In dieser Zeit...

Kapitel 3

3. Kapitel



Nur langsam nahmen die wirren und formlosen Gedanken in seinem Bewusstsein Gestalt an, weckten im dunkeln Nebel schlummernde Erinnerungen. Bilder schwirrten in seinen jungen Geist umher, kehrten mit von neuen Leben erfüllten Sinnen zurück. Sie wurden lebendig, erhielten Gesicht und Farbe, riefen die letzten Stunden, die langjährige Schlacht, welche endlich ihr Ende gefunden hatte, in sein Gedächtnis. Er erinnerte die kurze Zeit mit Zelda…

Sein Kopf schmerzte, pochte unerträglich, als ob der rollende Gorone Hot Rodder aus Goronia persönlich über ihn gekugelt wäre. Die zunehmende Intensität klärte zusätzlich seine Wahrnehmung, ließ Link immer mehr aus seiner Ohnmacht aufwachen.

Er spürte das Gefühl der Wärme auf seiner Haut, konnte hören, wie sie sich knisternd durch die Luft bewegte. Blinzelnd hob er seine Augenlider, welche ihm eine verschwommene Welt preisgaben, worauf er sie leise stöhnend wieder zusammenkniff, den Schmerz, den er dadurch noch einmal heftiger bemerkte, mit murmelnden Lauten verfluchte.

Mit einer Hand fuhr der junge Mann durch die Strähnen seines blonden Haars, bemerkte im selben Augeblick eigene, nackte Haut, die sich eigentlich unter schützendem Leder befinden sollte. Im ersten Moment war seine Sicht unverändert und unter dunkeln Schleiern gefangen, als er seine Augen vor Verwunderung erneut öffnete.
Vorsichtig drehte er seinen Kopf zur Seite, begutachtete seine andere Hand, deren Unverhülltheit sich allmählich zusammen mit dem Ort, an welchen er sich befand, vor seinen Augen preisgab.

Irgendjemand hatte ihm die braunen Lederhandschuhe ausgezogen.

Der Held blinzelte mehrmals, versuchte sich genauer an die letzten Minuten zu erinnern, die er erlebt hatte, bevor er aus der Schwärze um ihn herum, hier erwacht war. Doch je mehr Link in das zuletzt Erlebte vorzudringen und die restlichen, rauchigen Nebelschwaden aus seinen Kopf zu verbannen versuchte, umso kräftiger wurde das quälende Hämmern, das unnachlässig gegen seine Stirn klopfte.

‚Gut… das funktioniert nicht. Aber wo… wo bin ich hier?’, stellte der erfahrende Kämpfer sich selbst die Frage, während sich eine schleichende Verwirrung nach und nach in ihm meldete. Er richtete sich ein Stückchen auf, nahm in dem Moment erst das feuchte, kühle Tuch auf seiner Stirn wahr, das nebenher von seinem Kopf rutschte und auf den dünnen und grauen, teils verschmutzten und zerfransten Decken landete, auf welchen er lag.

Der junge Mann blickte sich verwundert um, erkundete mit neugierigen Augen den Ort, an welchen man ihn hatte ruhen lassen. Für einen kurzen Augenblick starrte er in hungrige Flammen, welche sich begierig an dem fast ausgebrannten Holzstücken in dem alten und heruntergekommen Kamin vor ihn labten, beobachtete die heißen Funken, die vor seinem Gesicht in der Luft tanzten.

Etwas weiter weg rechts von sich, entdeckte Link einzelne, teils zerbrochene Holzteile und den kümmerlichen Rest einer zerstörten Treppe. Über ihn erstreckte sich ein kleiner, wandloser Abschnitt, welcher den Bereich darstellte, zu dem die eingestürzten Stufen mal geführt haben mussten. Staub schwebt in dem trüben Licht vereinzelter Sonnenstrahlen, die durch kleine Löcher in der Decke fielen. Es war ein ernüchternder, trauriger Anblick, der sich dem Helden von Hyrule bat, ihn ein Gefühl aus Schrecken und Leid fast auf seiner eigenen Haut spüren ließ. Es schüttelte den jungen Mann und als er sich weiter aus dem weichen Material unter seinen Körper aufrichtete, aufstehen wollte, bemerkte er neben den unangenehmen Schauder, welcher ihn gefangen hatte, einen vergessenen Schmerz.

