In dieser Zeit...

Kapitel 5

Flüsternd, gar wie ein zarter Windhauch, drang die Melodie surrender Flügel an die spitzen Ohren des jungen Mannes. Er kannte dieses Geräusch, den Zauber einer magischen Aura und das vertraute Gefühl der Wärme, das er auf der Haut seines Gesichtes flackern spürte.

So hoben sich die blinzenden Lider seiner Augen, gaben zögernd das tiefe, unergründliche Blau unter ihnen preis. Fluchend, unverständliche Worte murmelnd, kniff er seine Augen darauf aber wieder fest zusammen, nachdem er direkt in das helles Strahlen einer Lichtquelle gestarrt hatte, dass ihn fast schmerzhaft blendete.

Bedacht startete er einen zweiten Versuch, und als die dunklen Schleier sich aus seinem Sichtfeld schoben, blickte er in zwei, von Freude geprägte, hellblaue Kristalle, vernahm ein erleichtertes Seufzen.

„Wie geht es dir?“, hörte er eine mädchenhafte, irgendwie unwirklich wirkende, aufgeregte Stimme fragen.

Der rechte Ellenbogen Links versank in dem kratzigen Material einiger schmutzigen Decken, während er sich langsam aufzurichten versuchte und die Finger seiner anderen Hand tasteten sich vorsichtig über die verschwitze, warme Haut seines Gesichtes, legten sich über Schläfe und Stirn, als könnten sie den schmerzhaften Druck, welcher in seinem Kopf herrschte, damit vertreiben.

„Umnh… Navi?“, war das einzige, was der junge Mann über seine Lippen brachte.

Kleine, silberne Tränen glitzerten durch die langen Wimpern der Fee und finden unaufhaltsam ihren Weg über ihr hübsches Gesicht. All die Angst, die sie während ihrer Reise immer wieder um ihren Schützling haben musste, die Unsicherheit, ob er sein nächstes Abenteuer überhaupt überleben würde, all diese Gefühle platzen aus ihr heraus, wollten sich nicht länger in ihrem Inneren verbergen.

Verwunderung strahlte aus den Augen des Hylianers , einen Jungen, der schon mal fast sich selbst, den Glauben an seine Existenz verloren hatte, als er erfuhr, dass er nicht zu dem Stamm der Kokirikinder gehörte, er, der zu dem Zeitpunkt nicht einmal mehr sich selbst gekannt hatte, als er plötzlich ihr leises Schluchzen aus seiner Halsbeuge vernehmen konnte.

„Hey, meine Kleine… Mir geht es doch gut.“, versuchte der Held der Zeit die kleine Fee zu beruhigen.

Er versuchte seinen Kopf ein wenig zu neigen, zuckte während dieser Handlung jedoch leicht zusammen, als er durch die ausgelöste Bewegung einen unangenehmen Schmerz in seiner Brust wieder aufkeimen spürte. Der junge Kämpfer legte sich eine Hand auf die rechte Seite seines Oberkörpers, dort, wo es fies kribbelte.

„Naja, zumindest den Umständen entsprechend...“, fügte er leicht scherzhaft hinzu, während sein Blick durch seine Umgebung schweifte.

Das schwache Licht, das in einzelnen Strahlen durch die Dunkelheit der Decke brach, lenkte seinen Aufmerksamkeit auf die, von hungrigen Flammen ausgebeutete Feuerstelle direkt vor ihm. Diesen Ort kannte er doch.

Sein kindischer Verstand begann zu arbeiten und weckte die verschwommen Erinnerungen der letzten Minuten, oder gar Stunden…

Links linke, das Zeichen des Mutes tragende Hand tastete sich dabei unbemerkt über den weichen Stoff, auf welchen er lag, stieß dabei jedoch auf etwas Unerwartetes. Er drehte seinen Kopf zur Seite und glaubte zu spüren, wie sein Herzschlag einen Takt aussetzte, als er eine engelsgleiche Erscheinung neben sich entdeckte. Erschrocken blickte er auf das ruhende Abbild der Prinzessin von Hyrule, wie sie seelenruhig, mit zu ihm gewandtem Gesicht, schlummerte.

Halt, einen Moment! Stopp!

Also hieran konnte er sich nun wahrlich nicht erinnern. Bei Nayrus Weisheit, könnte ihm jemand erklären, wie er es sich erlauben konnte der Prinzessin so nah zu sein?

Überfordert kippte er nach hintern über, konnte sich noch gerade rechtzeitig auf jeweils seinen beiden Armen auffangen und abstützen. Navi allerdings war auf solch eine hastige, unerwartete Bewegung nicht vorbereitet gewesen und kullerte von Links Schulter. Sie flog aufgebracht umher, versprühte dabei wild eine große Portion glitzernden Feenstaub in der Luft.

„Was ist denn? Konntest du nicht aufpassen?“, meckerte sie.

Doch das hitzige Gezeter der kleinen Fee drang nicht zu ihren Schützling durch, wurde unbewusst von ihm ignoriert, als er sich wieder ein wenig aufrichtete, ein Stück auf seinen vier Gliedmaßen nach vorne krabbelte und einen Blick auf das schlafende, ansehnliche Antlitz Zeldas wagte.

