht irritiert den Vorgarten mustere. Als ich mich wieder umdrehe, steht plötzlich ein großgebauter Mann am Eingang und lächelt mir kühl zu.
„Willkommen auf dem St. Valentine’s Internat. Sind Sie einer der freiwilligen Schüler oder sind Sie ein eingeladener?“, fragt dieser höflich und mit einem kalten Unterton.
Langsam gehe ich die Treppen hinauf und auf ihn zu. Als er mich das fragt, suche ich in meiner Handtasche nach meinem Brief. „Geladen.“, mit dieser Antwort reiche ich ihm auch das weiße Kuvert, das die Einladung beinhaltet.
Er öffnet dieses und fischt das Blatt heraus, faltet es auf und überfliegt es. „Nun, ich bin der Direktor Madara Uchiha. Wir erwarten noch eine Schülerin und ich schätze … dass sie in ein paar Sekunden hier sein wird.“
Als er das sagt, werfe ich einen Blick über meine Schulter und sehe ein weiteres schwarzes Auto durch die Tore passieren. Vor der Treppe kommt es zum Stehen, direkt neben dem, mit dem ich gefahren bin. Ein blondes Mädchen steigt aus und eilt die Treppen hinauf.
„Tut mir Leid! Aber ich habe den Brief nicht gefunden und ja … beim nächsten Mal komme ich nicht zu spät, versprochen.“, keucht sie, als wäre sie einen Marathon in Bestzeit gelaufen. Dann bemerkt sie mich und lächelt mich offen an.
Ich erwidere ihr Lächeln leicht, schließlich bittet uns der Direx, ihm zu folgen und wir gelangen in eine große, helle Eingangshalle. Ich hätte nicht erwartet, dass es hier so schön ist. Nachdem ich die Mauer entdeckt hatte, hatte ich einen etwas düsteren und boshaften Eindruck von der Schule.
Es klingt sehr eigen, aber ich hatte das Gefühl, dass etwas hier nicht stimmte und ich den Ort irgendwoher kannte. Doch das redete ich mir bestimmt ein. Unsere Eingangshalle hatte dieselbe Farbe und war ähnlich gebaut. Wahrscheinlich wollte ich mir einfach nur mein Zuhause hierher zaubern.
„Das sind die anderen Neuen.“, höre ich plötzlich, als wir gerade durch eine Tür gehen, die direkt von der Eingangshalle in die Versammlungs- und Mensahalle führt.
Im Raum selber stehen noch fünf weitere Jugendliche – zwei Jungs, drei Mädchen – und sie sind alle die verschiedensten Typen. Zumindest auf dem ersten Blick. Einer fällt mir aber besonders auf, da scheinbar sein ganzer Körper von Tattoos bedeckt ist.
Ich nicke nur kurz zur Begrüßung – und bekomme ein ebenso knappes Nicken zurück.
„Nun, da alle jetzt da sind: Noch einmal willkommen auf dem St. Valentine’s Internat. Ich erlaube mir jetzt, euch zu duzen, schließlich dürft auch ihr alle Lehrer bei Namen nennen. Wahrscheinlich werdet ihr anfangs Probleme haben mit der Aufteilung der Schule. Deshalb bekommt ihr für die nächsten zwei Wochen einen sogenannten ‚Mentor‘. Ein Lehrer wird Fragen beantworten, den Weg zu den Klassenzimmern, Schlaftrakten und den verschiedenen Sälen zeigen und noch viele eurer weiteren Probleme lösen. Ich werde euch allen den zugeteilten Mentor jetzt nennen.
Dominique Sanducci, Deidara
Giovanni Ribisi, Hidan
Josephine Taylor Ibrahim-Holmes, Konan
Chris Jackson, Anko
Nikolette Melina Le Roy, Sasori
Lillien Chevalier, Kakashi
Alice Alina Chernavin, bei mir”
Er dreht sich zu einem Mädchen mit schwarzen Haaren – ich schätze mal, dass es diese Alice ist. Die Lehrer um uns gehen vereinzelt zu ihren Schülern. Zu mir kommt ein rothaariger, gutaussehender junger Mann. Er reicht mir eine Hand, die ich höflich nehme, um sie kurz zu schütteln.
„Sasori Akasuna.“, stellt er sich kurz und kühl vor. Er wirkt sehr distanziert und ernst.
