In dieser Zeit...

Kapitel 1

1. Kapitel




Der Atem des junges Mannes kam stockend, und erinnerte ihn neben den rasenden Schmerzen, welche an seinen Körper, seinen Geist zerrten, an jenen grausamen Kampf, den er vor so kurzer Zeit noch geführt hatte.

Und obwohl dieser gewonnen und die Gefahr gebannt, all die schönen Dingen auf dieser herrlichen Welt, die er die ganze Zeit über unter dem Einsatz seines Lebens beschützt und letztlich vor ihr errettet hatte, ummantelte ein trübes Gefühl der Hilflosigkeit gerade sein Gemüt.
Seine blauen Augen schlossen sich und er lehnte sich dichter an den Baum hinter seinen Rücken, welcher sich in seiner stolzen und einzigartigen Pracht über ein kleines Stück dieser gigantischen, weitläufigen und grünen Wiese, um den jungen Kämpfer, erstreckte.

Er atmete kräftig aus, merkte, wie diese so einfache Regung die Dunkelheit hinter seinen Augenlidern flimmern ließ, und einen Schmerz, der wie brennende Flammen in seinem Oberkörper aufbegehrte.

Das Rascheln von Stoff verklang in einer kurzen Bewegung zu ihm, erklang von Neuem direkt vor seinem Gesicht, während ein frischer Windzug einen betörend süßen Duft an seine Nase trug. Erst als er die Wärme einer sanften Berührung spürte, eine Hand auf der erhitzten Haut seiner Stirn, öffnete der junge Mann unverhofft seine Augen.

„Ich möchte nicht fort von hier… von dir…“, flüsterte er in schwachen Lauten.

Er hatte nur für sie gekämpft. Für sie allein hatte er so lange durchgehalten und sich seinem Schicksal gestellt. Doch jetzt…
Wollte sie wirklich… dass er ging…?

Die Finger ihrer rechten Hand fuhren vorsichtig über den abgenutzten, moosgrünen Stoff an seinem Körper.

„Bitte…“, flehte die fast engelsgleiche Stimme der blonden Schönheit und ihre Hand wanderte ein kleines Stückchen weiter, bis sie knapp über eine, von heiligem Blut benässte Brust, zur Ruhe kam.

„Gib mir die Okarina der Zeit, Link.“

Doch schloss sich eine starke Hand um das zarte Handgelenk der jungen Frau, unterband diesen engen Kontakt unter ihnen, als der Kämpfer sie dadurch achtsam, dennoch bestimmend zurückdrängte.

„Das kann ich nicht…“

„Du musst.“, erwiderte sie.

„Du musst nachhause. Dort hin zurück, wo du hingehörst…“

Ihre schlanken Finger streichelten ein weiteres Mal über den mitgenommenen Stoff der Tunika dieses tapferen, im falschen Körper gefangenen Jungen, bis sie an seinem Gürtel angelangten.
Der junge Mann schickte einen überraschten Ton über seine Lippen, als seine Gegenüber mit blinden Händen an dem ledernen Verschluss, dem kostbaren Musikinstrument an seiner linken Seite nestelte und es an sich nahm.

„Es tut mir leid, Link.“

Sie führte das Instrument an ihre Lippen, spielte ein paar bedeutungslose, wohlklingende Töne, bis sie sich zu einer sanften Melodie im Wind verschmelzten und die Augen Links sich vor Schock weiteten.

Es folgte eine hastige, so unvorhersehbare Handlung, eine schnelle Bewegung, die unter anderen Umständen schon so manchen bösartigen Lebewesen, in vergangener Zeit, das Leben gekostet hatten.
Urplötzlich hatten sich die kräftigen Arme des Kämpfers um den Körper der jungen Frau geschlossen, hielten ihn gefangen und drückten ihn fest an den seinen.

