Fanfic: Max in Love
Kapitel: The dark Knight
Eine graue Gestalt schlich sich im Schutze der Dunkelheit ins Krankenhaus. Es war ein Junge, der sich mit Leichtigkeit nun auch an dem Schwesternzimmer vorbei schlich. Die Krankenschwestern in der Nachtschicht waren viel zu beschäftigt damit sich zu unterhalten also hätten sie ihn nicht mal gesehen, wenn er aufrecht an dem Zimmer vorbei gelaufen wäre. Er bog in einen der Gänge ein und war schnell an seinem Ziel angekommen.
Der Junge öffnete die Tür ohne zu klopfen und ging ins Zimmer seiner Freundin.
Er hatte keine Ahnung, was passiert war. Aber er wusste, dass es schlimm sein musste. Woher er das wusste? Nun, sie hatte ihm mitten in der Nacht eine SMS geschickt. Ihm und nicht Hilary oder Ray. Und auch nicht ihrem großen Bruder. Also war er ihrer Meinung nach der Einzige, den sie jetzt in ihrer Nähe haben wollte. Sie hatte nur ein einziges Wort geschrieben. „темнота́“ Und genau das war es, was dem Grauhaarigen Sorgen machte. Sie hatte noch nie in russisch geschrieben, er wusste nicht mal, dass sie Russisch konnte.
Es war dunkel im Zimmer, nicht einmal ein kleiner Lichtschein von draußen drang ins Zimmer ein. Er war erst einmal hier gewesen und damals war er auch nicht besonders lang geblieben. Aber er erinnerte sich trotzdem noch wo das Bett stand. Schnell ging er auf das Bett zu, seine Augen gewöhnten sich nun an die Dunkelheit und er konnte Ihre Umrisse erkennen. Leena lag zusammengekauert und auf der Seite liegend im Bett. Sie bewegte sich kaum und er hatte mühe, ihre Atembewegungen wahrzunehmen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihm breit und er setzte sich zu ihr auf das Bett. Sanft rüttelte er sie wach.
„Kai?“ flüsterte Leena kaum hörbar. „Ich bin hier!“ antwortete er ihr und half ihr dabei sich aufzurichten. Es fiel ihr sichtlich schwer ihren Körper aufrecht zu halten und sie war erleichtert, als Kai ihren Kopf an seine Brust legte und sie fest in den Arm nahm. „Was ist passiert?“ fragte er knapp und nachdem Leena ihm alles unter Tränen erzählt hatte verstand er, warum sie niemanden außer ihn sehen wollte.
Eigentlich konnte Kai mit diesem ganzen Gefühlskram nichts anfangen und es war ihm auch immer egal gewesen wer mit wem und warum zusammen war oder auch nicht. Aber Leena war für ihn wie eine kleine Schwester. Sie wusste vieles über ihn, was seine Teamkollegen nicht wussten und andersherum. Sie vertrauten sich bedingungslos und Leena wusste genau, in welchen Situationen man ihn lieber in ruhe lassen sollte und sorgte oft dafür, dass ihn dann niemand nervte. Kai wurde wütend und presste ein „Feigling“ heraus. Max war in seinen Augen genau das. Ein Feigling. Jeder wusste, dass er in Leena verliebt war und doch traute er sich nicht es ihr zu gestehen. Ganz im Gegenteil, er versteckte sich lieber hinter seiner Lüge und nahm in Kauf, dass Leena verletzt wurde. Selbst wenn es ein Versehen war, so machte es Kai wütend. Leena hatte ihm mal erzählt, dass sie das erste Mal, als sie verliebt war, von diesem Jungen ausgenutzt und belogen wurde. Sie würde es also nicht verkraften, wieder so enttäuscht zu werden. Und nun würde sie wohl nie wieder einem Jungen ihre Liebe gestehen wollen.
Kai versuchte gar nicht auf Leena einzureden. Es hatte keinen Zweck ihr jetzt gut zuzureden. Nur wenn sie anfing sich selbst die Schuld zu geben griff er ein und wies sie mit Worten sanft zurecht.
