Im Schatten der Zukunft
Im Schatten der Zukunft III
Hallöchen~
hier folgt Kapitel 3. Ohne viele Worte diesmal: Viel Spaß! :)
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3. Kapitel - Im Schatten der Zukunft III
3 Kapitel – Im Schatten der Zukunft
Sie zuckte erschrocken zusammen, spürte, wie ihr Körper gleichzeitig zu erstarren schien, als sie völlig unerwartet die warme Empfindung einer Berührung auf der Haut ihrer linken Wange fühlte. Vor Überraschung hatte sie ihren rechten Arm, und das Schwert, welches sie in ihrer Hand hielt, ein wenig herabsinken lassen. Und für einen kurzen Augenblick hörte sie zu atmen auf.
„N-Noel?“, keuchte sie überrumpelt, konnte nicht glauben, nicht wirklich verarbeiten, was soeben geschah. Noch nie hatte ein Gegner, ein Mann es gewagt ihr so nah zu kommen.
Also was… was sollte das? Wieso war Noel ihr auf einmal so nah? Berührte sie?
Doch dann änderte sich der Kontakt zwischen ihr und dem jungen Jäger. Sie sah, wie der hoffende, leicht verlorene Ausdruck in den meeresblauen Augen ihres Gegenübers sich wandelte. Die für sie selbst fühlbare Spur von Angst, ebbte ein wenig ab, machte einen Funken aus Verwirrung und Unglauben Platz. Er haderte. Die Finger auf ihrer Haut fingen zu zittern an, lösten sich langsam wieder von ihr und Noels Atmung wurde bebend.
Der junge Mann vor ihr schloss unter einem schwachen Kopfschütteln kurz seine Augen, blinzelte danach noch ein paar Male verbissen, als würde er sich damit etwas von seinem Gewissen schütteln wollen, mit seinen Lidern und stieß einen hörbaren Atemstoß durch seine leicht geöffneten Lippen.
„Es… es…“, sprach er stotternd, irgendwie schwerfällig, und die junge Frau riss ratlos ihre Augen weit auseinander, ehe er seinen abgebrochenen Satz wieder aufnahm.
„Lightning… es tut mir leid…“
Erneut konnte die junge Frau ein Zusammenzucken ihres Körpers nicht verhindern, als die zittrigen Finger einer rauen, dennoch zärtlichen Kämpferhand ein weiteres Mal ihr Gesicht berührten, sanft streichelnd sich über ihre Haut bewegten. Ihr Ziel wissend, wanderten Noels Finger über ihre linke Wange, bis sie sich nach kurzem Zögern unter ihr Kinn schoben, es dennoch bestimmend anhoben. Ein Moment, der ihr so unerträglich lang vorkam, und trotzdem keine Chance auf eine Reaktion ihrerseits zu ließ.
Denn doch zu plötzlich war die Bewegung, so fest der Griff der Hand, die sie wehrlos näher an den jungen Mann zog. Und ihre Sinne, ihren Verstand willenlos in einen Zustand der Berauschung reißend, beugte Noel sich zu ihr vor, legte seine Lippen zaghaft auf die ihren. Ein Moment, der schneller vorbeiflog, als ein sanfter Windhauch, als sie über das hinaus bemerkte, wie der Griff der Finger des jungen Mannes um ihr Kinn sich stärkte, sein Körper verkrampfte und er mit einem Mal, den Kuss abbrechend, stumme Worte gegen ihre verschlossenen Lippen hauchte.
Ein überraschtes Keuchen stahl sich aus ihren Mund, als sich jedoch urplötzlich eine starke Hand um jene, in der sie noch immer das gesunkene Schwert hielt, schloss, Finger sich grob in ihr Handgelenk vergruben. Widerwillig lockerte sich ihr Griff und sie ließ ihre Waffe los.