Sie war wirklich wunderschön. Umhüllt von dem weißen Stoff ihres langen Kleides, bestückt lediglich mit einer goldenen Kette, die in feinen Gliedern um ihren schlanken Hals hing. Goldblondes Haar fiel in vereinzelten Strähnen in ihr liebliches Gesicht.

Und es war der Moment einer schönen Verzauberung, sanft wie das Erklingen einer nicht in Worte zufassenden Melodie, in dem der Held von Hyrule seine zitternde, linke Hand nach dem Gesicht der blonden Schönheit ausstreckte.

Fingerspitzen berührten sanft die zarte Haut ihrer linken, zu ihm gewandeten Wange. Ein Kribbeln breitete sich in den Spitzen seiner Finger auf, unaufhaltsam begann es bis zu seinen Arm hinauf zuwandern und weckte ein Gefühl in seinem wild schlagenden Herzen, dass er nicht wirklich zu beschreiben wusste. Sein eigener Atem schien berauscht, während eine wundervolle, ihm unerklärliche Empfindung der Freude durch jede Faser seiner Venen schoss.

Was war das nur?

Sein Herz spielte einfach nur verrückt und er versank in dessen absurden Machenschaften, einen wunderbaren Zauberspruch, gegen den er sich nicht zu wehren wusste. Es ängstigte ihn mehr als alle Kreaturen des Grauens, welche ihn je begegnet waren, es hätten gemeinsam tun können und zugleich empfand er die Wärme einer, ihn in ihre Arme schließenden Geborgenheit.

Es war einfach nur verrückt…

Alles um sich herum vergessend, selbst die holde Fee, die auf den ramponierten Stuhl in der Ecke zur Ruhe gekommen war und jetzt nur mit vor Erstaunen weit geöffneten Mund zu den beiden Hylianern, den vom Schicksal auserwählten Kindern, herüber spähte, beugte er sich etwas näher zu der Prinzessin vor.

Sacht strich er einige blonde Haarsträhnen aus dem schönen Gesicht Zeldas, streichelte behutsam mit einem Finger über die rosigen Lippen, derer Anblick ihm immer mehr den Verstand raubten.

Genau in diesem Augenblick fingen die langen Wimpern der schönen Thronerbin zu blinzeln an und Link zog erschrocken, beinahe panisch seine Hand zurück.

Was tat er hier bloß?

Zeldas herzerweichendes Gähnen sorgte dafür, dass der junge Mann unkontrolliert nach hinten stolperte und mit seinen Hintern in den dreckigen Stoff der Decken zurückplumpste. Ihre sich hebenden Augenlieder gaben das helle Blau des Himmels preis und der junge Held der Zeit war sich nicht sicher, ob es die Augen der Prinzessin oder die, aus der hastigen Rührung geborenen Schmerzen seines Körpers waren, welche ihn plötzlich sämtliche Luft zum Atem stahlen. Oder vielleicht sogar beides.

Er hustete, versuchte sich beruhigen, fühlte jedoch eine unerwartete Berührung, eine warme Hand, die ihm vorsichtig auf den Rücken klopfte.

„Link? Ist alles in Ordnung?“, fragte die glockenhelle Stimme Zeldas.

Die blonde Schönheit berührte mit ihrer sanften Hand seine Stirn und Link wurde unruhig, fühlte sich zappelig, als er ihre weiche Haut und unmittelbare Nähe spürte. Aber wie sollte er das bunte Wirrwarr an Gefühlen, was gerade in seinem Innern tobte, auch nur verhindern? Er als der Held der Zeiten war alles andere als schwach und besaß auch die eine oder andere magische Fähigkeit, aber Gedankenlesen gehörte, zu seinem Pech grad, eher nicht dazu. Wie also hätte er ihre plötzliche, so nahe Anwesenheit vorhersehen sollen?

So nickte er nur wortlos, wagte es sich kein kleines bisschen zu rühren, während er zu sehen glaubte, wie sich ein erleichtertes Lächeln auf die zarten Lippen der jungen Frau schlich. Und auch im selben Augenblick viel ihm zum ersten Mal auf, wie müde und erschöpft sie eigentlich auf ihn wirkte.

Durch das hier herrschende, schwache Licht wirkte sie so sehr zerbrechlich, so unglaublich schutzbedürftig, dass es ihm leid tat. Diese Seite hatte er an der Prinzessin noch nie gesehen.

Doch dann bemerkte er zwei sanfte Hände, die in an seinen Schultern packten und versuchten in die Decken zudrücken und er ließ Zelda nur widerwillig diese Tat, begleitet von einer leisen Bitte, gewähren.

„Was war überhaupt geschehen? Wieso hast du in deinem Zustand rauszugehen versucht?“, hörte der junge Mann sie sagen.

„Ich… ich weiß es nicht genau.“, erklärte er, fasste sich dabei mit der rechten Hand an den Kopf und gewuschelte sein dunkelblondes Haar.

„Ich weiß nicht, was Traum und Wirklichkeit der letzten Stunden ist. Ich wollte nach dir suchen gehen, Zelda… Und ich glaube, das ist auch der einzige Teil, den sich meine Fantasie nicht zusammengesponnen hat.“
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