Das Versprechen auf Glück
chapter three
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens was Glück war.
Francoise Sagan
Nachdem Anna sich von Tomoko verabschiedet hatte ging sie stur gerade aus in die Richtung in die das Geister Mädchen gezeigt hatte.
Eines der Themen mit dem sie Anna zu getextet hatte war was Tomoko ihr nicht alles zeigen wollte wenn der lang Haarige Anna umgebracht hatte. Die Itako tat diese Vorstellung natürlich sofort ab, war sie sich doch zu sicher das ihr von ihm keine Gefahr drohte. Trotzdem blieb ein kleiner zweifel. Was wenn er doch nicht so gut auf sie reagierte und er sie schön langsam kross braten ließ?
Bevor Anna diese Spinnerei noch weiter verfolgen konnte schob sie diese unerwünschten Gedanken beiseite. Er durfte ihr nichts tun, das würde er auch nicht. Er würde es nicht wagen ihr auch nur ein einziges Haar zu krümmen!
Nach nicht all zu langer Zeit glaubte sie dann auch schon ein Feuer zwischen den zu tief hängenden grünen Ästen zu erspähen. Unbewusst beschleunigte sie ihre Schritte bis sie an den Bäumen vorbei war und nun wirklich ein Lagerfeuer hinter den nächsten erkennen konnte. Umso näher sie kam umso langsamer wurde sie wieder.
Sie würde ihm gleich seit Monaten das erste mal wieder sehen, vor ihm stehen und seine Stimme hören. Anna wurde nicht langsamer aus Furcht vor ihm, oder Angst vor dem was er alles tun könnte. Nein im Gegenteil sogar sie wollte das Gefühl auskosten das man Vorfreude nannte.
Als sie ihm dann ruhig vor dem Lagerfeuer sitzen sah, halb ihr den Rücken kehrend blieb sie stehen. Sein Poncho war wie immer strahlend weiß, die Haare gepflegt, nur die Augen. Sein linkes Auge das sie von dieser Position aus nur sehen konnte war Glanz und Ausdruckslos, gelangweilt blickte es in die Flammen.
„Wer ist da?“ fragte er ebenso desinteressiert ohne sich umzudrehen.
Anna reagierte nicht sofort, verharrte noch einen Moment in der Position in der sie war.
„Zwing mich nicht dazu aufstehen zu müssen.“ erklang seine Stimme erneut.
Anna gab ein belustigtes Geräusch von sich als sie sich in Bewegung setzte. „Wenn du fragen musst wer hier ist, kannst du meine Gedanken wohl nicht hören. Gut zu wissen.“
Als er ihre Stimme hörte senkte er die Hand auf die er seinen Kopf abgestützt hatte und sah zu ihr nach hinten.
„Was machst du den hier?“
„Das selbe könnte ich dich auch fragen.“ erwiderte sie nur.
Ruhig ging sie auf das Lagerfeuer zu, mit etwas Abstand zu Hao der sie still dabei nur beobachtete. Doch etwas müde da sie den ganzen Tag von Tomoko durch den Wald geführt worden war ließ sie sich erschöpft vor dem kleinen Feuerchen nieder. Dabei achtete sie aber trotzdem darauf sich nichts davon anmerken zu lassen. Schließlich wollte sie keinerlei schwäche zeigen.
Anna nahm sich dann etwas von ihren Proviant heraus und kaute darauf herum unter Haos nun nachdenklichen Blick.
„Was machst du hier?“ fragte er als Anna gerade den letzten bissen herunter geschluckt hatte.