Und ehe Lightning die Situation gänzlich verarbeiten konnte, sie verstand, was grad passierte, als Noel Kopf aus ihrer Nähe und auch das Gefühl der Warme an der Haut ihres Kinns verschwand, fühlte sie eine potenzielle Gefahrenquelle. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augenlidern, wich sie instinktiv einen Schritt zurück, spürte den Luftzug, der ihren rechten Arm streifte, nachdem die Klinge ihres eigenen Schwertes sie nur knapp verfehlte.
„Vergib mir, Lightning…“, hörte sie die tiefe Stimme des jungen Mannes flüstern, sah, wie er das tödliche Stahl in einem schwungvollen, horizontalen Bogen in die Höhe riss, nur um es direkt darauf auf sie wieder niederrasen zu lassen.
Eine Bewegung, in solch einer Geschwindigkeit, dass sie für ihre Augen fast kaum zu verfolgen war. Lediglich ihr Gespür für die Gefahr sagte ihr, was sie zu tun hatte, wie sie sich retten konnte. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich zur Seite werfen, fühlte den scharfen Windzug des Schwertes, der die morganitfarbenen Strähnen ihres langen Haares aufwirbelte und ihren Kopf streifte, während sie sich auf den staubigen und schmutzigen Steinboden mit ihrer Hand auffing, um sich auf ihren Arm sicher abzustützen. Nur um sofort blitzartig zurückzuschlagen, mit einen gekonnten und kraftvollen Tritt ihres linken, mit schwarzen Leder bestiefelten Beines, ihren Gegner unerwartet in die Magengegend zu treffen.
Ein kurzes Keuchen und Noel wurde von der Wucht des Angriffs durch die Luft geschleudert, gab einen schmerzhaften Aufschrei von sich, als er nach wenigen Metern mit seinen Rücken gegen hartes Mauergestein prallte. Der Griff um Lightnings Schwert lockerte sich in dem Moment des Aufpralls und fiel sofort mit einen klirrenden, schliddernden Geräusch zu Boden, weit entfernt von der Stelle, auf der der Körper des jungen Mannes krachte.
„Was fällt dir ein?“, rief sie aufgebracht, ganz untypisch zu ihrer eigentlichen, ruhigen Art und schritt mit einigen, schnellen Schritten auf den noch immer niederliegenden Jäger zu.
Aus jener Richtung drang ein ächzender, klagender Schmerzenslaut an ihre Ohren und die junge Frau sah, wie er schwach seinen Kopf anhob, furchtbar zu husten begann und grobkörnigen Staub aufscheuchte. Mühsam, mit gesenktem Kopf und einigen blondbrauen Haarsträhnen, die ihm wild vors Gesicht fielen, versuchte Noel sich auf seinen Ellenbogen wieder in die Höhe zu hieven.
„Mich einfach so aus dem Hinterhalt…“, brach es weiter aus ihr hinaus, wutentbrannt über Noels heimtückische List.
Sie spürte, wie die Wut heiß in ihr zu brodeln begann, lodernd durch jede Faser ihres Inneren ausbrach. Erzürnt ballte sie ihre Hände abermals zu harten Fäusten, während sie auf den zu ihren Füßen kauernden, jungen Mann herunter sah. Um sie zu töten, hatte Noel sich einer hinterhältigen List bedient. Sie hätte es voraussehen müssen, sein Vorhaben kommen sehen. Es war so offensichtlich, dass er, sobald sich auch nur die kleineste Gelegenheit dazu ihm bat, er sie sofort zu eliminieren versuchen würde. Sie war zutiefst erbost darüber, dass sie es erst soweit kommen lassen hatte.
„Du hast mich geküsst! Du hast es tatsächlich einfach so gewagt!“, wurde sie nun umso einiges lauter, stampfte, um sich nur ein kleines wenig Luft zu schaffen, sich irgendwie zu beruhigen, einige Schritte abwechselnd mit den Sohlen ihrer Stiefel auf.