Ein gemeines Pochen beherrschte augenblicklich seine Brust, ausgelöst durch eine zu hastige Bewegung, jagte schmerzhafte, doch schnell abebbende Stiche durch die rechte Seite seines Oberkörpers.

„Ach, verdammt…“, seufzte Link, hatte seine linke Hand auf den verblassten, weißen Stoff des Hemdes über der Wunde gelegt, das er für gewöhnlich zusammen mit dem feingliedrigen Kettengwand unter seinen grünen Tunika trug. Für gewöhnlich, denn nun nahm er auch endlich das Fehlen dieser weiteren Kleidung, seiner Ausrüstung an seinem Körper wahr. Stattessen fühle er die dicken Bandagen eines Verbandes unter dem Stoff.

Sein Blick schweifte durch den verwüsteten, kleinen Raum, auf wesen schmutzigen Boden an manchen Stellen zerbrochene Tonscherben zerstreut herumlagen. Er wandte seinen Kopf zur Seite und stieß auf einen Holzstuhl mit abgebrochener Lehne zur seiner Linken, auf welchen er säuberlich übereinander gestapelt seine Kleidung und seine dran angelehnte Kampfausstattung entdeckte.

Wo war er denn bloß hier und wer hatte ihn sich seiner angenommen? Anscheinend gepflegt?

Link machte einige Schritte in die Richtung zu, in der seine Sachen auf den Stuhl lagen, konnte mit jeder Bewegung noch zu deutlich die Müdigkeit in jeden Teil seines Körpers spüren, die einen alten Zauber ähnlich tief in seinen Knochen steckte. Seine Hand griff nach der Mütze zwischen Enterhaken und braunen Leder.
Er warf einen neugierigen Blick in das dunkle Innenleben des grünen Stoffs zwischen seinen Fingern. Doch aus fehlgeleiteter Hoffnung wich ein verzweifelter Seufzer über die Lippen des jungen Mannes.

Unter rasenden Kopfschmerzen, inmitten von vielen, noch von Dunkelheit umhüllten Bildern in seiner Erinnerungen, konnte er ein fabelhaft süßes Gesicht sehen, das ihm frech die Zunge entgegenstreckte und ein strahlender, hell scheinender Lichtball anschließend schnellen Schutz unter der grünen Mütze suchte, welche er soeben in den Händen hielt.
Aber dort war kein glitzerndes Leuchten, kein wundersames Geschöpf einer, aus den Köpfen vieler vergessenen, fremden Welt. Sie war nicht hier. Hatte sogar sie ihn allein gelassen?

Was war nur geschehen? Das was er als letztes erinnerte, war das wunderschöne Gesicht und die blauen, kristallklaren Augen seiner Prinzessin.

Genau in diesem Moment vernahm er eine angenehm sanfte, liebliche und ihn vertraute Stimme, hörte sie leise reden, liebevoll säuseln, sodass sie mehr dem Flüstern eines Windhauchs ähnelte. Sie rief nach ihm…

„Zelda?“, fragte er unsicher, während er die Lider seiner Augen schloss und immer wieder dem hübschen Klang dieser Stimme lauschte.

Und auf einmal zog sein Magen sich zusammen, während ein erschreckender Gedanke von ihm Besitz ergriff, der sein Herz in einen schmerzhaft unruhigen Takt schlagen ließ.