„Stört dich meine Anwesenheit etwa?“
„Das wollte ich damit nicht sagen.“ schüttelte Hao den Kopf. „Aber ich finde es seltsam das du auftauchst. Wo ist der Hacken bei der Sache? Sind Yoh und seine Freunde etwa auch hier?“
„Nein, Yoh und die anderen sind im Gasthaus En und erledigen die Aufgaben die ich ihnen aufgegeben habe.“
Hao begann zu lächeln. „Also bist du immer noch so Dominant.“
„Sieht wohl so aus.“ antwortete sie Monoton. „Warum bist du gerade hier? In diesen Wald? Warum nicht wo anderes?“
„Japan ist meine Heimat. Warum sollte ich also wo anderes hingehen wenn es mir hier gefällt?“
„Viele finden ja keinen gefallen gerade im Wald der Toten.“
„Du solltest wissen das ich wie kein anderer bin.“ grinste Hao. „Aber du bist doch ebenfalls im Selbstmörder Wald. Was ist deine Ausrede?“
„Ich bin eine Itako. Es gibt wohl keine Wälder auf der Welt in denen mehr Geister leben als hier.“
„Das soll dein Grund sein? Eine reichlich schlechte Ausrede von dir Anna.“
„Wenn du es als Ausrede betitelst, würde es mich interessieren was du Vermutest.“
„Wer sagt das ich etwas vermute?“
Anna ließ ein belustigtes Geräusch vernehmen. „Du Analysierst doch immer alles. Hast doch immer versucht alles zu erfahren und zu ergründen. Dabei hast du dich bestimmt nicht geändert und dein versuch mir das einzureden ist lächerlich und erfolglos.“
Amüsiert hatte er sie bei ihren kleinen Vortrag beobachtet. „Ich werde meine Vermutungen wohl vorerst besser für mich behalten.“ Hao erhob sich dann und streckte sich.
„Es ist schon spät. Ich schätze wir sollten Morgen weiter reden. Wenn du nicht vorhast mir im Schlaf irgendetwas anzutun bist du herzlich eingeladen hier zu bleiben.“
„Sehr gütig von dir.“ meinte sie sarkastisch.
„Das Feuer wird die ganze Nacht brennen, wenn dir trotzdem kalt ist kannst du ja zu mir ins Zelt kommen.“
Auch wenn das Angebot sehr höflich war, war es äußerst unnötig. Hätte Anna sein Tipi gewollt hätte sie es sich einfach genommen, Hao wahrscheinlich sogar noch hinaus geworfen.
Schnaubend wandte sie sich von ihm ab und entrollte ihren Schlafsack.
Bevor der lang Haarige im Zelt verschwand ließ er das Feuer kurz viel zu hoch auflodern was Anna doch erschreckte. Als sie wütend hinüber sah war Hao bereits verschwunden.
Nachdem sie dann in ihren Schlafsack gekuschelt da lag sah sie in den Himmel um zu den Sternen aufzusehen. Was jedoch nicht möglich war da er verhangen war von Wolken die nicht ein einziges Strahlen durchließen.
Seufzend drehte sie sich dann auf die Seite, einen angewinkelten Arm als Kopfkissen nutzend schaute sie über das Feuer zu seinen Zelt. Mit einen kleinen lächeln auf den Lippen schloss sie ihre Lider und schlief ein.
Mitten in der Nacht wurde Anna von etwas geweckt das ihr ganz und gar nicht behagte.
Irgendwelche Geister die es doch gewagt hätten näher zu kommen wären ihr um einiges lieber gewesen. Aber nein so ein Glück hatte sie nicht.
Das denkbar schlimmste das jemanden passieren kann der unter freien Himmel übernachten wollte ist eingetreten. Die dicke Wolkendecke die ihr zuvor den Blick auf die Sterne verwehrt hatten war aufgerissen. Es tröpfelte aber nicht nur leicht sondern begann sofort zu schütten.
So schnell es ihr möglich war sprang sie auf die Beine, schnappte sich ihren Schlafsack und ihren Beutel in dem sie das wichtigste mitführte und rannte auf das Zelt zu. Ohne zu zögern schlug sie die klappe auf und krabbelte in das innere Ihre Sachen ließ sie dann einfach fallen um die Klappe mit ein paar knöpfen zu schließen
Als das erledigt war ließ sich Anna seufzend auf den Hintern fallen, wrang sich ihre Haare aus und wischte sich dann mit den Händen über die Arme. Die zahlreichen Tropfen flogen dabei durch das ganze Zelt.