Ich schätze, dass könnte ganz interessant werden, denn ich bin doch eher laut und … na ja, zugegebenermaßen bin ich auch ein wenig gemein. Aber ich kann nichts dafür. Mein großer Bruder Noah ist nämlich genauso und es hat einfach auf mich abgefärbt. So ganz plötzlich. Ich bin vollkommen frei von Schuld!
„Nikolette Le Roy. Aber nenne mich bitte nur Nikki.“
Ich versuche, genauso kühl zu klingen wie er. Aber irgendwie wirkt es ein wenig lächerlich – ist aber auch verständlich, da es ja nur ein Versuch ist.
„Ich würde vorschlagen, dass ich dir die Räume zeige und du dann schließlich dein Zimmer einräumen kannst.“
Mit diesen Worten läuft Sasori los, ich trotte ihm nach. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig.
Wir laufen durch unendlich lange Gänge, der Boden aus weißem Marmor, was sehr edel ausschaut, und die Wände in einem frischen Apricot gestrichen. Die Atmosphäre ist lebendig und entspannt. Ich bekomme sogar ziemlich gute Laune und vergesse dabei mein Beziehungsproblem mit Kiba – was ein Wunder!
Mein Mentor geht immer noch weiter bis wir am Ende angekommen sind. „Das ist die Treppe im linken Flügel. Im ersten Stockwerk findest du Unterrichtsräume für die Unter- und Mittelstufe. Ein Stockwerk drüber sind die Räume für die Oberstufe und die Abschlussklasse. 8. und 9. Klasse bilden die Unterstufe, die 10. Klasse ist die Mittelstufe, 11. und 12. Klasse sind die Oberstufe und die 13. logischerweise die Abschlussklasse.“
Er dreht sich zu mir und sieht mich an.
„Die Räume für die naturwissenschaftlichen Fächer sind im Untergeschoss. Für dich ist der linke Flügel wichtig, da die Unter- und Mittelstufe sich größtenteils im westlichen Gebäude aufhält. Natürlich kannst du auch die Haupttreppe benutzen. Die ist hinter der Mensa, wo wir vorhin waren.“
Dann gehen wir die Treppen hoch bis in die dritte Etage.
Sasori zeigt auf ein paar Türen. „Das ist der Schlaftrakt. Jeder hat sein eigenes Zimmer, aber ihr werdet euch nicht sehr oft dort aufhalten.“ Während er weiter erzählt, laufen wir ein Stückchen weiter bis wir vor einer Tür stehen bleiben. Auf dieser ist eine Messingplatte mit der Nummer ‚333‘ eingraviert.
„Das hier ist dein Zimmer. Hier ist dein Schlüssel. Räum deine Sachen erst mal ein. Ich bringe dir einen Plan des Schulegebäudes, deinen Stundenplan und die Hausordnung. Danach zeige ich dir, wo mein Büro ist und wo das Sekretariat ist.“ Sasori wirft einen Blick auf seine Armbanduhr.
„In einer Stunde komme ich wieder.“ Dann verlässt er mich und geht wieder zurück zur Treppe.
Ich schließe dann mein Zimmer auf und ziehe meinen Koffer hinter mir her. Mein Blick schweift durch das Zimmer. Es ist zwar groß, aber vollkommen trostlos. Die Wände sind weiß, sowie das Mobiliar. Vom kleinen Vorzimmer gehe ich in das richtige Zimmer. Sorgfältig begutachte ich es weiter. Durch das große Fenster kommt viel Licht hinein. Zumindest ein Lichtblick – was für ein Wortspiel.
„Ist hier ja wie im Himmel.“, sage ich zu mir selbst mit einem leicht sarkastischen Unterton.
Schließlich gehe ich zurück zum Vorraum, wo noch mein Koffer steht und öffne die Tür rechts. Es ist das Badezimmer, denn eine Dusche steht in der Ecke und ein Waschbecken hängt direkt vor mir. Die Toilette ist hinten links. Doch das, was das Badezimmer besonders macht, ist der Spiegel, der sich über die Wand erstreckt. So wirkt die kleine Nasszelle viel größer. Aber auch hier ist es in einem schlichten Weiß gehalten.
Ich schließe die Badezimmertür wieder und ziehe meinen Koffer zum Schrank, der auf der rechten Seite des Zimmers steht, auf der Linken ist das