Was war, wenn der Prinzessin von Hyrule etwas zugestoßen ist oder sie sich in Gefahr befand. Er musste zu ihr! Egal wo sie oder wo er war. Er würde sie finden, denn er wusste an welchen Ort er als erstes nach ihr zu suchen hatte.

Ohne Zögern, ohne das wohl mögliche Verschwenden von weiterer, so unsagbar kostbaren Zeit, langte der Junge im falschen Körper mit der linken Hand nach seinem Schwert, hielt es fest mit den Fingern umschlossen, während er all seine Kraft aufzwang, seinen Kämpfergeist zu wecken versuchte und mit einer zügigen Bewegung der anderen Hand die Tür nach draußen öffnete.

Jedoch stieg ihm ein unerwarteter, gar fürchterlicher und übel riechender Gestank, der Geruch von Tod und Verwesung in die Nase, nachdem er aus dem kleinen Haus gestürmt war und sofort wieder auf seinen schwachen Füßen, die ihm plötzlich jeglichen Dienst verweigern wollten, zum Stehen kam. Er fühlte sich wie vom Schlag getroffen, wollte seinen Augen nicht trauen und ihnen am liebsten das Zeigen einer Unwahrheit vorwerfen, während er selbst nur so da stand und nicht fähig war sich auch nur ein kleines Stückchen weiter vorwärts zu bewegen.

Wie war das möglich? Er hatte den dunklen Lord der Dämonen vernichtet, mit ihm jeden Fluch, jedes bösartige Leben in dieser Welt.
Wieso also konnte sich ein so grausiger Moment wie dieser vor seinen Augen erheben?

Er sah zwei kleine Kinder weiter vor ihm spielen, hörte ihr von Spaß erfülltes Lachen und Kichern, als sie sich freudig gegenseitig hinterher jagten - vorbei an verdorbenen Blumenbeeten, deren verwelkten Pflanzen sich über dunkle Erde rängelten. Sie achteten nicht auf ihre Umgebung, störten sich nicht an den noch brennenden Ruinen ringsum sie herum und einer unaussprechlichen Gefahr, welcher sie sich immer weiter näherten.

Und er schrie, rief nach ihnen. Doch sie hörten nicht auf ihn, bemerkten den jungen Helden nicht.

Sie kamen näher, liefen weiter auf Link zu, nahmen das namenlose Verderben direkt zwischen ihnen nicht wahr. Der junge Mann bat um ihr Gehör, hoffte sie würden ihn vielleicht doch noch zur Kenntnis nehmen und nicht weiter ignorieren. Denn er wusste nicht wieso, doch er konnte sich nicht bewegen, war wie erstarrt und selbst seine Stimme schien an Stärke, an Laute zu verlieren.

Er versuchte dem Grauen zu entgehen, wehrlos wie er war versuchte er sich abzuwenden, doch spürte im gleichen Atemzug einen kaum auszuhaltenden Druck auf sich liegen. Kalte, klauenartige Hände rissen an ihm und es geschah im selben Augenblick, dass eine schrecklich abstoßende Kreatur, dessen ledrige, braune Haut an manchen Stellen in Fetzen hing, nach eines der beiden Kinder, einen Jungen, packen wollte.
Link schrie, fühlte einen betäubenden Schmerz durch seinen Schwertarm schießen, als sich die Klauen in seine Haut und durch sein Fleisch bohrten. Doch der klammernde Griff des Ungetüms glitt in einer flüssigen Bewegung durch den blonden Jungen hindurch, welcher auf einmal an Existenz verlor und sich in goldnen schimmernde, funkelnde Kugeln auflöste, die wie unzählige Seifenblasen in der Luft schwebten.

Der junge Mann schrie von Neuem, rief den Namen dieses Jungen. Einen Namen, welchen er nur zu gut kannte. Doch es war zu spät…
An seine spitzen Ohren drang ein stumpfer Laut, als schweres Material mit dem gepflasterten Boden unter ihm kollidiert. Seine tauben Finger hatten den Halt um den
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