Fanfic: Geliebter Dämon
Kapitel: neue Erkenntnisse
WEiter gehts:
Mit einem großen Sprung und einem lauten „Kyaa!“ betrat Rijan den Lagerplatz. Es dauerte keine Sekunde bis sie vollkommen erstarrte und schließlich in ein hysterisches Lachen ausbrach. Natürlich, wie hatte sie so dumm sein können.
Rijan steckte ihr Schwert weg und betrachtete den verlassenen Lagerplatz. Kein Feuer brannte mehr und auch ansonsten wies nichts auf die Anwesenheit von Menschen oder besser gesagt Dämonen hin.
Langsam schüttelte sie ihren Kopf und setzte sich mit ihren frisch gewaschenen Kleidern auf den dreckigen Boden. Gedankenverloren starrte sie auf das längst erloschene Feuer. Sie strich mit ihren Fingern durch die Asche und dachte über ihre Situation nach. Vermutlich sollte sie ihnen gleich hinterherlaufen. Doch sah man einmal davon ab, dass Rijan selbstverständlich keine Ahnung hatte, wo genau Sesshoumaru hingegangen war, hielt sie noch etwas Weiteres davon ab. Ein lauter Fluch kam aus ihrem Mund. Verdammt, warum fing sie nun schon wieder an zu zweifeln. Eine Nacht in seiner Gegenwart und all ihre schön zu Recht gelegten Pläne waren zunichte. Sie sollte nicht so zimperlich sein. Sesshoumaru hatte seine Ansichten über die Menschen sehr deutlich vertreten. Es scherte ihn nicht, was aus ihnen wurde. Es hatte ihn schließlich auch nicht geschert, was aus ihr geworden war. Rijan seufzte frustriert. Fein, er hatte nach ihr gesucht, aber dennoch hatte er nicht sehen können, was in ihr vorgegangen war. Verflucht noch mal, sie war ein 13-jähriges Mädchen gewesen. Er hätte sehen müssen, dass sie vollkommen verängstigt und einsam gewesen war. Bitterkeit erwachte in ihr. Vermutlich hatte er es auch erkannt. Seines Erachtens waren Menschen ja simple Persönlichkeiten, die er ohne weiteres durchschauen konnte. Und das ließ doch nur einen Schluss zu. Es hatte ihn nicht weiter gekümmert, was aus ihr werden würde. Es war ihm im Grunde genommen vollkommen egal gewesen.
Rijan stand auf und begann die Spuren zu verwischen. Sie tat es schon aus reiner Gewohnheit. Schließlich sah sie sich um und versuchte herauszufinden, wohin sie nun gehen sollte. Es war im Grunde genommen auch vollkommen egal. Im Moment jedenfalls hatte sich Sesshoumaru ihrem Machtbereich entzogen. Rijan stieß ein trockenes Lachen aus. Machtbereich? Welche Macht besaß sie schon groß. Er hatte vollkommen Recht gehabt. Mein Gott wie naiv sie doch gewesen war. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben ihn einfach zu töten, doch sie hatte diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Sicher, er war schneller als sie, doch der Überraschungsmoment wäre auf ihrer Seite gewesen. Dessen war sie sich sehr sicher. Er hätte niemals angenommen, dass sie ihn hätte umbringen können. Sollte es noch einmal so weit kommen, würde sie nicht so zimperlich sein. Jetzt waren die Fronten geklärt. Ihre Gewissensbisse waren bisher nur davon gekommen, dass sie daran geglaubt hatte, doch noch etwas Gutes in ihm zu finden. Er hatte diese Chance erhalten und nichts daraus gemacht. Das war sein Pech. Sie war damit fein aus dem Schneider. Ein Dämon blieb eben doch ein Dämon.
Sie ging schnellen Schrittes durch den Wald. Fürs erste brauchte sie erst einmal eine Aufgabe. Es wurde Zeit wieder ihrer Arbeit nachzugehen. Es konnte nicht schaden, wenn sie ihre Fertigkeiten im Vernichten von Dämonen weitertrainierte. Sie erreichte recht bald ein kleines Dorf. Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie dort eintraf. Geschäftiges Treiben bestimmte das Leben der Menschen. Man begrüßte sie freundlich. Niemand brachte ihre Misstrauen entgegen. Nun, immerhin trug sie die Uniform einer Dämonenjägerin. Das öffnete ihr so ziemlich alle Türen.
Sie grüßte freundlich und lächelte einige Kinder an, die ihre Waffen fasziniert bestaunten. Recht bald erschien das Oberhaupt des Dorfes.
Sie verbeugte sich artig und sah den Mann schließlich an.
„Kon nitchiwa. Ich bin Rijan. Gibt es etwas, dass ich für Euch tun kann?“
Der ältere Mann lächelte und hieß sie willkommen. Doch dann machte er ein entschuldigendes Gesicht.
„Früher hätten wir einen Dämonenjäger gut gebrauchen können. Doch in letzter Zeit ist es hier sehr ruhig geworden. Vermutlich hörten die Dämonen davon, dass wir beschützt wurden.“
Rijan runzelte leicht die Stirn. Keine dämonischen Aktivitäten mehr. Das klang seltsam, konnte natürlich aber durchaus vollkommen harmlos sein. Rijan bedankte sich für die Information und schlug die Einladungen der Bewohner aus. Rasch machte sie sich auf den weiteren Weg.
