A wonderful Time

Christmas Special

A wonderful Time

Ich saß am Fenster und starrte hinaus. Es war kurz nach der Überführung Kiras, an Weihnachten. „Schnee…“, murmelte ich und es löste etwas in mir aus. War das vielleicht Einsamkeit, die ich spürte? Aber wieso? Ich erinnerte mich an meinen ersten Weihnachtsabend in Wammy’s. Schöne Erinnerungen…

Ich war gerade einmal 6 Jahre alt und erst ein paar Monate im Waisenhaus, hatte mich auch noch nicht an die ganze Situation gewöhnt gehabt. Es fiel mir schwer mit dem Tod meiner Eltern umzugehen und die Kinder hier machten das auch nicht einfacher. Sie wirkten alle so fröhlich…Als ob sie nicht darunter leiden würden, allein zu sein, oder ist das ihre Weise, die Leere in ihrem Herzen zu füllen? Ich verstand es einfach nicht. Der Einzige, dem es scheinbar genau so ging, wie mir, war ein Blondschopf, den alle Mello nannten und war gerade einmal ein Jahr älter als ich. Er schottete sich zwar nicht so ab aber immer wenn ich ihn allein sah, wirkte er so traurig. Ganz besonders heute konnte er das nur schlecht verbergen. Vielleicht, weil morgen Weihnachten war? Ich hatte keine Ahnung. Ich ging in die Bibliothek, das war der einzige Ort, wo ich immer meine Ruhe hatte, und las ein paar Bücher. Aber meine Gedanken wanderten immer wieder zu Mello. Er tat mir Leid, sehr sogar. //Er hat bestimmt viel durch machen müssen…//, dachte ich mir, während ich ein Buch über Drogen aufschlug. Drogen hatten meine Mutter dahingerafft, aber damit musste mich Irgendwann sowieso auseinandersetzen. „Was liest du da?“, fragte mich jemand. Es war Linda, ein braunhaariges Mädchen, genauso alt wie Mello und ziemlich aufgeweckt. Sie war zu Jedem freundlich und hilfsbereit und schien schon eine Weile hier zu leben. Ich schlug das Buch, mit eingemerkter Seite, zu, sodass sie den Titel lesen konnte. „Das hatte Mello letztens auch in der Hand. Ihr würdet euch sicherlich gut verstehen, wenn du mit ihm reden würdest.“ Mir war das eigentlich ziemlich egal, ich gab nichts auf die Meinung Anderer. Ich stand auf und stellte das Buch zurück ins Regal. „Was ist denn los?“, fragte sie mich noch, sie klang irgendwie besorgt. „Nichts.“, murmelte ich. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und ging aus dem Raum. Irgendwas…Ich musste mich mit irgendwas beschäftigen. Nervös spielte ich mit meinen Haaren und ging auf mein Zimmer, setzte mich auf den Sims meines Fensters, nach draußen sehend. „Schnee…“ ich schmunzelte, lehnte die Stirn gegen die Scheibe und nickte wenig später ein.

„Hey, Kleiner, ich hab dich was gefragt.“ Ich schrak hoch und sah in die Augen des Blondschopfs und merkte dabei dass ich auf dem Boden gelegen hatte. Davon hätte ich doch aufwachen müssen! Und kalt war mir außerdem. „kommst du nun zum Abendessen oder nicht?“ ich nickte nur stumm. Sein Ton war auf angenehme Art herrisch. Als er aus dem Zimmer ging, folgte ich ihm einfach. Irgendwas hatte er an sich, irgendetwas, was mich beruhigte. Auch später saßen wir beisammen, schwiegen uns allerdings an. Es war aber nicht unangenehm, es gab einem Ruhe inmitten der Aufregung. Alle freuten sich schon auf ihre Geschenke und den morgigen Tag. Es wurden Weihnachtslieder angestimmt, Mello und ich sahen ihnen schweigend zu, bis ein schwarzhaariger, großer Junge eintrat. Wenn ich die Gesichter der Anderen deuten hätte müssen, hätte ich wohl gesagt, dass diese Bewunderung ausstrahlten. Ich hatte aber keine Ahnung wer das war. „ Das ist L. Er ist vor einem Jahr aus Wammy’s ausgezogen.“, erklärte mir Mello. Ich nickte. Auch in seiner Stimme lag Bewunderung. „Was hat er denn so tolles gemacht, dass ihr alle staunt?“ „Das weißt du nicht?“ Mello sah mich entsetzt an. „Er ist ein Genie! Und ein super toller Detektiv. Alle wollen sein Nachfolger werden.“ „Sein Nachfolger? Wozu?“ „Damit die Welt nicht in Chaos stürzt. Er ist schon jetzt sehr wichtig geworden.“ Ich nickte bestätigend. Diese Bewunderung verstand ich nicht. Mello lief zu den anderen Kindern, stimmte mit ein und spielte danach auch ein Stück auf dem Klavier vor. Insgesamt war es ein schöner Abend, bis wir dann ins Bett mussten. Ich lag noch stundenlang wach, bis ich mich entschloss, mich raus zu schleichen und den Schnee und den Mond zu genießen. Ich ging durch den Baumstreifen und setzte mich an den Hang des Berges, zumindest wollte ich das. L saß dort, hatte mich aber anscheinend schon bemerkt. Zuerst dachte ich er wäre sauer, aber er winkte mich zu sich. Wir saßen eine Weile so nebeneinander da, in die Ferne blickend, bis L das Wort erhob: „Du bist der neue, stimmt‘s?“ Ich nickte stumm. „Lass‘ dich vom Stress der Anderen nicht mitreißen. Das ist totaler Schwachsinn.“ Ich grinste. Das war mir längst bewusst. „lass uns rein gehen, dir muss kalt sein und es gibt noch einen Baum, der geschmückt werden will.“ Ich nickte. Er war ja ganz okay, nicht abgehoben, gar nichts. Ich folgte ihm zurück in den Saal. Roger sah erst ziemlich säuerlich aus, aber L erzählte ihm irgendetwas, vermutlich eine Lüge, denn Roger lächelte verständnisvoll. „Na dann komm mal mit, du bist Mello bestimmt eine große Hilfe.“ Ich hatte nie den Eindruck gehabt, dass Mello mich sonderlich leiden konnte, aber irgendwie verstanden wir uns doch ganz gut. Es machte sogar Spaß so zusammen zu arbeiten. Aber leider hat sich das in den vielen Jahren später immer mehr verloren unter dem Jahr, doch so lange wir gemeinsam in Wammy’s waren, schmückten wir jedes mal am 23. Dezember den Weihnachtsbaum in friedlicher Einheit,

Die Gewissheit, dass Mello nun nicht mehr am Leben war, war seltsam. Ja, ich glaube, dass ich mich ohne ihn wirklich einsam fühle. Mello, wir haben so viel durchgestanden, wir haben gestritten, gelacht, geschwiegen und letztendlich hast du mir dazu verholfen Kira zu überführen und bist dabei gestorben. Ich wünschte, du wärst heute bei mir.
Ich lehne meine Stirn wie damals an die Fensterscheibe.

– Merry Christmas, Mello -
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