Fanfic: Tödliches Wiedersehen (Beyblade)-I.

den Hof, belagerten den Bus und die fünf Blader. Aussteigen unmöglich.

Doch dann klatschte jemand fest in die Hände und der Tumult verstummte. „Kinder, Kinder! Lasst unsere Gäste doch erst einmal ankommen! Los, weg, na macht Platz!“ Eine schlanke, groß gewachsene Frau mit schwarzem Haar kämpfte sich zu den Neuankömmlingen durch. Sie steckte in einem legeren, kurzen T-Shirt und einer hellen, recht engen Jeans, die an Knie und Oberschenkel einige Risse aufwies. Ihr Haar wurde von einem hellen Kopftuch im Zaum gehalten.

Cheetah drängte sich von hinten an die Vier heran und sagte leise zu Ray, der ihr am nächsten stand: „Das ist die Direktorin!“, woraufhin etwas überraschte Blicke in die Richtung der jungen Frau fielen. Sie sah ja nach allem aus, aber nicht nach einer Schuldirektorin. In Rays Kopf projizierten sich derweil kleine Traumwelten. Schief lächelnd, mit Schlafblick betrachtete er die junge Frau, während sie sich vor seinem geistigen Auge in einen Engel verwandelte, ihre weißen Schwingen ausbreitete und mit mildem Lächeln die Hand nach ihm ausstreckte. In diesem Moment rempelte ihn Kai an und bedachte ihn mit einem Blick, der zwischen Ärger und Amüsement schwankte.

Die junge Frau war anscheinend wirklich die Direktorin, denn sie rief: „Also los Kinder, alle wieder in die Klassen und zu den Arenen! Wo gibt’s denn sowas? Einfach mitten in der Stunde raus rennen!“ Murrend verzog sich die wilde Meute langsam wieder in die Gebäude.

„Hey Chris, hast du meine Klasse gesehen?“, schallte es plötzlich vom Turm her über den Hof. Eine Gruppe Kinder hatte sich gelöst und wanderte lustlos auf den Turm zu, an wessen Tür ein großer, schwarzhaariger Kerl mit breiten Schultern und frechem Grinsen stand. Die Angesprochene drehte sich um und erwiderte: „Kannst du deine Klasse nicht ein Mal zusammen halten?!“ Sie lachte. Es war ja offensichtlich, dass es keinem der Lehrer besser gelungen war.

Kenny hatte den Mann derweil eine ganze Zeit lang angestarrt und der Typ starrte nun zurück. Mit einem Mal entfuhr ihnen unisono der Name des jeweils anderen: „Kenny!“ - „Tyson!“

Tyson ließ die Kinder am Turm links liegen und rannte auf den Bus zu. Er begrüßte Kenny mit einer freundschaftlichen Umarmung, dann hieß er auch Ray, Max und Kai herzlich willkommen, die ihn natürlich auch längst erkannt hatten. „Mensch Leute, was macht ihr denn hier?“, wollte er perplex wissen. Ray erwiderte schulterzuckend: „Naja, wir waren zufällig alle auf der Insel und dachten uns, suchen wir mal unseren alten Kumpel. Der muss ja hier irgendwo wohnen!“

„Hey Kai, wo ist denn deine Kriegsbemalung geblieben?“, stichelte der Ex-Weltmeister gleich drauf los. Gemeinter ignorierte ihn gekonnt, woraufhin Tyson sein nächstes Opfer fand. „Ray, du hast dich kaum verändert.“, und er schnappte sich den langen Zopf, der zwar nicht mehr ganz so lang wie vor zehn Jahren war, aber immer noch bis Mitte Rücken reichte.

Mit einem Räuspern machte nun die junge Frau namens Chris wieder auf sich aufmerksam. „Würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, wer die Herren sind?“, fragte sie und peilte Tyson mit zusammengekniffenen Augen an.