Hao der bis eben noch abgewendet von ihr da lag drehte sich um und sah sie belustigt an.
„Willst du jetzt etwa doch hier bleiben?“
Als würde er es nicht an dem prasseln hören das die Tropfen beim aufschlagen auf den Zelt verursachten, oder an ihrer vollkommen durchnässten Erscheinung sehen können, sagte sie, „Es regnet.“
„Wäre mir gar nicht aufgefallen.“
Anna schnaubte und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Dreh dich um.“
Hao zog die Augenbrauen zusammen. „Warum?“
„Damit ich mich ausziehen und das nasse Gewand aufhängen kann.“
Der lang Haarige wollte etwas darauf erwidern lächelte dann aber und ließ es lieber bleiben. Ganz wie es ihr Wunsch war drehte er sich um.
Anna entledigte sich daraufhin ihrer nassen Kleidung bis auf die Unterwäsche und drapierte sie irgendwie so das sie hoffentlich bis morgen wieder trocken wäre. Nachdem das erledigt war richtete sie ihren Schlafsack neu und legte sich dann hinein. Sie hatte sich so hingelegt das sie weder von Hao abgewandt lag noch zu ihm rüber sah sondern an die Spitz zulaufende Decke des Tipi.
Nachdem er von ihr dann einige Zeit keinerlei Geräusche mehr hören konnte drehte er sich wieder zu ihr um. „Hier drinnen ist es doch gleich viel bequemer oder?“
Ohne zu ihm zu sehen erwiderte sie. „Es ist auch schön hin und wieder unter freien Himmel zu schlafen und die Sterne zu beobachten.“
Hao konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. „Ich würde dich bestimmt nicht davon abhalten wieder hinaus zu gehen.“
„Sehr freundlich von dir.“
„Sag mir wenn ich mich irre aber, ich bin bestimmt nicht für meine Freundlichkeit bekannt.“
„Nein sondern für deine Rachsucht und Grausamkeit.“
„Und trotzdem bist du nun hier.“ sagte Hao lächelnd. „Wie kommt das?“
Anna wollte es ihm sagen, wollte ihm sagen das sie ihm gesucht hatte. Konnte es aber irgendwie noch nicht. Weswegen sie ihm wortwörtlich die kalte Schulter zeigte und sich abwendete. „Gute Nacht.“
„Ich komme schon noch darauf. Verlass dich drauf.“
Anna zog die `Decke` des Schlafsacks höher und murmelte. „Davon bin ich überzeugt.“
Ob er sie verstanden hatte oder nicht wusste sie nicht. Auf jeden Fall erwiderte er nichts mehr sondern blieb still liegen.
Als Anna am nächsten morgen aufwachte wusste sie im ersten Moment nicht wo sie war. Nach ein paar mal blinzeln fiel ihr alles sofort wieder ein und sie drehte ihren Kopf zu Hao.
Nachdem sie sich aufgesetzt hatte beugte sie sich vorsichtig und beinahe geräuschlos ein Stück zu ihm hinüber um Hao ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren geschlossen, seine Atmung ging ruhig und gleichmäßig.
Zufrieden mit der Erkenntnis das er noch schlief erhob sie sich um nach ihrer Kleidung zu sehen. Lautlos seufzend da immer noch alles nass war drehte sie sich wieder um und erstarrte.
Hao hatte sich auf die Seite gedreht, den Kopf auf einer Hand abgestützt und musterte sie. „Immer noch alles nass?“
Zögerlich nickte Anna.
Weshalb Hao zu lachen beginnen musste und sich aufsetzte. Den Umstand