Fanfic: Schatten der Vergangenheit

Kapitel: Das Turnier

Das nächste Turnier fand in Russland statt, weshalb wir uns dort aufhielten. Unser Team - die Demolition Boys - waren hier die absoluten Stars und unangefochtenen Favoriten. Es gab niemanden der uns nicht kannte und egal wo wir hinkamen richteten sich die Augen der Passanten mit bewundernden Blicken auf uns. Denn unser Auftreten war elegant, unsere Taktik einzigartig und unsere Stärke überwältigend. Es gab niemanden, der es ernsthaft mit uns aufnehmen konnte, oder uns auch nur annähernd das Wasser reichen konnte. Deshalb sah ich diesem Turnier - wie jedem anderen zuvor schon - ziemlich zuversichtlich und doch auch gelangweilt entgegen.

Der nächste Kampf im Turnier stand an. Es standen sich die Bladebreakers und die Demolition Boys gegenüber. Als nächstes war Ray dran. Wer von ihren Gegnern kämpfen sollte, wussten sie noch nicht. Den nächsten Kampf für die Demolition Boys sollte ich bestreiten. Doch ich wollte es nicht und blieb im Gang stehen, bis ich von Tala, der direkt hinter mir stand und auf mich aufpassen sollte, einen Schubs bekam. Nein, ich hatte keine Angst vor dem Kampf. Nein…., es war eher die Angst meinen Bruder wieder zu sehen. Ich hatte ja gehört dass er ein sehr guter Blader geworden war. Doch es war das erste Mal, nach all den Jahren, dass ich ihn wiedersah. Sollte ich sauer auf ihn sein, weil er mich damals einfach zurückgelassen hatte? Konnte ich es denn überhaupt? Er war einfach gegangen, konnte aus diesem Alptraum, dieser schrecklichen Kindheit und dieser Organisation fliehen. Er hatte mich anscheinend vergessen. Jedenfalls machte es den Eindruck, denn er zeigte keinerlei Regungen als er mich sah. Mir ging so vieles durch den Kopf, bis ich dann endlich in der Arena angekommen war. Ich war eigentlich sehr gut darin meine Gefühle und alles zu verstecken. Aber dieses Mal schaffte ich es einfach nicht und es kostete mich sehr viel Mühe, bei dem Versuch, mich auf diesen Kampf zu konzentrieren.

Ich war wirklich sehr froh gewesen, dass ich nicht gegen meinen Bruder kämpfen musste. Aber ich konnte es nicht verhindern, während des Kampfes, immer wieder zu ihm rüber zu sehen. Er schien es zu meinem Glück nicht wirklich zu bemerken. Auch zu Boris sah ich einige Male hoch. Doch in meiner Miene war keinerlei Freundlichkeit zu sehen und in meinen Augen spiegelte sich purer hass. Ich merkte wie genau er mich beobachtete und nach jeder weiteren Minute die verging wurde er immer gereizter und dies konnte man ihm deutlich ansehen. Bis er dann auch schlussendlich etwas von sich gab. „Jetzt mach endlich.“ Es war wie immer kein freundlicher Ton aber das war man von ihm ja gewohnt. Auch unter den Fans breitete sich langsam, aber unaufhörlich – wie eine Flutwelle – die Verwunderung aus, was man an den vielen fragenden Blicken, die sie sich gegenseitig zuwarfen und dem wilden Gemurmel erkennen konnte, wobei man kein einziges Wort verstand, weil sie alle durcheinander redeten, was nicht zu überhören war. Doch die Verwunderung war nicht unberechtigt denn eigentlich dauerte es bei mir nicht sehr lange, bis ich einen Kampf beendet hatte.

Antworten wollte und vor allem konnte ich Boris einfach nicht, da ich eh nie gut auf ihn zu sprechen war würde nichts gutes dabei rauskommen. Doch ich fragte mich immer wieder wie man so naiv sein konnte. Es nicht zu verstehen es wahr doch offensichtlich das es alles nur eine Fassade, reines Getue war. Doch alle fielen auf seine miese Masche herein. Ich konnte es einfach nicht verstehen, es war einfach unbegreiflich für mich. Immerhin kannte ich sein wahres Gesicht und wusste wie er wirklich drauf war. Auch in mir wuchs der Zorn und ich spürte wie er sich weiter steigerte, wie bei einem Kochtopf voller Wasser, der kurz vor dem Siedepunkt war. Nichts desto trotz wollte ich mir es natürlich nicht anmerken lassen, was mich wahnsinnig viel Beherrschung kostete, weshalb mein Gesichtsausdruck doch leicht verzerrt wirkte, wegen meiner unterdrückten Wut. Allerdings wollte ich mir auch nicht gefallen lassen mich so von Boris anschnauzen zu lassen, auch ohne mich auf sein Niveau hinabzulassen, wollte ich ihm meine Meinung auftragen.

Ich wusste, dass es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wieder ein Nachspiel haben würde. Aber das war mir in dem Moment, wirklich völlig egal. Ich war wohl die einzige die nicht freiwillig in dieser Organisation war, aber auch die einzige die keine Change hatte dem Ganzen zu entfliehen. Ich ließ mir auch nicht alles gefallen, es reichte wirklich mal. Ich wollte das bisschen Freiheit, was ich hin und wieder mal hatte, einfach meine Ruhe haben und mich dann nicht auch noch anmachen lassen. Ihm passte das natürlich auch nicht. Aber damit musste er leben. Ich konnte sowieso machen was ich wollte, ich war wie ein Vogel in einem goldenen Käfig gefangen, hatte keine Chance zu fliehen, da ich ständig von jemandem bewacht wurde. Es war echt der Horror. Meinem Bruder war es gelungen, als kleines Kind zu fliehen. Und ich hatte immer gehofft, er würde eines Tages zurückkommen, um mich zu retten. Aber das tat er nie.