„Äh ja, das ist mein altes Beyblade-Team. Du weißt schon, ich hab dir davon erzählt. Die Bladebreakers. Wir waren Weltmeister, das müsstest du doch wissen! Aber ich wird’s dir auch gerne noch mal erzählen!“, antwortete er und feixte. Sie hielt ihn immer noch mit ihrem Blick gefangen. „Du,“, sie spießte ihm den Zeigefinger in die Brust, „wirst jetzt erst mal das tun, wofür ich dich bezahle. Weltmeister hin oder her, du hast Unterricht!“, und sie wies auf die offene Tür des Turms, an der die Kinder noch immer etwas unschlüssig herum standen.

Tyson hob abwehrend die Hände. „Schon gut, aber tu mir den Gefallen und gib meinen Freunden wenigstens Zimmer.“, und an Kai & Co. gewandt, sagte er: „Tut mir Leid, die Pflicht ruft, aber wir sehen uns!“ Den letzten Teil rief er schon im Laufen, dann scheuchte er die Kinder in den Turm und schloss die Tür.

Etwas überrascht starrten seine Freunde ihm nach. Ray fragte: „Tyson und Lehrer? Das ist doch ein Widerspruch in sich.“ Chris lachte und schenkte ihm einen Blick, der sein Herz schneller schlagen ließ. „Stimmt, zumindest, wenn man ihn sich in einem normalen Schulfach vorstellt. Aber als Beyblade-Lehrer ist er einfach perfekt und die Kinder lieben ihn, weil er sich selbst meistens aufführt wie ein halbes Kind.“ Sie lachte wieder.

„Nicht schlecht. Das hätte ich nun als Letztes von ihm erwartet. Unser dauerhaft ehrgeiziger Tyson, der selber immer mehr lernen wollte, lehrt jetzt.“, stellte Kenny fest. Chris wies schließlich auf die Eingangstür: „Kommt mit. Freunde von Tyson sind natürlich auch meine Freunde und unsere Gäste.“ Sie führte sie durch lange, mit alten Rüstungen flankierten Gänge. Die vier Blader folgten ihr und sahen sich beeindruckt um. In Vitrinen an den Wänden standen Pokale aller Größen und für alle möglichen Sportarten. Es waren auch einige dabei, die für gewonnene Beyblade-Turniere verliehen worden waren. Ray hatte sich sofort in Chris Windschatten gehängt und unterhielt sie mit den vielen kleinen Pannen, mit denen ihre Reise hierher gespickt war. Die anderen verfolgten seine Bemühungen – und es war kaum zu verkennen, was er im Schilde führte – mit wachsender Belustigung.

Chris führte ihre Gäste in den Nordflügel der Burg. „Hier seid ihr weit genug entfernt von den Zimmern der Schüler, um einigermaßen Ruhe zu haben.“, erklärte sie, „Ich und ein paar Lehrer leben auch in diesem Flügel.“ Sie trat an eine große Tür und zerrte einen Schlüsselbund aus einer ihrer Hosentaschen. Wie das riesige Ding darin Platz gefunden hatte, würde wohl ein Rätsel bleiben. Kraftvoll drehte sie einen Eisenschlüssel im Schloss und stemmte die schwere Holztür auf. Ray, ganz Kavalier, nahm ihr diesen Kraftakt jedoch sofort ab.

Sie traten in einen großen, mit Parkett ausgelegten Saal. An den Wänden hingen zwischen Gobelins große Gemälde und die Decke war kunstvoll vertäfelt und verziert. In der Mitte hing ein großer Kronleuchter mit Kerzen über einem massiven Holztisch, der auf Löwenpranken stand. Die Stühle hatten eben solche Füße und waren mit dunklem Wildleder bezogen. Die Tischplatte zeigte eine Jagdszene der Burggesellschaft und glänzte wie frisch poliert.