Rijan besuchte noch vier weitere Dörfer, doch immer wieder bekam sie das gleiche zu hören. Es schien als wären sämtliche Dämonen von hier verschwunden. Rijan fand das nun mehr als nur besorgniserregend. Sie war weit umhergestreift, konnte aber keine gefährliche Aura entdecken. In der Regel flohen Dämonen nur, wenn ein weitaus mächtigerer Dämon in der Gegend war. Doch dieser hinterließ ohne Zweifel eine mächtige Aura. Eine Art Präsenz, die einer Dämonenjägerin sofort auffiel. Doch hier war nichts dergleichen. Warum also waren die Dämonen verschwunden? Es musste einen Grund dafür geben. Unbehagen breitete sich in ihr aus. Das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
Rijan fand für die Übernachtung eine kleine Höhle. Sie machte es sich dort gerade für die Nacht gemütlich, als sie Schritte vom Eingang her hörte. Es regnete draußen in Strömen, was den Neuankömmling laut fluchen ließ.
Rijan zog ihr Schwert und starrte angespannt in die Dunkelheit. Vielleicht hätte sie das Feuer noch nicht so schnell ausmachen sollen. Ihre Augen gewöhnten sich recht schnell an das dunkle Licht. Umrisse konnte sie erkennen. Sie sah eine große Gestalt. Er sah menschlich aus, doch Rijan wollte lieber kein Risiko eingehen. Ohne sich selbst zu bewegen, verfolgte sie weiterhin die Bewegungen des Eindringlings.
Er seufzte laut und warf seine Sachen achtlos auf den Boden. Sie hörte ihn leise murmeln. Schließlich entzündete er eine Fackel und leuchtete in das Innere der Höhle. Recht bald entdeckte er Rijan. Sie musterten einander und atmeten dann beide erleichtert auf. Wie Rijan selbst trug er die Uniform von Dämonenjägern. Während Rijan jedoch damals die von Sango übernommen hatte und ihre somit schwarz und pink war, war die des Fremden blau und rot. Sie kannte diese Farben nicht, war jedoch vorerst damit zufrieden, einen Gleichgesinnten vor sich zu haben.
„Kon banwa!“, grüßte er mit leichtem Akzent. Rijan erwiderte seinen Gruß und fragte nach seinem Namen. Er verbeugte sich vor ihr und stellte sich als Tetsu Mihara vor. Rijan musterte ihn genauer. Er war wie schon festgestellt etwas größer als sie. Auch war er breiter, was wohl von einem intensiven Training herrührte. Sein Gesicht war schön geschnitten, er hatte untypische grüne Augen und pechschwarzes Haar, das bis zu seinen Schultern reichte. Über seine rechte Wange verlief eine längliche Narbe und seine Stirn war verwundet. Rijan stand auf und bedeutete ihm sich zu setzen. Sie entzündete das Feuer erneut und reichte ihm etwas Wasser. Dankbar nahm er es entgegen und wischte sich dann das Blut von der Stirn. Als er bemerkte, dass Rijan ihn beobachtete, lächelte er schief und seufzte schwer.
„Ich weiß, was du denkst. Doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich einfach nur einen Baum übersehen habe.“
Rijan lachte und begab sich erneut zu ihrem nächtlichen Lager.
„Was treibt dich in diese Gegend. Du kommst nicht von hier.“ Er nickte und streckte sich.
„Hai, ich komme weiter aus dem Norden. Uns sind sozusagen die Dämonen ausgegangen.“
Rijan erstarrte und sah ihn aus großen Augen an.
„Euch auch?“ Nun sah auch er sie aus großen Augen an.
„Hier etwa ebenfalls?“ Rijan nickte und berichtete von ihren heutigen Erlebnissen.
„Ich kann mir keinen Reim darauf machen, aber es beunruhigt mich. Jetzt jedoch, wo ich weiß, dass das wohl in ganz Japan der Fall zu sein scheint, möchte ich die Beine in die Hand nehmen und laufen so schnell ich kann.“ Sie zitterte leicht, bekam sich aber wieder unter Kontrolle.
Tetsu schüttelte sich ebenfalls.
„Was geht hier vor? Ein mächtiger Dämon?“ Rijan schüttelte ihren Kopf.
„Das kann nicht sein. Dann dürften nicht alle Dämonen plötzlich verschwinden. Außerdem spüre ich keine starke Aura.“
Er nickte nachdenklich.
„Das ist wirklich sehr seltsam.“
Rijan schwieg und legte sich hin. Was sollte sie davon halten? Nie zuvor war so etwas vorgekommen. Es musste etwas Großes bevorstehen, wenn plötzlich alle Dämonen von der Bildfläche verschwanden. Sie schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Goldene Augen riefen sich plötzlich in ihr Gedächtnis. Abrupt setzte sie sich auf. Verdammt, er war auch verschwunden. Sesshoumaru musste wissen, was hier vor sich ging.
„Nani?“ Sie sah Tetsu an.
„Ich glaube ich kenne jemanden, der uns vielleicht weiterhelfen kann.“
Erstaunt hob er eine Augenbraue. Rijan winkte ab.
„Das ist kompliziert. Aber ich habe gestern noch mit einem Dämon gekämpft. Um genau zu sein, waren insgesamt drei anwesend gewesen.“
Tetsu tat erstaunt.
„Aber im Norden ist es schon mindestens vier Wochen her, dass alle Dämonen verschwanden.“
Rijan nickte.
„Hai, hier wurden die Dörfer auch schon länger nicht mehr angegriffen.“