Ray versuchte schon eine ganze Zeit lang mich zu besiegen und obwohl ich nicht ganz bei der Sache war und mich nicht richtig konzentrieren konnte, war es ihm dennoch, welches ich auch dem Einsatz meines Bit-Beast zu verdanken hatte, nicht gelungen mich zu besiegen. Aber so langsam machte Phönix das Ganze nicht mehr mit und machte mir unmissverständlich klar, dass ich es endlich beenden sollte. Er holte mich zurück in die Realität, dann konzentrierte ich mich wieder auf den Kampf und nur kurze Zeit später hatte ich ihn besiegt. Sei Blade flog gradewegs aus der Arena an ihm vorbei und man konnte ihm seinen schockierten Blick ansehen. Danach schnappte ich mir meinen Blade und wollte mich umdrehen um die Arena wieder zu verlassen. Doch ohne einen Kommentar von der Seite, war es nicht möglich. „Na das wurde aber auch Zeit Aki“, kam es zornig von Boris. Ich antwortete ihm nicht darauf. Stattessen warf ich ihm nur einen bösen Blick zu und ging wortlos an Tala vorbei, der bei den anderen an der Seite stand und sich den Kampf angesehen hatte. Der nächste Kampf endete mit einem knappen Unentschieden für die Bladebreakers.

Ich lief ein bisschen durch die Gänge und versuchte mich ein wenig abzulenken und auch den anderen aus dem Weg zu gehen. Denn auf die hatte ich nun wirklich keine Lust. Unterwegs lief ich plötzlich den Bladebreakers über den Weg. Und als ich Kai bei ihnen sah, blieb ich wie erstarrt stehen und konnte mich nicht mehr bewegen. Ich wollte weglaufen, doch ich schaffte es nicht, mich zu rühren. Ich sah die ganze Zeit zu meinem Bruder. Mein Blick sprach Bände, doch ich brachte kein Wort heraus. Sollte ich ihm alle diese Sachen an den Kopf werfen? Warum er mich allein gelassen hatte? Ob er sich überhaupt noch an mich erinnert? Oder sollte ich es lassen? Nein, ich konnte es nicht tun. Aber ich schaffte es doch irgendwie nach ein paar Minuten, ein Flüstern heraus zu bekommen. „Kai…“ Auf einmal sahen sie alle zu mir rüber, blieben ebenfalls stehen und stoppten ihre unterhaltung.

"Kai? Kennst du sie?" fragte Tyson und sah dabei ziemlich konfus aus. Allerdings bekam er keine Antwort. Ich konnte meinen Blick nur schwer von meinem Bruder lösen, vor allem da ich das Gefühl nicht loswurde, dass er mich doch erkannte. Zumindest erweckte er den Eindruck, auch wenn er weiterhin schwieg und alles gesagte zu ignorieren schien. In diesem Moment - als er meinen Blick kurz erwiderte - fiel die ganze Fassade von mir ab. Ich fühlte mich schwach und in der Zeit zurückversetzt. Es war mir nicht mehr möglich das starke, gnadenlose Mädchen zu miemen, das in der Arena noch jeden ohne mit der Wimper zu zucken besiegte. Aber jetzt konnte man jede Emotion in meinen Augen ablesen, auch wenn mir das nicht ganz bewusst war. Meine Innereien verknoteten sich und mein Herz veranschlagte einen schnelleren Takt, ich war so naiv, denn ich ließ einen Hoffnungsschimmer in mir aufkeimen, den ich vor langer Zeit schon abgelegt hatte. Die Hoffnung, dass mein Bruder eines Tages doch noch zu mir zurückkehren würde, um mich zu retten. Das Schweigen drückte sich langsam auf die Stimmung der Gruppe nieder und ich stand immer noch mitten drin, wie angewurzelt, unfähig etwas zu sagen, oder zu tun. Jedoch war ich so gefangen in meinen eigenen Gedanken, dass ich nicht hörte wie sich jemand näherte und zuckte deshalb heftig zusammen, als ich die laute Stimme von Tala vernahm.

"Was machst du hier?" Er schien etwas genervt zu sein doch behielt die Fassung. Ruckartig fuhr ich herum, spürte dabei mein Herz bis zum Hals klopfen und hoffte dass er nichts davon merkte. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, ich fühlte mich ertappt und ballte meine Hände zu Fäusten, um meine Überraschung zu überspielen. Schnell setzte ich wieder einen emotionslosen Blick auf und verschanzte mich hinter meiner inneren Mauer. "Das geht dich gar nichts an." erwiderte ich deshalb genervt und blickte ihn dabei ziemlich kühl und herablassend an. "Wie auch immer ... Boris will dich sehen und zwar sofort." meinte Tala nur und zuckte mit den Schultern. Ich hatte es immer noch drauf, denn er hatte nichts gemerkt. "Tsss, ist mir doch egal ..." zischte ich zurück, setzte mich aber zeitgleich in Bewegung, da es mir doch nicht egal war, denn ich wusste genau, was passieren würde, wenn ich mich Boris wiedersetzen sollte. Innerlich war ich total aufgewühlt und verwirrt, konnte meine eigenen Gefühle nicht verstehen und wollte diese eigentlich am liebsten einfach abschalten. Nach außen hin gelang es mir jedoch meine übliche Fassade zu zeigen, so dass niemand wirklich wusste, was in mir vorging und worüber ich tatsächlich nachdachte.

Leider reagierte mein Körper alleine und instinktiv, ich konnte nicht verhindern, dass ich einen letzten Blick auf Kai warf, der aber
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