Chris grinste angesichts der staunenden Gesichter. „Das ist der Rittersaal. Ich halte ihn vor den Kindern unter Verschluss, sonst würde er wohl nicht so gut aussehen. Außerdem ist er die Einzige Verbindung in den nördlichen Flügel. Kommt jetzt, ich zeig euch die Gästezimmer.“ Sie bogen nach links ab und durchquerten den Saal schräg. Durch eine weitere, kleinere Flügeltür kamen sie in einen, mit feinem Teppich ausgelegten Gang. Links befanden sich im Abstand von jeweils einem Meter, bodentiefe Fenster, die hinaus auf die Hügel wiesen. Rechts gingen weitere Türen ab.

Chris war stehen geblieben und fischelte an ihrem Schlüsselbund herum. Schließlich nahm sie vier Schlüssel in die Hand und benutzte gleich einen davon, um die erste Tür zu öffnen. Sie traten in ein gemütliches Zimmer mit Kommode, Bett und Tisch. Rechts war die Tür zum Bad, links die in einen zweiten Raum. Hier stand ein Sofa, ein weiterer Tisch, ein Fernseher und auf die vier Ecken verteilt hochbeinige Leuchter mit je vier langen Kerzen.

Chris meinte: „So bitte schön. Hier sind die Schlüssel, fühlt euch ganz wie zu Hause. Eure Zimmer sind durch Wandtüren verbunden.“ Sie zeigte auf eine Stelle in der Wandvertäfelung, die bei näherer Betrachtung die Form einer Tür hatte. Die junge Frau erklärte weiter: „Essen gibt es für die Kinder von 6 bis 7, dann von 12 bis 13 und von 18 bis 19 Uhr. Die Lehrer bekommen ihr Essen im Rittersaal kurz vor den Kindern. Da könnt ihr euch dazu gesellen. Über die Ruhezeiten muss ich euch ja nicht aufklären, aber es wäre schön, wenn ab 21 Uhr nur noch leise durch die anderen Flügel spaziert wird.“ Sie grinste.

Die Vier nickten. Chris klatschte freudig in die Hände. „Gut! Dann geh ich erst mal wieder zu meiner Klasse, denn die macht sicher gerade ein Fass auf! Wir sehen uns.“, und damit verschwand sie.

Die Vier Blader teilten sich auf die Vier Zimmer auf. Die Zwischentüren ließen sie erst einmal sperrangelweit offen, damit sie sich unterhalten konnten, den schließlich hatten auch sie sich erst vor nicht einmal 24 Stunden wieder getroffen. Ray hängte sich jedoch erst einmal ans Telefon, denn das Gepäck der Vier war noch immer am Bahnhof von Inverness und es sollte von jemandem gebracht werden.

Max hatte sich inzwischen dem zeitaufwendigen Unterfangen: Nagel Kai ein Gespräch ans Knie, gewidmet. Er lehnte lässig im Türrahmen der Zwischentür von seinem und Kais Zimmer und fragte: „Und Kai, wie lief es so all die Jahre? Man hörte ja nur mal bruchstückhaft was darüber in den Sportnachrichten.“

Kai lag rücklings auf seinem Bett und starrte – na was? Natürlich! – die Decke an. Doch er antwortete. „Ich war mal hier, mal da. Zuletzt wie gesagt bei den Eurovision Masters.“ Max grinste. „Und?“ Natürlich kannte er die Antwort, aber er wollte das Gespräch aufrecht erhalten. Kai lächelte verstohlen. „Na was, und? Das waren kleine Fische. Seid die „Majestics“ nicht mehr aktiv sind, lahmt das Bladen in Europa.“ Max stutzte. Das war neu. „Die „Majestics“ und nicht mehr aktiv? Wieso das?“ Kai zuckte mit den Schultern und setzte sich auf. „Keine Ahnung. Ich habe es auch erst auf diesem Championat erfahren und wirklichen Nachwuchs gibt es nicht so richtig.“ Sein blondes Gegenüber zog eine Augenbraue hoch. „Hm, so groß der Erfolg des Bladens war, so
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