Als Kai sicher war, dass er seine Wut komplett im Griff hatte nahm er Leenas Handy in die Hand und sah auf dem Display, dass Max versucht hatte sie 30 Mal anzurufen. //Vielleicht ist er doch nicht so feige.// Dachte Kai sich dabei und wurde gleich eines besseren belehrt als er die einzige SMS las, die Max geschrieben hatte als er merkte, dass Leena seine Anrufe ignorierte. „Vergib mir bitte. Ich habe kein Problem mit dir. Aber mein Problem hat mit dir zu tun. Ich kann aber jetzt noch nicht darüber reden. Sorry“ //Also doch ein Feigling!// Wütend schrieb er eine Antwort. „Morgen um sechs am Trainingsplatz!“ Kai schrieb seinen Namen bewusst nicht drunter. Er wollte mit ihm reden und ihm noch eine Chance geben. Leena bemerkte gar nicht, dass sich Kai an ihrem Handy zu schaffen machte. Sie merkte überhaupt gar nichts mehr. Nur Schmerz und Trauer erfüllte ihre Gedanken. Geistesabwesend bedankte sie sich bei Kai, der , obwohl sie ihn nicht darum gebeten hatte, mitten in der Nacht zu ihr kam. Er war ihr einziger Lichtblick in dieser dunklen Nacht.
Die Sonne ging langsam auf und erhellte den Raum. Kai saß immer noch auf dem Bett und hielt Leena in den Armen. Sie schlief, atmete jedoch schwer. Auf den Gängen konnte man die Schritte der vorbeilaufenden Schwestern hören und dann vernahm Kai ein Klopfen an der Tür.
Ein alter Mann mit Brille und weißem Kittel trat ein und musterte Kai gründlich. Der grauhaarige Junge sah den Professor finster an und war sich sicher, auf keinen Fall das Zimmer zu verlassen, egal was der Arzt zu ihm sagen würde. Doch der Professor lächelte erleichtert und begann das Gespräch. „Guten Morgen junger Mann. Gestern kam Miss Floyd sehr verstört von ihrem Spaziergang zurück und wollte keinen Besuch mehr. Sie reagierte danach auf keinen unserer Mitarbeiter mehr und ich kam ins grübeln. Ich könnte ihnen jetzt mit hoch wissenschaftlichen Theorien kommen, aber aus meiner Erfahrung als Vater von zwei erwachsenen Töchtern heraus gehe ich richtig in der Annahme das Miss Floyd an Liebeskummer leidet?“ Sein Blick ruhte nun auf Kai der ihm zunickte und „Der Blonde“ sagte. Zum Fenster gehen sagte der Arzt nun: „Da hatte der Buschfunk mal wieder recht. Weist du“ er drehte sich wieder zu Kai um. „Die Schwestern tuschelten schon darüber weil er jeden Tag herkommt. Junge Liebespaare interessieren sie immer sehr.“ Kai schwieg. Er war nicht in der Stimmung um mit dem alten Mann zu plaudern. „Junger Mann, ich bin sehr froh, dass Sie ihr zur Seite stehen. Ich möchte Sie um etwas bitten. Die Eltern des jungen Fräuleins haben noch keine Anstalten gemacht sie zu besuchen. Und Ihr Bruder ist meines Wissens nach wieder im Ausland. Sie wird Donnerstag Vormittag entlassen. Können Sie sie abholen?“ Der Professor sah Kai ernst an und dieser nickte. Kai wunderte sich über das Vertrauen des Arztes und fragte: „Warum erzählen Sie mir das? Ich bin nicht ihr Bruder oder sonst ein Verwandter.“ Der Professor lachte und gab als Antwort: „Ich arbeite hier schon lange genug um zu wissen, dass man nicht immer verwand sein muss um eine Familie zu sein. Wenn Sie es einrichten können wäre es schön, wenn sie Mittwoch Abend zu mir kommen, ich würde dann gerne mit ihnen den weiteren medizinischen Werdegang besprechen. Und passen Sie auf ihre Schulter auf.“ Mit diesen Worten trat er aus dem Zimmer und schloss die Tür. Kai konnte noch hören, wie er lachte und „Noch ein Mal jung sein“ sagte. Dann wurde es wieder still. Leena schlief noch eine ganze Weile und wachte erst am späten Vormittag auf. Kai beschloss über das Gespräch kein Wort zu verlieren. Er blieb den ganzen Tag und als es halb sechs war verschwand er mit den Worten „Ich hab noch etwas zu erledigen, bis später.“
Leena war immer noch wie benommen, jedoch beschloss sie, sich zusammen zu reißen, stand auf und ging duschen.