„Zelda! Bitte nicht!“

Die blonde Schönheit schnappte überrascht nach Luft, und die wunderschöne Melodie aus dem Instrument an ihren Lippen verstummte, kurz bevor Link ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich gab und sein Kopf gegen ihre linke Schulter fiel, sein Gesicht in den goldblonden Strähnen ihres langen Haars verschwand und er, an sie gelehnt, in sich zusammensackte.

Einzelne, reine Tränen sammelten sich in ihren himmelblauen Augen, denn es tat ihr leid… es tat ihr weh, den jungen Helden so traurig, so verletzt und erschöpft, so ängstlich zu sehen.
Der einen Keuchen ähnliche, stockende Atem an ihrem linken Ohr brach ihr Herz fast entzwei, ließ sie fast selbst die Schmerzen seiner körperlichen Wunden spüren…

Dieses unschuldige Kinderherz in den erwachsenen Körper, wesen warmen Arme ihre, in den weichen und rosafarbenen Stoff ihres Kleides gehüllte, schlanke Gestalt hielten… es hätte nie kämpfen sollen… hätte nie töten müssen sollen.

Deswegen ist dies nicht der richtige Ort, die richtige Zeit für ihn, wenn die Prinzessin, deren geliebtes Land Hyrule er vor dem Untergang bewahrt hatte, es nicht ertragen würde… Sie würde es sich nie verzeihen können.

Der Held von Hyrule… Er verdiente ein glückliches Leben.
Weit weg von hier. Weit weg von all dem Leid und Schmerz. Weit weg von ihr…

Sie fühlte den warmen Atem, der zitternd gegen die Haut ihres Halses schlug, die sanfte, dennoch feste Umarmung um ihren Körper, die nicht an Feste nachgelassen hatte, sie nicht entkommen ließ.

Diese Nähe ließ ihr Herz in einen unruhigen, nervösen Takt schon fast schmerzhaft gegen ihre Brust schlagen… doch es würde ihre Pflicht als Weise, das Schicksal niemals betrügen können, würde sich fügen müssen.

Das heilige Relikt an ihren Lippen haltend, senkte sie traurig die Lider ihrer Augen, erweckte von zauberhafter Magie bekleidete Töne zum neuen Leben. Eine sanfte Melodie, Klänge, die heimlich die Zeit zu hintergehen, sie in einen stillen Moment zu fangen versuchten, wurden in des Windes Armen hinfort getragen.

Die Prinzessin Hyrule bemerkte einen zarten, magiebegabten Windzug, der leicht über ihr hübsches Gesicht strich, die sich stärker verkrampfenden, warmen Hände an ihren Rücken, welche sich gegen den beflügelten Zauber zu wehren versuchten… eine, ihrer Seele so unsagbar wichtige, kostbare Präsenz immer mehr schwinden…

So öffnete sie für einen kurzen Moment ihre Augen, wollte ein letztes Mal in diese unsagbar tiefen, blauen Augen Links blicken und sie so für immer in ihren Erinnerungen verwahren können, während der weiße Zauber mit glitzerten Strahlen ihren Besitzer umgarnte, ihn, sein Sträuben und sein Schlagen gegen nicht vorhandene Mauern ignorierend, hinfort trug...

Und als der wunderschöne Klang der mächtigen Okarina in ihren Händen, in der wehmütigen Sehnsucht des blauen Himmels verklang, bahnen sich schimmernde, stumme Tränen über Zeldas hauchzarten Wangen, fielen ungesehen zu Boden.

Sie sank in sich zusammen, kniete in dem weichen Gras, während ihre bebenden Hände sie selbst umarmten. Der sanfte Hauch einer magischen Aura bewegte sich noch immer tanzend durch die Luft, zeugte von der Unbarmherzigkeit der Vergänglichkeit.

Wie hatte sie es nur soweit kommen lassen können? Warum hatte sie in den vergangenen Jahre, Monate und Wochen, ja, vor allem in den letzten Tagen nicht besser aufgepasst, nicht verhindert, dass es grad passierte… dass sie so bitterlich weinte… ihr Herz qualvoll zu zerbrechen drohte…
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