„Was…?“, röchelte Noel darauf, trug eine Spur Fassungslosigkeit in seiner Stimme mit und seine Schultern bebten unter einen weiteren, unverhofften Hustenanfall, den der in der Luft tanzende Staub aus ihm kitzelte.
„Es hatte nicht viel gefehlt, und es wäre mir gelungen dich zu töten. Doch du…“, lachte er verdutzt und schüttelte ungläubig seinen Kopf, während er sich mit seiner rechten Hand an dem kalten Mauergestein auf die Beine zuziehen versuchte.
„Doch du regst dich am meisten darüber auf, dass ich dich geküsst habe? Du bist unfassbar, Lightning.“
Diese Worte sollte der junge Jäger jedoch sofort wieder bereuen. Vor Rage - weniger vor Zorn über seine Worte, sondern den Hass auf sie selbst - schoss Lightning nach vorne, fand mit den Fingern ihrer linken Hand ein Stück des dunkelblauen Stoffs, an welchen sie Noel in die Höhe zog, ihn am Kragen seines Oberteils hielt. Und der Schlag, der ihn darauf mit aller Kraft gegen seine linke Gesichtshälfte traf, trug seinen Klang schwach in den Schatten der Gasse nach.
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Gequält stöhnte der junge Mann auf, als die Wucht des Hiebs ihn mit seinen Hinterkopf grob gegen das harte Gestein der Mauer hinter sich stieß, ihn alle Sinne vernebelte und schwarze Punkte vor seinen Augen zu einen dünnen Schattenschleier werden ließ.
„Egal…“, hörte er Lightning dann schwach seufzen, konnte fühlen, wie das wütende Zittern, welches von dem Körper der jungen Frau ausging und durch den eisernen Griff, mit welchen sie ihn noch immer am Stoff seines Oberteils in die Luft hielt, auch auf ihn überging, sich ein wenig beruhigte.
„Du hast verloren, Noel.“
Noel schüttelte kaum merklich seinen Kopf, stieß einen untergehenden, leisen Laut aus, als dieser ihn dafür mit einem sofortigen, stärker pochenden Schmerz bestrafte. Nein, er durfte nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht nach all der Zeit. Und doch fühlte er sich schwach, spürte, wie das lähmende Gefühl aus Verzweiflung und Hilflosigkeit, das ihn so oft schon durch sein Leben begleitete, einmal mehr ergriff. Er konnte sich nicht länger dagegen wehren, es nicht mehr länger verbergen und fühlte sich ohnmächtig. Er biss sich hart auf seine Unterlippe.
Er war mal wieder dabei, alles falsch zu machen, war nicht stark genug, um ihr Versprechen, was er und Yul sich vor so langer Zeit gaben, einzuhalten. Der junge Jäger konnte ihre Zukunft nicht beschützen und sie vor der Grausamkeit des Schicksals bewahren. Konnte es schon damals nicht. Wie konnte er sich all die Zeit einreden, dass es jetzt anders sein würde? Dass er Lightning besiegen konnte? Jeden Menschen, der ihm etwas bedeutete, hatte er sterben lassen. Vielleicht war es also sogar das Beste, dass diese Welt ihn vergessen würde. Dass er starb und es keine Hoffnung für seine Seele gab.
Und wenn er schon sterben musste, wieso nicht durch Lightnings Hand? Ja, warum sollte nicht sie es sein, die ihn dem Kuss des Todes vorwarf? Er war verantwortlich für den Tod so vieler Menschen und für jedes Leben, das noch erlöschen würde, als er das Chaos in dieser Welt entfachte. Er war über fünfhundert Jahre in der Zeit gereist, bevor er hier ankam und nun sind es weitere fünf Jahre her, seit dem Zeitpunkt, an dem auch diese Welt hier zu sterben begann. Noel hätte nie gedacht, dass Lightning nach all der Zeit